zwischen den Stühlen.....
zwischen den Stühlen..... - # 2

allgemeiner Austausch
Joo
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Re: zwischen den Stühlen.....

Post 16 im Thema

Beitrag von Joo »

Hallo Luzy,

deine Zerrissenheit und deine Zweifel kenne ich gut. Den inneren Kampf, das Nicht-Wahrhabenwollen, die Inakzeptanz der eigenen Identität, ist meiner Meinung nach fester Bestandteil der Bewusstwerdung unseres Transseins.
Luzy-Sade hat geschrieben: Mo 10. Nov 2025, 09:38 Bisher gab es es immer Phasen in meinem Leben wo Luzy mal mehr mal weniger, oder auch gar nicht in meinem Leben war. Ich glaube jeder hier kennt das ein wenig. Man hat gekaufte Dinge wieder weggeworfen oder gar im Keller verstaut....oder oder oder....aber diese Bitch kam immer wieder und hat an meinem emotionalen Kostüm gerüttelt.
Nun werden diese Phasen oder Interwalle immer immer kürzer und kürzer. Ich weiß aber nicht so recht ob es Sinn macht dem allem nach zu geben. Denn ich bin mir einfach nicht sicher ob es doch nur ein Fetisch ist oder ob es echt und nachhaltig ist. Ich habe Angst bei grösseren Veränderungen, eines Morgens auf zu wachen und alles ganz falsch oder fürchterlich zu finden.
Der erste Schritt in meinem Trans-Leben war der Verlust der Gewissheit und die Erfahrung des Zweifels. Die Erkenntnis sich nicht im sicheren Raum des Normativen zu bewegen war für mich - wahrscheinlich für jeden unserer Art - erst einmal „überwältigend“. Es folgt Verdrängung, Verleugnung, Verheimlichung und die Erkenntnis, dass da etwas ist, was man nicht will, aber doch immer wieder begehrt.

Ein ständiger Begleiter meiner Isolation war die Scham. Erst mit meinem Coming Out und durch dieses Forum habe ich den Weg zu meiner Identität gefunden, konnte endlich zulassen, zu mir selbst zu stehen.

Ich habe mich bisher nur in einem sehr kleinen Kreis geoutet und doch habe ich seitdem das Gefühl, endlich frei atmen zu können. Obwohl ich immer überzeugt war, ein aufgeklärter, vorurteilsfreier und liberaler Mensch zu sein, musste ich in den letzten beiden Jahren erfahren, wie sehr ich in meinen eigenen Konventionen gefangen war. Auch heute kämpfe ich immer mal wieder mit meiner eigenen Scham, was sich aber geändert hat, ich kann sie hinterfragen.

Letztlich denke ich, vor mir selbst kann ich mich nicht verstecken und wenn ich es täte, wäre das mein Weg zurück zum Unglücklichsein. Für viele Menschen mag das binäre System das stimmige sein, für mich ist es das nicht. Die Fixierung der Welt auf die Biologie zwischen den Polen von Mann und Frau erscheint mir zu einfach. Meine Identität ist eine sehr individuelle, einmalige und gehört naturgemäß nur mir. Mich identisch leben zu können, empfinde ich als ein großes Glück.

LG Joo
Mein Name ist Mensch.
Die Toleranz der Anderen ist meine Freiheit.
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