So unabsichtlich sehe ich das nicht mal, denn die Formulierungen aus der Ankündigung definieren ja praktisch ein Feindbild. Meine Interpretation: Sie fühlen sich durch die Auflösung der strikt biologistischen Gendertrennung bedroht. Sowohl in ihrer geschlechtlichen Identität, als auch in ihrem sexuellen Begehren. Eine Tendenz, die hier ja auch aus manchen Beiträgen durchscheint. Die klaren Trennungen in diese und jene Gruppen und Label werden ja quasi aufgehoben, also die Grundlage für Selbstverständnis und alle Argumentationen der letzten x-zig Jahre. Kein Wunder, dass Menschen wie Schwarzer und Feddersen am Rad drehen, wenn ihr Glaubenssystem einfach nicht mehr akzeptiert wird.Ralf-Marlene hat geschrieben: Mo 2. Mär 2020, 08:47Ich bleibe bei meinen Aussagen: Der Text war, vermutlich unabsichtlich, verletzend. Die empfunden Verletzungen sind berechtigt und basieren nicht auf reiner übersteigerter Empfindlichkeit. Sie sind nicht nur "empfunden".
Darum ging es mir aber gar nicht. Auch wenn ich persönlich die Einstellungen dieser Leute ablehne und ihre Formulierungen als feindlich mir gegenüber wahrnehme, möchte ich nämlich gerade nicht auf diese Freund-Feind-Logik einsteigen. Das wird nämlich nichts konstruktives bringen, sondern wie in vielen Fällen vorher zu einer Zersplitterung, Zerfleischung und Verminderung der Kräfte gegen das eigentliche Problem führen, das nur mittelbar mit Geschlecht zu tun hat. Der Knackpunkt wird das Verständnis sein, dass jene Ungerechtigkeit und Gewalt, gegen die "sie" (und "wir") kämpfen, aus einer Ideologie von Hierachie, Kampf und Nullsummenspiel kommt, die früher tatsächlich mit dem biologistischen, binären Geschlechtermodell identisch war. Heute noch an letzterem festzuhalten heisst, zu einem Teil des ungerechten, gewalttätigen Systems zu werden.
Ja, ich fühle mich durch die geäusserten Ansichten dieser Leute angegriffen. Nicht verletzt, sondern bedroht. Ich fühle mich bedroht in meiner Existenz, in meinen Rechten zur Entfaltung und Teilhabe. Aber! Es gibt einen Unterschied zwischen "Du hast mich angegriffen" und "Ich empfinde das von Dir als Angriff".
Wenn ich auch nur etwas von GfK und verwandten Ideen gelernt habe, dann dass ich (bei nicht objektiv messbaren Größen) immer nur etwas über mich, bzw meine Empfindungen aussagen kann. Und die sind immer real. Ich kann versuchen, sie zu verstehen oder zu verändern, aber das ändert nichts an ihrer Wahrheit. Aber nochmal: Die Empfindung ist wahr. Nichts anderes ist so objektiv, dass wir drüber streiten könnten.
Der Punkt ist: Die Aussagen aus der Ankündigung, die zB Michi zitiert hat, machen genau den gleichen Fehler. Statt "wir sehen/fühlen/empfinden uns bedroht durch (Beobachtungen und Prognosen)" steht da (überspitzt) "Die da (also "wir") zerstören uns, löschen uns aus, machen uns unsichtbar". Dem ein "ihr verletzt uns" entgegen zu setzen wird doch höchstens zu einem führen, nämlich "Gut so, denn ihr seid unser Feind".