Ralf-Marlene hat geschrieben: Do 18. Okt 2018, 10:58
Liebe Nadine,
ja, bei den von Dir angeführten Sätzen, aber auch nur da, provoziert der Autor. Hierbei finde ich aber auch, dass nur
Vergewaltigungsporno in Thailand
die Grenzen zur Diskriminierung überschreitet.
Mich erstaunt, mit welcher Vehemenz und mit welchen hier nicht hin gehörenden Verknüpfungen eine bissige Darstellung der Sicht eines jungen Schwulen angegriffen wird. Auch ich fühle mich in die Zeiten zurückversetzt, in denen mir Heterosexuelle sagen, ich solle nicht so empfindlich sein oder ich nähme meine eigenen Empfindungen zu wichtig.
Der Autor stellt hier, offensichtlich für Dich und MichiWell nicht nachvollziehbar, dar, wie verletzend und ausgrenzend es für einen schwulen jungen Mann auf dem Weg zu sich selbst es ist, seine Liebe und sein für den anderen Sorgen wollen hier als verzerrtes Spiel und reinen Sex ohne Gefühl gezeigt wird.
Nein, ich habe an diese verquaste und verquere Zeit in meinem Leben genau so wenig schöne Erinnerungen wie der Autor Adrian Schulz.
...und auch heute noch bin ich nicht "aus der Zeit gefallen" genug, um es nicht verletzend zu finden, wenn hier "heterosexuelle Männer"(lesbische Frauen?) es zwar verlockend finden, wenn sie fremden Männern ohne Gefühl einen blasen wollen aber einen Mann küssen für wiederlich und ekel erregend halten.
viewtopic.php?f=22&t=14568&hilit=oral
Ich finde es gut, wenn hier jede Person ihre Gefühle und ihre Sicht der Dinge sagt. Etwas seltsam finde ich, wenn im dem Zug die Gefühle eines anderen als minderwertig erscheinen.
Ich denke, ich verstehe es nicht falsch, wenn MichiWell die Handlungen zwischen zwei heterosexuellen Männern für
befremdlich, abscheulich, widerlich
hält, nicht die Tatsache, dass ein schwuler Mann darunter leidet. Solche Perversionen kommen dann ja auch nur im Westen vor... womit der nächste Angriff auf eine mir zugeschriebene Eigenschaft geschieht.
Aber halt, ich vergaß, ich nehme mich selber zu ernst und darf nicht so empfindlich sein ...außer, wenn es sich um mein Empfinden zu meiner Geschlechterrolle betrifft und ich keine Männer küsse.
Ok,
wir sind uns also in so fern einig: der autor ist "bissig".
Heißt für mich: Er spricht über Heteros in einem ton wie es eher homophoben eigen ist, um so etwas aufzuneigen/aufzurütteln und ich glaube das MichiWell eben das zu wörtlich nahm
und glaubt Adrain schulz verabscheut ERNSTHAFT Heteros - und schreibt dann folgerechtig: "vermittelt er doch von vorn bis hinten Abscheu vor dem heterosexuellen weißen Mann, und pflegt so ein Feindbild. Ich lese wirklich gerne mal die Artikel in der TAZ. Da ist sehr viel Gutes dabei, aber leider auch immer wieder Ideologie, die das Denken vergiftet. Auf diese Weise werden die Gräben nur immer wieder neu und noch tiefer aufgerissen."
Und du müsstest es ja nach vollziehen können da du schreibst: "Hierbei finde ich aber auch, dass nur
Vergewaltigungsporno in Thailand
die Grenzen zur Diskriminierung überschreitet." Und wenn es nur die eine sache ist/wäre - es ist eine grenzüberschreitung. Es ist diskreminierend.
ABER
es ist ein reines stilmittel - oder wie du es sagst: er ist "bissig". Daher auch der vergleich mit Serdar Somuncu. Seine rolle als "Hassprediger" wird ebenfalls mißverstanden von vielen, ich hab das auch nicht verstanden bis ich mal interviews mit ihm out-of-character gehört hatte. Ich war überrascht wie sanft und sensibel er war.
Das verurteile ich nicht. Ich finde es auch nicht "minderwertig".
Es ist ein legitimer rhetorischer stil auf diese weise irretationen zu schaffen die etwas zum vorschein bringen.
UND
Ich habe doch gesagt: er leidet. Ich verstehe das er leidet, ich selbst war auch mal teenager. Ich kenne die spiele - (wie bereits geschrieben), doch entweder hab ich mich unklar ausgedrückt oder du hast nicht genau gelesen was ich gecshrieben hab.
Das was mich dazu verleitet hat
zu schreiben das er "aus der Zeit gefallen" scheint (ok, ich hätte mich hier klarer ausdrücken sollen und verstehe warum das verletzend war ...), war der gedanke:
Aber er ist doch jetzt erwachsen ... wenn es ihm also nicht nur darum geht bei männlichen lesern nachdenklichkeit auszulösen (das sie eigentlich auch gerne noch körper erkunden würden, sich aber nicht trauen) ... und auch nicht nur darum fühlbar zu machen wie sich ein junge inder pupertät fühlt ...
sondern AUCH um einen eigenen frust ... ja ... wo ist das problem?
Er möchte "anpimmeln" auf der toilette spielen? Dazu gibts cruising ... ob auf WC's, FKK-Stränden, wäldchen, Parkplätzen, Baggerseen ... hab ich selbst auch schon gemacht, versuche es aber zu meiden wegen gesundheitlicher risiken. Bei planetromeo traf ich einen gleichaltrigen der mir davon erzählte das er mit einem anderen sich im Sommer nachts verabredet ... sie haben einen treffpunkt, doch starten ein spiel: jeder evrscteckt seine kleidung irgendwo und muss eine weite strecke KOMPLETT nackt durch die nacht schleichen (wir reden von anch null uhr) und dann haben sie in der natur sex. Und natürlich: sie sind dabei sehr darauf bedacht niemanden zu belästigen. Es muss also nicht wie beim cruising der wildfremde sein ... nein, dank der plattformen heutzutage kann man sich sexfreundschaften aufbauen und für sich (und mit den anderen) entscheiden wie man sich zu safersex verhält.
Kurz: Es gibt so viele möglichkeiten heute ...
Ich kenne zum Beispiel jemanden der total auf dicke männer steht. Und dank der heutigen zeit: Hat er sich bei einer Dating-plattform angemeldet wo er einen seeeehr beleibten mann kennengelenrt hat und die sind jetzt seit einigen jahren ein paar.
Und das meine ich mit "aus der Zeit gefallen": Früher in den 80ern gab es nicht soviele anlaufstellen. Da gab es sicher auch die einschlägigen plätze bars, aber die mussten ja auch erstmal gefunden werden bzw. man müsste wissen das es diese überhaupt gibt. Und damit beziehe ich mich jetzt auf Adrian im erwachsenen alter.
Du schreibst:
"...und auch heute noch bin ich nicht "aus der Zeit gefallen" genug, um es nicht verletzend zu finden, wenn hier "heterosexuelle Männer"(lesbische Frauen?) es zwar verlockend finden, wenn sie fremden Männern ohne Gefühl einen blasen wollen aber einen Mann küssen für wiederlich und ekel erregend halten."
Wie gesagt: Da haben wir uns missverstanden. Ich weiß das es viele männer gibt die so empfinden und falls sich spontan was ergibt und du dir jetzt einen kuss wünscht, hier aber zurückgewiesen wirst ist das sicher verletztend. Bei richtigen verabredungen kann man ja vorher besprechen was geht und was nicht.
Doch das mit dem küssen ... weißt du ... ein kuss ist auch für mich das intimste überhaupt. Ich hatte mal bei einem podcast eine frau gehört die sex-dates hat, doch unter gar keinen umständen möchte das der sex-date typ sie küsst. generell will sie keine zu große nähe. Bei ihrem festen partner (der davon weiß) ist das anders.
Du siehst: das hat nicht allein was mit sexueller neigung und eventuellen blockaden (erziehung/medien) zu tun,
Ich streube mich auch bei vielen sex-dates den mann zu küssen. Blowjobs? kein Problem! Aber küssen .... manchmal lass es einfach geschehen, um zu schauen was es mit mir macht.
Da merke ich dann was es ist: Es fühlt sich falsch an. Warum? weil ich keine liebe empfinde! Grade der kuss ist auch DAS bild der liebe.
Und es ist abstoßend dieses Bild zu leben, dabei aber keine liebe zu empfinden. Es kann sogar wehtun, da es zeigt was fehlt. Was ich in meinem leben vermisse.
Es ist auch nicht verwunderlich das ich in dem moment keine liebe empfinde: Es ist ein sex-date! Ich bin single und ich hab bedürfnisse.
Es ist oberflächlich, aber auf dauer immernoch besser als gar kein sex. Warum diese frau die einen partnert hat diesen oberflächlichen sex sucht ist mehr schleierhaft,
aber gut ... jeder hat auch so seinen film im Kopf. Vielleicht findet sie genau diese distanz sexy in diesem rahmen.
Bei vielen ist es eben auch der prozess des sich-findens - wie bei kindern & jugendlichen die solch spiele anfangen und damit einen schutzraum aufbauen. Man will was ausprobieren... man will schauen "wer bin ich?" ohne das es danach heißt "du bist schwul" und es am besten noch die runde macht sodass kontakte mit mädchen erschwert werden. Aber man will auch vermeiden verletzt zu werden durch zurückweisung.
Und bei wiederum anderen ist es schlicht sexuelle präferenz.
Wenn schwule männer abweisend sind gegenüber trans* personen, dann eben weil sie auf MÄNNER stehen. Das wird in foren dann auch so erklärt.
Falls es schwule typen gibt die sich dann nicht mal mit einer trans* unterhalten wollen ist das unreif ... und ärgerlich.
aber vielleicht auch eine frage des rahmens ... wenn ich als nadine in eine schwulendisco gehen würde und typen komisch reagieren,
wäre das ok für mich. Es ist ja ein ort viele auch auf der jagd sind und ich bin dann eben nicht ihr beuteschema.