Und täglich grüßt das ...spiel
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Marlene K.
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Und täglich grüßt das ...spiel

Post 1 im Thema

Beitrag von Marlene K. »

Obwohl ich oft mit den Texten von Adrian Schulz in der TAZ unter der Rubrik "Jung und dumm" nichts anfangen kann und ich mir einfach nur alt vorkpmme beim lesen, hat mich dieser Text sofort in meine Kindheit und Jugend versetzt.
Den Heterosexuellen oder Lesbier*innen unter Euch zeigt es vielleicht eine andere Welt.
https://www.taz.de/!5540238/
Als schwuler Mann in einer Welt aufzuwachsen, die von heterosexuellen Männern beherrscht wird, ist mitunter eine seltsame Erfahrung. Oft fragt man sich dabei: Was machen die da? Zum Beispiel: Was machen die da, wenn sie, vierzehnjährig, laut darüber nachdenken, ihre Deutschlehrerin zu penetrieren? Muss ich das auch wollen? Und warum will ich das nicht?

Notgedrungen überlegt man sich also ein paar Details dazu, was für Lehrerinnen welchen Faches man wie und warum gern penetrieren würde, und hört doch nicht auf, sich zu wundern. Wenn es meine jugendlich-männliche Umwelt so eindringlich nach solchen Dingen wie weiblicher Nacktheit und gemischtgeschlechtlicher Stimulation dürstet, fragt man, selber jugendlich: Warum hört man sie nach dem Sport dann immer so laut miteinander duschen? Und warum partizipieren so viele von ihnen dabei an einem Spiel namens "Anpimmeln", das vermutlich meint, was man vermutet? Man selber enthält sich.

Die Jahre vergehen. Und immer noch hört man nicht auf, sich zu wundern. Mit der inzwischen, zumindest nach innen, geleisteten Begriffsarbeit im Kopf fragt man: Warum komme ich im Biologieunterricht nur vor, wenn es um Sexualkrankheiten geht? Werde ich jemals glücklich sein? Und natürlich: Warum befummeln sich die Jungs um mich herum eigentlich immer noch? Massieren sich? Zeigen ihre Hoden vor?

Sind diese Leute also wie ich? Und wenn nein, warum tun sie dann ständig so? Sind das die Hormone? Ungebremster Libidoüberschuss? Oder ist dieses unablässige Angrabschen, Antäuschen, Abfälschen nicht eher der Nachweis, besonders männlich zu sein: ein Draufgänger, ein Mädchenabschlepper? Der so wenig Angst vor dem Wort schwul hat, so wenig Angst vor dem homoerotischen Kumpelgekuschel, weil er es einfach nicht ist? No homo!

Man ist immer noch schwul. Man macht nicht mit bei dem Gefummel, aus Angst, man würde entdeckt. So gerät man erst recht in Verdacht, im Ernst das zu sein, was im Spaß alle vorgeben. Und nie hört man auf, sich gefangen zu fühlen. Zu fragen: Was machen die da? Was mache ich da? Was mache ich mit meinem Körper? Was soll ich zeigen: Oberkörper? Arsch? Penis? Wem? Und was verrate ich damit? War wenigstens das früher nicht besser, als "schwul" noch schlicht "Sünde" bedeutete?

Diese Dynamik aus Verbergen und Enthüllen, man wird nicht schlau aus ihr. Will man auch gar nicht. Ihr mögt es doch sonst so eindeutig, denkt man. Dumpfbackiges Familienglück, Vergewaltigungsporno in Thailand, gescheiterte Ehen. Nicht viel Raum für Uneigentlichkeit. Eigentlich.Und doch — bei jedem Sport, den man nicht treibt; bei jedem allzu neugierig fragenden, aber garantiert heterosexuellen Freund, mit dem man spricht; bei jedem Pinkelbecken, an dem man vorbeigeht, hört man auch heute den Hall einer Neuntklässlerstimme, die schreit: Anpimmeln! Und man flüchtet sich auf die Kabine.
Marlene

Ich halte es mit Karl Popper im 1945 formulierten Toleranz-Paradoxon https://de.wikipedia.org/wiki/Toleranz-Paradoxon

Ich bin (nur) intolerant gegenüber der Intoleranz.
MichiWell
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Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 2 im Thema

Beitrag von MichiWell »

Liest sich merkwürdig befremdlich, abscheulich, widerlich. :shock:

Aber ganz ehrlich: Ich kannte sowas bisher überhaupt nicht. Weder persönlich, noch vom Hörensagen. Und ich würde mich bestens daran erinnern, weil mir das, obwohl als Hetero fühlend, ebenso zu wider gewesen wäre, wie es aus der Perspektive eines Homosexuellen beschrieben wurde.

Ich frage mich, ob es daran liegt, dass ich im Osten aufgewachsen bin? Wir hatten ja auch so Sachen, die man im Westen nicht kannte.

Ein bissel hat der Artikel allerdings auch noch ein anderes Geschmäckle ... vermittelt er doch von vorn bis hinten Abscheu vor dem heterosexuellen weißen Mann, und pflegt so ein Feindbild. Ich lese wirklich gerne mal die Artikel in der TAZ. Da ist sehr viel Gutes dabei, aber leider auch immer wieder Ideologie, die das Denken vergiftet. Auf diese Weise werden die Gräben nur immer wieder neu und noch tiefer aufgerissen.

Und das finde ich ehrlich gesagt sehr, sehr bedauerlich. :cry:
Brauchst Du Hilfe und hast niemanden zum quatschen? Dann schick mir 'ne PN!
Nils/Nadine

Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 3 im Thema

Beitrag von Nils/Nadine »

Den text darf man sicherlich nicht allzu wörtlich nehmen. Fühlt sich für mich ein wenig nach dem Stil von Serdar Somuncu an. Es soll provozieren und was zum platzen bringen.

Fühlt sich jedoch seltsam aus der zeit gefallen an, daher kann ich mir schon vorstellen das er eben den Zeitgeist von Ralf-Marlene beschreibt. Oder zumindest teilweise "¦ wenn ich da z.B. zurückdenke wie Ralf König sein Coming-Out beschrieben hat (er ging sehr selbstbewusst damit um und wurde dann auch respektiert). Aber gut, vielleicht ist es in teilen deutschlands immer noch genau so Ö_ö
Marlene K.
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Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 4 im Thema

Beitrag von Marlene K. »

Ich habe solche Erfahrungen von Heterosexuellen Männern unterschiedlichen Alters und sowohl ostdeutscher als auch westdeutscher Herkunft gehört. Selbst mein Vater war offen genug um solche Spiele unter Jugendlichen zu beschreiben.

Manche Homosexuellen haben bei solchen Gelegenheiten erste sexuelle Erfahrungen gesammelt, andere fanden sich wie ich davon eher abgestoßen und von dem frühen Machogehabe ausgegrenzt.
Nils/Nadine hat geschrieben: Mi 17. Okt 2018, 13:11 Fühlt sich jedoch seltsam aus der zeit gefallen an, daher kann ich mir schon vorstellen das er eben den Zeitgeist von Ralf-Marlene beschreibt.
Ich denke, der junge Autor ist, genau wie ich, eher nicht aus der Zeit gefallen sondern lebt, ebenso wie ich im hier und jetzt.
MichiWell hat geschrieben: Fr 12. Okt 2018, 11:56
Liest sich merkwürdig befremdlich, abscheulich, widerlich.
...
Ich frage mich, ob es daran liegt, dass ich im Osten aufgewachsen bin? Wir hatten ja auch so Sachen, die man im Westen nicht kannte.

... vermittelt er doch von vorn bis hinten Abscheu vor dem heterosexuellen weißen Mann, und pflegt so ein Feindbild. Ich lese wirklich gerne mal die Artikel in der TAZ. Da ist sehr viel Gutes dabei, aber leider auch immer wieder Ideologie, die das Denken vergiftet. Auf diese Weise werden die Gräben nur immer wieder neu und noch tiefer aufgerissen.
Ich finde es spannend, wie von der Schilderung von solchen sozialen, persönlichen Erfahrungen auf eine angeblich ausgrenzende Ideologie geschlossen wird und ein Ost-West Koinflikt herbeigeredet wird.
Ich selber bin im Westen geboren und lebe seit 1991 oft im Osten und habe Bekannte und Freunde aus beiden Gegenden. Ich habe die gravierenden Unterschiede im menschlichen noch immer nicht finden können. Beide "Gruppen" können gleich borniert sein.

Ich finde das hier beschriebene einvernehmliche Ausprobieren von Sexualität durch einige als heterosexuell wahrgenommener Männer zwar befremdlich, aber nicht als abscheulich, abstoßend oder widerlich.
Dies sind Worte, die würde ich bei Gewalt und Machtmissbrauch verwenden.

Doktorspiele sind früher und heute Sexualwissenschaftlern bekannt. Hier wird nichts anderes aus der Sicht eines Menschen beschrieben, der fühlt, dass das, was er dabei empfindet nicht dem entspricht, was die Mehrheit der Umwelt dabei empfindet.

Ich bin noch nicht zu alt, als dass ich mich daran erinnere, dass ich, wie jeder Mensch auch als Kind ein sexuell empfindendes Wesen war.
Marlene

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Nils/Nadine

Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 5 im Thema

Beitrag von Nils/Nadine »

Ja, nur der autor will ja über diese erinnerungen was anklagen und/oder ein Phänomen beschreiben.

Er sagt: "Man macht nicht mit bei dem Gefummel, aus Angst, man würde entdeckt. So gerät man erst recht in Verdacht, im Ernst das zu sein, was im Spaß alle vorgeben. Und nie hört man auf, sich gefangen zu fühlen."

Er leidet also, und führt dann fort:"Was soll ich zeigen: Oberkörper? Arsch? Penis? Wem? Und was verrate ich damit? War wenigstens das früher nicht besser, als "schwul" noch schlicht "Sünde" bedeutete?"

Denn bei einer Sünde wäre es wenigstens eindeutig. Doch so ist es vage und das wird bei kindern & jugendlichen heute wie damals nicht anders sein. Das ist auch ganz normal in dem alter. Das kenne ich auch: Man wagt sich vor und kann sich im zweifelsfall zurückziehen (das ist nicht nur bei homosexualität so, sondern auch beim verliebt sein) und sagen: "War doch nur spaß!" So als ob man einen besonders derben witz gemacht hat und es so hoffentlich keine konsequenzen gibt. Er beschreibt ein umfeld wo er sich nicht sicher sein kann ob es ok ist eben nicht hetero zu sein.

und holt dann zum schlag aus:"Ihr mögt es doch sonst so eindeutig, denkt man. Dumpfbackiges Familienglück, Vergewaltigungsporno in Thailand, gescheiterte Ehen."

Und ich nehme an das MichiWell eben genau das (und nicht die Annäherungsspiele) als befremdlich und heterofeindlich empfand.
Es ist halt mit giftiger/provokanter feder geschrieben, die eigentlich mehr sexuelle freiheit herrauskitzeln möchte bzw. andeutet das auch im erwachsenen alter diese wünsche noch schlummern - aber alle sind noch kleine kinder und können nicht dazu stehen.

Doch wenn ich deinen ersten eintrag und den namen des threads lese, scheint es dir ja vor allem um die schönen erinnerungen zu gehen^^
Marlene K.
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Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 6 im Thema

Beitrag von Marlene K. »

Liebe Nadine,
ja, bei den von Dir angeführten Sätzen, aber auch nur da, provoziert der Autor. Hierbei finde ich aber auch, dass nur
Vergewaltigungsporno in Thailand
die Grenzen zur Diskriminierung überschreitet.

Mich erstaunt, mit welcher Vehemenz und mit welchen hier nicht hin gehörenden Verknüpfungen eine bissige Darstellung der Sicht eines jungen Schwulen angegriffen wird. Auch ich fühle mich in die Zeiten zurückversetzt, in denen mir Heterosexuelle sagen, ich solle nicht so empfindlich sein oder ich nähme meine eigenen Empfindungen zu wichtig.

Der Autor stellt hier, offensichtlich für Dich und MichiWell nicht nachvollziehbar, dar, wie verletzend und ausgrenzend es für einen schwulen jungen Mann auf dem Weg zu sich selbst es ist, seine Liebe und sein für den anderen Sorgen wollen hier als verzerrtes Spiel und reinen Sex ohne Gefühl gezeigt wird.

Nein, ich habe an diese verquaste und verquere Zeit in meinem Leben genau so wenig schöne Erinnerungen wie der Autor Adrian Schulz.
...und auch heute noch bin ich nicht "aus der Zeit gefallen" genug, um es nicht verletzend zu finden, wenn hier "heterosexuelle Männer"(lesbische Frauen?) es zwar verlockend finden, wenn sie fremden Männern ohne Gefühl einen blasen wollen aber einen Mann küssen für wiederlich und ekel erregend halten.
viewtopic.php?f=22&t=14568&hilit=oral
Ich finde es gut, wenn hier jede Person ihre Gefühle und ihre Sicht der Dinge sagt. Etwas seltsam finde ich, wenn im dem Zug die Gefühle eines anderen als minderwertig erscheinen.

Ich denke, ich verstehe es nicht falsch, wenn MichiWell die Handlungen zwischen zwei heterosexuellen Männern für
befremdlich, abscheulich, widerlich
hält, nicht die Tatsache, dass ein schwuler Mann darunter leidet. Solche Perversionen kommen dann ja auch nur im Westen vor... womit der nächste Angriff auf eine mir zugeschriebene Eigenschaft geschieht.
Aber halt, ich vergaß, ich nehme mich selber zu ernst und darf nicht so empfindlich sein ...außer, wenn es sich um mein Empfinden zu meiner Geschlechterrolle betrifft und ich keine Männer küsse.
Marlene

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FallenMycraft

Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 7 im Thema

Beitrag von FallenMycraft »

Ralf-Marlene hat geschrieben: Do 18. Okt 2018, 10:58 Ich denke, ich verstehe es nicht falsch, wenn MichiWell die Handlungen zwischen zwei heterosexuellen Männern für

befremdlich, abscheulich, widerlich

hält, nicht die Tatsache, dass ein schwuler Mann darunter leidet.
Hallo Ralf-Marlene,

ich denke schon, dass du Michi hier falsch verstanden hast. Ich denke ihre Äußerung bezog sich auf die öffentlich sexuellen Handlungen der heterosexuellen experimentierenden Jugendlichen. Zumindest habe ich das so verstanden. Ich denke nicht, dass damit generell das Ausleben einer Homosexuellen Partnerschaft gemeint war.

LG Daniela (flow)
Marlene K.
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Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 8 im Thema

Beitrag von Marlene K. »

FallenMycraft hat geschrieben: Do 18. Okt 2018, 11:14 Hallo Ralf-Marlene,

ich denke schon, dass du Michi hier falsch verstanden hast. Ich denke ihre Äußerung bezog sich auf die öffentlich sexuellen Handlungen der heterosexuellen experimentierenden Jugendlichen. Zumindest habe ich das so verstanden. Ich denke nicht, dass damit generell das Ausleben einer Homosexuellen Partnerschaft gemeint war.

LG Daniela (flow)
Liebe Daniela,
dann habe ich MichiWell Deiner Aussage nach sehr wohl richtig verstanden.

Wie würde es sich für Dich anfühlen, wenn ich, wenn Du Deine Frau mit einem Kuss verabschiedest von mir ein: "Das ist ja widerlich!" käme?

Ich selber finde intimen körperlichen Kontakt zu Frauen nicht verlockend, würde diesen aber, wenn er einvernehmlich zwischen zwei Menschen stattfindet aus Rücksicht auf die Gefühle der Beteiligten nicht als
abscheulich, widerlich
bezeichnen.
Marlene

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FallenMycraft

Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 9 im Thema

Beitrag von FallenMycraft »

Ralf-Marlene hat geschrieben: Do 18. Okt 2018, 11:27 Wie würde es sich für Dich anfühlen, wenn ich, wenn Du Deine Frau mit einem Kuss verabschiedest von mir ein: "Das ist ja widerlich!" käme?
Hallo Ralf-Marlene,

bitte verzeih mir, wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe. Für mich macht es sehr wohl einen Unterschied ob es um Zärtlichkeiten oder offenen sexuellen Handlungen geht. Küssen, Umarmungen, etc. ist mMn etwas anders als das oben beschriebene "anpimmeln" oder "Hoden zeigen".

Genauso wie ein Kuss und eine Umarmung unter Heteros was anderes ist, als sich gegenseitig mit den jeweiligen Geschlechtsteilen abzuklatschen. (Das finde ich genauso absurd in der Öffentlichkeit.)

Noch mal in aller Deutlichkeit. Ich finde Zärtlichkeiten und Liebesbekundungen unter gleichgeschlechtlichen Paaren in keinster Weise widerlich, sondern einfach schön. Es bedeutet nämlich, dass sich zwei Menschen gefunden haben.

LG Daniela (flow)
Marlene K.
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Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 10 im Thema

Beitrag von Marlene K. »

Ja, liebe Daniela, dass hatte ich bei Dir auch so gelesen.
Aber in dem Text geht es nicht darum, private Körperteile in der Öffentlichkeit zu zeigen. Dieses Ausprobieren geschieht ja in unterschiedlichster Form. Ich denke, ich verstehe Michiwell nicht falsch, wenn sie jede Form von Sexualität zwischen Männern abwertet. Aber dies ist eine Frage, die kann uns nur Michi beantworten.

Meine Kritikpunkte an Diskussionsbeiträgen in Bezug auf BJs (viewtopic.php?f=22&t=14568)und auch auf Tanzen(viewtopic.php?f=23&t=16322) mit einem Mann bleiben bestehen. Ich kenne die Zurückweisung von transsexuellen Menschen durch homosexuelle Person beiderlei Geschlechts und auch die Herabsetzung von gleichgeschlechtlich Liebenden im Geburtsgeschlecht durch Trans*Personen. Beides finde ich zumindest schräg und benenne es in den beiden Gemeinschaften in denen ich mich bewege.
Marlene

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FallenMycraft

Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 11 im Thema

Beitrag von FallenMycraft »

Ralf-Marlene hat geschrieben: Do 18. Okt 2018, 12:39 Ich kenne die Zurückweisung von transsexuellen Menschen durch homosexuelle Person beiderlei Geschlechts und auch die Herabsetzung von gleichgeschlechtlich Liebenden im Geburtsgeschlecht durch Trans*Personen. Beides finde ich zumindest schräg und benenne es in den beiden Gemeinschaften in denen ich mich bewege.
Ralf-Marlene, da bin ich ganz bei dir. Ich kann das auch nicht wirklich nachvollziehen. Aber als jemand, der nie genug von irgendetwas war um wirklich zu der jeweiligen Subkultur dazuzugehören, kann ich das etwas verstehen. Ich war nie genug gothic, bdsm, usw. Und auch jetzt als "Teilzeit-Spass-Frau" fühle ich mich wieder etwas "zu wenig". Das kann aber auch an mir liegen.

LG Daniela (flow)
Nils/Nadine

Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 12 im Thema

Beitrag von Nils/Nadine »

Ralf-Marlene hat geschrieben: Do 18. Okt 2018, 10:58 Liebe Nadine,
ja, bei den von Dir angeführten Sätzen, aber auch nur da, provoziert der Autor. Hierbei finde ich aber auch, dass nur
Vergewaltigungsporno in Thailand
die Grenzen zur Diskriminierung überschreitet.

Mich erstaunt, mit welcher Vehemenz und mit welchen hier nicht hin gehörenden Verknüpfungen eine bissige Darstellung der Sicht eines jungen Schwulen angegriffen wird. Auch ich fühle mich in die Zeiten zurückversetzt, in denen mir Heterosexuelle sagen, ich solle nicht so empfindlich sein oder ich nähme meine eigenen Empfindungen zu wichtig.

Der Autor stellt hier, offensichtlich für Dich und MichiWell nicht nachvollziehbar, dar, wie verletzend und ausgrenzend es für einen schwulen jungen Mann auf dem Weg zu sich selbst es ist, seine Liebe und sein für den anderen Sorgen wollen hier als verzerrtes Spiel und reinen Sex ohne Gefühl gezeigt wird.

Nein, ich habe an diese verquaste und verquere Zeit in meinem Leben genau so wenig schöne Erinnerungen wie der Autor Adrian Schulz.
...und auch heute noch bin ich nicht "aus der Zeit gefallen" genug, um es nicht verletzend zu finden, wenn hier "heterosexuelle Männer"(lesbische Frauen?) es zwar verlockend finden, wenn sie fremden Männern ohne Gefühl einen blasen wollen aber einen Mann küssen für wiederlich und ekel erregend halten.
viewtopic.php?f=22&t=14568&hilit=oral
Ich finde es gut, wenn hier jede Person ihre Gefühle und ihre Sicht der Dinge sagt. Etwas seltsam finde ich, wenn im dem Zug die Gefühle eines anderen als minderwertig erscheinen.

Ich denke, ich verstehe es nicht falsch, wenn MichiWell die Handlungen zwischen zwei heterosexuellen Männern für
befremdlich, abscheulich, widerlich
hält, nicht die Tatsache, dass ein schwuler Mann darunter leidet. Solche Perversionen kommen dann ja auch nur im Westen vor... womit der nächste Angriff auf eine mir zugeschriebene Eigenschaft geschieht.
Aber halt, ich vergaß, ich nehme mich selber zu ernst und darf nicht so empfindlich sein ...außer, wenn es sich um mein Empfinden zu meiner Geschlechterrolle betrifft und ich keine Männer küsse.

Ok,

wir sind uns also in so fern einig: der autor ist "bissig".

Heißt für mich: Er spricht über Heteros in einem ton wie es eher homophoben eigen ist, um so etwas aufzuneigen/aufzurütteln und ich glaube das MichiWell eben das zu wörtlich nahm
und glaubt Adrain schulz verabscheut ERNSTHAFT Heteros - und schreibt dann folgerechtig: "vermittelt er doch von vorn bis hinten Abscheu vor dem heterosexuellen weißen Mann, und pflegt so ein Feindbild. Ich lese wirklich gerne mal die Artikel in der TAZ. Da ist sehr viel Gutes dabei, aber leider auch immer wieder Ideologie, die das Denken vergiftet. Auf diese Weise werden die Gräben nur immer wieder neu und noch tiefer aufgerissen."

Und du müsstest es ja nach vollziehen können da du schreibst: "Hierbei finde ich aber auch, dass nur
Vergewaltigungsporno in Thailand
die Grenzen zur Diskriminierung überschreitet." Und wenn es nur die eine sache ist/wäre - es ist eine grenzüberschreitung. Es ist diskreminierend.

ABER

es ist ein reines stilmittel - oder wie du es sagst: er ist "bissig". Daher auch der vergleich mit Serdar Somuncu. Seine rolle als "Hassprediger" wird ebenfalls mißverstanden von vielen, ich hab das auch nicht verstanden bis ich mal interviews mit ihm out-of-character gehört hatte. Ich war überrascht wie sanft und sensibel er war.

Das verurteile ich nicht. Ich finde es auch nicht "minderwertig".
Es ist ein legitimer rhetorischer stil auf diese weise irretationen zu schaffen die etwas zum vorschein bringen.

UND

Ich habe doch gesagt: er leidet. Ich verstehe das er leidet, ich selbst war auch mal teenager. Ich kenne die spiele - (wie bereits geschrieben), doch entweder hab ich mich unklar ausgedrückt oder du hast nicht genau gelesen was ich gecshrieben hab.

Das was mich dazu verleitet hat
zu schreiben das er "aus der Zeit gefallen" scheint (ok, ich hätte mich hier klarer ausdrücken sollen und verstehe warum das verletzend war ...), war der gedanke:

Aber er ist doch jetzt erwachsen ... wenn es ihm also nicht nur darum geht bei männlichen lesern nachdenklichkeit auszulösen (das sie eigentlich auch gerne noch körper erkunden würden, sich aber nicht trauen) ... und auch nicht nur darum fühlbar zu machen wie sich ein junge inder pupertät fühlt ...

sondern AUCH um einen eigenen frust ... ja ... wo ist das problem?

Er möchte "anpimmeln" auf der toilette spielen? Dazu gibts cruising ... ob auf WC's, FKK-Stränden, wäldchen, Parkplätzen, Baggerseen ... hab ich selbst auch schon gemacht, versuche es aber zu meiden wegen gesundheitlicher risiken. Bei planetromeo traf ich einen gleichaltrigen der mir davon erzählte das er mit einem anderen sich im Sommer nachts verabredet ... sie haben einen treffpunkt, doch starten ein spiel: jeder evrscteckt seine kleidung irgendwo und muss eine weite strecke KOMPLETT nackt durch die nacht schleichen (wir reden von anch null uhr) und dann haben sie in der natur sex. Und natürlich: sie sind dabei sehr darauf bedacht niemanden zu belästigen. Es muss also nicht wie beim cruising der wildfremde sein ... nein, dank der plattformen heutzutage kann man sich sexfreundschaften aufbauen und für sich (und mit den anderen) entscheiden wie man sich zu safersex verhält.

Kurz: Es gibt so viele möglichkeiten heute ...

Ich kenne zum Beispiel jemanden der total auf dicke männer steht. Und dank der heutigen zeit: Hat er sich bei einer Dating-plattform angemeldet wo er einen seeeehr beleibten mann kennengelenrt hat und die sind jetzt seit einigen jahren ein paar.

Und das meine ich mit "aus der Zeit gefallen": Früher in den 80ern gab es nicht soviele anlaufstellen. Da gab es sicher auch die einschlägigen plätze bars, aber die mussten ja auch erstmal gefunden werden bzw. man müsste wissen das es diese überhaupt gibt. Und damit beziehe ich mich jetzt auf Adrian im erwachsenen alter.

Du schreibst:

"...und auch heute noch bin ich nicht "aus der Zeit gefallen" genug, um es nicht verletzend zu finden, wenn hier "heterosexuelle Männer"(lesbische Frauen?) es zwar verlockend finden, wenn sie fremden Männern ohne Gefühl einen blasen wollen aber einen Mann küssen für wiederlich und ekel erregend halten."

Wie gesagt: Da haben wir uns missverstanden. Ich weiß das es viele männer gibt die so empfinden und falls sich spontan was ergibt und du dir jetzt einen kuss wünscht, hier aber zurückgewiesen wirst ist das sicher verletztend. Bei richtigen verabredungen kann man ja vorher besprechen was geht und was nicht.

Doch das mit dem küssen ... weißt du ... ein kuss ist auch für mich das intimste überhaupt. Ich hatte mal bei einem podcast eine frau gehört die sex-dates hat, doch unter gar keinen umständen möchte das der sex-date typ sie küsst. generell will sie keine zu große nähe. Bei ihrem festen partner (der davon weiß) ist das anders.

Du siehst: das hat nicht allein was mit sexueller neigung und eventuellen blockaden (erziehung/medien) zu tun,

Ich streube mich auch bei vielen sex-dates den mann zu küssen. Blowjobs? kein Problem! Aber küssen .... manchmal lass es einfach geschehen, um zu schauen was es mit mir macht.
Da merke ich dann was es ist: Es fühlt sich falsch an. Warum? weil ich keine liebe empfinde! Grade der kuss ist auch DAS bild der liebe.
Und es ist abstoßend dieses Bild zu leben, dabei aber keine liebe zu empfinden. Es kann sogar wehtun, da es zeigt was fehlt. Was ich in meinem leben vermisse.
Es ist auch nicht verwunderlich das ich in dem moment keine liebe empfinde: Es ist ein sex-date! Ich bin single und ich hab bedürfnisse.
Es ist oberflächlich, aber auf dauer immernoch besser als gar kein sex. Warum diese frau die einen partnert hat diesen oberflächlichen sex sucht ist mehr schleierhaft,
aber gut ... jeder hat auch so seinen film im Kopf. Vielleicht findet sie genau diese distanz sexy in diesem rahmen.

Bei vielen ist es eben auch der prozess des sich-findens - wie bei kindern & jugendlichen die solch spiele anfangen und damit einen schutzraum aufbauen. Man will was ausprobieren... man will schauen "wer bin ich?" ohne das es danach heißt "du bist schwul" und es am besten noch die runde macht sodass kontakte mit mädchen erschwert werden. Aber man will auch vermeiden verletzt zu werden durch zurückweisung.

Und bei wiederum anderen ist es schlicht sexuelle präferenz.
Wenn schwule männer abweisend sind gegenüber trans* personen, dann eben weil sie auf MÄNNER stehen. Das wird in foren dann auch so erklärt.
Falls es schwule typen gibt die sich dann nicht mal mit einer trans* unterhalten wollen ist das unreif ... und ärgerlich.
aber vielleicht auch eine frage des rahmens ... wenn ich als nadine in eine schwulendisco gehen würde und typen komisch reagieren,
wäre das ok für mich. Es ist ja ein ort viele auch auf der jagd sind und ich bin dann eben nicht ihr beuteschema.
Marlene K.
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Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 13 im Thema

Beitrag von Marlene K. »

Bei den Verletzungen, die ich empfinde, beziehe ich mich auf hier im Forum gesagtes oder bei Gayroyal gesagtes.
Es ist etwas anderes, ob ich sage, mir ist es nicht möglich, einen Menschen beim schnellen Sex zu küssen oder ob ich sage, für mich ist es widerlich als Mann einen Mann zu küssen.

Ich denke, liebe*r Nils/Nadine, wir sind vom Grundsatz her gar nicht so unterschiedlich. Ich will mir aber nicht immer pseudorational meine eigenen Gefühle weg erklären.

Wenn Schwule nicht auf Trans*Person stehen, gibt dies kein Recht verletzend zu werden.

Wenn CrossDresser heterosexuell veranlagt sind, gibt dies ihnen kein Recht Schwule zu verletzen.

Falls MichiWell die "Angriffe" als so diskriminierend wahrnimmt, warum nicht diese zurückweisen? Warum dieser Generalangriff und das Umlenken auf Ost-West-Thematik? Aber ich denke, wir sollten die MichiWell-Thematik beenden. Nur sie selber könnte uns sagen, wie sie etwas gemeint hat. Dies scheint sie nicht zu wollen. Somit kann ich außer dem schon mehrfach gesagten nichts mehr hinzufügen.
Marlene

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Nils/Nadine

Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 14 im Thema

Beitrag von Nils/Nadine »

Niemand hat das recht einen anderen menschen zu verletzen - passieren tut es trotzdem.
Solche menschen sind dann unreif (oder meinen-es-nicht-so) - ist es dir nicht möglich dementsprechend solch Äußerungen als nicht persönlich zu nehmen?

Ich hab dich (glaube ich) verletzt, doch das war nicht meine absicht und ich hoffe ich konnte dir das zeigen.

zum pseudorationalen weg erklären von gefühlen: Nur für den fall das du das auf meine Erklärungsversuche münzt ... ich übe mich immer wieder in selbstreflexion
und unterhalte mich mit freunden über all diese dinge. Und natürlich können da auch irrtümmer enstehen. Sich selbst zu begreifen ist eben nicht leicht.
Da hilft nur probieren über studieren.
Marlene K.
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Re: Und täglich grüßt das ...spiel

Post 15 im Thema

Beitrag von Marlene K. »

Liebe*r Nils/Nadine,
es kommt glaube ich persönlicher rüber, als ich es empfinde. Es geht nicht nur um mich, es geht um unser aller, also auch meiner, Achsamkeit den Gefühlen des anderen gegenüber.

Bei Dir hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass Du vermitteln wolltest, Verletzungen lindern. Allein die Absicht stützt und stärkt.

Bei allem Gesagten, dass ich hinterfrage, kann ich nicht persönlich gemeint sein, da hier niemand der Beteiligten mich über das hinaus kennt, was ich hier zeige.

Meine Aussagen und Annahmen dazu werden abgewertet. Wenn gegen Aussagen argumentiert wird, ist dies sinnvoll. Wenn gegen Aussagen mit nicht sachgerechten Verknüpfungen Stimmung gemacht wird ist dies für mich abzulehnen.
Marlene

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