Immer mehr Künstler_innen, schreibend und darstellend, setzen sich dafür ein, dass trans* einen eigenen Stellenwert bekommt, dass trans* Themen von trans* Personen geschrieben und auch dargestellt werden, so wie es Lana Wachowski mit ihrer großartigen Serie Sense 8 gemacht hat - wer es nicht kennt, hiermit meine dringende Empfehlung! Leider nur bei Netflix...
Auch eine Reihe von Nischenproduktionen versuchen sich daran, etwas mehr trans* Normalität auch in den Medien und gerade im Film zu schaffen. Ein tolles Beispiel dafür ist die leider nur sechsteilige mini Serie "Her Story", kostenlos bei YouTube:
https://www.youtube.com/channel/UCw2Mg0 ... AzDiabWr9A
Das Drehbuch ist mit trans* Menschen geschrieben worden und alle dargestellten trans* Menschen werden auch von trans* Menschen gespielt. Die Geschichten sind eigentlich ganz normale Alltagsgeschichten, Partnerschaft, Liebe, Freundschaft, aber auch Übergriffigkeit und Gewalt. Alltägliche Dinge, doch für trans* Menschen stellen sich diese doch noch einmal ganz anders dar. Dies ist der Kern dieser Serie - die ich einfach großartig finde! Und die ich daher mit euch teilen wollte. Ich habe die bisher erschienen sechs nur jeweils ca. 10 minütigen Folgen förmlich in einem Zug verschlungen.
Zu Anfang von Episode vier gibt es einen Prolog, der mich besonders anrührt, eine cis Person erzählt darin:
Die Deutschen Untertitel übersetzen es wie folgt:I had always thought myself firmly on the progressive side of every issue. But like too many in our community I thought my tested acceptance of the reality of trans people was sufficient. I never questioned their total absence from my world.
I now see that our great disservice is not just to those we have excluded but to ourselves. For our world is less rich without their stories, their laughter, their voices.
It's less that the world has changed for trans people and simply that we are seeing them as people. As our brothers and sisters, our parents and children, our colleagues, even our friends.
Ich weiß nicht warum, aber solche Aussagen rühren mich unglaublich an - als ich es zum ersten sah und hörte, musste ich spontan lange weinen.Ich dachte immer, ich stünde fest auf der fortschrittlichen Seite in jeder Angelegenheit, aber - wie viele andere in unserer Community auch - dachte ich, dass meine unausgesprochene Akzeptanz der Realität von Trans-Personen ausreichen würde.
Ich habe nie ihr völliges Fehlen in meiner Welt hinterfragt. Jetzt sehe ich, dass wir nicht nur denen, die wir ausgeschlossen haben, einen Schaden verursacht haben, sondern auch uns selbst, da unsere Welt viel ärmer ist ohne ihre Geschichten, ihr Lachen, ihre Stimmen.
Es ist nicht so, dass sich die Welt für Trans-Personen verändert hat, sondern, dass wir sie jetzt als Personen sehen, als unsere Brüder und Schwestern, unsere Eltern und Kinder, unsere Kollegen, sogar als unsere Freunde.
Es steckt eine Aussage darin, die ich seitdem nicht mehr loslässt: "Ich habe nie ihr völliges Fehlen in meiner Welt hinterfragt. ... Es ist nicht so, dass sich die Welt für Trans-Personen verändert hat, sondern, dass wir sie jetzt als Personen sehen, als unsere Brüder und Schwestern, unsere Eltern und Kinder, unsere Kollegen, sogar als unsere Freunde.".
Ich glaube sie hat Recht. Wir trans* Menschen finden in dieser Welt nicht statt, wir fehlen in dieser Welt. Unser Alltag ist nicht sichtbar, unsere Probleme werden nicht verhandelt, unsere Geschichten und unsere Persönlichkeiten. Es wird erwartet, dass wir uns anpassen (und anpassen lassen), damit wir nicht auffallen, nicht sichtbar sind, nicht als trans*. Entsprechendes groß ist auch das Unverständnis der meisten uns gegenüber, wir finden in ihren Leben nicht statt, wir sind für sie irrelevant, ein Störfaktor.
Das sollte sich ändern! Wir sollten sichtbarer werden, als trans*, uns nicht verstecken, uns nicht anpassen. Damit wir wahrgenommen werden, damit sie sehen, dass wir da sind, mitten unter ihnen, ein Teil dieser Gesellschaft, mit den gleichen Rechten und auch den gleichen Pflichten, wie jeder andere auch. Wer sagt, er_sie kenne keine trans* Person, sagt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die Wahrheit. Wir sind geschätzt ca. 3% der Bevölkerung - oder mehr. Jeder 30. Mensch! Wollen die uns allen Ernstes erzählen, sie kennen weniger als 30 Menschen?
Ich bin trans* - und das ist auch gut so!
Liebe Grüße
nicole