Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt „Zufußgehende"
Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt „Zufußgehende"

Anne-Mette
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Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 1 im Thema

Beitrag von Anne-Mette »

Moin,

ein Artikel vom Focus. Hier wird auch wieder einmal ziemlich was hochgekocht, was recht bedeutungslos ist (meine Meinung).
Die Nachricht dient wohl in erster Linie dazu, Stimmung zu machen und vielleicht den Verkauf oder Klickzahlen anzukurbeln.
Wie weit sind wir nur gekommen?
Wenn eine Amtsperson den Begriff "Zufußgehende" verwendet, ist es noch längst keine "negative Söderei".

Bei Anschreiben der Art "Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, sehr geehrte intergeschlechtliche Menschen" gebe ich zu bedenken, dass damit nonbinäre Menschen nicht "mitgemeint" werden.

https://www.focus.de/panorama/welt/sehr ... 24276.html

Gruß
Anne-Mette
Wally
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 2 im Thema

Beitrag von Wally »

Mist: wenn ich bei "Rot" an der Ampel stehe, bin ich doch kein/*e Zufußgehende/*r , sondern ein*/e Zufußstehende/*r.

Man hat's nicht einfach.

Man könnte sich's aber einfach machen :wink:
Herzliche Grüße
Wally
Jaddy
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 3 im Thema

Beitrag von Jaddy »

Anne-Mette hat geschrieben: So 24. Dez 2023, 10:25 Hier wird auch wieder einmal ziemlich was hochgekocht, was recht bedeutungslos ist (meine Meinung).

Bei Anschreiben der Art "Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, sehr geehrte intergeschlechtliche Menschen" gebe ich zu bedenken, dass damit nonbinäre Menschen nicht "mitgemeint" werden.
Volle Zustimmung. Neben der völlig sinnlosen Skandalisierung ist "sehr geehrte intergeschlechtliche Menschen" vielleicht nur Gedankenlosigkeit und Uninformiertheit. Ich nutze Hanlons Rasiermesser ja regelmässig. Aber vielleicht auch absichtliches Othering. Inter <> nichtbinär. Anrede und biologische Geschlechtlichkeit haben keine 1:1 Zuordnung.

Und weil ja mal wieder der Unfug mit "aber wenn ich doch gerade nicht zu Fuss gehe" kam, was bei "Studierende" ja auch regelmäsig getrötet wird: 1. sind Vorstände und ihre Vorsitzenden auch Vorstehende bzw Vorsitzende, wenn sie gerade nicht dem vorstehen oder dem Vorstand vorsitzen, sondern zu Fuss durch die Stadt laufen (oder irgendwas anderes machen). 2. ist "Student" die Partizipform von lateinische "studere"; streben, sich bemühen. Studens: strebend, student: sie streben. Also alles aktiv und Verlaufsform, ebenso wie Studierende, Lernende :) 3. "Präsident" funktioniert genaus. Präsedere heisst wörtlich vorsitzen 🤷
Wally
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 4 im Thema

Beitrag von Wally »

Jaddy hat geschrieben: Mo 25. Dez 2023, 02:29 1. sind Vorstände und ihre Vorsitzenden auch Vorstehende bzw Vorsitzende, wenn sie gerade nicht dem vorstehen oder dem Vorstand vorsitzen, sondern zu Fuss durch die Stadt laufen (oder irgendwas anderes machen). 2. ist "Student" die Partizipform von lateinische "studere"; streben, sich bemühen. Studens: strebend, student: sie streben. Also alles aktiv und Verlaufsform, ebenso wie Studierende, Lernende :) 3. "Präsident" funktioniert genaus. Präsedere heisst wörtlich vorsitzen 🤷
Genau das ist falsch: "Student" und "Studierender" ist NICHT dasselbe!

"Student" bezeichnet eine Person mit einem bestimmten STATUS, mit einem grundsätzlichen Lebenskonzept: diese Person geht regelmäßig, als Hauptbeschäftigung, einem Studium nach, im Gegensatz z. B. zu einem Arbeiter oder Beamten. Er bleibt auch dann Student, wenn er gerade schläft oder in Urlaub fährt. Ein Beamter ist dagegen auch dann KEIN Student, wenn er als Gasthörer in einer Vorlesung sitzt (wenn er - wie immer - schläft oder in Urlaub fährt, sowieso nicht :wink: )

Ein "Studierender" ist dagegen jemand, der gerade jetzt, im Moment, aktiv studiert: er liest ein Lehrbuch, hört eine Vorlesung, schreibt eine Seminararbeit. Der Fokus liegt dabei auf der augenblicklichen Tätigkeit, nicht auf der Person. Auch ein Beamter als Gasthörer in einer Vorlesung ist ein "Studierender" - ein Student, der gerade Tennis spielt, dagegen NICHT.

ÜBUNG: Beschreibe analog die Unterschiede zwischen
"Vorstand" und "Vorstehender"
"Fußgänger" und "zu Fuß Gehender"
"Arbeiter" und "Arbeitender"
(moin)

Die Genderei missbraucht und zerstört dieses differenzierende Ausdrucksmittel der deutschen Sprache, nur, um sich "elegant" um den korrekten Genus eines Wortstamms herumzudrücken - was noch dazu nur im Plural funktioniert: "ein Studierender" ist schon wieder was anderes als "eine Studierende".

Gendern ist sprachzerstörender Unsinn.
Herzliche Grüße
Wally
Lavendellöwin
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 5 im Thema

Beitrag von Lavendellöwin »

Mei...

lasst es doch fliessen und sich entwickeln, auf dem "Alten" zu bestehen wird in einem absehbaren Zeitraum
ein Ende finden, umso wichtiger ist es doch freundlich zu sein.

Freundlichkeit ist kostbar, ein Geschenk, das ein Mensch einem anderen überreicht, ohne eine bestimmte
Gegenleistung zu erwarten. Es ist die banalste und simpelste Form der Grosszügigkeit, das Gegenteil
von kleinkariertem Bilanzieren.
Und da geht ihr meilenweit daran vorbei...

ich werde es mir nicht verbieten lassen, freundlich zu ALLEN zu sein. Heisst, ich wende ALLES an
was Sprache möglich macht, dafür ist das gedacht.

habt es gut Marie (flo)
Zuletzt geändert von Lavendellöwin am Mo 25. Dez 2023, 13:30, insgesamt 1-mal geändert.
Hab keine Angst, die einzige Mohnblume in einem Feld voller Narzissen zu sein
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 6 im Thema

Beitrag von Jaddy »

Wally hat geschrieben: Mo 25. Dez 2023, 10:45 Genau das ist falsch: "Student" und "Studierender" ist NICHT dasselbe!
...
Ein "Studierender" ist dagegen jemand, der gerade jetzt, im Moment, aktiv studiert
Meinung wird auch durch Wiederholung nicht wahr ;)

Wenn du mir nicht glaubst, dann möglicherweise einem auf diesem Gebiet forschenden professionellen Sprachwissenschaftler, Prof.Dr. Anatol Stefanowitch:
Die Wörter Studierender und Lehrender haben eine lange Geschichte, deren Wurzeln in einer Zeit liegen, als man sich um die Bezeichnung weiblicher Lehrender oder Studierender keine Sorgen machen musste, weil es weibliche Lehrende oder Studierende schlicht nicht gab.

Das Wort Lehrende findet sich zum Beispiel (und es ist wirklich nur ein Beispiel unter hunderten) in "Die Preussischen Universitäten: Eine Sammlung der Verordnungen, welche die Verfassung und Verwaltung dieser Anstalten betreffen", einer Sammlung von 1839. Der Grund für die Existenz dieses Wortes wird dort auch sehr schnell deutlich: Lehrende waren schon damals eben nicht nur Professores verschiedenster Art, sondern auch Privatdozenten, Repetenten, Sprachmeister und Exerzizienmeister (letzere drei Gruppen dürften grob heutigen "Lektoren" und "Lehrkräften für besondere Aufgaben" entsprechen). Für die brauchte und braucht man einen Oberbegriff, und die Wahl fiel "” vielleicht, weil Lehrer/in schon anderweitig vergeben war "” auf das auch heute noch gebräuchliche Lehrende.

Auch die Studierenden (alternativ auch Studirende geschrieben) gibt es schon sehr, sehr lange. Das Wort ist seit dem 18. Jahrhundert absolut gebräuchlich, auch bei der Political Correctness absolut unverdächtigen Organisationen wie dem Königreich Bayern
Externes Bild, es gelten die Datenschutz- und Nutzungsbestimmungen der ausgewählten Seite.Quelle: https://www.sprachlog.de/wp-content/upl ... renden.png

Tatsächlich ergibt eine oberflächliche Korpussuche auf Google Books, dass das Wort zeitweise sogar häufiger war als die angeblich so traditionelle Alternative Studenten. [...]

Externes Bild, es gelten die Datenschutz- und Nutzungsbestimmungen der ausgewählten Seite.Quelle: https://www.sprachlog.de/wp-content/upl ... achron.png


Es zeigt sich zunächst ein Verwendungssmaximum für Studierende um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert. Das war, wie gesagt, lange bevor Frauen überhaupt studieren durften "” Political Correctnes war hier sicher nicht der Grund. Das Wort Studierende ist und war eben ganz einfach Ergebnis eines weltanschaulich völlig neutralen Wortbildungsmusters, bei dem das Partizip eines Verbs nominalisiert wird, um jemanden zu benennen, der die durch das Verb bezeichnete Tätigkeit ausübt.

Ein zweites Verwendungsmaximum findet sich vor 1900, ebenfalls bevor Frauen tatsächlich in nennenswerter Anzahl studieren durften. Das war erst ab 1900 der Fall, und hier sinkt die Häufigkeit des geschlechtneutralen Wortes interessanterweise, während die weibliche Form Studentinnen in ihrer Häufigkeit stetig zunimmt. Die Anwesenheit von Frauen an den Universitäten macht sich also eher durch die explizite Benennung durch die feminine Form bemerkbar, als durch die übermäßige Verwendung von Studierende.
(https://www.sprachlog.de/2011/11/18/lan ... udierende/, 2011)

Und wenn dir Stefanowitch trotz Fachkompetenz zu progressiv ist, wäre da noch der in "der Genderdebatte"(tm) wirklich nicht sehr progressive Verein Gesellschaft für deutsche Sprache e."‰V.. Zitat Wiki "Die Gesellschaft für deutsche Sprache e. V. (GfdS) ist ein hauptsächlich von der deutschen Kultusministerkonferenz und dem Kulturstaatsminister finanzierter Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die deutsche Sprache zu pflegen und zu erforschen sowie die Funktion der deutschen Sprache im globalen Zusammenhang erkennbar zu machen. Die GfdS begleitet dabei den jeweils aktuellen Sprachwandel kritisch und gibt Empfehlungen für den Sprachgebrauch."

Der Verein schreibt im Beitrag "Müssen Studierende pausenlos studieren? Über substantivierte Partizipien" in "Der Sprachdienst" 2022:
Müssen Studierende permanent studieren, damit man sie so bezeichnen kann, oder sind sie nur im Moment des Lernens tatsächlich Studierende?

Studierende ist ein substantiviertes Partizip I. ... Von einer Substantivierung spricht man dann, wenn ein ursprünglich einer anderen Wortart angehörendes Wort wie ein Substantiv verwendet wird ... Bei substantivierten Partizipien oder Adjektiven wird das Genus ... nur im Singular deutlich: Der/die Studierende, der oder die Auszubildende, abgekürzt: d. Vorstandsvorsitzende. Im Plural gibt es keinen Unterschied: die Studierenden, die Auszubildenden, die Vorstandsvorsitzenden.

Insbesondere im attributiven Gebrauch hat das Partizip I aktivische Bedeutung, z. B. in ein lesendes Kind. Es sagt in einem solchen Gebrauch etwas über das Verhalten, die Tätigkeit des zugeordneten Substantivs aus und bezeichnet ein Kind, das liest. Jedoch gibt es Ausnahmen und das Partizip I in attributiver Stellung bedeutet nicht immer eine aktivische Handlung des genannten Subjekts — so bei die sitzende Arbeitsweise und die liegende Haltung, in denen das Partizip I nur attributiv gebraucht werden kann. Das Partizip gibt in diesen Fällen an, welches Verhalten mit dem im Substantiv Genannten verbunden ist, und zwar »die Arbeitsweise im Sitzen«, »die Haltung des Liegens«, aber nicht von diesem ausgeübt wird (ebd.), also nicht: »die Arbeitsweise, die sitzt« bzw. »die Haltung, die liegt«.

...

Eine Möglichkeit, nicht geschlechtsbezogen zu formulieren, entsteht durch die Substantivierung von Partizipien oder Adjektiven, da hier, wie oben erwähnt, vor allem im Plural kein Genus erkennbar ist. Diese grammatische Form ist keine neue, wie die bekannten substantivierten Partizipien die Auszubildenden, die Heranwachsenden zeigen. Ein weiteres Beispiel, welches die Bedeutung des Partizips erweitert, sind stillende Frauen, die ihren Säugling über den Zeitraum von einigen Monaten oder sogar Jahren stillen. In diesem Zeitfenster sind sie Stillende — sowohl in dem Moment, in dem das Kind trinkt, als auch über den Zeitpunkt hinaus, wenn der Säugling satt ist und die Mutter ihn wieder von der Brust nimmt.

Die Meinung, Studentinnen und Studenten könnten nur als Studierende bezeichnet werden, wenn sie nichts anderes täten als durchgehend zu studieren oder exakt in dem Moment, in dem sie der Tätigkeit des Studierens nachgehen, stützt sich auf nur eine von mehreren Verwendungsmöglichkeiten des Partizips I — auf den aktivischen Gebrauch. Die Bezeichnung die Studierenden ist jedoch weder ungrammatisch noch falsch verwendet, vielmehr gibt es neben der aktivischen, attributiven Verwendung des Partizips I weitere Kontexte, in denen diese grammatische Form auftritt: die Vorsitzenden, die Reisenden, die Anwesenden oder auch die Stillenden. Sie beschreiben entweder im Moment stattfindende oder gewöhnliche, wiederkehrende Handlungen (Anatol Stefanowitsch, Genderkampf, Berlin 2017) [Ups 😏].

Somit bezeichnet auch das substantivierte Partizip I Studierende eine Gruppe von Menschen, die gewöhnlich und über einen längeren Zeitraum gesehen regelmäßig studieren, nicht ausschließlich diejenigen, die im Augenblick, wenn von ihnen gesprochen wird, etwa in Vorlesungsräumen sitzen und Texte analysieren — ebenso wie Autofahrende nicht im Augenblick der Sprechsituation Auto fahren und Fahrradfahrende nicht in diesem Moment Fahrrad fahren müssen, sondern sie alle den jeweiligen Tätigkeiten über einen längeren Zeitraum hinweg regelmäßig und/oder wiederkehrend nachgehen können.

Wir empfehlen daher den Gebrauch des Ausdrucks der/die Studierende, die Studierenden alternativ zu der Student/die Studentin, die Studenten und Studentinnen und haben dabei nicht die Erwartungshaltung, dass die so Bezeichneten ohne Unterlass studieren: So sind sie dann nicht nur Studierende, sondern zeitweise wohl auch Schlafende, Essende oder Feiernde.
Den Asterisk lehnt die GfdS übrigens ab; https://gfds.de/gendersternchen/, mit den bekannten sprachtheoretischen, gesellschaftsignoranten Argumenten.

Stefanowitch formuliert es knapper (2010):
Wenn mich früher jemand gefragt hat "Und was machst du?", habe ich selbstverständlich geantwortet "Ich studiere Sprachwissenschaft", auch wenn ich tatsächlich gerade biertrinkend in der Kneipe saß. Und niemand würde behaupten, dass daran irgendetwas merkwürdig oder unlogisch wäre... Wenn ich aber biertrinkend in der Kneipe sitzen und von mir sagen kann, dass ich "studiere", kann ich auch sagen, ich sei ein "Studierender".

Ebenso kann jemand Alleinerziehend sein, auch wenn er/sie [wir sind in 2010!] sich einen Moment lang erschöpft zurücklehnt und das erziehen sein lässt ...

Die Nominalisierung von Partizipien ist eine hervorragende, mit den Regeln der deutschen Sprache voll konforme Art, geschlechtsneutral verwendbare Bezeichnungen für die Ausübenden von Berufen und anderen Tätigkeiten zu schaffen. Ob diese Tätigkeit im Augenblick oder gewohnheitsmäßig ausgeübt wird, ergibt sich im Zweifelsfall aus dem Gesprächszusammenhang oder der Art der Tätigkeit selbst. Wer anderes behauptet, ist dabei kaum von der Sorge um die deutsche Sprache getrieben, sondern von der Angst vor der sprachlichen Gleichbehandlung einer traditionell an den Rand gedrängten Mehrheit.
(https://www.sprachlog.de/2010/04/25/dan ... oergelnde/)
Blossom
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 7 im Thema

Beitrag von Blossom »

einfach nur noch nervend, diese stete Haarspalterei .. soll doch jeder "quatschen" wie er will.
»Jeder hat in seinem Leben Menschen um sich, die schwul, lesbisch, transgender oder bisexuell sind.
Sie wollen es vielleicht nicht zugeben, aber ich garantiere, sie kennen jemanden.«
Billie Jean King (*1943)
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 8 im Thema

Beitrag von conny »

...und nervende Wortkreationen von Schreibenden und Sprechenden aushalten.
Wally
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 9 im Thema

Beitrag von Wally »

Hallo Jaddy,

Die von Dir tief aus der Vergangenheit geklaubten Einzelbeispiele sind eben genau das: Einzelbeispiele, und damit - inzwischen längst veraltete - AUSNAHMEN von der grammatischen Regel.

Die substanziierende Verlaufsform von Verben ("Studierende", "Arbeitende", "Schlafende" usw.) ist eine im deutschen Sprachgebrauch schon sehr lange allgemein übliche Verwendungsform, um einem Subjekt eine Tätigkeit als Eigenschaft zuzuschreiben.

Worte wie "Student", "Arbeiter", "Lehrer" entstammen dagegen KEINER grammatischen Regel; sie sind eigenständige, individuelle Wortbildungen. Halbwegs regelmäßig wurden sie nur für Berufsbezeichnungen eingeführt. Ein "Reiser" ist was völlig anderes als ein "Reisender"; ein "Stiller" stillt auch nicht, sondern pflegt sich gewohnheitsmäßig still zu verhalten; mit einem "Schläfer" kann im Gegensatz zum "Schnarcher" (der auch nicht zwingend schnarchen muss, sondern manchmal einfach nur trödelt) ein höchst aggressiver, gefährlicher Zeitgenosse gemeint sein. Ein "Schwimmer" pflegt zwar tatsächlich zu schwimmen, ist dabei aber im technischen Gebrauch das krasse Gegenteil zu einem aktiv Sport treibenden Menschen.

Ist doch logisch, dass "Studirende" damals auch(!) den Sinn des heutigen "Studenten" mit umfasste, solange letztere, eigenständige Wortbildung noch nicht allgemein gebräuchlich war; man hatte halt damals kein anderes Wort. Aber spätestens seit 100 Jahren hat sich dafür das Wort "Student" eingebürgert, und zwar mit einer ANDEREN Bedeutung als "Studierender"; im modernen Sprachgebrauch sind das eben KEINE Synonyme.

Dass ein Wort irgendwann vor 200 Jahren mal eine ähnliche Bedeutung hatte, rechtfertigt nicht, es heute genauso zu gebrauchen. Ich rede ja heute auch nicht gewohnheitsmäßig von "Weibern", obwohl das zu Luthers Zeiten völlig neutral dasselbe bedeutete wie heute "Frauen". HEUTE hat "Weiber" eine ANDERE Bedeutung, mit einer - vor allem im Plural - sehr negativen Konnotation; es ist zum Schimpfwort geworden und drückt Verachtung aus.

Gendern ist was für Weiber :mrgreen:
Herzliche Grüße
Wally
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 10 im Thema

Beitrag von Wally »

Blossom hat geschrieben: Mo 25. Dez 2023, 15:35 einfach nur noch nervend, diese stete Haarspalterei .. soll doch jeder "quatschen" wie er will.
Da würde ich Dir sehr gerne recht geben - wenn's denn im Sinne von "Bitte keine albernen Vorschriften!" gemeint wäre.

Ich fürchte nur, so hast Du das gerade nicht gemeint :? Täusche ich mich da?
Herzliche Grüße
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 11 im Thema

Beitrag von Blossom »

Wally hat geschrieben: Mo 25. Dez 2023, 16:19 Täusche ich mich da?
In diesem Fall täuscht du dich ... Ich halte so gar nichts davon sprachliche Vorschriften zu machen ... denke auch nicht, dass dies zu mehr Verständnis, geschweige denn Akzeptanz führt.
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 12 im Thema

Beitrag von Wally »

Blossom hat geschrieben: Mo 25. Dez 2023, 17:26 In diesem Fall täuscht du dich ... Ich halte so gar nichts davon sprachliche Vorschriften zu machen
Na, dann sind wir ja denkwürdigerweise tatsächlich mal derselben Meinung :)p
Herzliche Grüße
Wally
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 13 im Thema

Beitrag von Mirjam »

Wally hat geschrieben: Mo 25. Dez 2023, 16:04 HEUTE hat "Weiber" eine ANDERE Bedeutung, mit einer - vor allem im Plural - sehr negativen Konnotation; es ist zum Schimpfwort geworden und drückt Verachtung aus.

Gendern ist was für Weiber :mrgreen:
Da fehlen mir jetzt echt die Worte "¦

Mirjam
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 14 im Thema

Beitrag von Kerstin »

Mirjam hat geschrieben: Mo 25. Dez 2023, 19:06
Da fehlen mir jetzt echt die Worte "¦

Mirjam
[Haarspaltemodus]
Aber du hast doch welche gefunden 😲.....
[/Haarspaltemodus]
Ich brauche Informationen - eine Meinung bilde ich mir selbst.
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Re: Gendergerechte Sprache in Wien: Fußgänger sind jetzt "Zufußgehende“

Post 15 im Thema

Beitrag von Lavendellöwin »

Wally hat geschrieben: Mo 25. Dez 2023, 16:04 Gendern ist was für Weiber
"Die Vorstellung der Welt ist, wie die Welt selbst, das Produkt der Männer. Sie beschreiben sie von ihrem Standpunkte aus, den sie mit der absoluten Wahrheit gleichsetzen."
Hab keine Angst, die einzige Mohnblume in einem Feld voller Narzissen zu sein
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