Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?
Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

ExuserIn-2018-07-15

Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 1 im Thema

Beitrag von ExuserIn-2018-07-15 »

Hallo,
es ist ja eine Weile her, dass hier etwas zum Arbeitsalltag von Trans* geschrieben wurde. Deshalb hänge ich mich an keinen alten Thread. Obendrein will ich das Thema auf MzF fokussieren. Es mag zwar insgesamt viele Gemeinsamkeiten geben, aber die Reaktionen der Umwelt auf eine Frau, die u.U. jahrzehntelang zuvor als Mann zur Arbeit kam, sind m.E. schon spezieller. Die ev. Probleme eines Transmannes mit der holden Männerwelt mögen da etwas anders sein.

Ich bin gut 8 Monate nachdem ich wusste, eine Transfrau zu sein, den konsequenten Weg nach draußen gegangen, hab meine Männerklamotten weggeschmissen und war seitdem keinen einzigen Tag mehr verkleideter Kerl. Der letzte Schritt auf dem schnellen Weg war das Coming Out im Job. Seit drei Monaten mach ich die HET und darf bald 5 Monate "Vollzeitfrau" feiern. Am Anfang hatte ich 1000 Ängste und Befürchtungen, sah überall unüberwindbare Hindernisse. Aber meine Entwicklung ging derart schnell, dass gar keine Zeit mehr blieb, mich dem Zögern und Zaudern hinzugeben. Mein Körper hatte innerhalb von Monaten einfach seinen Hormonhaushalt umgedreht und die inneren Veränderungen drangen in einem Tempo nach außen, dass ich meine Wandlung gar nicht mehr verstecken konnte, auch wenn ich es gewollt hätte. So schön es ist, so schwer fällt es manchmal, das hohe Tempo zu verdauen. Das gilt nicht nur für mich selbst, sondern besonders für meine Umwelt. Und endlich ist die Vorgeschichte zu Ende und ich komme zum Thema:

Im öffentlichen Verwaltungs-Dienst, erst recht in der IT, hab ich sehr gute Bedingungen vorgefunden. Das war mir vor dem Outing freilich nicht bewusst, denn obwohl ich seit über 15 Jahren dort arbeite und etliche ebenso lange kenne, konnte ich die Reaktionen der Leute auf diese "Sache" nicht vorhersagen. Und schon bin ich bei einem Grundproblem angekommen: Ich habe keine anderen Trans*Kontakte in diesem Zweig der Landesverwaltung, der in meiner Behörde immerhin knapp 300 und landesweit einige tausend Mitarbeiter_innen umfasst. Das stürzt nun die versammelte Führungsriege in immer neue Konflikte, weil keiner bereit ist, sich für einen "Präzedenzfall" herzugeben. Klar, wer von einem Chefs erwartet, dass Entscheidungen getroffen werden, erwartet auch vom Zitronenfalter das Auspressen selbiger Früchte, insbesondere zur Erkältungszeit. Da nutzte es wenig, die Empfehlungen zum Umgang mit Trans* von Bundes- und Landesbehörden anzuhäufen, in denen klipp und klar alles Wichtige geregelt ist. Während in anderen Behörden längst ein lebendiges Diversity-Management blüht und eigens ernannte Trans-Beauftragte Hilfe anbieten, gibt es das bei uns nicht.
Aber andere Trans* muss es geben, nur wird der Umgang mit ihnen derart im Verborgenen gehalten, dass noch nicht einmal Gewerkschaftler und Personalräte anonym davon Kenntnis haben, obgleich sie sonst über jeden noch so entfernten andersartigen Fall im Bilde sind.

So kommt es, dass ich ungeachtet geltender BVerfG-Rechtsprechung 1996, hoheitlich verbindlichem DGTI-Ausweis und Handlungsempfehlungen anderer Landes- sowie Bundesbehörden um meine Identität kämpfen muss. Dabei vergesse ich jedoch niemals, dass 99% der Leute gutwillig sind und auch die Führungskräfte grundsätzlich nichts dagegen haben - soweit sie keine Entscheidungsbefugnis besitzen. Was bleibt, ist der lange Weg über den Gesamtpersonalrat und die Gesamtfrauenvertretung. Doch da bei uns noch nicht einmal ein AGG-Mensch existiert, geschweige denn ein_e Ansprechpartner_in Trans*, hat sich auch niemand jemals mit Diversity beschäftigt. Mein Fall reißt ein (leider) neues Thema an, bei dem jede_r erstmal tief Luft holen und sich "schlau machen" muss.
Wie sich das Ganze nun auch entwickeln mag, signalisiere ich bei jeder Gelegenheit meine Bereitschaft, mich bei dem Thema einzubringen, auch die gesamte Palette an Schulungen dazu wahrzunehmen. Es wäre ziemlich albern, nur meinetwegen den ganzen Wirbel zu veranstalten. Keinesfalls sollte eine halbherzige Einzelregelung nur für mich erfunden werden, denn dafür ist schon jetzt zu viel in Bewegung gesetzt worden.

Gerade aus den Führungsetagen bin ich angesprochen worden, dass meine überraschende "Offensive" sicher nicht ohne "Nachahmer_innen" bleiben dürfte. Das Thema ist dadurch neu auf den Plan gekommen und für die meisten bin ich tatsächlich der erste "Transmensch", zu dem sie realen Kontakt haben.
Obwohl ich nun in meiner richtigen Identität authentisch, selbstbewusst (das war als Mann anders) und hormonbedingt manchmal etwas pubertär bin, mache ich mir oft die ungewollte Verantwortung bewusst, in die ich hinein geschlittert bin. Reagierte ich mal unausgeglichen und schlimmsten Falls borniert, könnte es heißen "diese eingebildeten Transleute" o.ä. Es fällt mir nicht immer leicht, mit dieser Gewissheit umzugehen.
Immerhin konnte ich bislang breite Zustimmung ernten, wenn ich z.B. darüber sprach, wie glücklich ich mich selbst schätzen darf und dass es aber leider viele gibt, die sich nicht trauen, ihre Identität zu leben, weil z.B. das Umfeld (vermeintlich) transphob sei. Das wäre für jede_n Betroffene_n ein persönliches Unglück, das zu Depressionen und schließlich zum Freitod führen könne. Anfangs war ich ebenfalls in "mörderische" Zweifel verstrickt und hab gespürt, wo ich lande, falls ich meinen eigenen Ansprüchen an die Umsetzung meines wahren Ich (insbesondere Passing) nicht genügen oder mich dem Willen einiger nahestehender Menschen in meiner Familie beugen würde. Es wäre mein Ende gewesen und ganz sicher nicht der Anfang eines neuen Lebens, das ich nun leben darf.
Viele Zuhörer_innen bekamen tatsächlich Tränen in den Augen und ich merkte daran, wie neu diese Überlegungen für sie waren. Logisch - bevor ich wusste, weshalb ich jahrzehntelang in Dunkelheit herumwankte und nur noch auf den Tod wartete, hatte ich auch keine Ahnung von Trans*, Vielfalt und Regenbogen. Das ganze Thema war ein halbes Männerleben lang komplett an mir vorbei gegangen. Umso tiefgreifender war die Erkenntnis, zu etwas zu gehören, wovon ich keinen Schimmer hatte.

Während ich als Mann in einer gewissen Anonymität dahinvegetierte, stehe ich nun plötzlich auf dem Präsentierteller - ob mir das passt oder nicht. Der Mann hätte sich in die Hosen genässt, die Frau nimmt's mit einem Lächeln. Einerseits ist mir neues Bedürfnis, auf einmal bei sämtlichen Aktivitäten vom Bowling bis zur Personalversammlung mit dabei zu sein, andererseits war es anfangs auch taktisch sinnvoll. Das Gerücht um die "neue Transfrau" hatte sich freilich schneller verbreitet als mich alle Kolleg_innen sehen konnten und wäre ich bei bestimmten Events nicht erschienen, hätte ich neuen Mutmaßungen im Stil "der/die/das traut sich nicht" Vorschub geleistet. Also hieß es in den ersten Monaten volle Kraft voraus, offensiv und sichtbar sein und bloß nicht den Anschein erwecken, sich verstecken zu wollen. Das durfte natürlich nicht übertrieben wirken, um das Gegenteil zu erreichen ("schiebt sich ständig in den Vordergrund").
Die Anfangszeit hat immense Kräfte gekostet. Manches Wochenende hab ich nur noch geheult. Nicht, weil es schlecht gelaufen wäre, sondern vor nervlicher Anspannung, die durch allerlei familiäre Konflikte nicht gerade geringer wurde. Ich traf täglich Kolleg_innen, die mich das erste Mal komplett als Frau sahen und das schuf die verrücktesten Situationen.
Inzwischen kennen mich die meisten, aber das Coming Out geht dennoch weiter. Es gibt ständig Leute, die aus der Vergangenheit auftauchen, und denen ich mich mehr oder weniger erklären muss.

Als Projektleiterin sehe ich mich als Frau mehr Druck ausgesetzt als zuvor. Hier dürfte nun einerseits der anderenorts diskutierte Umstand Wirkung zeigen, dass Männer, sobald sie optisch eine Frau vor sich sehen, automatisch versucht sind, technische Kompetenzen abzusprechen. Andererseits baue ich mir selbst Zwänge auf, in etwa "wenn das oder das schief geht bzw. der Termin nicht gehalten wird, dann heißt es, dass das vorher nie passierte, als ich noch nicht "konvertiert" war". Besonders gegenüber externen Firmen(chefs) und Vertreter_innen von Oberbehörden spüre ich dieses Knistern und frage mich, ob ich mir die neue Spannung wirklich nur einbilde.
Das schafft höhere Anforderungen an mich selbst und ich knie mich voll rein, sichere mich mehr ab als früher. Parallel dazu gibt es aber eine ausgesprochen positive Änderung in meiner Strategie: Während ich als Mann den persönlichen Kontakt verabscheute, sogar das Telefonieren hasste, wickle ich heute alles persönlich ab, was möglich und sinnvoll ist. Dadurch haben sich alte Kontakte gelockert (ich duze mich mit Leuten, mit denen ich mehr als 10 Jahre im Clinch lag) und neue Kontakte sind entstanden, die ich so vorher nie hatte. Letztere sind mir besonders wertvoll, weil ich denen nur als Frau bekannt bin. Wer mich ewig kennt, kann natürlich nicht von heute auf morgen einfach "umschalten", wobei das im Laufe der Monate erhebliche Fortschritte gemacht hat. Es gibt einige, die mir sagen, dass sie schlichtweg vergessen hätten, wie ich "vorher" ausssah. Da ich als Mann extrem fotoscheu war, stellt das in der Tat ein "Problem" dar ...

Das sind nur mal einige Stichproben zum Thema, um den Text nicht noch länger werden zu lassen - das liest ja sonst keine_r mehr.
Ich würde mich freuen, eure Erfahrungen im Job kennenzulernen, vielleicht zu den genannten Gesichtspunkten oder auch zu ganz neuen.
Was ging / geht releativ problemlos, wo musstet / müsst ihr kämpfen, wie sieht der ganz normale Alltag aus?
Immerhin führte mein neues Leben auch dazu, dass ich meinen Tagesablauf 1,5 Stunden nach vorne schieben musste, :))b
weil ich halt im Bad morgens "etwas" länger brauche und nun zwischen drei und halb vier aufstehe ... :shock:

LG
Semele (so)
Andrea aus Sachsen
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Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 2 im Thema

Beitrag von Andrea aus Sachsen »

.
Meine "Karriere" verlief etwas anders. Ich habe das alles zwar schon in meinem "Tagebuch" ausführlich beschrieben, aber hier noch einmal in Kurzfassung:
Ich merkte leider erst, als ich mit der männlichen Rolle überhaupt nicht mehr zurecht kam und deshalb meine Arbeit aufgeben musste, dass ich TS bin. Mit dieser Erkenntnis und einer weitest gehenden Akzeptanz in meinem Umfeld stieg meine Motivation für einen beruflichen Neuanfang enorm an. Waren früher Themen wie Vorruhestand und Altersteilzeit durchaus interessant für mich, wollte ich nun noch einmal voll durchstarten.
Diese Situation hatte für mich den Vorteil, dass ich mich in der alten Firma nicht zu outen brauchte, dafür aber eine neue Arbeit suchen musste. Letzteres war dann allerdings schwieriger als erwartet. Eine (damals) 58-jährige Frau in einem technischen Beruf schien trotz guter Qualifikation und angeblichem Fachkräftemangel niemand haben zu wollen. Daran wäre ich fast verzweifelt, bis ich in einer kleinen Firma in Dresden doch noch eine Anstellung fand.
Ich hatte mich übrigens gleich als Frau beworben, obwohl in meinem Ausweis noch etwas anderes steht. Doch das interessiert in meiner neuen Firma niemanden, da zählt nur die fachliche Qualifikation und Einsatzbereitschaft. Meine fast ausschließlich männlichen Kollegen wissen zwar von meiner Vergangenheit, kennen mich aber nur in der "richtigen" Rolle.
Inzwischen habe ich die Probezeit bestanden und bin voll akzeptiert. Das Pendeln zwischen Dresden und meiner Heimatstadt in der Nähe von Chemnitz ist zwar manchmal etwas stressig, aber dieser Herausforderung stelle ich mich gern. Als Frau eigenes Geld verdienen, das ist für mich nicht nur ein Job, sondern die Erfüllung eines Lebenstraumes, von dem ich lange Zeit nicht geglaubt hatte, dass er Wirklichkeit werden könnte.
Mein Tagesablauf hat sich eher nach hinten verschoben. Ich brauche früh im Bad zwar auch länger, doch dank Permanent Make-up sind es nur knapp 20 Minuten. Die Arbeitszeit kann ich mir weitest gehend selbst einteilen, aber da meine Kollegen lieber spät kommen und dafür abends länger bleiben, habe ich mich dem angepasst.
Viele Grüße
Andrea aus Sachsen
heike65

Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 3 im Thema

Beitrag von heike65 »

Hm, also du hast ja fast ein optimales Umfeld und Situation.
a) besteht mein Therapeut auf einem Jahr Alltagstest , naja die hab ich nun hinter mir und es geht voran.
b) öffentlicher Dienst

tja, meine Frau und ich sind selbstständig und betreiben einen kleinen Baumarkt/Fachhandel da ist es schon was anderes wenn man täglich vor Kunden steht, viele kennen einen mit Vornamen, teils schon seit 30 oder mehr Jahren als Mann, manche Neukunden dabei etc.

Bis dato hat es jeder Kunde akzeptiert mich Heike oder Frau S. zu nennen, manche haben auch recht früh danach gefragt wie sie mich nennen dürfen, als das ganze Erscheinungsbild eher androgyn war. Aber Tatsache ist auch das ich manche Kunden , die sonst sehr häufig im begrüssen durfte, einfach nicht mehr erscheinen, ich denke allerdings das es einfach vorrübergehend ist, zumindest hoffe ich das.

Liebe Grüße
Heike
Simone 65
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Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 4 im Thema

Beitrag von Simone 65 »

Semele . Ich sehe dein Avatar . Bist Du es ? Wie kommst du zu Deinem Namen .
Eine rasante Entwicklung. Das Leben spielt verückt.
Ich hoffe Du wirst jetzt und in Zukunft glücklich.
Ich wünsche Dir wirklich vom ganzen Herzen alles Gute für die Zukunft.
Liebe Grüße Simone.

Achso Transnormal ,so heißt das Lädchen von Manuela, meiner Frau .
Ich weiss ,ich bin ein Mensch und nur Das zählt.
Ich bin nur ein kleines Licht , aber ich leuchte .
Alle Menschen sollen mich sehen .
Michel
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Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 5 im Thema

Beitrag von Michel »

Tara bist du es?
Wenn ja finde es sehr schön das du wieder da bist und schreibst.
Herzlich willkommen

Aber du bist mir einige Erklärungen schuldig, ich kann noch nicht einmal sagen was Cybill dazu sagt.
Wir beide haben uns mehr als Sorgen gemacht,weil du auf nichts mehr reagiert hast.

Den Rest machen wir über PN das geht erst einmal keinem was an.
Jetzt bist du dran und melde dich,dass bist du uns schuldig.

Liebe Grüße Michaela
Manchmal lässt man jemanden gehen und bekommt sich selbst Stück für Stück zurück.
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Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 6 im Thema

Beitrag von Michelle_Engelhardt »

Bei mir ist es wie bei Andrea. Ich musste mich nicht bei einem Arbeitgeber outen, denn die 3 verschiedenen Jobs, in denen ich als Michelle gearbeitet habe, habe ich allesamt als Frau begonnen (teils allerdings noch mit männlichen Papieren). Auf Probleme oder gar Ablehnung bin ich dabei glücklicherweise nie gestoßen. Genau wie bei Andrea, hat sich bei mir ein Traum erfüllt....Geld verdienen und ganz normal leben als Frau.

LG
Michelle
Brauchst Du Hilfe oder einfach jemanden zum quatschen? Schick mir 'ne PN!

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Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 7 im Thema

Beitrag von Ulrike-Marisa »

Moin,

...Öffentlicher Dienst, kann ich bestätigen - keine Probleme dank umfangreichen Antidiskriminierungsschutzes.
Bei der Arbeit interessiert es hier im Amt bei Wasser und Schiff niemanden, hinter meinem Rücken wird sicher getuschelt; andererseits habe ich viel Zuspruch erfahren von denen, mit denen ich direkt zusammenarbeite, im Sachbereich und im Personalrat. Dank DGTI-Ausweis können sie es auch mal praktisch sehen und sind mehrheitlich beeindruckt von diesem Dokument, das selbsterklärend wirkt; habe ich immer zur Hand. Auch auf Dienstreisen bin ich mittlerweile voll akzeptiert, wenn ich als Ulrike unterwegs bin. :wink:

LG, Ulrike-Marisa
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Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 8 im Thema

Beitrag von Anja »

Moinsen,

eigentlich verlief der Übergang ohne große Wellen.
Mein Outing wurde noch beschleunigt, weil mein damaliges Whats-App Profilfoto in der Chefetage die Runde machte (einer aus der Gruppe steckte es mir)
So bin ich dann die Führungsriege in Einzelgesprächen durchgegangen und habe darauf hingewiesen, das es sich dabei nicht um einen Karnevalsscherz handelt, sondern das ich das auf dem Foto bin.
Ich übe die gleiche Tätigkeit in der Firma aus, die ich vorher 15 Jahre als Mann gemacht habe.

Morgens benötige ich im Bad eigentlich weniger Zeit als früher, da ich Routine-Tätigkeiten wie Damenbart-entfernen, duschen, Haare waschen, fönen, glätten... alles abends erledige. So bleibt morgens nur die Zahnbürste, anziehen und schminken übrig, was ich locker in ner Viertel-Stunde schaffe. Duschen und Haare fertig machen, da komm ich locker auf ne 3/4 bis 1 Stunde. Ne, da schlaf ich lieber länger und schenke mir dafür abends das Fernsehen und gehe ins Bad.
Im Kolleginnenkreis erfuhr ich übrigens, das ich nicht die Einzige bin, die das so handhabt. Naja, ich muss halt noch so manches (neu) lernen...

Grüße
die Anja
Fällt der Apfel weit vom Stamm, kommt wenigstens mal Sonne dran!
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Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 9 im Thema

Beitrag von ChristinaF »

Hab hier auch keinerlei Probleme. Arbeitet mittlerweile als Frau schon jahrelang und wurde bzw. werde immer noch von allen in der Behörde unterstützt vor allem aber respektiert. Und wie andere auch bin ich im öffentlichen Dienst, besser als Beamtin beschäftigt. Sowohl mit meinen Kolleginnen und Kollegen als auch mit meinen Vorgesetzten komme ich hervorragend aus. Kurz mir macht meine Arbeit eine rießen Freude. Ob über mich "geschwätzt" wird, kann ich nicht sagen, da ich noch nie diesbezüglich was gehört habe. Ich meine damit nicht irgendein "kurzes Geflunkel" (das gibts ja immer wieder), sondern ein richtig tief und lang andauerndes "Über mich reden".
LG
Christina
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Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 10 im Thema

Beitrag von Ulrike-Marisa »

Moin Anja,

auch dafür gibt's nen alten Spruch: Du wirst alt wie ein Haus und lernst nie aus.

LG, Ulrike-Marisa :wink:
ExuserIn-2018-07-15

Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 11 im Thema

Beitrag von ExuserIn-2018-07-15 »

Hallo

und vielen Dank für die zahlreichen Antworten!
Es ist sehr schön, dass "Trans* in Arbeit" tatsächlich mehr als der Titel einer politischen Initiative ist und täglich von vielen gelebt wird! Zwar mögen sich wohl die meisten "transtechnisch" etwas allein auf ihrem Posten fühlen, aber dafür geschieht durch den"trans-normalen" Alltag nach meiner Auffassung etwas enorm Wichtiges: Das Thema wird für alle, die uns arbeitstäglich begegnen, aus der Unkenntnis und Unerfahrenheit herausgerissen, Gerüchte und vage Vermutungen verschwinden durch eigene Erfahrungen, ev. Vorurteile Ängste der Mitmenschen werden abgebaut.

Neben der Arbeit, die von Aktivist_innen auf eher (semi-)politischer Ebene geleistet wird, ist meines Erachtens die ganz normale Präsenz von Trans* an den verschiedensten Arbeitsplätzen nicht weniger wichtig.
Das stellt Arbeit im doppelten Sinne direkt an der Basis dar, wo Kolleg_innen hoffentlich nicht mehr glauben, dass eine Transfrau im hippen CSD-Outfit zum Job kommt, jedem Mann im Raum die Hosen runterzieht oder kleine Kinder zum Frühstück verspeist, um mal eine etwas saloppe Zusammenfassung einiger grotesker Hirngespinste von Mitmenschen zu liefern. Über Integration wird viel geredet, aber das ist Integration - Tag für Tag.
Andrea aus Sachsen hat geschrieben: Mi 7. Feb 2018, 00:17 Diese Situation hatte für mich den Vorteil, dass ich mich in der alten Firma nicht zu outen brauchte, dafür aber eine neue Arbeit suchen musste. Letzteres war dann allerdings schwieriger als erwartet. Eine (damals) 58-jährige Frau in einem technischen Beruf schien trotz guter Qualifikation und angeblichem Fachkräftemangel niemand haben zu wollen. Daran wäre ich fast verzweifelt, bis ich in einer kleinen Firma in Dresden doch noch eine Anstellung fand.
Ich hatte mich übrigens gleich als Frau beworben, obwohl in meinem Ausweis noch etwas anderes steht. Doch das interessiert in meiner neuen Firma niemanden, da zählt nur die fachliche Qualifikation und Einsatzbereitschaft. Meine fast ausschließlich männlichen Kollegen wissen zwar von meiner Vergangenheit, kennen mich aber nur in der "richtigen" Rolle.
Inzwischen habe ich die Probezeit bestanden und bin voll akzeptiert. Das Pendeln zwischen Dresden und meiner Heimatstadt in der Nähe von Chemnitz ist zwar manchmal etwas stressig, aber dieser Herausforderung stelle ich mich gern. Als Frau eigenes Geld verdienen, das ist für mich nicht nur ein Job, sondern die Erfüllung eines Lebenstraumes, von dem ich lange Zeit nicht geglaubt hatte, dass er Wirklichkeit werden könnte.
Andrea, ich hatte damals mit Spannung und Interesse deinen Thread verfolgt, in dem du über die langwierige Arbeitssuche mit all ihren Komplikationen berichtet hattest. Ich freue mich sehr, dass du nach einem mühevollen Weg so gut angekommen bist, wenn auch die Fahrzeit zweifellos nervt.
Deine Strategie halte ich für sehr klug und konsequent. Mag der Stress am Anfang durch die Bewerbungen und später die Einarbeitung sehr hoch gewesen sein, so entfällt bei dir das Gesamtpaket des Coming-Outs, da dich ohnehin alle nur "richtig" kennen. Niemand muss umlernen und keiner kann dich mit Dingen konfrontieren, die der ehemalige Kerl angerichtet hat.
heike65 hat geschrieben: Mi 7. Feb 2018, 02:03 tja, meine Frau und ich sind selbstständig und betreiben einen kleinen Baumarkt/Fachhandel da ist es schon was anderes wenn man täglich vor Kunden steht, viele kennen einen mit Vornamen, teils schon seit 30 oder mehr Jahren als Mann, manche Neukunden dabei etc.

Bis dato hat es jeder Kunde akzeptiert mich Heike oder Frau S. zu nennen, manche haben auch recht früh danach gefragt wie sie mich nennen dürfen, als das ganze Erscheinungsbild eher androgyn war. Aber Tatsache ist auch das ich manche Kunden , die sonst sehr häufig im begrüssen durfte, einfach nicht mehr erscheinen, ich denke allerdings das es einfach vorrübergehend ist, zumindest hoffe ich das.

Liebe Grüße
Heike
Oh, oh - so ein kleines Familienunternehmen schafft natürlich viel mehr Nähe zu den Kund_innen und da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass ein Coming Out schwieriger sein kann als in einer größeren Firma. Allgemein bin ich versucht, eine Art "trans-sozialen Erfahrungssatz" festzustellen: Die Probleme beim Outing sind proportional zum Intimitätsgrad des Verhältnisses zur jeweiligen Person.
Ausnahmen davon sind Personen, die generell Probleme mit Trans* haben, weil sie z.B. dem Irrglauben verhaftet sind, dass alle diese Menschen homosexuell wären. Solche Leute gibt es auch bei uns und ich akzeptiere es, dass sie mich meiden. Sich aufzudrängen und aufklären zu wollen, würde dort vermutlich den gegenteiligen Effekt erzielen und sie in ihrem Irrtum bestärken.

Dagegen gibt es männliche Kollegen (bei Frauen hab ich das nicht festgestellt), die sich sehr sehr schwer tun. Bei ihnen steckt jedoch kein Vorurteil oder gar Bösartigkeit hinter. SIe brauchen mehr Zeit. Wenn sich zufällig die Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch ergibt, nutze ich diese und merke, wie sich die Angespanntheit langsam lockert. Vielleicht ist das bei einigen eurer Kund_innen ähnlich, die erstmal fernbleiben?
Simone 65 hat geschrieben: Mi 7. Feb 2018, 02:23 Achso Transnormal ,so heißt das Lädchen von Manuela, meiner Frau .
Hallo Simone, das ist ein super Name für ein Spezialgeschäft. Da kann ich deine Frau nur beglückwünschen. Dieses Wortgebilde drückt sehr schön mein Ziel aus, wie ich als Transfrau jeden Tag leben will: eben ganz normal.
Michelle_Engelhardt hat geschrieben: Mi 7. Feb 2018, 08:02 Bei mir ist es wie bei Andrea. Ich musste mich nicht bei einem Arbeitgeber outen, denn die 3 verschiedenen Jobs, in denen ich als Michelle gearbeitet habe, habe ich allesamt als Frau begonnen (teils allerdings noch mit männlichen Papieren). Auf Probleme oder gar Ablehnung bin ich dabei glücklicherweise nie gestoßen. Genau wie bei Andrea, hat sich bei mir ein Traum erfüllt....Geld verdienen und ganz normal leben als Frau.

LG
Michelle
Hallo Michelle, das stelle ich mir recht nervig vor, mit falschen Papieren auf Jobsuche zu gehen. Mich ärgert schon alles andere, was damit im Zusammenhang steht und mir mehrfach im Monat auf die Füße fällt. Aber das ist ein anderes Thema.
Bei drei Jobs hast du sicher reichlich Erfahrungen sammeln können und es ist sehr schön, dass du dabei auf keine Probleme gestoßen bist.
Ulrike-Marisa hat geschrieben: Mi 7. Feb 2018, 08:21 Moin,

...Öffentlicher Dienst, kann ich bestätigen - keine Probleme dank umfangreichen Antidiskriminierungsschutzes.
Bei der Arbeit interessiert es hier im Amt bei Wasser und Schiff niemanden, hinter meinem Rücken wird sicher getuschelt; andererseits habe ich viel Zuspruch erfahren von denen, mit denen ich direkt zusammenarbeite, im Sachbereich und im Personalrat. Dank DGTI-Ausweis können sie es auch mal praktisch sehen und sind mehrheitlich beeindruckt von diesem Dokument, das selbsterklärend wirkt; habe ich immer zur Hand. Auch auf Dienstreisen bin ich mittlerweile voll akzeptiert, wenn ich als Ulrike unterwegs bin. :wink:

LG, Ulrike-Marisa
Hallo Ulrike-Marisa, den Antidiskriminierungsschutz gibt es theoretisch überall, nur ist die Umsetzung teilweise sehr schwierig, sogar im öffentlichen Dienst. Es gibt noch längst nicht überall AGG-Beauftragte, die als kompetente Ansprechpartner_innen helfen könnten. Die Landes-AGG-Stellen sind bei konkreten Problemen leider ziemlich zahnlose Tiger (z.B. in Berlin, wo die LADS von SenJust bei jeder Gelegenheit vehement betont, sich keinesfalls um Einzelfälle zu kümmern) und die Bundesstelle hat im konkreten Fall noch nicht mal den A... in der Hose, im Beschwerdefall die "Beklagte" direkt anzuschreiben. Aber auch das sind eher Themen für gesonderte Threads ...

Wie ich schrieb, muss ich trotz meines DGTI-Ausweises in der hoheitlichen (!) Landesverwaltung um meine Identität kämpfen, weil an entscheidender Stelle jemand steht, der blockiert. Doch der Druck seitens der Belegschaft, die mich täglich als Frau erlebt und schon längst so integriert hat, sowie von Personalrat und Frauenvertretung wird stetig größer, sodass die Lösung nur eine Frage der Zeit zu sein scheint.
Insoweit ist es sehr erfreulich, dass es dir gelingt, Leute mit deinem DGTI-Ausweis zu beeindrucken.
Anja hat geschrieben: Mi 7. Feb 2018, 14:56 Moinsen,

eigentlich verlief der Übergang ohne große Wellen.
Mein Outing wurde noch beschleunigt, weil mein damaliges Whats-App Profilfoto in der Chefetage die Runde machte (einer aus der Gruppe steckte es mir)
So bin ich dann die Führungsriege in Einzelgesprächen durchgegangen und habe darauf hingewiesen, das es sich dabei nicht um einen Karnevalsscherz handelt, sondern das ich das auf dem Foto bin.
Ich übe die gleiche Tätigkeit in der Firma aus, die ich vorher 15 Jahre als Mann gemacht habe.

Morgens benötige ich im Bad eigentlich weniger Zeit als früher, da ich Routine-Tätigkeiten wie Damenbart-entfernen, duschen, Haare waschen, fönen, glätten... alles abends erledige. So bleibt morgens nur die Zahnbürste, anziehen und schminken übrig, was ich locker in ner Viertel-Stunde schaffe. Duschen und Haare fertig machen, da komm ich locker auf ne 3/4 bis 1 Stunde. Ne, da schlaf ich lieber länger und schenke mir dafür abends das Fernsehen und gehe ins Bad.
Im Kolleginnenkreis erfuhr ich übrigens, das ich nicht die Einzige bin, die das so handhabt. Naja, ich muss halt noch so manches (neu) lernen...

Grüße
die Anja
Moin Anja, das ist ein schönes Beispiel, dass auch eine im Grunde genommen vielleicht weniger angenehme Sache ein sehr gutes Ende nehmen kann.
Deine Taktik zum Styling kann ich leider bei mir nicht anwenden. Wenn ich mich erstmal ins Bett lege, ist die Frisur geschrottet. Die Alternative wäre, im Stehen zu schlafen, was mir zu unbequem ist. Da ich sehr große Wickler verwende, kann ich mit diesen Dingern auch nicht schlafen, was vielleicht eine Zwischenlösung darstellen könnte. Bis ich vielleicht irgendwann mal eine strapazierbare Frisur habe (Aufstehen - Schütteln - Fertig!), muss ich morgens alles komplett neu machen - und das verbraucht 80% der Gesamtzeit.

LG
Semele
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Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 12 im Thema

Beitrag von Ulrike-Marisa »

Hallo Semele,

...da muss ich bei mir noch ergänzen, dass ich mich im Amt bei uns in Kiel beim PR als Ansprechpartnerin für trans*-Betroffene zur Verfügung gestellt habe; das ist auch mit der GleiBe so abgesprochen. Im PR ist man aber allgemein der Ansicht, dass das wohl eher ein Randproblem ist und das, noch?, nicht öffentlichkeitsarbeitsfähig wäre. d.h. keine offizielle Bestellung durch die Amtsleitung. Wenn mal was ist, dann kann die Person ja zu mir geschickt werden, ist die interne Lesart. Damit kann ich auch leben, die meisten kennen mich auch als Ulrike und wer wirklich Fragen hat, muss sich dann aber auch trauen. Im ganzen Nordbereich von Wasser und Schiff weiß ich nur noch von einer Schiffsführerin, aus einem anderen Amt, die Transfrau ist. Aus PN ist mir bekannt, dass es mehr Betroffene bundesweit gibt.

Gruß, Ulrike-Marisa
Svetlana L
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Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 13 im Thema

Beitrag von Svetlana L »

Semele hat geschrieben: Do 8. Feb 2018, 09:31 Neben der Arbeit, die von Aktivist_innen auf eher (semi-)politischer Ebene geleistet wird, ist meines Erachtens die ganz normale Präsenz von Trans* an den verschiedensten Arbeitsplätzen nicht weniger wichtig.
Ganz im Gegenteil, ich erachte die "Arbeit an der Basis" fast noch wichtiger, wenn es darum geht, Akzeptanz zu fordern und zu zeigen, dass "wir" ganz normale Menschen sind, die die gleichen Sorgen und Nöte haben (und noch ein paar spezifische mehr) wie normale heterosexuelle cis-Menschen auch. Ich könnte wetten, dass die meisten Kolleg_innen in meiner Dienststelle das Thema trans* vor meinem Outing nur vom Hörensagen kannten, geschweige denn eine trans*-Person persönlich kannten. Andererseits haben mir zwei Kolleginnen erzählt, dass sie das trans*-Thema auch in ihrer Familie haben und eine weitere hat mir erzählt, dass sich vor einigen Jahren ein Freund von ihr geoutet hat. In der gesamten Berliner Verwaltung sind mir noch drei trans*-Männer persönlich bekannt, allerdings keine einzige trans*-Frau. Das heißt aber nicht, dass es sie nicht gibt - die Berliner Verwaltung hat schließlich um die 100.000 Beschäftigte.

Die Arbeit der Verbände ist nicht weniger wichtig, betrifft m. E. aber mehr die politische Seite, um rechtliche Verbesserungen zu erreichen. Für viele Menschen ist Politik weit weg und deswegen hören sie nur mit halben Ohr (oder gar nicht) hin, wenn es um Politik geht - insbesondere wenn ein solches "Nischenthema" zur Sprache kommt. Wie groß der Einfluss der Verbände tatsächlich ist, sieht man ja an der aktuellen Koa-Vereinbarung. Da taucht das Thema trans* (oder im weiteren Sinne LSBTI) leider nur als Randnotiz auf. Das heißt, dass die Verbände im Laufe der Legislaturperiode noch mehr Druck auf die Regierungsparteien ausüben müssen, um überhaupt irgendetwas zu erreichen.
Hawadehre
Svetlana
Ulrike-Marisa
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Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 14 im Thema

Beitrag von Ulrike-Marisa »

...bei der Gewerkschaft Verdi ist in Kiel ein Versuch 2016/2017 mangels Masse nicht erfolgreich gewesen, einen Arbeitskreis LSBTI dauerhaft zu etablieren. Da war ich auch einige male dabei, dann kamen bald keine Interessenten mehr und dann habe ich es auch aufgegeben.
Auch bei der Gewerkschaft ist LSBTI ein Randthema, das niemand so recht auf dem Schirm hat.

Gruß, Ulrike-Marisa
Laura R
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Re: Trans-normal im Job: MzF, wie steht ihr eure Frau?

Post 15 im Thema

Beitrag von Laura R »

Moin,
Die Frage war ja MzF, wie steht ihr eure Frau. Ganz einfach: als Frau eben! Meine Sichtweise ist wie folgt, nachdem ich aus meiner Sicht will mal sagen fertig war, betrachte ich mich nicht mehr als Trans oder wie auch immer sondern als Frau und das Thema Transsexuell war sehr schnell überall vom Tisch und es wird sehr wenig bis gar nicht darüber geredet. Warum auch? Es ist nun halt mal so. Ich habe es damals kurz zuvor bekanntgegeben, Fragen beantwortet und mein Leben weitergelebt. Viel Zeit darüber nachzudenken habe ich nicht weil ich genug zu tun habe.
Ich habe meine Arbeit zu erledigen und das klappt alles sehr gut.
Ich kenne mehrere Geschäftsführer die kein Problem mit transsexuellen Mitarbeitern haben, die haben nur ein Problem damit dauernd damit vollgequatscht zu werden. Ich glaube denen das absolut. In der heutigen Zeit ist es doch eher wichtig was der Mitarbeiter kann und was er leistet und nicht was er ist. Es kommt aber natürlich auf jede selber an wie sie/er sich gibt und sich verhält, aber eines könnt ihr mir glauben: ich wäre auch genervt wenn mich wer auch immer mit seiner transsexuallität voll labern würde.
Vielleicht ist es ja auch das Verhalten einiger was negative Reaktionen hervorruft, nicht immer nur die Schuld bei anderen suchen mal an der eigenen Nase fassen.
Ich war 23 Jahre als Mann in der Firma beschäftigt jetzt bin ich in der gleichen Firma im gleichen Job im 27 Jahr, also es geht!
Verlasst euch nicht auf irgendwelche Verbände oder Gewerkschaften, was ihr erreichen wollt schafft ihr nur selber.
Ach ja eines noch, für den einen ist seine transexuallität natürlich sehr wichtig, aber der Mittelpunkt der Welt ist das nicht und das sollte jeder so sehen.
Liebe Grüsse
Laura
Ich bin wie ich bin und weiß wer ich bin. Das gut so!
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