Hi Salmacis!
Ersteinmal: wir haben dieselbe Frisur B) Ziemlich cool!
Zum Thema:
Nein es gibt keine Internetseite. So groß angelegt ist es leider nicht.
Es ist ein Projekt, das ich im Rahmen eines Seminares über Gender-Aufklärung mache. Das sind etwa 30 Leute. Es ist ein offenes Seminar, dh. eigentlich kann jeder kommen, aber in der Regel sind nur die da, die auch angemeldet sind und Noten dafür bekommen. Ist also wie ein Referat in der Schule.
Wenn du Interesse hast, werde ich dir im Folgenden ein bisschen mehr erzählen:
Also das Referat muss so aufgebaut sein, dass ich eine Hauptthese habe, die ich beweisen soll.
Meine Hauptthese ist, dass Gender-Identität, Körpergestalltung (Kleidung, Tattoos, Frisur, ect.) und sexuelle Orientierung nicht zwingend im Zusammenhang stehen.
Ich finde es wichtig, darüber zu sprechen. Als ich mich z.B. vor meiner Familie als lesbisch geoutet habe, war eine der ersten Reaktionen: "Du kommst uns jetzt aber nicht mit so einem Mannsweib nach Hause oder wirst selbst so!" Sie waren davon überzeugt, dass sich durch mein Lesbisch sein auch mein Aussehen und meine Einstellung ändern würde. Ein anderes Bsp.: Ich habe in meinem Bekanntenkreis ein lesbisches Paar, wo eine der Damen biologisch noch ein Mann ist, der aber gerade auf dem Weg zu einer Geschlechtsangleichung ist. Als ich das meiner Mutter erzählt habe, ist sie aus alles Wolken gefallen und meinte, wie der Junge seinem Körper nur sowas antun kann. Er könnte doch ganz normal mit dem Mädchen zusammen sein. In ihrer Welt gab es transsexuelle Männer nur, um eine heterosexuelle Beziehung mit einem anderen Mann vorzutäuschen.
Ich dachte ganz lange: So vernebelt ist wahrscheinlich nur meine Hinterweltler-Familie... Aber als ich meinen Dozenten mein Referatsthema vorgeschlagen habe und ihnen erzählt habe, dass es einen Unterschied zwischen Transsexualität und Transvestitismus und Transgender gibt und das nicht im Bezug zu Hetero- oder Homosexualität steht, haben sie mich mit riesigen Augen angeguckt. Da war mir klar, dass da mal drüber geredet werden muss.
Zu Beginn des Vortrages werde ich erstmal über sämtliche Begriffe aufklären, die es in der Szene so gibt. Also von Transvestitismus, Crossdress, Androgynität, Tomboy, ect.
Zu Belegen versuche ich die Thesen durch Aspekte in der Psychologie und Neurobiologie. Ich bin kein Psychologe, aber es ist schon nachgewiesen, dass sich Sexualität und Gender-Identität unabhängig voneinander entwickeln und darum nicht im Zusammenhang stehen. Diese Studie stelle ich kurz vor.
Dann stelle ich die Behauptung auf, dass diese Diskriminierung oder diese Falschannahmen über Homosexuelle oder Transgender sehr stark dem westlich-christlischen Schwarz-Weiß-Denken zu Grunde liegt. Z.B.:Wenn man ein Mann ist, hat man männliche Eigenschaften und mag Frauen. Wenn nun eine der Variablen geändert wird, so kehrten sich nach diesem Denken auch die anderen Variablen ins Gegenteil um. Also ein Mann, der Männer mag und demnach weibliche Eigenschaften hat. So wurden lange Zeit Homosexuelle nicht nur von der Gesellschaft sondern auch in der Wissenschaft komplett auf ihr anders-sein reduziert. Jede weitere Eigenschaft wurde mit der Homosexualität in Verbindung gebracht und nicht in Bezug auf Familie, Kultur, Gesellschaft oder Individum gesehen. Ist in buddhistischen oder hinduistischen Kulturen schon einmal anders, weil man dort schon in den Urreligionen mehr in Grautönen denkt.
Außerdem gehe ich kurz auf Szene-Mode ein. Dass man im Gothic-Bereich sich stark feminin akzentuiert kleidet und im Punk oder Heavy Metal eher maskuline Mode bevorzugt ohne, dass dies mit der Gender-Identität oder Sexualität zusammenhängt.
Zuletzt habe ich die These, dass diese Unaufgeklärtheit über die tatsächliche Vielfalt des Themas einfach darauf beruht, dass es bei manchen keinen persönlicher Kontakt gegeben hat. Ich habe auch erst gewusst, dass schwule Männer sich nicht automatisch irgendwie "weiblicher" benehmen, als ich den ersten kennengelernt habe.
Und dafür mache ich das Interview!
Ich will nicht nur einen Fragebogen statistisch auswerten, der dann meine Thesen beweist, sondern ich will mit dem Video auch gleichzeitig einen persönlichen Bezug herstellen und die emotionale Distanz zu dem Thema brechen.
Ja, so ist es bisher gedacht.
Also, wenn du noch Fragen hast, beantworte ich dir natürlich alles sehr gerne
Es sieht vielleicht ein bisschen nach vergeblicher Liebesmühe aus, weil das Seminar relativ klein ist und hauptsächlich aus zukünftigen Lehrern/innen und ein paar Nachwuchs-Alice Schwarzern besteht. Aber irgendwo muss man ja anfangen
