Selbstannahme und Sehnsucht ...
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Sophia69
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Selbstannahme und Sehnsucht ...

Post 1 im Thema

Beitrag von Sophia69 »

Hallo, dieser Thread ist an diejenigen unter euch gerichtet, die sich als Frau/Transfrau wahrnehmen.
Es ist mir gerade ein Bedürfnis, mit euch meine Gedanken und Empfindungen zu teilen. Obwohl ich mich mittlerweile in meiner Haut wohl fühle, das heißt, dass ich mein "Frausein" mit Genuss leben und auskosten kann, indem ich mich in meinem Körper voll und ganz als Frau empfinde. Dennoch kehren immer wieder die Momente ein, in denen ich mir nichts sehnlicher wünsche, als in einem cis Frauenkörper inne zu wohnen.
Hierzu zunächst einmal ein paar Erläuterungen: Vor gut 8 Jahren und dies war nach der Hochzeit mit meiner jetzigen Frau, habe ich mich überhaupt getraut, mich ihr gegenüber zu outen. Sie war der erste Mensch, zu dem ich absolutes Vertrauen hatte. Dies war anfangs für Sie ein Schock. Nach und nach und sehr behutsam habe ich ihr immer weiter meinen Ausdruck von Weiblichkeit zugemutet. Mittlerweile besteht gar kein Problem mehr, wenn ich mit ihr in typischer Damenbekleidung ausgehe, wenn sie sich die Nägel lackiert, ich mich zu ihr setze und dies mit meinigen ebenfalls tue. Erfreuen kann ich mich auch daran, wenn sie hin und wieder eine Leggins oder Thermostrumpfhose von mir ausleiht. Meine Weiblichkeit kann ich somit ihr gegenüber ganz ungeniert ausleben.
In meinem Mindset empfinde ich auch meine Brüste als weiblich, als auch alles andere. Aber dennoch verschwindet diese tiefe Sehnsucht nicht, im Grunde genommen einen cis weiblichen Körper zu beherbergen wollen, was natürlich unmöglich ist, aber dennoch wenigstens nach außen hin sichtbar eine Frau bzw. eine Transfrau zu sein. Die Option von Silikonimplantaten ist für mich noch nicht vom Tisch, aber eine GAOP steht aufgrund der Risiken außen vor.
Bis hierhin zu kommen, war ein langer Weg, welcher über 50 Jahre gedauert hat. Meine Ambivalenzen besteht darin, wie beschrieben, dass ich mich weiblich und somit wohl in meinem Körper fühle, aber die Sehnsucht nach weiblicher, körperlicher Veränderung nach wie vor besteht. Dies erweckt in mir eine gewisse Wehmut, die schmerzt. Zerlege ich das Wort Wehmut in seine Bestandteile, weh und Mut, suggeriert es mir, dass der Schmerz zu stillen sei, wenn ich den Mut zu einer GAOP aufbringen würde. Aber nur Mut zu schöpfen für eine operative Veränderung, um dann die Sehnsucht zu beenden, damit ist es für mich nicht getan. Denn selbst, wenn ich alle Risiken einer GAOP in Kauf nehmen würde, möchte ich weiterhin mit meiner wunderbaren Frau unsere Beziehung genießen und sie nicht gefährden. Denn natürlich habe ich ihr schon sehr viel zugemutet, hier verstanden im positiven Sinne, so dass ich ihre Befindlichkeiten und Bedürfnisse ebenso respektieren möchte. Sie hat einen Mann geheiratet, akzeptiert mittlerweile meine Weiblichkeit und kann weiterhin, so wie ich jetzt bin, auch ihre Lust und Leidenschaft mit mir ausleben. Dieser wichtigen Bestandteil unserer Liebe soll auch so erhalten bleiben.

Meine Lieben, wie ist es euch ergangen, wenn ihr ebenfalls euch erst innerhalb der Beziehung und nicht zu Beginn geoutet habt? Kennt ihr meine Sehnsucht und die auch für mich damit verbundene Ambivalenz? Sehr würde ich mich darüber freuen, wenn ihr eure Gedanken, Emotionen zu dem Thema Selbstannahme und vielleicht auch damit verbundene Sehnsüchte mit mir teilt.

Liebe Grüße
Sophia
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Re: Selbstannahme und Sehnsucht ...

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Beitrag von Fleur »

Liebe Sophia

Was für ein berührender Bericht. Ich kann deinen Gedanken mehr als folgen - nachvollziehen und mitempfinden kann ich, da ich diesen Teil deiner Lebensgeschichte auf weiten Strecken teile.
Sophia69 hat geschrieben: Di 18. Nov 2025, 11:51 Sie hat einen Mann geheiratet, akzeptiert mittlerweile meine Weiblichkeit
Genau das hat mir meine Frau bei meinem Outing auch gesagt - "dass sie doch einen Mann geheiratet habe"! Ich schätze heute sehr, dass ich nach einiger Zeit auf Akzeptanz gestossen bin - ich mein Frausein auf meine Art leben kann. Ab und wann schenken wir uns beide was in unsere Frauengarderoben, die Nagellackbox teilen wir uns - Schals, Handtaschen uns so wechseln auch mal die Hände... wunderbar, nicht wahr?

Eine solche Beziehung will auch ich nicht verlieren - sie nicht überstrapazieren. Vor allem deshalb habe ich mir Leitplanken gesetzt - eine GAOP ist vom Tisch, auch altersbedingt infolge Risiken - Hormone, tja - das flammt ab und zu im Kopf auf - ich lasse das Thema aber meist ruhen.
Cis Frau werden - ab und wann geniesse ich diese Tagträume - wie schön es doch wäre, über Nacht in Wandlung zu sein... Träume - nun, mein grosser Traum, en Femme unter Menschen zu gehen, wohin auch immer - den lebe ich, als unvollkommene Lady - aber glücklich!

Ich habe mich angenommen. Meine grosse Sehnsucht jedoch hat mit der Zeit zu tun. Möglichst ins hohe Alter mein wirkliches ICH ganz leben zu können - wie lange noch...das sind meine Fragen. Diese Frage stelle ich mir - mit 67 zig - halt mal. Innehalten im Leben - das tut gut, wenn auch etwas Wehmut dabei mitschwingt. Ich habe dazu einen Blog geschrieben - er handelt vom Herbst des Lebens - eben von meinen Ängsten, die Frauen meiner Spezies schon beschäftigen können. Wenn es dich interessiert?: https://fleurenfemme.blogspot.com

Ich wünsche dir auch ein glückliches Leben - ein Leben mit Sternstaub für jeden Tag - herzlichst, Fleur
"Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende" | "Wer will, findet Wege - wer nicht will, findet Gründe"
Sophia69
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Re: Selbstannahme und Sehnsucht ...

Post 3 im Thema

Beitrag von Sophia69 »

Fleur hat geschrieben: Di 18. Nov 2025, 14:24 Ich wünsche dir auch ein glückliches Leben - ein Leben mit Sternstaub für jeden Tag - herzlichst, Fleur
Liebe Fleur,
vielen lieben Dank für deine wunderbaren Worte, sie haben mich sehr berührt. (dr)
Dein Blog hat mich sehr interessiert! Zwar bin ich zehn Jahre jünger als du, aber natürlich auch schon im Herbst meines Lebens :roll: Es ist erstaunlich, dass ich mir fast die gleichen Gedanken darüber gemacht habe, wie wird es sein, wenn ich meine Weiblichkeit mit Kayal unterstreichen möchte und die Hände zittrig werden und all den langen Rattenschwanz der daran hängt, wie du ihn für mich treffend beschreibst. Anders als du bin ich mit der Rocklänge noch nicht im Reinen, ob ich die "Kürze", wie von mir geliebt, beibehalten werde. :lol:
Deinen Blog finde ich nicht nur feinsinnig, sondern auch poetisch.
Ich fühle mich als Sonnenschein, dies war mein Kinderkosename, sodass die kurze Wehmut ganz schnell verfliegt und ich mich glücklich schätze noch rechtzeitig genug in meinem Leben zu mir zu stehen. Vorallem, dass ich in meiner Frau einen Menschen gefunden habe, der mich liebt so wie ich bin. So behalte ich es mir weiterhin vor, in Tagträumen mich als cis Frau zu sehen, auch wenn dies mit der Wehmut hin und wieder einhergeht, wenn ich aus dieser Phantasiewelt erwache, dass ich mir bewusst werde, dass ich einfach nur ein wenig anders als all die erträumten Frauen bin (so).

Ich wünsche dir vom ganzen Herzen, dass du lange dein glückliches Leben mit deiner Frau genießen kannst und dass auch auf dich täglich Sternstaub rieselt (he)
Sophia
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Re: Selbstannahme und Sehnsucht ...

Post 4 im Thema

Beitrag von Beatrixtg »

Sophia69 hat geschrieben: Di 18. Nov 2025, 11:51 Meine Lieben, wie ist es euch ergangen, wenn ihr ebenfalls euch erst innerhalb der Beziehung und nicht zu Beginn geoutet habt? Kennt ihr meine Sehnsucht und die auch für mich damit verbundene Ambivalenz? Sehr würde ich mich darüber freuen, wenn ihr eure Gedanken, Emotionen zu dem Thema Selbstannahme und vielleicht auch damit verbundene Sehnsüchte mit mir teilt.
Hallo Sophia,
eine immer wieder kehrende Geschichte. Mit Zweifeln, fragen ob man sich selbst noch trauen kann, etc.
Kurzfassung (mit Schwerpunkt auf jetzt)
Geboren 1949
Aufgewachsen in Deutschland, erzogen mit viel Liebe von meiner Mutter, Oma und Opa, und später meinem Stiefvater.
Umfeld 50 er Jahre. Vom Umfeld beeinflusst. Ein Bub weint nicht, kennt keinen Schmerz... etc. (muss das wohl nicht weiter ausführen).
Später geheiratet, liebe Familie, 2 Söhne. Viel Krankheiten bei mir und in der Familie.
Geschieden (Grund möchte ich hier nicht aufführen, möchte niemanden verletzen)
Für die Familie entschieden, die Söhne sollten nicht darunter leiden. nach der Scheidung, bessere Familie als vorher, Grund, beide wollten nicht die Kinder darunter leiden lassen.
Apropo Scheidung, mein transgender Gefühl war nicht der Scheidungsgrund.
ca. 26/28 Jahre, transgender unterdrückt, nur selten nachts mal um den Block spaziert.
Mich selbst verschlossen, Mauern um mich gebaut damit ich nicht mehr so leicht verletzt werden konnte.
Dann einen schock erlebt gelacht, Foto gemacht. Als ich das Foto sah die Erkenntnis, so kann es nicht weiter gehen. Auf dem Foto, kein Lachen sondern einen tief traurigen Ausdruck. War das wirklich mein Gesicht?
Das war vor ca. 2 Monaten. Inzwischen mein leben umgekrempelt. Kleider Mann und Frau komplett ersetzt. Schuhe auch. Blockaden erkannt und begonnen ab zu bauen. Zu meinen Gefühlen stehen. Wenn mich jemand angreift, nicht mehr zurück ziehen, dazu stehen. Nicht mehr zulassen von der Ansicht anderer gesteuert zu werden.
Mein Gefühl: Mann und Frau, meistens als Frau unterwegs. Stehe nicht auf Männer, von daher stimmt mein Körper mit meiner Seele überein. Aber Gefühlsmässig leichtes Übergewicht des Femininen. Kann mich nötigenfalls aber ziemlich klar als Mann ausdrücken, der vieles nicht mehr zulässt.
Wünschte nur dass der Schock mit dem Foto mich ein paar Jahre früher getroffen und aufgeweckt hätte.

Ich schreibe dies, in der Hoffnung, dass vielleicht andere aus meiner Geschichte etwas lernen und nicht die gleichen Fehler machen

Eure Beatrix
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Re: Selbstannahme und Sehnsucht ...

Post 5 im Thema

Beitrag von girlnamedliz »

Liebe Sophia,
Sophia69 hat geschrieben: Di 18. Nov 2025, 11:51 Meine Lieben, wie ist es euch ergangen, wenn ihr ebenfalls euch erst innerhalb der Beziehung und nicht zu Beginn geoutet habt?
um es kurz zu sagen: ganz aehnlich.

Ich habe mich meiner Frau nach 25 Jahren Ehe (und mit 56 Jahren) geoutet. Das war, nachdem ich im taeglichen Leben aufgehoert habe zu funktionieren. Immer wenn sie das Haus verlies, schnell umziehen, schminken, rausgehen, irgendwo in ein Einkaufzentrum, wie in Trance. Dazu die Scham und das schlechte Gewissen bei der ewigen Geheimnistuerei. Mich hat das kaputt gemacht. Meine Frau hat es mit Fassung getragen, trotz des grossen Betrugs an ihrem Vertrauen. Wir haben das Thema dann erstmal fuer uns behalten und lediglich mit unserem erwachsenen Sohn geteilt. Aber immerhin konnte ich mich nun schonmal zuhause frei bewegen, konnte draussen endlich meine Kreditkarte benutzen, und Kontakte mit der Community knuepfen. Ein grosser Fortschritt. Das schlechte Gewissen war weg, und die sozialen Outings in der Community haben endlich ein gewisses Gefuehl von Normalitaet aufkommen lassen.

Nach etwa sechs Monaten hat sich meine Frau genug gesammelt, um etwas weiter zu gehen. Wir haben dann beide (einzeln, nicht als Paar) Therapie begonnen. Natuerlich hatten wir beide, aus ganz verschiedenen Blickwinkeln, viele Aengste und Sorgen zu bewaeltigen. Gleichzeitig haben wir angefangen, Schritt fuer Schritt ausgesuchte Freunde einzuweihen. Und siehe da: die meisten Freunde waren unaufgeregt, und meine Frau hat langsam mehr Mut gefasst. Natuerlich haben wir einige Leute verloren, aber die sind leise gegangen. Selbst mit Eltern und Schwiegereltern hat das weitgehend geklappt - aber die Beziehung zu meinem Vater hat sehr gelitten. Mir wurde in der Zeit aber zunehmend klar, dass ich die beiden Welten auf Dauer nicht voneinander trennen kann.

Um das Gefuehl loszuwerden, dass mit mir etwas nicht stimmt, brauchte ich eine vollstaendige Transition. Und so habe ich nach etwa 9 Monaten dann mit Hormonen angefangen. Auch wenn ich mich vorher informiert hatte, war mir nicht klar, wie fundamental die Veraenderungen sein wuerden. Innerhalb von wenigen Wochen hat sich meine Art Emotionen zu prozessieren komplett veraendert. Waehrend ich mein ganzes Leben Probleme mit Stress, Aerger und Wut hatte, kehrte ploetzlich Ruhe ein. Testosteron war offenbar nie mein Freund; einen besseren Beweis dafuer, dass ich auf dem richtigen Wege war, konnte ich nicht finden. Endlich zuhause im eigenen Kopf. Die koerperlichen Veraenderungen sind willkommen, aber bei der Entscheidung weniger massgeblich gewesen. Ich wuerde diese Veraenderungen ohnehin als unspektakulaer bezeichnen. Aber, vielleicht anders als andere, habe ich nicht nur die (kleinen) Veraenderungen in Form, sondern auch Funktionalitaet ausdruecklich begruesst.

Meine Frau ist bei alledem meine groesste Unterstuetzerin. Wir teilen uns Kleider und Utensilien, sie beraet mich, und ist jederzeit (auch oeffentlich) an meiner Seite. Mehr haette ich mir von ihr nicht wuenschen koennen. Gleichzeitig hat sich unsere Beziehung stark veraendert. Wir sind wohl nicht mehr unbedingt ein Ehepaar im klassischen Sinne. Wir sind uns emotional extrem eng verbunden, vertrauen uns gegenseitig blind, geben uns Muehe einander das Leben zu verschoenern, haben die gleichen Plaene fuer die Zukunft, und sind zusammen erfolgreicher als getrennt. Gleichzeitig hat sich aber die koerperliche Naehe veraendert. Haendchenhalten und herzliche Umarmungen ja, aber mehr eben auch nicht. Ich glaube wir leben beide ganz gut damit. Zumindest ist dies heute kein Thema. Wenn es in Zukunft eins wird, dann muessen wir sehen, was das eigentlich bedeutet. Wir haben zumindest keine Angst.

Nach der US Amtseinfuehrung im Januar 2025 wurde dann klar, dass das Zeitfenster fuer weitere Veraenderungen sehr klein ist: jetzt oder nie. Und so habe ich meine rechtliche Transition begonnen, neue Ausweispapiere und Kreditkarten in USA und Deutschland. Da ich im Finanzwesen arbeite war damit auch klar, dass ich mich auch beruflich outen musste. Interessanterweise habe ich kurz danach zwei Jobangebote bekommen - es gibt also immernoch genug Leute, die auch im Kundenkontakt keine Probleme mit Transidenten Menschen haben.

An dieser Stelle haette das alles enden koennen, und am Anfang der Reise haette ich es nie fuer moeglich gehalten, ueberhaupt so weit zu gehen. Es hat sich aber gezeigt, dass ich in verschiedenen Lebensbereichen immernoch nicht frei war. Nicht frei in der Wahl meiner Kleidung, gehemmt in gegenderten Raeumen, insbesondere beim Schwimmen und Sport. Und so habe ich mich entschlossen im Januar 2026 meine GaOP zu haben (mein Gott, das sind jetzt weniger als zwei Monate). Meine Frau hat damit kein Problem. Sie unterstuetzt mich, weil sie weiss, wie wichtig mir das ist - auch wenn sie die Gruende vermutlich nicht nachvollziehen kann. Ob mir die OP die Freiheit im Kopf gibt, nach der ich suche, weiss ich nicht. Aber ich bin sicher, dass sie ein wichtiger Beitrag dazu ist, ein gesundes Verhaeltnis zu meinem neuen Leben aufzubauen. Es bleibt ein Weg, auf dem es viel zu lernen und entdecken und jede Menge Ueberraschungen gibt.

Viel Glueck auf Deinem Weg,
Liebe Gruesse

Liz
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Re: Selbstannahme und Sehnsucht ...

Post 6 im Thema

Beitrag von Sophia69 »

Hallo Liz,
gebannt habe ich deine Antwort gelesen. Witzig ist, dass Liz mein erster, selbstgewählter Name war. Im Zuge meiner Selbstannahme, indem ich immer mehr mir erlaubt habe meine Weiblichkeit auszuleben und zu zulassen, empfand ich den Namen zu "hart", (ist nur mein persönliches , phonetisches Empfinden) denn ich merkte, als ich mich befreite von meinem männlichen Korsett, dass mein Wesen viel sanfter wurde. Zudem finde ich es schön, dass Sophia und Maria, der Name meiner Frau, für mich sich sehr harmonisch anhören (he).
Meine persönliche Nachricht an dich liegt aber daran begründet, da ich die GAOP einerseits aus Angst vor den Eingriff nicht wage und andererseits es nichts abzusehen ist, ob meine Frau sich dann nach wie vor von mir sexuell angezogen fühlen würde, deshalb habe ich großes Interesse daran mehr darüber zu erfahren, wie sich die GAOP auf das Selbstempfinden und auch möglicherweise auf die Ehe auswirken kann. Somit möchte ich höflich anfragen, ob du gewillt bist, deine persönlichen Erfahrungen, die du sammeln wirst, mit mir zu teilen. :roll: Falls nicht, habe ich vollstes Verständnis dafür.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen eine entspannte und komplikationsfreie Transition, sowie ein Schmetterling, der nach dem Entpuppen eine wunderschöne Bereicherung für die Natur ist.

Ich wünsche dir alles Liebe und Gute!
Sophia
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Re: Selbstannahme und Sehnsucht ...

Post 7 im Thema

Beitrag von Sophia69 »

Beatrixtg hat geschrieben: Di 18. Nov 2025, 17:01 Das war vor ca. 2 Monaten. Inzwischen mein leben umgekrempelt. Kleider Mann und Frau komplett ersetzt. Schuhe auch. Blockaden erkannt und begonnen ab zu bauen. Zu meinen Gefühlen stehen. Wenn mich jemand angreift, nicht mehr zurück ziehen, dazu stehen. Nicht mehr zulassen von der Ansicht anderer gesteuert zu werden.
Holler die Waldfee Beatrix,
da hast du ja ein Höllentempo aufgenommen, Respekt!!!

Liebe Grüße
Sophia
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Re: Selbstannahme und Sehnsucht ...

Post 8 im Thema

Beitrag von girlnamedliz »

Liebe Sophia,
Sophia69 hat geschrieben: Di 18. Nov 2025, 20:28 deshalb habe ich großes Interesse daran mehr darüber zu erfahren, wie sich die GAOP auf das Selbstempfinden und auch möglicherweise auf die Ehe auswirken kann. Somit möchte ich höflich anfragen, ob du gewillt bist, deine persönlichen Erfahrungen, die du sammeln wirst, mit mir zu teilen.
Das tue ich gern - aber erstmal muss ich diese Erfahrungen sammeln. Vielleicht magst Du mich im spaeten Januar mal dran erinnern?

LG, Liz
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Re: Selbstannahme und Sehnsucht ...

Post 9 im Thema

Beitrag von Sophia69 »

girlnamedliz hat geschrieben: Di 18. Nov 2025, 23:59 Das tue ich gern - aber erstmal muss ich diese Erfahrungen sammeln. Vielleicht magst Du mich im spaeten Januar mal dran erinnern?
Liz, dann wünsche ich dir ganz viele schöne, warme Erfahrungen, die wie Sternstaub auf dich nieder rieseln und dich durch deine Transition tragen hinein in einen herrlichen neuen Lebensabschnitt. Und ja, ich werde dich Ende Januar liebend gerne an deine Zusage erinnern. (smili)

Alles Liebe und Gute!
Sophia
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Re: Selbstannahme und Sehnsucht ...

Post 10 im Thema

Beitrag von Sophia69 »

Hallo sehr geschätzte (trans-) Frauen,
ein paar Gedanken, die mich gerade umtreiben möchte ich gerne mit euch teilen. In Bezug auf meine Überschrift, kam mir der Gedanke, dass der Begriff Sehnsucht, die Sucht beinhaltet, welche faktisch immer nur destruktiv konnotiert wird. Bekanntlich führen alle Süchte, ob stofflich oder nicht- stofflich, auf kurz oder lang zum verfrühten Tod. Diese Abspaltung des Begriffs ist meiner Ansicht nach nicht nur eine nicht zulässige, sondern eine von mir nicht beabsichtigte Betrachtungsweise. Denn ich verbinde mit dem kompletten Begriff Sehnsucht, in diesem Kontext, den Wunsch, das Verlangen, die Hoffnung, das Streben und Begehren so mich zu geben, wie ich empfinde, ich mich fühle, ich wahrnehme und denke. Als Frau! Dies beinhaltet sicherlich eine Menge TNT :) Denn wie fühlt eine Frau? oder gar zwei Frauen und Frauen allgemein :lol: Dies spiegelt meinen ganz persönlichen Umgang und Herangehensweise mit diesem Thema wider.
Judith Butlers Aussage: "Geschlecht sei nicht etwas, dass man ist, sondern etwas, dass man tut, eine Handlung, ein Tun und nicht ein Sein", drückt philosophisch aus, Geschlecht "ist nur insofern real, als es performativ umgesetzt wird". Also nicht, was wir zwischen den Beinen vorfinden gibt Anhaltspunkte darüber, ob wir männlich oder weiblich sind oder innerhalb oder außerhalb dessen uns befinden, wie es Jan Böhmermann für mich immer es treffend formuliert. (ap) Zum einen stärken diese Aussagen meine Selbstannahme, indem meine Physiognomie keine Rolle spielt, ob ich eine Frau bin oder nicht. (he) Andererseits hebt sich die Ambivalenz nicht auf, trotzdem auch körperlich die weiblichen Geschlechtsmerkmale besitzen zu wollen. So kreist das Mantra "ich bin eine Frau" einen erheblichen Anteil des Tages in meinem Kopf. Käme es nicht mehr wieder, dann vermute ich, werde ich es geschafft haben mich endgültig als Frau anzunehmen.
Ist dazu es denn notwendig, in meinem Fall, in den Spiegel zu schauen und einen "real" weiblichen Körper zu entdecken. Schaffe ich es nicht mit der Selbstannahme, indem ich Judith Butlers Aussagen folgen kann und meine Physiognomie vollkommen irrelevant für meine Weiblichkeit ist? Anscheinend nicht, somit bleibt die Sehnsucht, welche mich im o.g. positiven Sinne in Bewegung hält, um weiter meine Weiblichkeit zu erforschen und zu nähren.
Wie ergeht es euch? Was macht euch zur Frau? oder kommentiert einfach meine Gedanken, wenn ihr Lust dazu habt!

Liebe Grüße
Sophia
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