Aus dem Alltag von Inga
Aus dem Alltag von Inga - # 14

Crossdressing und selbst Erlebtes... Erdachtes
Inga
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Re: Aus dem Alltag von Inga

Post 196 im Thema

Beitrag von Inga »

Hallo, ihr lieben Mitlesenden,

gerade hat das Neue Jahr angefangen. Da möchte ich nicht versäumen, hier noch von einem bewegenden Erlebnis aus der Vorweihnachtszeit zu berichten.

Ein Kreis von netten Leute hatte mich an einem Nachmittag zum Adventskaffee eingeladen. Sie sind in Sachen LGBTI* offen eingestellt, erwarten es aber nicht von jedem, da irgendwo dazu zu gehören. Den Kontakt von Mensch zu Mensch miteinander zu pflegen und mit einander eine gute Zeit zu haben, wenn man sich trifft, das steht eher im Mittelpunkt. Da ist die Vorweihnachtszeit gut geeignet, sich zum Kaffee trinken, Plätzchen essen und miteinander klönen zu treffen.

Ich kenne den Kreis aus anderen Zusammenhängen schon seit Jahren und halte lockeren Kontakt mit gelegentlichen Besuchen. Als ich diesmal die Einladung zu dem vorweihnachtlichen Treffen las, kam mir der Gedanke, ich könnte in diesem Kreis von Bekannten endlich mal Inga vorstellen und damit mein langjähriges kleines Geheimnis vom Trans*sein lüften. So kündigte ich beim Gastgeber Ingas Kommen an. Wenn es diesmal mit Inga unpassend wäre, mögen sie mir bitte noch vorher Bescheid geben.

Der Tag nahte, ich machte mich den Temperaturen entsprechend straßentauglich zurecht: Neben Schminken und Perücke schwarzen Rollkragenpullover, schwarze Strumpfhose, Schwarze Strumpfhose, schwarze Stiefel , kurzer Cordrock in Orange, weiße gefütterte Weste, etwas Schmuck, dann noch Wintermantel und Tasche. Es war Zeit sich auf dem Weg zu machen. Unterwegs konnte ich noch einmal Bartschatten wegpudern und Lippenstift nachziehen. War ich jetzt angespannt, was sie zu Inga sagen würden?!

Die Adresse war leicht zu finden. Ich klingelte. Mir würde geöffnet. Ich zog den Mantel aus, hängte ihn an die Garderobe und konnte gleich an einem freien Gedeck nehmen.
Inga war kein großes Thema. Die Männer in der Runde waren eher schweigsam. Mehrere Frauen waren neugieriger und stelten mir Fragen rund über Inga, mein Trans*sein und überhaupt so, die ich gerne beantwortete. Auch fand meine Kleidungswahl wohlwollende Anerkennung. Ich fühlte mich geschmeichelt. Wir klönten viel anderes über Gott und die Welt, verspeisten leckere Weihnachts-Plätzchen, sangen zum Schluss ein paar Weihnachtslieder bei Kerzenlicht. Ich genoß die entspannnede Atmosphäre. Schnell war der Nachmittag vergangen. Es wurde Zeit, sich auf den Heimweg zu machen.

Ich bummelte noch etwas durch die vorweihnachtlich geschmückten Straßen, bevor ich den Bus nach Hause nahm. Die Anspannung hatte sich aufgelöst und hat einer tiefen Zufriedenheit Platz gegeben. Inga ist weider etwas bekannter gemacht worden, hat wieder mehr Platz bekommen und es war gut so, zu zeigen, dass auch ich zu der großen, großartigen, vielfältigen Trans*Welt gehöre.

Da komme ich mit Inga gerne wieder zum Adventskaffee.

Liebe Grüße
Inga
Inga
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Re: Aus dem Alltag von Inga

Post 197 im Thema

Beitrag von Inga »

Hallo,

ein Thread an anderer Stelle hier im Forum über dänische Holzclogs an den Füßen weckte bei mir Erinnerungen an frühe Jahre . Darum gehört er auch hier hin.

Als ich noch zur Schule ging, kamen aus skandinavien importiert die Clogs in Mode, diese aus Holz und Leder gefertigten an der Ferse offenen Halbschuhe. Meist schwarz oder weißoder vielleicht dunkelblau und das Leder glatt oder gelocht. Meist hatten die Clogs eine mehr oder weniger dünne Sohle, die das typishen Clong Clong solange dämpfte, solange sie nicht abgelaufen war.

Ich habe seitdem in "jungen Jahren" jahrelang Clogs getragen. Damals war "Trans*" kein Thema höchstens im Kopf und ohne Bezeichnung. Für mich waren Clogs genauso männliche Bekleidung wie T-Shirts, Pullover, Jeans und Anorak. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, damals habe ich intuitiv den Unisex-Charakter an der Clogs gemocht, den ob die Modelle für männer oder Frauen waren, war eher eine Sache der individuellen Fußgröße als auch des individuellen Geschmacks. Cklogs tragen war für mich das unbewusste Ausleben vom "divers" Fühlen. So wie auch bei der übrigen Kleidung. Ich war irgendwie schon damals immer so ein Pullover- und Reissverschlusstyp. Ich mochte eigentlich keine Knöpfe, was natürlich schon im frühen Alter zu Distanz zum klassischen Anzug und anderer Männerkleidung führte. Ebenso mochte ich auch die schwarze Halbschuhe nicht so sehr, das war mir immer zu männlich. Da waren mit Clogs gerade recht, konnte ich sie doch zu fast allen Lebens- und Wetterlagen tragen.

Beim Kauf von Clogs habe ich nach einigen Jahren die Firma Sanita bevorzugt. Ihre clogs hatten ein gut ausgeformtes Fußbett, das sich gut an den Fuß angepasst hatte, und oft auch noch in meiner Fußgröße verfügbar waren. Mir gefiel zudem das schlichte Design und das solide Material. Außerdem hatte der Laden für orthopädischen Bedarf oft Sonderangebote für Sanita Clogs gehabt. Da kam ich mit einem Paar gut über mehrere Jahre und hatte höchstens ein Reservepaar im Schuhschrank.

Allerdings konnte ich mit Clogs an den Füßen schlecht Rad fahren und nicht sehr schnell laufen. Abgekommen bin ich aber, weil das Clong Clong spätestens bei Abnutzung der Gummisohle dann doch zu laut wurde und ich bei anstrengenden körperlichen Arbeiten im Stehen mit dem Fuß nach hinten leicht heraus rutschte. Da halfen auch keine Riemen oder die geschlossene Form.

Ich bin damals so langsam auf Sportschuhe und Wanderstiefel umgestiegen: Gutes Fußbett, etwas federnd, kaum spürbar, stabiler Halt und wetterfest. Meine Liebe für mehrere Zentimeter Absatz ist jedoch geblieben.

Wenn sich die Gelegenheit bietet, kommt mir womöglich ein Paar Clogs wieder als Hausschuhe in die Wohnung. Und vielleicht in weiß fäür alle Lebenslagen in wärmeren Jahreszeiten.

Liebe Grüße
Inga
Anne-Mette
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Re: Aus dem Alltag von Inga

Post 198 im Thema

Beitrag von Anne-Mette »

Moin,
Inga hat geschrieben: Di 7. Jan 2020, 12:07 Allerdings konnte ich mit Clogs an den Füßen schlecht Rad fahren und nicht sehr schnell laufen.
Ich holte mir solche Schuhe immer gerne in Dänemark, war ja auch "nebenan".
Wer sich an das Tragen gewöhnte, konnte fast alles damit machen. Ich bin sogar auf Helgoland die eiserne, in die Kaimauer eingelassene Leiter hochgeklettert.
Gemein fand ich allerdings die Rutschgefahr auf feuchten Wegen, wenn die Sohlen abgelaufen waren.

... lange her

Gruß
Anne-Mette
Inga
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Re: Aus dem Alltag von Inga

Post 199 im Thema

Beitrag von Inga »

Hallo,

da ist die Wahl jetzt da. Und dann fällt mir die Entscheidung schwer.

Ein Brief flatterte ins Haus. Ein Arbeitgeber schickt mir zu einem neuen Aushilfsjob einen Personalbogen für notwendigen Angaben, die die Buchhaltung zum Lohn Auszahlen wünscht. Ich möge es ausfüllen und baldmöglichst zurückschicken.

Soweit, nicht schwer. Doch da stockte der Tintenfluss des Kugelschreibers. Geschlecht ankreuzen: Männlich, weiblich, divers. Tja, wo setzte ich mein Kreuzchen? Gehe ich jetzt nach dem Gefühl oder nach dem amtlich Festgehaltenen im Personalausweis? Wage ich einen weiteren Schritt des Outings mit Überraschungseffekt oder verstecke ich mich hinter dem eingetragenen Geschlecht? O, ich weiß nicht.

Ich lege die Papierseiten zur Seite und gehe erst mal um den Block. - Warum wollen die eigentlich das Geschlecht wissen? Ob m, w, oder d, das ist doch für die zu leistende Arbeit völlig irrelevant. Und Briefe kann man mir auch ohne Anrede schicken. Aber wie wichtig ist mir jetzt die Übereinstimmung mit Angaben bei der Krankenkasse etc.? wie weit will ich ein kleines unerwartetes Outing zlassen? Inwieweit fühle ich mich stark genug?

Was mache ich jetzt bloß? Abschicken kann ich eh erst mirgen. Ich werde darüber schlafen müssen.

Liebe Grüße
Inga
JuLa67
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Re: Aus dem Alltag von Inga

Post 200 im Thema

Beitrag von JuLa67 »

Hallo Inga,
wie hast du dich entschieden?

Neugierige Grüße
Larissa
Nach den Wolken kommt die Sonne - Alain de Lille
Glück ist, nicht mehr zu wollen als man kann, und nicht zu müssen, was man nicht will - Judy Parker
Wenn du schnell gehen willst, gehe alleine. Wenn du weit gehen willst, gehe mit anderen. -aus Afrika
Inga
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Re: Aus dem Alltag von Inga

Post 201 im Thema

Beitrag von Inga »

Hallo, Larissa,

ich bin erst mal bei der alten angabe geblieben, da ich noch nicht mal einen DGTI-Ausweis als Beleg habe, noch beim Standesamt eine Personenstandsänderung vorgenommen wurde.

Trotzdem fühle ich mich nicht ganz zufrieden.

Liebe Grüße
Inga
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Re: Aus dem Alltag von Inga

Post 202 im Thema

Beitrag von Inga »

Hi, miteinander,

jetzt ist er endlich da, der DGTI-Ergänzungsausweis für Inga. Ja, der Nutzen ist hier umstritten.Etwas Verbotenes ist Inga nicht, und darum besteht auch kein Grund, sie mit einem Ausweis zu legitimieren. Nachfragen gäbe es selten und die richtige Anrede in den entsprechenden Situationen sind doch eh immer wieder zu erklären. Mir ist der Ergänzungsausweis auch ein Zeichen, den richtigen Weg eingeschlagen haben, mehr von meinem Inneren Verborgenen weiblichen Zügen nach außen zu zeigen und zu leben. Er ist ein Ausweis nicht nur für andere, sondern auch für mich. Anders ausgedrückt: Inga bekommt mehr Anerkennung.

Offiziell wurde mir bei der Beantragung am PC schon angekündigt, mich auf eine verfahrensbedingte längere Bearbeitungszeit einzurichten. Doch wie sicherlich andere hier auch konnte ich es nicht so recht abwarten und hoffte insgeheim schon seit einiger Zeit, dass der Briefumschlag mit dem Exemplar im Briefkasten liegen möge. Nun denn, gut Ding braucht Zeit.

Jetzt aber ist er da: Nachdem ich aus dem Briefkasten den Umschlag zwischen der üblichen Werbung entdeckt habe, alles ausgeräumt , sortiert, ausgepackt und von vorne bis hinten beguckt habe, ja selbst die Unterschrift gewagt habe, musste ich ihn noch einmal genauer in die Hand nehmen und betrachten. Ja, zufrieden bin ich mit dem Ergebnis. Das Foto sieht viel freundlicher und natürlicher aus als der strenge Blick auf dem amtlichen Personalausweis. Ich steckte den Ergänzungsausweis zum amtlichen Personalkärtchen in den Geldbeutel, um mich dem weiteren Alltagsaufgaben zu widmen.

Es fühlt sich gut an, so mit Inga in der Tasche.

Liebe Grüße
Inga
Vicky_Rose
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Re: Aus dem Alltag von Inga

Post 203 im Thema

Beitrag von Vicky_Rose »

Inga hat geschrieben: Mo 24. Feb 2020, 13:46 Er ist ein Ausweis nicht nur für andere, sondern auch für mich. Anders ausgedrückt: Inga bekommt mehr Anerkennung.
...
Ich steckte den Ergänzungsausweis zum amtlichen Personalkärtchen in den Geldbeutel, um mich dem weiteren Alltagsaufgaben zu widmen.
Hallo Inga,

Glückwunsch. Da steckt meiner auch. Ich sehe nur einen kleinen Unterschied: der Ausweis ist nur für mich. Denn ich glaube, dass ich ihn niemals für Andere brauchen werde. Er ist mein Statement. Ich habe gerade noch einmal drauf geschaut ...
Viele Grüße
Vicky

Respekt ist nicht teilbar.
Inga
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Re: Aus dem Alltag von Inga

Post 204 im Thema

Beitrag von Inga »

Hi, miteinander,

schon lange ist vergangen das ich hier etwas geschrieben habe. Und eigentlich wollte ich hier in "meinen Thread" die Nachricht hinterlassen, dass ich zur Zeit nur echt selten hier ins Forum gucken kann. Klar, Corona ist anstrengend und macht auch hier vor dem Forum nicht Halt. Wie lesen sich manche heftigen Beiträge aus dem März und April? Würde es so auch heute mit den Erfahrungen der vergangenen Monate noch einmal so geschrieben werden?

Nein, das ist es nicht. auch nicht, dass mir der Ton manchmal etwas zu rauh und zu bestimmend wurde.

Es fehlt mir schlichtweg die Zeit, öfters ins Forum zu gucken.

Doch ab und an gucke ich doch rein.

Liebe Grüße
Inga
Inga
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Re: Aus dem Alltag von Inga

Post 205 im Thema

Beitrag von Inga »

Hallo, miteinander,

bekannternaßen findet ja zur Zeit CrossDressing vorwiegend zuhause statt. auch Shopping-Touren und Tagesausflüge in andere Städte sind stark reduziert. Da bieten die wöchentlichen Angebote der Lebensmittel-Discounter wenigstens einige Minuten Ausgleich im Alltag, so die Container auf ihrer langen Reise von Asien nach Europa nicht aufgehalten werden.

Ein Lebensmittel-Discounter meiner Wahl bot wieder "Umstandsmode" an. Also schnell zugegriffen bei schwarzen Strumpfhosen und gepunkteten T-Shirts in meiner Wunschgröße. Die Strumpfhosen sind zweckbedint vom Schnitt über der Bauch geräumig hochgezogen. Es ist angenehm, wenn der Bund nicht wegen den Körper bedingten Ausformungen des Bauches immer wieder unter die Hüfte rutscht. Auch der Sitz der T-Shirts fühlt sich gut an. Doch wird der angesetzte Corona-Speck der letzten Monate etwas sehr deutlich hervor gehoben.

Nur, frage ich mich wieder, warum müssen die Sachen aus dem fernen Asien kommen? Was weiß ich da schon über die Produktionsbedingungen ?

Liebe Grüße
Inga
Inga
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Re: Aus dem Alltag von Inga

Post 206 im Thema

Beitrag von Inga »

Hallo, miteinander,

Trennung ist angesagt.
Abschied nehmen.

Von einem geliebten schwarzen Kiltrock
Er hat mich nun schon seit über 15 Jahren bekleidet.
Original schottisch und super angenehm zu tragen zu allen Jahreszeiten.
Im Winter mit Leggins, Strumpfhosen und Co.
Im Sommer so.
In den letzten Jahren allerdings immer seltener.
Lag er im Schrank.
Irgendwann ganz hinten.
Heute habe ich ihn aus den hinteren Teil des Schranks wieder hervor geholt
und voll Schreck kleine Löcher entdeckt.
Es wurden immer mehr, je genauer ich guckte:
Motten!
Ich erinnere mich noch, wie ich ihn damals bei einer Reise auf der britischen Insel gekauft habe.
Vor dem Rückflug noch meine letzten Pfunde geopfert, was für ein Souvenier.
Im einschlägigen Laden reiche Auswahl in verschiedenen Längen, verschiedene Muster,
mit vielen Karos und Falten,
in vielen Größen.
war nicht ganz billig, doch was für eine gute Investition.
Nun also, verbraucht,
Nur noch gut für den Müll.
Nur die typischen Pins
werden mir bleiben.
Etwas Trost gibt mir,
dass ich jetzt wieder etwas Platz habe
für Neues.
Da habe ich vor einigen Tagen
wieder meine Euros gezählt und
doch schon geliebäugelt mit ....

Der Schmerz über den Verlust
wird sicherlich bald vergangen sein.
Die Erinnerung bleibt.

Liebe Grüße
Inga
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Re: Aus dem Alltag von Inga

Post 207 im Thema

Beitrag von Inga »

Hallo, miteinander,

als ich die Meldung über dasgeplante Selbstbestimmungsgesetz gestern vormittag im Deutschlandfunk hörte, hat sich bei mir glatt ein Hoch eingestellt. Es soll bis Ostern eigebracht sein. Noch bis zur Sommerpause soll es verabschiedet sein. Dann soll es endlich geügen, die Personenstandsänderung zu benatragen und nach drei Monaten Wartezeit wird sie dann wirksam.

Für mich käme es zum rechten Zeitpunkt- so etwa habe ich mir mein allgemeindes Outing gedacht. Zuerst habe ich die amtliche Anerkennung meines Namens und des richtigen Geschlechts, also die erfolgreiche Personenstandsänderung, und dann kann ich alle benachrichtigen, Freunde, Bekannte, Verwandte, amtliche Stellen, Behörden, Krankenkasse, Banken, Verkehrsbetriebe, Vereine, usw. unsw. Das neue Leben beginnt.

Mit dem Ende des Vollzeitarbeitslebens und damit einher gehend dem Bezug der "bedingungslosen" Rente ist mein Leben eh im Umbruch begriffen. Das Geld für den Lebensunterhalt kommt soundso ins Haus. Ich wäre dann für alle Welt Inga, ohne das ich mir Gedanken über Glaubwürdigkeit, Kleidung, Erscheinung, Körpersprache, Akzeptanz, körperliche Korrekturen und so weiter machen müsste. Wenn mich jemand mit altem Namen und falscher Anrede anredet, freundlich korrigieren, "ich habe vom meinem Recht Gebrauch gemacht.... " Der Durchbruch, ich bin amtlich anerkannt und lebe dann meinen Alltag damit. Fertig.

So soll es noch in diesem Jahr sein. Kaum zu glauben. Irgendwo muss da doch ein Pferdefuss sein.

Ach ja, das Gesetz muss erst noch parlamentarisch beraten und verabschiedet werden. Abgesehen davon, dass es oft länger dauert, als anfanngs des parlamentarischen Prozesses erwartet wird. Wird es jetzt zerredet? Manche melden schon eine Verwässerung von Fauenquoten, Schutz von Frauenräumen und intimen Bereichen vor ehemaligen Männern und Transen an. Als ob wir in dieser Gesellschaft nicht auch Schutzräume bräuchten und letztendlich auch im Alltag irgendwo ungestört aufs Klo gehen können müssen.

Liebe Grüße
Inga
Ramona B.
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Re: Aus dem Alltag von Inga

Post 208 im Thema

Beitrag von Ramona B. »

Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, aber hoffen wir erstmal das Beste.
Allerdings werde ich (wenn es denn wirklich zeitnah verabschiedet werden sollte) mit der Nä/Pä noch bis zur Indikation/Beginn der HET warten, erst dann hätte es für mich persönlich auch einen Sinn.

LG, Ramona
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Inga
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SBGG

Post 209 im Thema

Beitrag von Inga »

Hallo, miteinander,

es dämmert bei mir nur langsam, dass letzten Freitag das Selbstbestimmungsgesetz, abgekürzt SBGG, verabschiedet wurde. Sollte es jetzt wirklich wahr werden, dass ich ab November beim Standesamt mein eigentliches Geschlecht erklären kann samt neuer Vornamen nach einer Ankündigung mindestens drei Monate vorher?

Inga kommt. Zwar noch nicht Ostern 2023 oder Ostern 2024, wie im Frühling 2023 bei Einbringung des Gesetzes in den Bundestag versprochen wurde. Aber jetzt noch dies Jahr soll es die Chancen geben. Vorausgesetzt der Bundesspräsident kommt wie üblich der 'Pflicht nach, das besschlossene Gesetz zu unterzeichnen und damit inkraft zu setzen.

Jetzt wird es ernst. Ganz so wie in den früheren Beiträgen skizziert werde ich es angehen wollen: Zuerst bei Standesamt das eigentliche Geschlecht erkläreen und beurkunden lassen, dann neuen Perso entgegen nehmen und alle möglichen Stellen informieren. Ach, welches Standesamt ist eigentlich zuständig? Aber das sollte keine Hürde sein. Es wird ja im Gesetz formuliert sein und mir jedes Standesamt beizeiten sagen können.

Anstrengender wird es werden, im Bekannten - und Verandtenkreis mich zu erklären, zu outen. Wie wird es werden? Wie werde ich mich an das Frausein eingewöhnen? Wie stark wird es meinen Alltag verändern? Welche Freunde werden bleiben, wer wird sich abwenden? Wer wird mir bei Konflikten und Ärger zur Seite stehen? Wie wird es in Kirche, Chor und anderen Gruppen werden? Werden alle damit einverstanden sein, wenn ich den Frauenanteil im Bass ansteigen lassse?

Oh, soviel bewegt sich in mir - und doch mit der positiven Grundstimmung mir in mir mehr Platz für mein eigentliches Ich geben zu dürfen.

Liebe Grüße
Inga
Jaddy
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Re: SBGG

Post 210 im Thema

Beitrag von Jaddy »

Inga hat geschrieben: Di 16. Apr 2024, 00:25 Ach, welches Standesamt ist eigentlich zuständig? Aber das sollte keine Hürde sein. Es wird ja im Gesetz formuliert sein und mir jedes Standesamt beizeiten sagen können.
Letzendlich muss dein Geburtsstandesamt die Änderung vornehmen. Das ist das Amt, bei dem deine Geburt eingetragen wurde.

Du kannst aber ersatzweise zum Standesamt an deinem Wohnort (Meldebezirk) gehen, den Termin vereinbaren - ab 1.8., dann 3 Monate Wartezeit - und die Erklärung dort beglaubigen lassen. Die leiten das intern an dein Geburtsstandesamt weiter. Das Geb.Standesamt gibt dir dann Bescheid wenn die Änderung wirksam ist.
Inga hat geschrieben: Di 16. Apr 2024, 00:25 Anstrengender wird es werden, im Bekannten - und Verandtenkreis mich zu erklären, zu outen. Wie wird es werden? Wie werde ich mich an das Frausein eingewöhnen? Wie stark wird es meinen Alltag verändern? Welche Freunde werden bleiben, wer wird sich abwenden? Wer wird mir bei Konflikten und Ärger zur Seite stehen? Wie wird es in Kirche, Chor und anderen Gruppen werden? Werden alle damit einverstanden sein, wenn ich den Frauenanteil im Bass ansteigen lassse?
Ich hatte heute in anderem Zusammenhang aus der Begründung zu §6 SBGG zitiert: "Bereits vor der Änderung des Geschlechtseintrages und der Vornamen kann zum Beispiel im privaten Bereich eine Verwendung des gewählten Geschlechtseintrags und der Vornamen erfolgen, wenn dem keine gesetzlichen Vorschriften entgegenstehen."

Heisst: Vielleicht ist es eine gute Idee, spätestens wenn du den Termin vereinbart hast, deine Umgebung schon mal eins nach dem anderen aufzuklären und den Alltag langsam aber sicher vollständig umzustellen. Eine strategische Planung wer zuerst etc könnte sinnvoll sein.

Ich drück auf jeden Fall alle Daumen und Hufe 🍀🍀🍀🍀
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