Hallo Céline

,
nochmals lieben Dank für die Begrüßung hier im Forum.
Deine Sorgen und Nöte kannte ich ja aus dem GT- Forum auszugsweise schon.
Jetzt bin ich gerade eben durch dein Tagebuch hier durch und kann da spontan nur sagen: ich

dich erst einmal ganz fest.
In beruflicher Hinsicht haben wir ja durchaus Parallelen; auch was die Struktur im Kollegenkreis und die daraus resultierenden Aufgaben (wir haben keine Probleme, wir haben Aufgaben

) anbelangt.
Mich hatte eine Mehrfach-Misgendering-Situation im letzten Jahr voll auf die Bretter geschickt.
Drei Kollegen hatten mich innerhalb von wenigen Tagen in voneinander unabhängigen Kollegenrunden - bzw. einer einem Kunden gegenüber - männlich gegendert.
Da ging bei mir gar nichts mehr; meine Hausärtzin hat mich da dann eine Woche herausgenommen.
Ich nutzte die Zeit, diese Kollegen (GL in cc., der AG hat hier eine Fürsorgepflicht) per Mail anzuschreiben um ihnen die Auswirkungen auf meiner Seite der Geschichte (diskreditieren meines Innersten - meiner Identität) zu schildern und sie darum zu bitten, meiner Situation, die ich mir nicht ausgesucht habe, mit etwas mehr Sensibilität zu begegnen.
Die GL hat daraufhin die ganze Belegschaft (mit Ausnahme der Azubis sind wir alle per 'Du') nochmals aufgerufen, achtsamer zu sein.
Das klappt bei Wenigen aus alten Gewohnheiten heraus immer noch nicht ganz, bei der deutlichen Mehrheit ist das Verhalten korrekt.
Angesichts der generellen Überlastung hast Du ja gerade eben im Job einen 'Hilferuf' abgesetzt.
Das ist ein gewaltiger Schritt für den ich auch sehr lange brauchte. Lass Dir hierzu von Herzen gratulieren.
Du warst da etwas schneller als dass ich Dir dazu schon hätte schreiben können.
Wir haben ja aus alten Tagen 'drin', keine Schwächen zeigen zu dürfen. Bei mir hat es auch lange gedauert, bis ich mir meine Grenzen ein- vor allem aber zugestehen und dann auch noch nach außen kommunizieren konnte.
Die ersten Pflöcke sind nun auch bei Dir eingeschlagen, so bleibt mir nur, Dir zu erzählen, was da noch alles machbar ist.
Mit der Genehmigung meiner Epi im letzten Sommer wurde, in der Kombination mit all den Terminen die wir ja sonst auch noch so haben, ein Stau bei der Wahrnehmung der Termine absehbar.
Ich habe da meinen Vorgesetzten, der auch die Einsatzplanung macht, informiert, dass für einen längeren Zeitraum (+- 2 Jahre) regelmäßige medizinische Termine auf mich zukommen und ihn gebeten in 14- tägigem Rhythmus die Montage (den Wochentag, nicht das mit dem Werkzeugeinsatz

) frei zu halten.
Zuletzt habe ich vor ca. 1/4 Jahr, weil die Gesamtstunden und auch die Anzahl der Übernachtungen trotz der freien Tage nicht weniger wurden, einen Antrag auf 'Teilzeitarbeit'

gestellt. Ich gleiche jetzt die angefallenen Überstunden im laufenden Monat wieder aus und bin so endlich auch etwas mehr zuhause.
Mir / unserer Beziehung tut dies merklich gut.
Ich hab bei meinem Vorgesetzten (wir haben mit 15 Monaten Abstand den gemeinsamen Nimbus, Dienstälteste in der Firma zu sein) bereits im November kundgetan, dass bei mir diesen Herbst eine OP ansteht und auch den Zeitrahmen (ca. 8 Wochen) in dem ich nicht zur Verfügung stehe, benannt.
Diesen Mittwoch bekam ich dann DEN Anruf von der Klinik, am 26.09. ist es soweit.
Am gestrigen Freitag habe ich, weil grad im Urlaub, diese Info per Mail weitergegeben und in diesem Zuge gleich den dringenden Rat meiner Thera weitergegeben, wenigstens 2, besser 3 Wochen vorher schon frei zu nehmen, um mich mental noch einmal intensiv vorbereiten zu können.
Hier bat ich um Einplanung wenn möglich.
All diese Klippen konnte ich auf dem Fundament einer funktionierenden Beziehung umschiffen.
Existentielle Beziehungsfragen waren im wesentlichen schon vor den COs geklärt; meine Frau war vorbereitet, dass sie, indem sie zu mir steht, genauso hinterfragt (vorher hetero, jetzt gleichgeschlechtlich, mit all den Filmen, die die Menschen da im Kopf haben) werden wird wie ich.
Dankenswerterweise ist sie ein Mensch, der mit Konventionen nie so recht etwas anfangen konnte. Vermutlich wären wir gar nicht zusammengekommen, wenn sie nicht so 'drauf' wäre.
ich bin mir meiner Glückes in dieser Hinsicht sehr bewusst und kann daher umsomehr gut einschätzen, was diese weitere Front an Kraft kosten kann. Da freu ich mich von ganzem Herzen mit Dir, dass in Eurer Beziehung nun auch etwas Ruhe eingekehrt ist und Du zu Hause Unterstützung findest.
So, liebe Céline,
das soll's dann erst einmal von mir gewesen sein.
Mir bleibt, dir beim Tanzen gehen

und flirten weiterhin viel Spass und schöne Erfahrungen zu wünschen.
Pass auf Dich auf.
Liebe Grüße
Nikola