Dolores59 hat geschrieben: So 10. Mär 2019, 17:21
Der Begriff "das Leben" ist mir zu abstrakt und zu unpersönlich. Damit kann ich nichts anfangen.
Ob mir andere Menschen etwas schulden, ist eine ganz andere Frage. Weil es um Beziehungen geht. Und in Beziehungen können mir andere Menschen durchaus etwas schuldig bleiben und ich anderen Menschen. Denn es ist keine Einbahnstraße. Was kann ich anderen Menschen schulden:
- Ein gutes Wort, dass ich nicht ausgesprochen habe.
- Eine Umarmung, die ich nicht getan habe.
- Hilfe, die ich nicht geleistet habe.
- "¦
Es kann sich eine Menge an Versäumnissen aufhäufen. An einem einzigen Tag. Ob es mir passt oder nicht. Ob ich es merke oder nicht.
Möglich, dass das Zusammenleben besser wird, wenn jeder von uns sich überlegt, was er/sie anderen Menschen schuldet und dann aus möglichen Versäumnissen Konsequenzen zieht. Das sind wahrscheinlich keine großen Dinge, aber ein gutes Wort, eine Umarmung oder Hilfe für einen einzigen Menschen (es muss nicht die ganze Welt sein) macht das Leben reicher. Für uns und für den Nächsten.
LG
Dolores
Danke für die Begriffs-Auflösung!
Mit der abstrakten Metapher 'Leben' für einen bestimmten Zustand von Materie oder als Summe gewisser philosophischer Anschauungen kann ich in diesem Zusammenhang auch nichts anfangen. Würde jede(r) dem o.g. Rat folgen und erkennen, was an eigenen Schulden getilgt werden müsste, wäre das Leben für viele sicher erträglicher. Im Umgang miteinander bleiben Respekt, Menschlichkeit und Mitgefühl meist auf der Strecke.
Im Artikel wird alles an einem selbst festgemacht. Nur ausschließlich man selbst sei für alles um einen herum verantwortlich und könne irgend etwas ändern. Das suggeriert, man lebe im luftleeren Raum und hätte keine Interaktionen mit seiner Umwelt, die ja ihrerseits auch Schulden gegenüber einem selbst aufbaut. Die Waage 'Geben und Nehmen' befindet sich ständig im Ungleichgewicht und Menschen machen sich gegenseitig das Leben zur Hölle, oftmals sogar unbewusst.
Die Realität lässt sich am besten überstehen, wenn man tatsächlich
keinerlei Voraussetzungen und Erwartungen an seine Mitmenschen richtet, denn alles würde enttäuscht werden. Wer meint, aufgrund eigenen Entgegenkommens anders herum auf Fairness und Nachsicht zu rechnen, erlebt sein blaues Wunder. Was bleibt, ist die Zurückweisung auf sich selbst - wie der Artikel es will. Selbst jeden Tag kämpfen, perfekt sein, keine Fehler, Schwächen und am besten keine Emotionen offenbaren liefert offenbar die wenigsten Angriffsflächen.
Denn einen Anspruch darauf, als Mensch behandelt zu werden, wenn man andere ebenso behandelt, gibt es nicht. Erst recht keinen Anspruch auf 'Glücklichsein'. Das gilt ganz besonders, wenn ein transidenter Hintergrund vorhanden ist. Für die meisten wird man zur 'Kreatur', sobald die 'Sünde' entdeckt ist.
Im Notfall muss man sich immer selbst aus der Sch... ziehen. Niemand wird eine helfende Hand reichen. Wer darauf wartet, ist verloren. Wittern andere, dass es wem schlecht geht, dann ziehen sie sich zurück, hinterfragen maximal ein paar Informationen, um Buschfunk und Getuschel anzuheizen.
Der Artikel meint, das Leben sei ein 'Geschenk'. Ich hab es schon mehrfach versucht, dieses Geschenk zurückzugeben. Doch was fängt man mit einem Körper an, der den Verlust von einem Liter Blut als 'Verjüngungskur' - eine Art Aderlass - ansieht, der fünf Zentimeter lange Wunden binnen zwei Wochen schließt?
Weiter kämpfen, so wie jede Zelle auf ein Überleben programmiert ist - ob nun sinnvoll oder nicht?
Man muss herausbekommen,
was einen unglücklich macht und die Luft zum Atmen nimmt - und dann schnellstens selbst ändern, bevor es einen komplett zerstört. Es gibt zwar keinen Anspruch auf Glück, aber einen Anspruch aufs Weiterleben, so lange der Körper noch funktioniert.
- Diva