Ich habe ja schon mal kurz Hallo gesagt in den Vorstellungen. Hier nun mein erster Beitrag, in dem ich meine Vergangenheit, meine aktuelle Situation, und auch meine Wünsche und Planungen für meine Zukunft beschreiben möchte. Ich schreibe das alles hier im Forum, weil ich mich unsicher fühle und auch ein wenig Angst habe vor meinem weiteren Weg.
Geboren wurde ich im Sommer der Liebe 1969 und bin damit nun 48 Jahre alt. Mein Leben habe ich zumindest nach außen als Mann verbracht. Meistens habe ich mich allerdings auch so gefühlt.
Ich bin recht erfolgreich im Beruf und wenn man mich sieht, dann sieht auch alles nach Mann aus: Frisur, Bart, Bierbauch und eher "männliche" Tattoos. Aber das ist nur äußerlich.
In meiner Jugend habe ich mich ganz klar als Mann gefühlt. Auch wenn es mit den Beziehungen nicht so recht klappen wollte.
Mit 18 habe ich dann meine erste Beziehung geheiratet. Heute denke ich, dass das eine Jugendsünde war. Wir waren beide nicht reif für eine Ehe. Natürlich ging es bald in die Brüche und wir wurden wieder geschieden.
Gefühlsmäßig hat mich diese Zeit fertig gemacht. Ich habe seit dem nie wieder mit einer Frau geschlafen.
Mit der Zeit habe ich mich sexuell in der Selbstliebe verloren. Was natürlich fiese Nebenwirkungen gehabt hat: Ich wurde süchtig nach Pornos.
Das war richtig exzessiv. Masturbation bis zu 10 mal am Tag und, wie bei einer Sucht üblich, Verkümmerung der sozialen Kontakte. Dazu kam, dass ich beruflich immer erfolgreicher wurde und auch ins Ausland gezogen bin. Das Geld stimmte, aber persönlich und sozial verarmte ich immer mehr. In dieser Zeit habe ich auch das erste Mal weibliche Kleidung angezogen. Ganz klar Fetisch-orientiert um mich aufzugeilen.
Allerdings erkannte ich auch, dass es so nicht weitergehen kann. Ich suchte mir professionelle Hilfe und begab mich in Psychotherapie. Sie hat mir unglaublich geholfen. Ich bin wieder auf ein gesundes Maß zurückgekommen und bin heute glücklich damit. Pornos brauche ich seit dem auch nicht mehr. Ich habe erkannt, was gut für mich ist und habe entsprechende Konsequenzen gezogen.
Meinen Alltag habe ich auch geändert: Ich bin wieder in meine alte Heimat gezogen, wo meine Familie und Freunde sind. Ich hatte mal wieder Glück und habe einen guten Job gefunden. Nicht so gut bezahlt wie der im Ausland aber doch gut. Meine innere Anspannung fiel ab und ich fühlte mich fast wohl.
Was blieb ist, dass ich noch immer gerne weibliche Kleidung trage. Aber es ist nicht mehr zur sexuellen Stimulation. Und noch viel wichtiger: Ich fühle mich einfach richtig, wenn ich Strumpfhose, Rock, usw. trage. Es fühlt sich einfach so an, als ob ich endlich ich selbst bin. Ich wurde entspannter und ausgeglichener. Selbst andere körperliche Probleme wurden weniger. Ob das damit direkt zusammenhängt, kann ich aber nicht sagen.
Dadurch setzte sich in den letzten Jahren die Erkenntnis durch dass, dass mein weibliches Ich mich ausgleicht und nicht weiter unterdrückt werden sollte.
Es ist heute so, dass ich privat nur noch weibliche Kleidung trage. Das wissen und sehen auch einige Freunde (w & m) und sie akzeptieren das sehr gut.
Wenn ich aber tagsüber im Büro bin, dann sehnt sich alles nach dem Feierabend wo ich endlich wieder in Kleidung schlüpfen kann, in der ich mich wohl fühle und wo ich mich "echt" fühle.
Ich kann ehrlich sagen, dass es den sexuell aufgeladenen Fetisch bezüglich weiblicher Kleidung nicht mehr gibt. Es fühlt sich einfach nur noch richtig an.
Seit 2 Jahren habe ich das Bedürfnis meinen Körper meinem Gefühlsleben anzupassen. Dieses Gefühlsleben beschränkt sich nicht nur auf meine Geschlechtsidentität. Das ist einfach nicht Alles.
Ich habe das mit Tattoos getan. Ich liebe sie und sie drücken mein "ich" aus, auch wenn es bis jetzt nur meine männliche Seite ist.
Trotzdem fehlt mir etwas. Ich habe lange darüber nachgedacht, was fehlt und was mit mir los ist. Mein Ergebnis: Ich möchte, dass mein Körper etwas weiblicher ist und meine weibliche Seite auch nach außen sichtbar ist. Aber ich möchte trotzdem weiter als Mann leben. Was die Gesellschaft über mich denkt, ist mir eigentlich egal. Im Job wird es keine Probleme geben. Die Kollegen sind cool

Es fällt mir sehr schwer mich mit meiner Geschlechtsidentität einzuordnen. Ich sehe mich nicht als transsexuell. Ich bin keine Frau in einem männlichen Körper! Aber ich bin auch kein Mann. Ich bin ich. Und ich will, dass ich mich in meinem Körper richtig fühle. Das wird wahrscheinlich kein einfacher Weg, aber ich bin breit ihn zu gehen.