Silke auf dem Weg
Silke auf dem Weg - # 2

Crossdressing und selbst Erlebtes... Erdachtes
Silke61
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Re: Silke auf dem Weg

Post 16 im Thema

Beitrag von Silke61 »

Anderes Thema.

Was ist eigentlich eine korrekte oder zumindest treffende Bezeichnung, für das, was ich bin?

Hört sich vielleicht blöd an, aber http://www.crossdresser-forum.de/phpBB3 ... 15#p175643 dieser Beitrag, in dem Valerie mich (vermutlich nach der Lektüre einiger meiner Posts) als "männlicher Crossdresser" bezeichnet, fühlt sich irgendwie gar nicht treffend an.

Ich bin ziemlich sicher nicht TG/TS, aber sowohl "männlich" als auch "Crossdresser" gehen an dem, was mir gerade wichtig wird, meilenweit vorbei.
Klar bin ich männlich, aber ich werde mir gerade immer mehr bewußt, wie sehr ich auch weiblich bin. Es ist neben meiner männlichen eine vollwertige Natur/Identität und eben nicht nur ein "Kleid", das ich überziehe. Es geht mir also gar nicht vorrangig um das "dressing" an sich, sondern darum, meiner weiblichen Identität Ausdruck zu verleihen.
Doch mindestens genauso wie die Kleidung gehören dazu Gesten, Verhalten und sogar meine Sprache und ganz deutlich auch der Umgang mit meiner Frau.

Worauf ich hinaus will: Silke ist keine Verkleidung. Sie ersetzt auch nicht meine bisherige männliche Identität, sie bereichert und ergänzt sie in einer Weise, die ich mit "Crossdresser" einfach nicht passend beschrieben finde. Gibt es eine bessere oder treffendere Bezeichnung ohne jetzt gleich Sprachakrobatik zu betreiben?

An sich sind Namen Schall und Rauch aber manchmal hilft eine knackige Bezeichnung ja doch, anderen ohne viele Erklärungen die eigene Befindlichkeit nennen zu können.
Ich suche quasi einen "Straßennamen" für den Weg, auf dem Silke ist.

LG
Silke
Andrea aus Sachsen
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Re: Silke auf dem Weg

Post 17 im Thema

Beitrag von Andrea aus Sachsen »

.
Hallo Silke,
mit den Namen und Begriffen ist das so eine Sache. Viele sind nicht eindeutig abgegrenzt und die betroffenen Menschen sind so unterschiedlich, dass es fast unmöglich ist, jemanden mit einem einzigen Begriff eindeutig zu beschreiben.
"Crossdresser" wäre für dich ja grundsätzlich nicht verkehrt. Dieser Begriff ist sehr allgemein und besagt lediglich, dass du gelegentlich Kleidung trägst, die eigentlich für das andere (weibliche) Geschlecht bestimmt ist. Deine Motivation spielte dabei keine Rolle. Wenn ich dich richtig verstanden habe, möchtest du aber gerade das mit einem treffenden Wort zum Ausdruck bringen.
Wenn du zeitweise komplett in die Rolle einer Frau schlüpfst, passt vielleicht "Teilzeitfrau" besser. Ich fände auch Bigender passend: Das würde bedeuten, dass du dich zeitweise als Mann und zeitweise als Frau fühlst und deine augenblickliche Gefühlslage mit dem dazugehörigen äußeren Erscheinungsbild zum Ausdruck bringst.
Soviel ein paar Vorschläge von mir! Grundsätzlich solltest du aber die Suche nach dem passenden "Straßennamen" (die meisten sagen "Schublade" dazu) nicht überbewerten. Es gibt nur wenige, die sich mit einem einzigen Begriff eindeutig beschrieben fühlen oder, um es mit deinen Worten auszudrücken, auf nur einer "Straße" unterwegs sind.
Viele Grüße
Andrea aus Sachsen
Silke61
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Re: Silke auf dem Weg

Post 18 im Thema

Beitrag von Silke61 »

Hallo Andrea,

rein beschreibend ist "Crossdresser" dann wahrscheinlich doch richtig, gefallen tut es mir deshalb trotzdem nicht besser.
"Bigender" gefällt mir dagegen wirklich gut. Es drückt genau aus, was ich fühle.
Danke für den Tip, ist zwar "nur" ein Name, aber hilft mir doch sehr.

Grüße
Silke
Rabea-Marie
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Re: Silke auf dem Weg

Post 19 im Thema

Beitrag von Rabea-Marie »

Hallo Silke,

über genau das Gleiche habe ich mir auch schon gedanken gemacht, in welche "Schublade" passe ich... Wo ich doch am Anfang ganz klar gedacht habe dass Crossdresser der richtige Begriff ist, bin ich mir da nicht mehr so sicher.
Da ich wie du auch eine echte Weiblicheidentität fühle, finde ich den Begriff Crossdresser eher unpassend.
Bigender klingt tatsächlich interessant...
Beim Outing am Samstag bei meiner Schwägerin und Schwager habe ich es so erklärt dass es ein temporärer Geschlechterwechsel ist, eine Art variables Geschlecht.

Mit dieser Erklärung kann ich besser leben als mit den ganzen Begrifflichkeiten wie CD, TV, Ts...

Lg Rabea
MichiWell
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Re: Silke auf dem Weg

Post 20 im Thema

Beitrag von MichiWell »

Rabea-Marie hat geschrieben: Mo 28. Aug 2017, 09:18 Mit dieser Erklärung kann ich besser leben als mit den ganzen Begrifflichkeiten wie CD, TV, Ts...
Hallo,

mit den Begrifflichkeiten hatte ich zu Anfang auch erhebliche Probleme. Die einen Begriffe passten einfach nicht, und die anderen waren/sind negativ besetzt. Da wird es schon schwer, sich selbst mit wenigen Worten zu beschreiben. Daher war Crossdresser, wenn auch nur ungenügend, für mich lange die Wahl, bis ich zu meiner jetzigen Selbstbezeichnung gefunden habe.

Liebe Grüße
Michi
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Silke61
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Re: Silke auf dem Weg

Post 21 im Thema

Beitrag von Silke61 »

Mal wieder ein kleines Update.

Erst einmal zu den schönen Dingen des Lebens.
Ich hatte mir im Schlußverkauf bei C & A jede Menge Sachen bestellt, die gestern endlich angekommen sind. Die meisten Sachen waren wirklich schön und passten auch. Einziges Problem, wo die Tage ja bald doch kühler werden: die Jacke stand mir gar nicht und mußte zurück. So habe ich jetzt langsam eine ziemlich komplette Ausstattung, aber leider nichts für einen kühlen Herbst- oder Spätsommer-Abend.
Dann noch zwei paar Schuhe gefunden, von denen sie ein Paar leider nicht in der gwünschten Farbe und Größe da hatten, kann ich aber online bestellen.

Soweit alles gut. Dann ging es leider nicht ganz so gut weiter. Meine Idee war, mit einzelnen sehr gemäßigten Kleidungsstücken die Reaktion meiner Tochter herauszubekommen.
So zog ich meine übliche heimische Freizeitkleidung an, alles im Männermodus, nur ein Damen-T-Shirt, das nahezu als Männer-T-Shirt hätte durchgehen können (dunkelblau mit fake UNI-Sport-Aufdruck) und lediglich am Schnitt (größerer Rundhals-Ausschnitt, kurze Ärmel im Damenschnitt) als Damen-T-Shirt zu erkennen war.

Meine Tochter, die mich sonst nie auf neue Klamotten anspricht, fragte sofort. "Was hast Du da für ein neues T-Shirt?" und "Das paßt nicht zu Dir".
Für mich war damit klar, daß sie die Bedeutung des T-Shirts sofort erkannte und ihr die Sache ganz und gar nicht gefiel.
Hätte Sie irgendwas von "cool" oder "Kannst Du wohl tragen" gesagt, hätte ich die Gelegenheit wahrscheinlich ergriffen und ihr gesagt, daß ich noch mehr Sachen in der Art habe und künftig auch öfter tragen möchte. Durch die eindeutig negative Reaktion hat mich der Mut erst einmal verlassen.

Dazu kam dann noch eine andere schlechte Nachricht, die nichts mit Silke zu tun hat aber zusammen machte mich der Tag sehr traurig. Natürlich möchte ich von meiner Tochter akzeptiert werden und vielleicht erwarte ich auch zu viel als erste Reaktion aber solche Gedanken halfen auch nicht, mich beser zu fühlen.

Manchmal denke ich dann schon, daß das alles nur eine spinnerte Idee aus der Midlife-Crisis geboren ist. Schließlich ging es all die Jahre auch.
Natürlich weiß ich, daß es so einfach nicht ist. Ich bin ja (auch) Silke und fühle mich wohl als Silke, habe mich in den letzten Tagen immer wieder glücklich gefühlt, wie lange nicht mehr und doch bleiben die Zweifel, ob das nicht nur der Reiz des Neuen ist und ob ich meinen Liebsten da nicht etwas viel zumute (meine Frau unterstützt mich zwar wunderbar, sagte mir aber auch, daß es für sie nicht ganz leicht ist).

Sorry, heute leider nicht die Begeisterung, mit dem ich den Thread gestartet habe aber klar, solche Tage gehören auch dazu und ich werde schon irgendwie meinen Weg finden.
Tat einfach gut, das auch mal so zu schreiben.

Grüße
Silke
MichiWell
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Re: Silke auf dem Weg

Post 22 im Thema

Beitrag von MichiWell »

Hallo Silke,

ich verstehe, dass du dir lieber eine zustimmende Reaktion erwartet hast, aber ich denke, du bewertest die Worte deiner Tochter falsch. Denke dir mal bei: "Das paßt nicht zu Dir" noch ein: "als Mann" dazu. Damit wird die Reaktion verständlicher, denn sie sieht dich nun mal als Mann an, weiß doch nicht, dass da irgendwo im Verborgenen, tief in dir drin, eine Silke steckt. Hast du erwartet, dass sie direkt auf den Gedanken: 'Ah wie toll, mein Papa will jetzt eine Frau werden.' einschwenkt? Ich denke, du wirst nicht umhin kommen, ihr das irgendwann zu erklären. Dann hättest du zumindest die Chance, dass sie statt obiger Reaktion zu dir sagt: "Die Hose passt aber nicht zu dem hübschen Shirt." oder ähnliches. :wink:

Liebe Grüße )))(:
Michi
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Silke61
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Re: Silke auf dem Weg

Post 23 im Thema

Beitrag von Silke61 »

Klar sollte man die genauen Worte nicht überbewerten. Es kam halt insgesamt sehr negativ und ablehnend rüber. Wenn wenigstens ein Hauch von Neugier zu spüren gewesen wäre, würde es mir leichter fallen. Ich weiß auch, daß das vermutlich zu viel Erwartung bei mir ist -- oder wenn schon keine Erwartung, so doch wenigstens Hoffnung.

Und ja, ich werde mit ihr reden müssen, muß aber erst wieder Kräfte sammeln...

Grüße
Silke
MichiWell
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Re: Silke auf dem Weg

Post 24 im Thema

Beitrag von MichiWell »

Hallo Silke,

mache das ganz in Ruhe, und mit Unterstützung deiner Frau. Es gibt genug Menschen, die unsicher sind, wie sie auf unerwartete Neuigkeiten reagieren sollen, besonders bei ihnen nahe stehenden Menschen. Und in der Pupertät ist das sicher noch etwas komplizierter, wo sich die Jugendlichen erst mal selbst finden müssen. Da kann es wohl nicht schaden, wenn Mama signalisiert, dass es für sie ok ist. Ich hatte eine ähnliche Situation, als ich meinen Eltern letztes Jahr im Frühjahr endlich von meiner weiblichen Seite erzählt habe. Meine Mutter war die ganze Zeit sehr reserviert, während mein Vater aufmerksam zugehört hat. Als er mir versicherte, dass ich trotz dem immer sein Kind bleiben werde, und mich deswegen nicht weniger lieb haben würde, schloss sich meine Mutter seinen Worten an.

Liebe Grüße
Michi
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JaquelineL
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Re: Silke auf dem Weg

Post 25 im Thema

Beitrag von JaquelineL »

Liebe Silke,

dann werde ich mal die Rolle der Anwältin des Teufel übernehmen: Die Reaktion könnte man, anhand Deiner Beschreibung, auch als Hinweis in ganz anderer Richtung deuten: Sie hat schon genug mit ihren eigenen Problemen zu tun und kann locker darauf verzichten, neue hinzu zu kommen - z. B. einen Vater, der queer daherkommt oder auch nur über einen Stilwechsel nachdenkt.

Manchmal ist es besser, die Katze (vorerst) im Sack zu lassen, wenn das ansonsten machbar ist. Hinsichtlich einer anderen elterlichen Problematik und einer Offenbarung gegenüber den eigenen Kindern hatte ich einmal gelesen: Als Eltern darf man sich nicht einfach auf Kosten der Kinder entlasten. Da müssen manchmal Geheimnisse Geheimnisse bleiben, auch wenn man sich selbst sonst viel einfacher entfalten könnte. Inwieweit dies auch auf Deine Situation zutrifft, könnt aber nur ihr bewerten - und ihr alle drei werdet mit der Konsequenz leben müssen, egal wie ihr euch entscheidet.

Liebe Grüße
Jackie
Today is the first day of the rest of my... forget it.
Silke61
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Re: Silke auf dem Weg

Post 26 im Thema

Beitrag von Silke61 »

Liebe Jackie,

ich sehe Dich ganz und gar nicht als advocatus diaboli, sondern viel mehr als advocatus puellae :wink:
und das ist gut so, denn genau darum geht es: ihr Anwalt zu sein, das zu tun, was für meine Tochter das Beste ist.
JaquelineL hat geschrieben: Mi 30. Aug 2017, 19:49 Als Eltern darf man sich nicht einfach auf Kosten der Kinder entlasten. Da müssen manchmal Geheimnisse Geheimnisse bleiben
Das ist ja genau mein Dilemma. Ich weiß nicht so recht, was mehr auf ihre Kosten geht: Offenheit mit etwas, was sie momentan gar nicht gebrauchen kann, oder Geheimniskrämerei, evtl. gepaart mit unabsichtlicher Entdeckung.

Meine Tendenz geht schon eher zur Offenheit, allerdings erst dann, wenn ich mir zutraue, ihr wirklich verständlich machen zu können, was mich umtreibt (und wenn sie selbst halbwegs gut und gefestigt drauf ist).

Schwierig finde ich zu erklären, daß ich irgendwie zwischen den Welten bleibe. Ich bleibe ja Mann, will nicht voll und ganz Frau sein. D.h. es gibt keinen klaren Schnitt, der vielleicht heftiger wirkt, aber wo man auch genau weiß, wo man dran ist.
Was heißt es, daß ich meine weibliche Seite ausleben möchte? Und warum muß ich dazu in (aus ihrer Sicht) so peinlichen Klamotten rumlaufen? Warum nicht einfach ab und zu einen Liebesfilm ansehen und das "Goldene Blatt" lesen?
Reicht es, wenn ich ihr sage, daß es sich gut und richtig anfühlt, daß ich in den letzten Tagen viele glückliche Momente hatte? Für sie bleibt es vermutlich trotzdem einfach nur peinlich. Kann ich noch etwas sagen, wenn sie für diese Art der Selbstverwirklichung kein Verständnis hat?
Wie schlimm wäre es für mich, am Ende sprachlos vor ihr zu stehen? Wie schlimm wäre es für sie, das zu erleben? Kein starker Papa, kein selbstbewußter Mann mehr, den sie kennt.

All diese Fragen laufen darauf hinaus, daß ich mir selbst erst besser klar werden muß, wer diese Silke wirklich ist.
Vielleicht mache ich mir aber auch viel zu viele Gedanken und nach dem ersten Schocker ist es doch kein Problem? Ich weiß es einfach nicht.

Auf jeden Fall ganz lieben Dank für alles Mitdenken oder einfach nur fürs Lesen
Silke
Silke61
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Re: Silke auf dem Weg

Post 27 im Thema

Beitrag von Silke61 »

Nach einiger Zeit wollte ich mich doch mal wieder melden und schreiben, wie es mir so geht.

Mein Grundgefühl: Es ist alles nicht Fisch und nicht Fleisch. Ein ganz frisches Beispiel: Meine Frau hat mir kürzlich ein paar sehr schöne Ohrringe geschenkt, die mir wirklich sehr gefallen. Das Problem dabei ist nur, daß ich gar keine Ohrlöcher habe und mich auch nicht traue, mir welche stechen zu lassen (zu viele Menschen, die noch nichts von Silke wissen und denen gegenüber ich mich vor der Konfrontation scheue, wenn sie die anfänglichen Stecker sehen und dann verwundert fragen).
Das ist nach wie vor eine große Baustelle, wo ich einfach nicht weiter komme. Vor allem auf der Arbeit und noch wichtiger bei einigen mir wichtigen Menschen in der Familie habe ich aus ganz unterschiedlichen Gründen meine Probleme, offen Silke zu sein. Zu meiner Tochter habe ich ja schon geschrieben. Meine Mutter und mein Schwiegervater sind in einem Alter und mit einem Hintergrund, der es ihnen sehr schwer macht, Verständnis zu haben. Ihr Kommentar zur "Ehe für Alle" war da sehr eindeutig. Auf der Arbeit wäre es nicht wirklich schlimm, eher nervig, d.h. kein echtes Hinternis aber ich habe es halt zusätzlich im Hinterkopf.

Eine andere Baustelle möchte ich mal Umgang mit meiner Körperlichkeit nennen. Ich komme bisher sehr schlecht damit zurecht, daß ich mich so sehr danach sehne, mich weiblicher zu gestalten, mein Körper aber so wenig Weiblichkeit ausstrahlt. Ganz deutlich wird mir das immer wieder mit der Garderobe. Ich habe ein paar wirklich schöne Sachen, in denen ich mich auch wohl fühle doch das sind meist Hosen und eher neutrale Oberteile. Immerhin auch zwei Röcke doch jeder Versuch mit einem Kleid ging gnadenlos schief. Es sah einfach schrecklich aus, wenn ich es an hatte (das sah meine Frau genauso). Ich sehe so viele tolle Sachen, nicht nur Kleider, doch gerade die wirklich sehr femininen Teile (z.B. mit Rüschen o.ä) wollen mir einfach nicht stehen.

Vielleicht liegt es auch daran, daß ich es bisher noch nicht geschafft habe, wirklich wie eine Frau auszusehen. Schminken klappt noch gar nicht (vielleicht bin ich dazu einfach zu grobmotorisch) und mit der Perücke komme ich auch nicht zurecht. Ständig sind die Haare da, wo sie stören.
Dabei sehe ich ja an vielen Beispielen hier im Forum, daß man auch mit einer männlichen Anatomie sehr natürlich Frau sein kann. Einmal so ein gleichzeitig einfaches und doch wunderschönes Styling hinzubekommen wie z.B. Marion wäre echt ein Traum aber ich scheitere bisher kläglich.

Wieder ganz anderes Thema ist die Zeit. Gerade wenn man nicht als Mädchen aufgewachsen ist, kostet alles sehr viel Zeit. Sei es fürs Shoppen für zwei Gender, häufiges Umziehen und ausprobieren, das Lesen unzähliger Tips und Erfahrungsberichte oder einfach die Gedanken, die ich mir über mich selbst und das, was ich wirklich will, mache. Darunter hat dann auch schon mal meine Arbeit und andere Dinge gelitten, die ich eigentlich zu tun habe. Mit ein Grund dafür, daß ich mich in letzter Zeit hier im Forum eher zurückhalte.

Ich hoffe, es hört sich alles nicht zu negativ an. Die Probleme sind halt das, was am meisten drückt und sich dann auch in den Vordergrund schiebt aber insgesamt geht es mir doch deutlich besser als vor einem Jahr. Ich bin dankbar und glücklich Silke sein zu können aber all die Stolpersteine sind doch nervig.

Zum Schluß noch ein sehr schönes Erlebnis. Es war eine Kleinigkeit, ich weiß nicht einmal mehr das konkrete Thema aber es ging um irgendeinen "Mädelskram" und meine Frau schloß mich ganz selbstverständlich ein mit einer Bemerkung der Art "bei uns Damen ist das halt so und so". Die innere Akzeptanz die ich dabei gespürt habe ging mir runter wie Honig. (he)

Liebe Grüße
Silke
Joe95
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Re: Silke auf dem Weg

Post 28 im Thema

Beitrag von Joe95 »

Was die Ohrlöcher angeht wäre das eine gute Gelegenheit gegen die Gespenster in deinem Kopf vorzugehen.
Denn nur dort sitzt jemand, der gegen deine Ohrlöcher ist.
Es gibt zahllose Männer, die nicht im Traum an Trans* denken und Ohrlöcher haben.
Auch bei Berufen mit Kundenkontakt werden Ohrstecker akzeptiert, was ich so höre ist es nicht nur bei uns üblich zu sagen "Stecker sind Ok, aber bitte keine Ringe!".
Ausserdem würde ich das Geschenk deiner Frau als "draufhau mit dem Telegrafenmast" betrachten...

Schminken?
Mit Make-Up eine Frau aus mir machen ist kein Problem.
Ich muss nur den Gibs für die Grundierung dick genug auftragen.

Ich seh hier öfter Ergebnisse, da packt einen der blanke Neid.
Sowas wird mir nie gelingen, unter anderem weil ich so viel Schminke im Gesicht garnicht ertragen könnte.
Wenn ich mich Schminke dann etwas Kajal um die Augen, vllt einen dezenten Lippenstift, Nagellack.
Vorher gut rasieren, das muss reichen.

Röcke trage ich schon immer gerne, auch mit meiner Figur.
Für mich war es ein guter Anfang lange Röcke z.B. Jeans oder Baumwolle zu tragen, die schlicht geschnitten sind.
Diese trage ich auch heute noch gerne und sie haben den Vorteil das du nicht komplett "en femme" sein musst.
Ein Kleid habe ich auch noch nicht, was aber größtenteils daran liegt das sie für meine Größe zu kurz sind. Ich mag halt meine Beine nicht gerne zeigen.
Ausserdem habe ich das Problem (wie wohl viele hier) das ich oben eine größere Größe brauche als unten, trotz meines Bauches.
Eine Lösung sehe ich mit in einem Schulterfreien Kleid mit Jäckchen oder Bolero.

Was die Zeit betrifft denke ich es spielt sich mit der Zeit ein wieviel zeit du wofür aufwendest bzw. aufwenden möchtest.

Ein Gedanke noch zu Tipps und Erfahrungsberichten:
Versuch nicht jemanden nachzumachen. Vergleiche mit deinem Leben und überleg dir was zu dir passen könnte, aber versuch nicht sofort perfekt zu sein.
Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen.
Natürlich ist das wahr, es steht doch im Internet!

Du hast ne Frage, brauchst Rat oder Hilfe?
Ohren verleih ich nicht, aber anschreiben darfst du mich jederzeit...
Sylvia50

Re: Silke auf dem Weg

Post 29 im Thema

Beitrag von Sylvia50 »

Auch ich freue mich für Dich, Du hast "es" aber auch genau richtig eingeleitet und gem8. Bin fast sehnsüchtig-neidisch.
Weiter so. Kann nur noch schöner werden.

Liebe Grüße aus dem Raum Bonn
Sylvia
heike65

Re: Silke auf dem Weg

Post 30 im Thema

Beitrag von heike65 »

Als Eltern darf man sich nicht einfach auf Kosten der Kinder entlasten. Da müssen manchmal Geheimnisse Geheimnisse bleiben, auch wenn man sich selbst sonst viel einfacher entfalten könnte.
Also ich denke Silke hat erwachsene Kinder, und ganz ehrlich: Diese 2 Sätze empfinde ich als Zumutung, wem wenn nicht seinem Partner und seinen Kindern sollte man bedingungslos Vertrauen können und Verständnis für die eigene Situation erwarten können ?

Sorry, es ist klar das das die wenigsten Kinder zu Begeisterungsstürmen hinreisst, aber wir leben im Jahr 2017 nicht 1950.
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