Liebe Michaela,
dein Hilferuf hat mich ziemlich getroffen, sodass ich deine Beiträge erstmal einen Tag lang sacken lassen musste. Wir sind uns schon zwei Mal begegnet, wir waren zusammen zum ersten Mal 'draußen' dank Simones großartiger Unterstützung. Ich konnte nicht glauben, dass es deine Premiere war, denn die Michaela, die ich getroffen habe, war sehr selbstbewusst, humorvoll und optimistisch. Ich denke oft daran, wie Michaela mit strahlendem Gesicht im Restaurant saß und immer wieder sagte: "Es ist so g***!" Für deine Überzeugung und den Positivismus hab ich dich bewundert.
Beim letzten Mal hattest du etwas mehr über dein Leben erzählt. Kein Zweifel, dass du noch heute deine Last zu tragen hast. Ich kam mir dagegen vor wie ein Kücken, obwohl auch bei mir das meiste im Leben schief lief. Trotzdem hatte Michaela immer das Leuchten in den Augen und schien es nicht tragisch zu nehmen, dass z.B. eine GAOP nicht mehr in Betracht käme.
Vielleicht sollte nicht >Michael< (so nenne ich mal deinen biologischen Mann) die aufgeworfenen Fragen beantworten, sondern Michaela? Einsamkeit ist eine schlimme Sache und ich habe den Eindruck, dass >Michael< mehr einsam ist und leidet als Michaela. Denn Michaela ergreift die Initiative, geht raus, trifft sich mit anderen, wagt sich selbst im Alltag schon recht weit vor. Sie hat in kurzer Zeit eine Menge erreicht und >Michael< zum Auslaufmodell werden lassen, das hauptsächlich nur noch für die Arbeit benötigt wird.
Michaela, wie ich sie kenne, fühlt sich wohl in ihrer Haut, hat ihr Leben schon gut für sich eingerichtet und sollte sich fragen, was sie jetzt wirklich braucht zum Glücklichsein. Hat der richtige Name in Ausweis & Co. tatsächlich eine so überragende Bedeutung? Was genau sollen die Hormone bringen? Kann ein Psychologe von Einsamkeit und Schuldgefühlen befreien? Oder ist ein Glücklichsein sogar ohne diese Maßnahmen möglich, die ja wie alles andere auch ihren emotionalen, gesundheitlichen und geldlichen Preis einfordern werden, dessen Höhe vorab schwer einzuschätzen ist. Ein Ausweis bekämpft kein Alleinsein, Hormone keine vermeintliche Schuld und auch ein Psychologe ist meist kein 'ganzheitlicher Heiler', sondern bestenfalls Helfer.
Michaela hat ihr neues Leben gerade erst begonnen, will immer schneller vorwärts, weiter kommen. Ich kenne das selbst

Aber sie muss nicht hetzen, darf sich Zeit nehmen, um genau zu überlegen, was wirklich gut für
sie wäre. Den besten Weg hat sie bereits eingeschlagen: zu leben, rauszugehen, sich mit anderen auszutauschen und nicht in den eigenen vier Wänden zu versauern. Das hat sicher noch keiner gut getan.
Liebe Grüße
Tara