Huffington Post über Intersexualität: Leben abseits der Norm
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Anne-Mette
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Huffington Post über Intersexualität: Leben abseits der Norm

Post 1 im Thema

Beitrag von Anne-Mette »

Moin,

hier der Link: http://www.huffingtonpost.de/lena-von-h ... 46956.html

Gruß
Anne-Mette
Marielle
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Re: Huffington Post über Intersexualität: Leben abseits der Norm

Post 2 im Thema

Beitrag von Marielle »

Welch ein Eiertanz. Da wird sich gedreht und gewendet und gewunden und dann nochmal von vorn.
"Die Identität eines Kindes ist nicht davon abhängig, für was es bei der Geburt eingetragen wird. Nicht alle entwickeln auch die Identität, die ihnen nach der Geburt zugewiesen wird." (Richter-Appelt)
Und? Würde dieser missliche Umstand etwa durch eine dritte Option behoben?

Richter-Appelt weist darauf hin, dass mit dieser dritten Kategorie kein weiteres Geschlecht gemeint sei. "Es könnte genauso gut heißen, dass es insgesamt fünf Geschlechter gibt", sagt Richter-Appelt.
Verstehe. Ist ja auch ganz klar: Zwei Namen für drei Zustände sind ein Problem, drei Namen für fünf Zustände die Lösung. Also, liebe Frau Richter-Appelt........

Richter-Appelt kritisiert zwar die Operation, sieht aber durchaus den Vorteil von Zuteilungen: "Es ist einfacher, dass ein Kind, der Kindergarten und die Schule weiß, was mit ihm los ist. Zum Beispiel dass das Kind weiß, ob es beim Sportunterricht bei den Mädchen mitmachen will. Dem Kind ist nicht geholfen, wenn es sich jeden Tag erneut entscheiden muss, sondern bloß überfordert."
Was will sie damit sagen? Zuweisungen die zu Operationen führen NEIN, Zuweisungen zum Sportuntericht JA? Ok, soweit hätte das einen zwar erheblichen, aber immer noch zu kleinen Sinn. Denn: Das das Kind aufgrund einer Zuweisung wissen soll, dass es bei den Mädchen mitmachen WILL...... also bitte, Frau Richter-Appelt.......
"Ich bin mir gar nicht sicher, ob "šneutral' wirklich so gut ist. Das würde ja bedeuten, dass man kein Geschlecht habe", sagt Richter-Appelt.
Warm....... wärmer.........ziemlich heiss. Sie sind ganz nah dran. Ersetzen sie jetzt noch 'habe' durch 'zugewiesen bekommt' und sie haben das Osterei des Kolumbus gefunden.
"Intersexuelle Menschen müssen sich tagtäglich fragen, in welche Kategorie sie sich einordnen würden. Wenn wir das Problem lösen wollen, müssten wir die gesamte bipolare Geschlechterordnung in unserer Gesellschaft ändern." Das sei ein größeres Projekt und würde auch nicht alle glücklich machen. Viele würden sich gerne als Mann oder Frau definieren. (Jegher)
Problem erkannt, Lösung verworfen. Als wenn irgendjemand ein Gesetz gefordert hätte, dass die Selbstdefinition eines Menschen als Mann oder Frau verbietet.

Das Geschlecht wird für die Identitätsnummer oder die Eröffnung eines Bankkontos gebraucht. Kleidung, Toiletten oder die Vorstellung von sexuellen Beziehungen - "Mann" und "Frau" prägen unser Leben. (Autor_in)
Das Geschlecht wird für die "Eröffnung eines Bankkontos" gebraucht? Mag sein. Vielleicht auf einem Planeten, um den sich die Sonne und alle Sterne drehen. Auf diesem Planeten hier, der Erde, kann DER Verein, DIE Genossenschaft und DAS Unternehmen ein Konto haben, ohne je eine geschlechtliche Zuweisung erhalten zu haben.

Es ist zum Haare ausraufen!

Das dritte ist nicht eines, sondern steht für eine sehr heterogene Masse", sagt Jegher. "Es kann auch sein, dass eine zusätzliche Kategorisierung zu zusätzlichen Diskriminierungen führt."(Jegher)
Endlich ein Treffer!

zur guten Nacht alles Gute

Marielle
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Re: Huffington Post über Intersexualität: Leben abseits der Norm

Post 3 im Thema

Beitrag von Anke »

Hallo,

unglaublich, was da verzapft wird. Warum werden die Intersexuellen nicht gefragt? Warum müssen selbsternannte Experten öffentlich ohne ersichtliche Kompetenz spekulieren, was diesen Menschen hilft? Kaum zu ertragen.
Richter-Appelt kritisiert zwar die Operation, sieht aber durchaus den Vorteil von Zuteilungen: "Es ist einfacher, dass ein Kind, der Kindergarten und die Schule weiß, was mit ihm los ist. Zum Beispiel dass das Kind weiß, ob es beim Sportunterricht bei den Mädchen mitmachen will. Dem Kind ist nicht geholfen, wenn es sich jeden Tag erneut entscheiden muss, sondern bloß überfordert."
Wenn ich solche Sätze lese, dann werde ich wirklich zur Furie. Geballter Unfug in 3 Sätzen. Durch die Zuteilung weiß das Kind eben nicht, was mi ihm los ist. Die Zuteilung bringt das Kind nur durcheinander. Das Kind wird auch ohne Zuteilung herausfinden, wo es beim Sportunterricht mitmachen will.

Und als Höhepunkt das Überforderungsargument. Immer gerne genommen, wenn es darum geht Menschen zu entrechten und zu entmündigen.

Scheinbar ist es für alle einfacher, ein Kind operieren zu lassen und ihm ein Geschlecht zuzuweisen. Dann hat auch alles hübsch seine Ordnung. Dabei wird vergessen, dass es für das Kind, den betroffenen Menschen überhaupt nicht einfacher. Ganz im Gegenteil, für diesen Menschen wird alles viel schwerer.

Liebe Grüße

Anke
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Re: Huffington Post über Intersexualität: Leben abseits der Norm

Post 4 im Thema

Beitrag von ab08 »

Hallo,

es ist eigentlich einfach:
Ohne Einverständnis, bzw. lebensbedrohlichen Grund darf man Menschen nicht operieren!
Beschönigung (Richter-Appelt "Vorteil von Zuweisungen") ist Verzögerungstaktik
und bremst die längst überfällige strafrechtliche Verfolgung der Täter.

Liebe Grüße
Andrea
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Re: Huffington Post über Intersexualität: Leben abseits der Norm

Post 5 im Thema

Beitrag von Claudia-Luisa »

Liebe Anne-Mette,
danke für diesen Beitrag.


Liebe Anke,
liebe Andrea,

ich teile hier eure Ansichten.

Frau Ursula Rosen, Lehrerin, hat ein Kinderbuch zur Intersexualität geschrieben:


http://www.kinderbuch-intersexualitaet.de/kontakt.html

Die Autorin schreibt: "So wie es heute schon Konsens ist, dass kein Kind wegen seiner Hautfarbe, seiner Größe oder seiner Sprache ausgegrenzt werden darf, sollte dies in möglichst naher Zukunft auch für Kinder gelten, die nicht in das Schema der zwei Geschlechter passen. Intersexuelle Kinder, Jugendliche und Erwachsene leben schon immer mitten in unserer Gesellschaft, aber erst seit einigen Jahren bröckelt das "Schweigegebot", unter das sie von Anfang an gestellt wurden. Dieses Buch soll dazu beitragen, dass in naher Zukunft die Mutter eines Kindergartenkindes auf die Frage, ob das Kind denn nun Mädchen oder Junge sei, wie Jills Mutter antworten kann: "Das wissen wir noch nicht. Vielleicht ist es ja beides oder keins von beidem". Dieser Traum kann sich vielleicht schon bald erfüllen. Noch schöner wäre es, wenn wir es schaffen könnten, bei Kindern das Geschlecht und deren Unterschiede nicht mehr so stark in den Vordergrund zu rücken."

Das Buch hat mich sehr berührt, daraufhin habe ich Frau Rosen geschrieben. In ihrer Antwort stand:

"Und vielleicht - in ganz ganz weiter Ferne - ist die Anerkennung einer sehr großen geschlechtlichen Vielfalt in Deutschland so weit fortgeschritten, dass niemand mehr darüber schreiben oder sprechen muss."

Liebe Gruesse
Claudia-Luisa

P.S. Sowohl Prof. Richter-Appelt, als auch Ursula Rosen haben die "Stuttgarter Erklaerung" unterschrieben.
Anne-Mette
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Re: Huffington Post über Intersexualität: Leben abseits der Norm

Post 6 im Thema

Beitrag von Anne-Mette »

Moin,

wir wollen doch nicht als Menschen passend gemacht werden, damit wir in Gesetze und Vorschriften passen; Umgekehrt muss es sein
Doch ohne Geschlechtseintrag bestehe beispielsweise auch nicht die Möglichkeit ein Kind zu adoptieren oder zu heiraten.


Das wird doch nun schon seit Jahrenden angemahnt; nicht nur von uns:

Ehe für alle (die wollen) - und Adoptionsrecht reformieren.

Das mit dem Bankkonto ist bestimmt ein WITZ; denn jeder soll ein Bankkonto bekommen, gerade wurde in Bezug auf die Flüchtlinge noch einmal verdeutlicht: jeder muss ein Recht auf ein Konto haben. Nun soll ein intersexueller Mensch weniger Rechte haben als jemand, der... (nein das schreibe ich jetzt nicht).

Sportunterricht. Warum ist von einer Entscheidung (jeden Tag!) die Rede? Sicher könnte manfrau den ganzen Sportunterricht lockerer sehen - und die Kinder könnten sich den Gruppen zuordnen, in denen sie sich wohl fühlen. Ich fühlte mich auch erst wohl, als das Kurs-System mir erlaubte, (m)eine passende Gruppe auszusuchen. Das muss manfrau sich mal vorstellen: ich habe mich soooooo viele Jahre vorher zum Sportunterricht gequält. Er war mir verhasst und ich war froh, wenn ich an den Sporttagen mal krank war.

Gruß
Anne-Mette
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Re: Huffington Post über Intersexualität: Leben abseits der Norm

Post 7 im Thema

Beitrag von Anke »

LaraC hat geschrieben:
Anke hat geschrieben: Das Kind wird auch ohne Zuteilung herausfinden, wo es beim Sportunterricht mitmachen will.
Da würde ich dir prinzipiell zustimmen. Aber das kann natürlich ein langer und sehr harter Weg für das Kind werden. In dem Alter kann das "Nicht-dazugehören" schon sehr belastend sein. Ich finde es also immer sehr billig, den Zuweisungsbefürwortern pauschal zu unterstellen, sie würden sich nicht um das Kind sorgen. Deren Position ist sicher nicht zu Ende gedacht. Das ist dein "Mir doch egal, ob du dich in der Besenkammer umziehen musst, weil dich weder Jungs noch Mädchen in der Umkleide haben wollen. Du schaffst das schon irgendwie!" aber auch nicht wirklich.
Hallo,

stimmt, das wird ein langer und harter Weg. Aber durch die Zuweisung wird er nur scheinbar einfacher.

Ich behaupte auch gar nicht, dass die Zuweisungsbefürworter sich keine Gedanken um das Kind machen. Aber wie Du schon schreibst, es ist nicht zu Ende gedacht. Ich wüsste auch nicht, dass ich geschrieben oder gemeint hätte, dass mir da irgendetwas egal ist. Ich möchte dich bitten, derlei Unterstellungen zu unterlassen.

Es ist sicherlich nicht hilfreich so ein Kind einfach in die Situation hineinzuschicken und zu hoffen, dass alles gut geht. Ich habe keine Patentlösung dafür und die wird es auch nicht geben. Dafür denke ich, dass wenn Eltern und Lehrer sich damit sensibel auseinandersetzen, dann werden sie für den Einzelfall eine Lösung finden. Es bedarf eben der Anstrengung und der Unterstützung.

Und ganz egal wie groß solche Schwierigkeiten sind, kein Schaden kann so groß sein, als der der dadurch entsteht, dass an einem Kind einfach so herumgeschnitten wird, damit es die richtige Passform für unsere Gesellschaft hat. Und was eine falsche Geschlechtszuweisung anrichtet, dass haben hier viele am eigenen Leib erfahren.

Liebe Grüße

Anke
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Re: Huffington Post über Intersexualität: Leben abseits der Norm

Post 8 im Thema

Beitrag von Marielle »

.
Es wird einmal ein Kind gewesen sein, das gesund geboren wurde und aufwuchs. Seine Eltern boten ihm Vorbilder und Anregungen, die sie an der Entwicklung und den Vorlieben des Kindes ausrichteten. Im Kindergarten und der Schule wurde das Kind an seinen Fähigkeiten und Interessen orientiert gefördert und gefordert. Eines schönes Tages erkannte das Kind, dass es eine Frau sei. Es nahm einen Mann und sie bekamen ein Kind.

Dies wird einmal ein Kind gewesen sein, das gesund geboren wurde und aufwuchs. Seine Eltern boten ihm Vorbilder und Anregungen, die sie an der Entwicklung und den Vorlieben des Kindes ausrichteten. Im Kindergarten und der Schule wurde das Kind an seinen Fähigkeiten und Interessen orientiert gefördert und gefordert. Eines schönes Tages erkannte das Kind, dass es eine Frau sei. Es nahm eine Frau und sie hatten ein Kind.

Dies wird einmal ein Kind gewesen sein, das gesund geboren wurde und aufwuchs. Seine Eltern boten ihm Vorbilder und Anregungen, die sie an der Entwicklung und den Vorlieben des Kindes ausrichteten. Im Kindergarten und der Schule wurde das Kind an seinen Fähigkeiten und Interessen orientiert gefördert und gefordert. Eines schönes Tages erkannte das Kind, dass es ein Mensch sei. Es nahm einen Menschen und sie hatten ein Kind.

Dies wird einmal ein Kind gewesen sein.



Vielleicht wird es manchmal an seine Ur-Großeltern gedacht haben; an die Menschen, die irgendwann in zukünftig ferner Vergangenheit aufgehört haben werden, Kinder in Kisten zu stecken und damit begannen, sie werden und sein zu lassen. Große Menschen.
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Re: Huffington Post über Intersexualität: Leben abseits der Norm

Post 9 im Thema

Beitrag von ab08 »

Danke Anke und
danke Claudia-Luisa für Deinen Buchtipp und für Deine Kommentierung (flo)

Hallo Lara,

tut mir leid, wenn ich mich zu plakativ ausdrückte. "Polypen" und ähnliches meinte ich nämlich wirklich nicht. :wink:
Sicher auch Zeitmangel. - Andererseits ist es und bleibt es ein Skandal, wie mit intersexuellen Neugeborenen umgegangen wird.
Da fällt es mir heute schwer, mich zurückzuhalten und mich ausgewogen auszudrücken :oops:

-> Im Fall Micha Raab erfolgte eine Op (nach Auskunft der Klinikleitung im Prozess ohne die erforderliche Aufklärung "bei Intersexuellen sei das nicht üblich") bei einer erwachsenen Person,
daher warte ich hier gespannt auf das für den 17.12.2015 angekündigte Urteil des Landgerichts...

Liebe Grüße
Andrea

P.S. Den Einwand, es geht darum, das intersexuelle Kind zu schützen, kenne ich aus anderer Perspektive: - Ähnlich wurde meine Zwangspensionierung damals begründet.
Erstens um mich vor der psychischen Belastung durch den zu erwartenden Spott durch Schüler zu bewahren und zweitens die Schüler vor mir.
Es handelte sich um Mutmaßungen, also reine Spekulation. Nichts davon traf ein.
--> Heute besseres Verhältnis zu Schülern als vor dem CO. - Der Unterricht wurde effektiver, die Arbeit leichter... :wink: Soviel zu Theorie und Praxis...

:oops: Vielleicht ist also ein intersexuelles Kind gerade deswegen bei Gleichaltrigen besonders beliebt... :oops:
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Re: Huffington Post über Intersexualität: Leben abseits der Norm

Post 10 im Thema

Beitrag von ab08 »

LaraC hat geschrieben:Mal ganz ehrlich und Hand auf"™s Herz: für wie wahrscheinlich hältst du das auf deutschen Schulhöfen...
Hallo Lara,

ganz im Gegensatz zu Dir, halte ich das nach meinen bisherigen Erfahrungen für ziemlich wahrscheinlich. Es hängt natürlich sehr vom privaten/schulischen Umfeld ab.
An den Gymnasien, wo ich bisher tätig war (Weltoffene Großstadt - An einem Gymnasium sind über 50 Nationen vertreten) würde mich das nicht wundern.
Es hängt sehr vom Schulklima ab. - Ganz so simpel, wie es bisweilen dargestellt bzw. vermutet wird, ist es nicht:

!! Zudem "intersexuell" (Geschlecht!!) - ist nicht "schwul" (sexuelle Orientierung). !!

Mir begegnete durchaus, dass in meinem Umfeld einem Mitschüler gegenüber das Schimpfwort "schwul" fiel. Bei pubertierenden Schülern durchaus möglich...
ABER: Die Tatsache, dass ich transsexuell bin, erleichterte mir vieles. + Schüler, Eltern und einige Kollegen brachten & bringen mir viel Sympathie entgegen... :wink:
Seit 2008 gab es an den verschiedenen Arbeitsstätten von Schüler/Eltern Seite kein negatives Erlebnis. (Pöbleien durch Fremde auf der Strasse etc. allerdings schon)

Es ist fast schade, dass es nun mein letztes Dienstjahr ist, denn der Zuspruch durch Schüler & Eltern wird mir fehlen.
LG
Andrea
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Re: Huffington Post über Intersexualität: Leben abseits der Norm

Post 11 im Thema

Beitrag von ab08 »

Danke Lara für Deine verständnisvolle Antwort,

bzgl. Demos: Das Problem z.B. in BW war, dass interne Vorgänge öffentlich gemacht und diskutiert wurden.
Wenn nicht einige Personen dienstliche Pflichten "vergessen" hätten, wäre es nicht soweit gekommen.
Die Entwicklung/Weiterentwicklung von Lehrplänen ist kompliziert. Entwürfe werden normalerweise auf verschiedensten Ebenen intensiv diskutiert.
Zur Zeit brechen leider an verschiedenen Stellen sämtliche Dämme "Besorgte Eltern", "Pegida" usw. (Daher die deutlichen Positionen in meinem Signum)

Diskriminierung an Schulen findet statt. Es hängt sehr von der betreffenden Schule ab. - Schulen in katholischer Trägerschaft, Privatschulen, auch unterschiedliche öffentliche Schulen unterscheiden sich hier oft extrem. Schulleitung, Elternbeirat, Schülerschaft, Historie der speziellen Schule eben das Schulklima spielt die entscheidende Rolle.
Aber es gibt auch zahlreiche gute Schulen. Dort, wenn Umstände es zulassen und Professionalität vorhanden ist, klappt vieles!!
Meine versuchte Zwangspensionierung war z.B. auch nur ein extremer Einzelfall im negativen Sinn, das weiß ich inzwischen...

Dass ich den Unterschied zwischen - "intersexuell" (Geschlecht!!) und "schwul" (sexuelle Orientierung) - betonte, hatte nix mit Dir zu tun.
Dass Dir und anderen hier im Forum dies immer bewußt ist, weiß ich natürlich.
Mir ging es darum, dass auch Schüler beide Problemkreise normalerweise unterschiedlich wahrnehmen. Reaktionen sind also nicht unmittelbar übertragbar.

Liebe Grüße
Andrea

P.S. "Aber erklärt das mal den Jugendlichen, die Crossdressern auf der Straße "Schwuchtel" hinterherrufen..."
Entschuldige bitte, liebe Lara, in dem Zusammenhang eine recht lose persönliche Anmerkung: :oops:
Genau das passierte mir vor einigen Jahren auch mal. Die fünf Jungs Alter (circa 15-17) standen vor einer örtlichen Mittelschule...
Wenn eine Lehrerin Fehler bemerkt, fühlt sie sich angesprochen. :lol: Ich ging also hin und erläuterte den Sachverhalt ausführlich.
"Ich bin nicht an der Schule, sondern Gymnasiallehrerin - "Schwuchtel" könnte man vermuten, ist aber leider falsch, denn ich bin nicht homosexuell.
- Ich bin eine transsexuelle Frau, also ... - ... - ... - ... - ... - ..." Die Gesichter der fünf jungen Burschen wurden immer länger.
Als ich merkte, dass sie mich verstanden hatten, beendete ich den Unterricht auf offener Strasse. :lol:
Sowas macht mir richtig Spaß. - Im Grunde freu ich mich über solche unverhofften Gelegenheiten.
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Re: Huffington Post über Intersexualität: Leben abseits der Norm

Post 12 im Thema

Beitrag von Anke »

LaraC hat geschrieben:
Anke hat geschrieben: Und ganz egal wie groß solche Schwierigkeiten sind, kein Schaden kann so groß sein, als der der dadurch entsteht, dass an einem Kind einfach so herumgeschnitten wird, damit es die richtige Passform für unsere Gesellschaft hat.
Da bin ich mir tatsächlich nicht sicher"¦ Wieder keine böswillige Absicht, ich bin da wirklich unsicher! Gibt es da irgendwie belastbare Daten zu? Klar, man hört immer von den Fällen, wo es nicht funktioniert hat, aber das liegt ja in der Natur der Sache. Wie sieht es mit den Fällen aus, wo die Betroffenen einfach unauffällig ihr Leben leben? Da hört man dann natürlich nichts von. Gibt es da irgendwas?

Warum frage ich so nach? Weil sich ja gerade bei Transsexualität herausgestellt hat, dass eine der besten und von den Betroffenen auch vehement vertretenen Lösungen genau das "Herumschneiden, bis die Betroffenen die richtige Passform für unsere Gesellschaft haben" ist"¦ VÄ/PÄ, GaOP und Passing sind ja nichts anderes.
Hallo,

der gro0e Unterschied liegt darin, dass ich für mich selbst entscheide, dass ich diese Schritte vollziehen möchte.

Wenn so etwas mit einem kleinen Kind passiert, dann werden nicht revidierbare Fakten über dessen Kopf hinweg geschaffen.

Es geht daher gar nicht um die Maßnahme als solche, sondern darum, wie die dafür notwendigen Entscheidungen gefällt werden.

Nach allem was ich bisher dazu gelesen habe, ist es das zentrale Anliegen der Intersexuellen, dass genau diese Operationen unterbleiben. Das ist für mich Beleg genug.

Liebe Grüße

Anke
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