Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)
Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung) - # 5

Crossdressing und selbst Erlebtes... Erdachtes
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jessy83
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

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Beitrag von jessy83 »

Teil 21

Urlaub in Italien, Alltag

Um ein Viertel nach neun Uhr klopfte es an unserer Tür. Ich hüpfte im Nachthemd zur Tür und öffnete. Sandra war"™s, die uns mitteilte, dass wenn wir noch frühstücken wollten, das Morgenbüffet nur noch bis 10 Uhr bereit stünde. "Papa, Tom und ich gehen dann schon mal runter zum Strand, um zwei Sonnenschirme und die Liegebetten zu mieten."

Ich weckte Laura mit Küsschen. "Ich bin müde. Ich will noch ein wenig schlafen."
"Willst du kein Frühstück?"
"Doch, doch. "¦ Ok, ich komme." Ich küsste sie rasch auf den Mund und rannte ins Bad. Laura stand sofort auf, kam auch ins Bad und küsste zurück.
Eine kurze Dusche musste genügen, rein in die Bikinis, Strandkleid drüber, in die Flip-Flops geschlüpft und schon gings runter in den Speisesaal, wo ein reichhaltiges Büffet aufgebaut (gewesen) war, wie wir erahnen konnten. Weil wir aber keinen grossen Hunger verspürten, tranken wir lediglich ein Glas Fruchtsaft und assen zwei Brioches mit wenig Marmelade.

Wir holten unsere Strandtücher und Sonnenbrillen aus dem Zimmer und huschten über die Strasse an den Strand, wo sich die anderen schon eingerichtet und es sich gemütlich gemacht hatten. Lauras Papa hatte sich bereits eine deutsche Zeitung am Kiosk besorgt und Tom spielte unten am Wasser.
Wir zogen unsere Strandkleider aus, legten die Strandtücher auf die Sonnenliegen und wollten ein erstes Sonnenbad nehmen.
"Zuerst wird eingecremt. Ich will nicht, dass ihr euch einen Sonnenbrand holt", befahl Sandra. Sie hatte natürlich Recht, denn nach 10 Uhr brannte die Sonne schon ziemlich stark.
Dummerweise war die Sonnencreme aber im Hotelzimmer liegen geblieben.
"Mama, kann ich deine Sonnencreme haben?"
"Nein", beantwortete sie die Frage kurz und bündig. "Wer keinen Kopf hat, der hat Beine."

Ich anerbot mich, die Sonnencreme zu holen. Aber Laura sagte, nachdem sie den vorwurfsvollen Blick ihrer Mama gesehen hatte: "Ich geh ja schon."
"Ich komme mit."
Händchenhaltend gingen wir nur mit Bikini bekleidet zurück ins Hotel, verlangten den an der Rezeption den Schlüssel und rannten die Treppen hoch.
Oben angekommen fragte Laura etwas überraschend:
"Liebst du mich eigentlich noch?"
Ich brauchte keine Worte, packte Laura und "šwarf"˜ sie aufs Bett. Ich stürzte mich auf sie, küsste und streichelte sie.
"Reicht dir das?"
Auch sie gab keine Antwort und setzte "šbloss"˜ zu einem sehr langen, wunderschönen Zungenkuss an.

Beinahe hätten wir die Sonnencreme vergessen. Wir haben sie dann kurz vor dem Verlassen des Zimmers noch mitgenommen!

Am Strand cremten wir uns gegenseitig den Rücken ein, es war eher ein Streicheln. Ein Wonnegefühl durchlief meinen Körper und ich flüsterte zu Laura: "So, schön, das könntest du stundenlang machen." Und weil es für beide so schön war, cremten wir einander auch den restlichen Körper ein. Dazu sass ich hinter Laura auf der Liege und strich ihr von hinten den Brustbereich ein. Zwei, drei Mal geriet ich dabei absichtlich unter das Oberteil ihres Bikinis. Ich spürte wie sich ihre Brustwarzen verhärteten und sie es genoss.
Danach tauschten wir die Rollen.
"Bei dir ist alles noch ganz flach", meinte sie flüsternd.
"Ja, ich weiss. Es wird lange dauern, bis man etwas sehen wird. Aber mach nur weiter, es ist trotzdem ein schönes Gefühl", drehte mich um und küsste sie.

Eine Weile später, wir hatten es uns auf den Strandliegen bequem gemacht, fragte Sandra:
"Papa und ich gehen mit Tom an die Strandbar, um etwas zu trinken. Kommt ihr mit?"
"Ne, heute nicht", gab Laura für beide zur Antwort. "Wir sind immer noch müde von gestern und werden ein wenig chillen."
Weil die Sonne sehr stark vom Himmel brannte, verzogen wir uns in den Schatten des Sonnenschirms und schliefen eine Runde und warteten bis die anderen wieder da waren.

"Kommt ihr ins Wasser?", fragte Tom.
Und blitzschnell schoss es aus Laura heraus: "Wer zuletzt am Wasser ist, wird untergetaucht", und rannte los. Meine Reaktion war an diesem Morgen nicht die allerbeste, so dass ich den Wettlauf verlor und Tom seine helle Freude daran hatte, mich unter Wasser drücken zu dürfen. Dann war er an der Reihe, dann Laura. Wir lachten und hatten einfach Spass.

Nach dem Mittagessen ab 13 Uhr mit Pasta, Hauptgang und Nachspeise wie jeden Tag, zogen sich Lauras Eltern mit Tom in die Zimmer zurück.
"Über Mittag bis vier Uhr ist es am Strand viel zu heiss. Wir legen uns hin." Nicht sehr zur Freude von Tom.
"Und wir?", fragte ich Laura.
"Solltest du nicht noch einen Sonnenhut kaufen", fragte sie zurück.
"Stimmt, das hat Mom mir zu Hause aufgetragen. Lass uns zu der Boutique am Strand gehen."
"Ich kaufe mir auch einen neuen, der alte sieht nicht mehr schön aus."

Schnell hatten wir uns für ein hippiges Modell entschieden, Laura für einen in hellrosa, ich für einen hellblauen, beide mit gepunktetem Band.
"Und nun, was machen wir?"
"Komm, wir gehen an den Strand. Wenn es zu heiss ist, gehen wir ins Wasser oder bleiben im Schatten."

Es war dann tatsächlich so heiss, dass man kaum barfuss über den Sand gehen konnte. Wir entschieden uns für einen Bummel entlang des Wassers, wo die Hitze erträglicher war, weil ein schwacher Wind vom Meer her für etwas Kühlung sorgte. Der Strand war menschenleer, nicht so wie jeweils morgens als Massen von Menschen am Strand hin und her pilgerten.
Hand in Hand spazierten wir gut eine Stunde.

Auf dem Rückweg fragte Sandra: "Weisst du schon, was du am 1. Schultag anziehst und was du den anderen sagen willst?"
"Was ich tragen werde hängt vom Wetter ab, sicher möchte ich ein Kleid oder einen Rock tragen. Was ich sagen will, weiss ich noch nicht. In Gedanken versuche ich die richtigen Worte zu finden, verwerfe diese und suche immer wieder nach einer neuen Variante."
"Hast du eigentlich keine Angst, dass dich die anderen fertigmachen, vor allem die doofen Jungs an unserer Schule?"
"Doch schon, aber da muss ich durch. Das habe ich mit meiner Psychologin schon mehrmals durchgespielt."
"Aber wir bleiben doch Freundinnen für immer?", fragte ich Laura und sah sie mit verträumtem und flehendem Blick an.
"Ja doch, mein Schätzchen." Sie lächelte herzhaft zurück und küsste mich.

Nach 16 Uhr erwachte das Strandleben wieder. Laura und ich hielten nach Gleichaltrigen Ausschau und entdeckten welche beim Beachvolleyball. Wir schlenderten hinüber zum Spielfeld und schauten dem Treiben zu. Sie spielten zu neunt, Italiener, Deutsche und Schweizer konnten wir an der Sprache ausmachen, Jungs und Mädchen. Alsbald quatschte uns ein hübscher, blonder Junge an, der vielleicht 2 Jahre älter war, und fragte auf Italienisch - und als wir dies nicht verstanden hatten - auf Englisch, ob wir mitspielen wollten. Wir bejahten: "Si, yes, ja."
Zuerst wurde gequatscht, um herauszufinden, wer wir und woher wir seien. Einer der Deutschen, ein grossgewachsener, etwas unsympathisch wirkender Kerl meinte dann schnippisch: "Habt ihr überhaupt Ahnung von Volleyball?"
"Wir haben in der Schule auch schon gespielt", gaben wir ihm barsch zur Antwort.

Zwei neue Teams wurden gebildet, Laura und ich getrennt. Wir merkten bald, dass wir nicht die schlechtesten Spielerinnen waren. Durch die vielen Fehler kam einfach kein richtiger Spielrhythmus auf. In diesen Pausen bemerkte ich den blonden Italiener im anderen Team wie er mich andauernd im Auge hatte. Ich fühlte mich geschmeichelt und lächelte beim nächsten Augenkontakt zurück. Nach dem das Spiel zu Ende war sagte man sich "Tschüss", "Ciao, a domani" oder "See you" und entfernte sich. Laura und ich gingen zurück zu unserem Sonnenschirm, teilten den Eltern mit, dass wir nun Baden würden. Wir schlenderten runter zum Wasser und sprangen hinein. Was für eine Wohltat, hatte das Spielen doch sehr warm gegeben.

Im seichten Wasser hockten wir uns auf den Boden, das Wasser reichte so gerade mal bis zur Brust. Wir konnten kaum ein paar Worte miteinander reden, schon hatten wir Besuch. Der Blonde und einer seiner Kumpel standen vor uns und begannen mit uns zu quatschen. Sie konnten kein Deutsch, wir kein Italienisch, aber alle sprachen ein bisschen Englisch. Schon bald waren Namen, sie hiessen Mattia — der Blonde — und Francesco, Alter (beide schon 15), Wohnort, in welchem Hotel man war und wie lange die Ferien noch dauern würden und anderes mehr ausgetauscht. Wir quatschten dann noch eine Weile und verabredeten uns auf den nächsten Tag. "Si, domani!" konnten wir schon auf Italienisch bestätigen, gaben uns die Hand und sagten: "Ciao."

"Lief doch prima", meinte Laura, "die haben beide nicht gecheckt, dass du eigentlich noch ein Junge bist. Das ist doch ein gutes Zeichen, auch im Hinblick auf dein Coming-Out", und nach einer kurzen Pause: "Ich habe schon bemerkt wie dich Mattia angehimmelt hat. Werde mir bloss nicht untreu, hast du verstanden?"

Die Hitze war unterdessen erträglich geworden, so dass wir uns noch ein wenig dem Sonnenbaden widmen wollten. Kaum lagen wir frisch eingecremt auf unseren Liegen, fragte Sandra ziemlich ironisch: "Sind euch schon die ersten Italiener auf die Pelle gerückt?"
"Ja, Mama, lass das", kommentierte Laura ihre Mama.

Wie praktisch jeden Abend spazierten wir alle fünf zur Gelateria, um uns ein Cono zu genehmigen. Danach schlenderten Laura und ich die Strandpromenade auf und ab. Ab und zu wurden wir auch angequatscht oder angemacht. Weil uns die Typen aber zu aufdringlich waren, liessen wir sie kommentarlos stehen.

Zurück im Zimmer machten wir uns fürs Schlafen bereit. Laura meinte, dass sie bei der Hitze nackt schlafen würde, nur vom leichten Leintuch zugedeckt. Ich ahmte es ihr nach, behielt aber die Höschen an. Wir kuschelten und küssten uns unter dem Leintuch noch eine ganze Weile, ehe wir sanft ins Land der Träume davonschwebten.

Die folgenden Tage verliefen ganz ähnlich.
In der Strandbar entdeckten wir ein Getränk, dass es uns angetan hatte, "šGranite"˜ Limone oder Pesca, ein gefrorenes Süssgetränk mit Sorbet ähnlicher Konsistenz, das man einen Strohhalm schlürfte. Laura bevorzugte die Pfirsich-, ich die Zitronen-Variante.
Am Kiosk kauften wir die neueste "šBravo"˜ und ein italienisches Micky-Maus-Heft, das "šTopolino"˜. Das Topolino half ein wenig Italienisch zu lernen.
Auf den Liegebetten hörten wir sehr häufig über Kopfhörer Musik vom iPod oder lasen in den mitgebrachten Büchern.
Morgens, wenn der Sand noch nicht so heiss war, spielten wir Boccia.

Ein paar Mal kamen auch die Jungs vorbei, um uns ins Wasser oder auf einen kleinen Strandspaziergang zu begleiten, oder sie forderten uns auf Beachvolleyball spielen zu kommen. Sie luden uns auch jedes Mal zu einem Getränk oder einem Eis ein. Nur wie sie aufdringlicher werden wollten, wehrten wir sie ab und radebrechten auf Italienisch: "Amigo a casa in Deutschland." Händchen halten war ok, vielleicht ein harmloser Kuss, aber mehr nicht, hatten Laura und ich vereinbart.

Zwei Mal liessen wir uns am Morgen ganz früh wecken, damit wir den Sonnenaufgang betrachten konnten. Einmal schauten wir uns das Spektakel vom Balkon unseres Zimmers an, das andere Mal gingen wir hinunter an den Strand. Dort machten wir auch schöne Fotos. Einen Jogger baten wir, ob er uns gemeinsam fotografieren würde. Er sagte etwas auf Italienisch, das wir nicht verstanden, nur "šbelezze"˜ haben wir herausgehört. Er liess es sich aber nicht nehmen uns abzulichten und knipste wild drauflos, während wir immer wieder andere Posen einnahmen.

Tom hatte immer besonders viel Spass, wenn wir mit ihm Sandburgen bauten. Einmal mit ihm allein fragte er mich: "Warum willst du ein Mädchen sein?"
Mit dieser Frage von ihm hatte ich wirklich nicht gerechnet und wusste auf Anhieb nicht, was ich antworten sollte. Nach kurzer Bedenkzeit erklärte ich ihm: "Weisst du, es gibt Menschen, die sind im falschen Körper geboren so wie ich, als Junge geboren, fühlen sich aber als Mädchen. Es gibt auch Mädchen, die lieber ein Junge wären. Das ist einfach in einem drin, da kann man nichts dagegen machen."
"Du willst nicht ein Mädchen sein, weil du dir lange Haare hast wachsen lassen?"
"Nein, nein, das hat mit den Haaren nichts zu tun. Als Mädchen trägt man eben langes Haar."
Er, dessen Haare auch schon fast bis zur Schulter reichten, sagte dann nach kurzem Überlegen: "Ich werde Mama sagen, dass ich die Haare wieder kurz möchte, denn ich will kein Mädchen werden."
"Ja, mach das."
Ich umarmte und küsste ihn auf seine Wangen. Er wurde rot und lächelte mich an.


(Fortsetzung folgt, Jessy)
Lorelai74
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

Post 62 im Thema

Beitrag von Lorelai74 »

Super geschrieben - so echt, so wie selbst erlebt und so beflügelt!😍
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Satinxsilk
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

Post 63 im Thema

Beitrag von Satinxsilk »

Wieder eine sehr schöne Fortsetzung. Wird ja richtig romantisch zwischen Dani und Laura find ich schön. :)
Dana X07
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

Post 64 im Thema

Beitrag von Dana X07 »

Wieder Mal ... Wau 😍...
Im Alter wird man meißt schlauer , deswegen " ICH BIN ICH " und ich bin TRANSGENDER .....
Lorelai74
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

Post 65 im Thema

Beitrag von Lorelai74 »

Bald ist der Urlaub vorbei..
Aber vorher kann noch viel passieren...
Doch ein Kuss mit einem zu forschen Italiener?

Was wird Laura für sich denken- hadert sie gar nicht damit in ein Mädchen verliebt zu sein??

Wie ist der erste Schultag??
Männlich / Weiblich: das sind doch bürgerliche Kategorien.
ExuserIn-2018-07-10

Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

Post 66 im Thema

Beitrag von ExuserIn-2018-07-10 »

Lorelai74 hat geschrieben: Di 10. Apr 2018, 20:15 Bald ist der Urlaub vorbei..
Aber vorher kann noch viel passieren...
Doch ein Kuss mit einem zu forschen Italiener?

Was wird Laura für sich denken- hadert sie gar nicht damit in ein Mädchen verliebt zu sein??

Wie ist der erste Schultag??
Viele aufregende Dinge können passieren. Ich bin neugierig auf die Fortsetzung.

LG José
jessy83
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

Post 67 im Thema

Beitrag von jessy83 »

Teil 22

Urlaub in Italien, Einkaufsbummel mal zwei

An einem Morgen war das Meer ganz aufgewühlt, Wolken bedeckten den Himmel und ein starker Wind blies einem um die Ohren. Am Strand waren die roten Fahnen hochgezogen, was "šBaden verboten"˜ bedeutete.

Sandra hatte die Idee, dass wir ins riesige Kaufhaus am Stadtrand von Senigallia fahren könnten, um ein wenig zu shoppen. Nur waren wir nicht die einzigen, die bei dem Wetter diese Idee hatten. Nur schon die Anfahrt und erst recht die Parkplatzsuche gestalteten sich recht schwierig. Aber irgendwann hatten wir es geschafft.
Rein ins Vergnügen. Wir trennten uns von den zwei männlichen Wesen, die Shoppen ätzend fanden. Tom ging mit seinem Vater in ein Kinderparadies, wir klapperten Laden um Laden ab.

"Ich möchte mir noch einen zweiten Bikini kaufen", meldete ich an. Laura wünschte noch ein leichtes Strandkleid, Sandra wollte sich nach hübschen Flip-Flops umsehen.

Zuerst steuerten wir in eine Kleiderboutique für Teenies an. Die riesige Auswahl machte es Laura nicht einfach, sich auf ein einziges Teil festzulegen.
"Du darfst dir zwei kaufen, eines bezahle ich dir", sagte Sandra und zu mir gewandt: "Wenn du möchtest, darfst du dir auch eines aussuchen, Daniela." Sie hatte tatsächlich Daniela, nicht nur Dani gesagt. Das tönte wie Musik in meinen Ohren.
Laura wählte ein grau-blaues, kurzes Hängerkleid mit Stufenrock und ein von weiss nach pink verlaufendes, etwas längeres, aber immer noch deutlich über dem Knie endendes, Kleid mit Spaghettiträgern aus. Mir gefiel ein hibiskuspinkiges, ärmelloses Kleid, das bis Mitte Oberschenkel reichte. Alles richtige Schnäppchen, wenn auch nicht von sehr guter Qualität, wie Sandra anmerkte.

Und da gab es doch tatsächlich ein recht grosses Geschäft, in welchem nur Badekleider und Bikinis angeboten wurden. Die Auswahl war so riesig und die Preise so niedrig, ab 5 Euro, dass ich mir zwei aussuchen konnte.
Sandra: "Probier mal einen normalen Bikini an, ohne Röckchen und so. Wir schauen mal, ob "šes"˜ auffällt oder nicht."
Es fiel auf, weil wir natürlich besonders darauf achteten. Ob es auch andere sofort sehen würden, konnten wir nicht beantworten.
"Die Jungs schauen doch zuerst aufs Gesicht, den Busen und die Figur", gab Laura zum Besten.
Sandra ergänzte: "Lass uns mal so eines kaufen. Wenn du das Gefühl hast, dass du angestarrt wirst, kannst du es Laura weitergeben."
Ich war einverstanden und suchte mir einen hellblau-dunkelblau-weiss quergestreiften, normalen Bikini aus. Dazu gefiel mir noch ein fliederfarbener, mit miederartigem Höschen und Früchten drauf.

Wenn Frauen im Kaufrausch sind, dann kommt einiges zusammen. Je ein weisses Longshirt mit Tierprint, Nagellack in diversen Farben und anderes Make-up, die Flip-Flops für Sandra, zwei schöne Polo-Shirts und eine grün-gelbe Badehose für Tom und ein dezent rosafarbenes Hemd für Lauras Papa, das er zur Arbeit anziehen würde.

Auch Tom und sein Papa waren nicht untätig geblieben. Irgendwann war es Tom im Spieleparadies langweilig geworden, so dass auch sie herumzogen, um Einkäufe zu tätigen. Der Sohnemann bekam neue Flip-Flops von "šPuma"˜, ein Fussballdress von einem bekannten Kicker und eine hippe Sonnenbrille, Papa kaufte sich im Outlet neue Laufschuhe von "šNike"˜.

Wie wir uns alle wieder getroffen hatten, wurden gegenseitig die Einkäufe begutachtet. Lauras Papa meinte nur: "Frauen halt", und lachte.
Da alle Durst verspürten, setzten wir uns in ein kleines Imbissrestaurant und tranken noch etwas, assen aber nichts, weil schon bald Zeit für das Mittagessen im Hotel war.

Am Nachmittag hatte sich der Sturm mehr oder weniger verzogen und die Sonne schaute ab und zu zwischen den Wolken hindurch. Es war richtig angenehm.
Laura machte den Vorschlag, am Strand entlang spazieren zu gehen.
"Zuerst lackieren wir uns noch die Zehennägel und du ziehst den gestreiften Bikini an."
Laura malte ihre Nägel rot, ich die meinen hellblau an. Es musste ja zum Bikini passen.

Die Wellen hatten eine Menge Sachen an den Strand gespült, und so begannen wir nach schönen Muscheln zu suchen. Weil wir zu den ersten gehörten, die am Nachmittag am Strand waren, fanden wir ein paar sehr schöne Exemplare. Und es wurden immer mehr, wir konnten diese gar nicht mehr in den Händen tragen. So stopften wir ein paar in den Bikini-Oberteil. Und fanden es mega lustig und vergassen auch die Leute um uns herum.

Meine Befürchtungen waren völlig unbegründet, denn niemand schaute mich schräg an oder machte irgendeine Bemerkung wegen meiner kleinen "šBeule"˜ unten. Ich war happy.

Jeweils am Donnerstagmorgen fand in Senigallia im Städtchen und unter den Arkaden am Fluss der grosse Wochenmarkt statt, den wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten.

Laura und ich zogen nach dem Morgenessen zu zweit los. Die Kleider-, Schuh- und Schmuckstände hatten es uns am meisten angetan. Aber da war wirklich sehr viel Ramsch dabei. Wir kauften deshalb nur je ein 5-er-Pack kurze Söckchen in fünf verschiedenen Farben und ein Paar schwarze Netzsöckchen, nicht ohne den Preis ein wenig heruntergehandelt zu haben, so wie uns Lauras Papa im Vorfeld geheissen hatte:
"Kauft nie etwas zum angeschriebenen Preis! Geht einfach weiter! Entweder wird der Marktfahrer mit sich reden lassen oder ihr findet dasselbe Stück bei einem anderen."

Unseren edlen Schmuck hatten wir am Strand nie an, weil Sandra uns erklärt hatte, dass die Edelmetalle vom Salz im Wasser und in der Luft etwas angegriffen würden. Damit wir nicht mehr schmucklos waren, kauften wir am Markt ein Paar billige Hänger, Creolen, Ringe und Armreife.

Wir genehmigten uns an einem Eisstand ein cono, setzten uns auf ein Mäuerchen und musterten die vorbeiziehenden Leute. Insbesondere die weiblichen Teenager nahmen wir genau unter die Lupe und kommentierten diese. Zum Glück konnte uns niemand zuhören.

Mir fiel aber auf, dass viele Mädchen auch in unserem Alter eine Tasche mit sich trugen.
"Komm, wir schauen uns nach einer schönen Tasche für uns um", schlug ich Laura vor.
"Gute Idee."
Und so klapperten wir Taschenstand um Taschenstand ab. Bald einmal wussten wir, dass uns eine spezielle Umhängetasche aus Leder mit Innenfächern, einem Aussenfach und vergoldetem Aussenverschluss auf der Schliessklappe sehr gut gefiel. Fast alle Stände hatten dieses Modell in diversen Farben. Wir suchten nach dem Stand mit dem tiefsten Preis. 45 Euro sollte das Stück kosten.
"Due, how much?", fragte ich den Händler.
"85", antwortete er auf Italienisch und Englisch.
Laura und ich schauten uns an und schüttelten den Kopf. "Too much. 60?" Lauras Papa hatte uns genau instruiert, wie man den Preis runterhandeln konnte.
Letztendlich einigten wir uns dann bei 70 Euro für die beiden Taschen, eine blaue für mich und eine dunkelgelbe für Laura.
"Nicht schlecht", meinte Laura, "je 10 Euro gespart. Da wird Papa sicher stolz auf uns sein."

Tatsächlich lobte er uns, als wir ihm von unserem "šSchnäppchen"˜ berichteten, und meinte dann noch: "Glaubt ja nicht, dass er daran nichts mehr verdient hat."

Tom hatte auf dem Markt eine riesige Wasserpistole geschenkt bekommen, mit der er uns dann in den folgenden Tagen mächtig auf die Nerven ging. Es kam zu wilden Verfolgungsjagden, bei denen er aber meistens den Kürzeren zog und im Meer landete. Spass machte es auch ihn zu einem panierten Schnitzel werden zu lassen. Wir schmissen ihn ins Wasser und als er wieder draussen war, warfen wir ihn in den Sand. Sehr oft gab es Tränen.

Die Tage verflogen wie im Fluge und ich machte mir fast keine Gedanken mehr, dass ich doch vom unteren Körperbau noch ein Junge war. Auch Mattia und Francesco, die wir noch ein paar Mal antrafen, hatten nichts bemerkt. Sie haben uns sogar ein paar Mal auf die Wange geküsst, ein eigenartiges Gefühl war das schon. Wenn der gewusst hätte!

Sie wollten uns auch in die Disco einladen, die jeden Abend um 23:00 Uhr ihre Tore öffnete. Aber Lauras Eltern verboten es uns, weil wir noch nicht 16 Jahre alt waren, so alt musste man sein, um hineinzukommen, und sie nicht wollten, dass wir nach Mitternacht noch unterwegs gewesen wären.
Die Jungs waren ein bisschen enttäuscht, mussten es aber schweren Herzens akzeptieren. Als wir uns zum allerletzten Mal sahen, küsste mich Mattia auf den Mund, einen Zungenkuss liess ich aber nicht zu, merkte aber schon, dass er mit seiner Zunge an meinen Lippen herumspielte.

An einem weiteren, bewölkten Tag machten wir alle zusammen einen Ausflug nach San Marino, dem Kleinstaat in der Nähe von Rimini.

Laura und ich putzten uns heraus, alle Nägel neu lackiert, leichtes Make-up, kurzes Kleidchen, die hübschen Flip-Flops und viel Schmuck. Sandra hiess uns noch einen Sweater oder die Weste mitzunehmen, weil es in San Marino oben oft stark winden würde.

Laura schlug vor, dass sie mir noch zwei Zöpfe flechten würde. Da ich selber auch schon mal an Zöpfe gedachte hatte, willigte ich sofort ein. Diese waren übrigens nichts Neues für mich, denn als ich noch klein war und meine älteren Schwestern mit mir Püppchen spielten und in Mädchenkleider gesteckt hatten, was ich damals schon aufregend fand, hatten sie mir auch schon einen oder auch zwei Zöpfe geflochten.

Das Ferienende war da, Packen war angesagt. Das Problem war, dass unsere Sachen nicht mehr alle im Koffer Platz hatten. Plastiksäcke waren gefragt, die wir bei der Rezeption erhielten.

Die allerletzte gemeinsame Nacht wurde nochmals zu einem wundervollen Erlebnis für Laura und mich. Wir streichelten, liebkosten und küssten uns bis wir beide zum Höhepunkt kamen. Laura schüttelte es am ganzen Körper und sie krallte sich richtiggehend bei mir fest. Bei mir war es eindeutig weniger heftig wie damals bei mir zu Hause, die Hormonspritzen hatten offenbar schon etwas bewirkt, aber schön war"™s trotzdem und zu einem kleinen Samenerguss kam es auch.

Nach dem Morgenessen hiess es von Senigallia Abschied zu nehmen. Eine lange Heimreise stand bevor.


(Fortsetzung folgt, Jessy)
Lorelai74
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

Post 68 im Thema

Beitrag von Lorelai74 »

Was für ein schönes Ende für den Urlaub und bald Beginnt eine neue Zeit.
Aufregend aber auch anstrengend!
Männlich / Weiblich: das sind doch bürgerliche Kategorien.
Dana X07
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

Post 69 im Thema

Beitrag von Dana X07 »

Das war doch ein schöner Urlaub , um in die weibliche Welt einzutreten 🤩. Aber das Ende der Ferien bzw. Schulanfang wird bestimmt auch noch Mal sehr aufregend 😬 ... Ich bin schon ganz gespannt . Mein Kopfkino arbeitet schon 😌...
LG Nicole
Im Alter wird man meißt schlauer , deswegen " ICH BIN ICH " und ich bin TRANSGENDER .....
jessy83
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

Post 70 im Thema

Beitrag von jessy83 »

Hallo zusammen, ich grüsse euch alle.

Leider habe ich zur Zeit gar keinen Bock an der Geschichte weiterzuschreiben, weil am Sonntag ein Freund von mir nach einem Hirnschlag (endlich) sterben durfte, d.h. man hat, wie er es gewünscht hat, die lebenserhaltenden Maschinen abgestellt. Er wäre zeitlebens rechts völlig gelähmt gewesen, hätte nicht mehr sprechen, essen und selber atmen können.
Ende Woche findet die Abdankung statt und dann bin ich zwei Wochen in Italien im Urlaub, um Distanz zu gewinnen.

Ich verspreche euch, dass es aber ganz sicher weitergehen wird mit Daniela. Der nächste Teil, der schon beinahe fertig ist, heisst "Coming-out in der Verwandtschaft" oder so. Den Titel eines Teil schreibe ich immer am Schluss.

Liebe Grüsse
Jessy
cora
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

Post 71 im Thema

Beitrag von cora »

hey,

nimm dir alle Zeit der Welt... nutze die Feier um bei allen Freunden zu sein. Ihr braucht euch jetzt gegenseitig.

und: es is ne blöde Geschichte... die kann warten ;) (auch wenn sie echt lesenswert ist)
schönen Urlaub

lg Cora
Lorelai74
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

Post 72 im Thema

Beitrag von Lorelai74 »

Hallo Jessy
Ganz herzliches Beileid.
Nimm dir Zeit die du brauchst. Abschied und Trauer brauchen ihre Zeit.
Trotzdem einen erholsamen Urlaub Dir.
VLG
Lorelai
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Magdalena
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

Post 73 im Thema

Beitrag von Magdalena »

Hallo Jessy,

ich denke, es kann jede von und verstehen. Und so möchte ich Dir mein herzliches Beileid aussprechen. Behalte den Freund so in Erinnerung, wie ihr eure schönen Stunden erlebt habt.
Vielleicht hilft Dir der Urlaub um über den Schmerz des Verlustes eines guten Freundes hinwegzukommen ohne ihn zu vergessen.

Viele liebe Grüße Magdalena
Lebe jeden Tag.
Dana X07
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

Post 74 im Thema

Beitrag von Dana X07 »

Hallo Jessy ,
auch mein Beileid . ... Wir können warten und es gibt wichtigere Dinge
! ... Das ganze gut zu verarbeiten und dein Urlaub sind jetzt viel , viel wichtige . Erhole dich gut in Italien ...
LG Nicole ...
Im Alter wird man meißt schlauer , deswegen " ICH BIN ICH " und ich bin TRANSGENDER .....
jessy83
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Re: Meine ersten Lackschuhe mit 14 (Fortsetzung)

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Beitrag von jessy83 »

Teil 23

Die Verwandtschaft erfährt es


Mitten in der Nacht trafen wir in unserem Städtchen ein. Meine Eltern waren aufgeblieben und hiessen uns willkommen. Meine Sachen wurden ausgeladen, ich bedankte mich bei Lauras Familie für die zwei schönen Wochen und verabschiedete sie. Laura bekam natürlich noch einen langen Kuss.

Wie ich mein Zimmer betrat erschrak ich zunächst einmal. Die Wände waren in einem zarten hellblau neu gestrichen, ein neues, grosses, französisches Bett stand da; und auch der Schrank, das Pult und die Deckenlampe waren neu, alles Mädchen-like ausgesucht. Ganz neu waren da noch eine kleine Wäschekommode, ein Schminktischchen und ein Schuhgestell. Eine riesige Freude machte sich in mir breit.
"Zieh dich um, schmeiss deine schmutzige Wäsche in den Wäschekorb und komm anschliessend ins Wohnzimmer. Wir sind gespannt, was du uns alles zu erzählen hast."

Wie geheissen zog ich mich vollständig aus, um mir frische Sachen aus dem Schrank zu nehmen. Da war auch gar nichts mehr wie vorher. Kein einziges Jungenkleidungsstück habe ich mehr gefunden. Dafür hatte Mom meine Mädchengarderobe ziemlich erweitert. Die ganze Unterwäsche, von Slips, Höschen, BHs, Bustier, Socken, Söckchen, Strumpfhosen, Leggings und so weiter, war in der Kommode untergebracht. Ich bin aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen. Rasch zog ich ein Nachthemd an und rannte barfuss ins Wohnzimmer, wo ich Mom um den Hals fiel:
"Danke, Mom, danke." Mehr brachte ich nicht heraus, denn ich begann in den Armen von Mom zu heulen. Sie blieb ganz ruhig, bewunderte aber meine lackierten Zehen.
Auch Dad kam zu mir und umarmte mich.
"Ich freue mich für dich. Wir sind beide froh, dass dir dein neues Zimmer gefällt."
"Ja, und wie. Danke."

Wir sassen noch eine ganze Weile zusammen und ich erzählte, was sich in Senigallia alles zugetragen hatte. Oder zu mindestens fast alles!

Ziemlich müde ging"™s dann ab ins Bett, wo ich sehr rasch eingeschlafen bin.

Erst gegen Mittag bin ich dann wieder wach geworden. Ich kniff mich in den Arm und schrie innerlich zu mir: "Es ist wahr, es ist kein Traum!"

"Mittagessen steht auf dem Tisch", rief Mom aus der Küche. "Kommst du?"
"Ja, sofort. Ich dusche kurz und zieh mir was an."

Ich betrat in ein T-Shirt und Leggings bekleidet barfuss das Esszimmer und musste zunächst einmal leer schlucken. Meine beiden älteren Schwestern mit ihren Männern waren auch zugegen, Mom hatte sie eingeweiht und eingeladen, denn sie sollten von meiner Verwandlung nicht hinten herum erfahren. Sie begrüssten mich aufs Allerherzlichste, ihre Ehemänner eher verhalten.

Ramona, meine älteste Schwester, meinte: "Bitte zieh dich um und mach dich hübsch. Wir wollen sehen, wie du als "šrichtiges"˜ Mädchen daherkommst."
"Ja, bitte", bat auch Julia.

Ich ging in mein Zimmer zurück und schminkte mich auf die dezente Art. Die Haare band ich nach hinten. Dann zog ich Slip, BH, Spaghetti-Top und eines der neuen Kleider an, ein buntes, ärmelloses Stufenkleid. Dazu meine Ballerinas. Ohrschmuck, Tattoo-Halskettchen den Ring und die Armbanduhr hatte ich nach dem Duschen bereits wieder angezogen beziehungsweise anbehalten gehabt.

Wieder im Esszimmer musterten mich alle von oben bis unten. Meine beiden Schwestern fanden, dass ich sehr hübsch aussehen würde, ihre Männer gaben keinen Kommentar ab, nickten aber wenigstens wohlwollend. Paula gab mir noch ein paar Ratschläge, wie ich mein Äusseres noch verbessern könnte. Sie versprach mir, dabei behilflich zu sein.
"Super, danke."

"Schau, Ramona und ich haben dir noch ein Geschenk mitgebracht. Mom hat uns mitgeteilt, dass du für den Sportunterricht in der Schule neue Sachen haben müsstest, weil sie die alten Turnhosen, den Trainingsanzug und die T-Shirts weggegeben hat."
Sie überreichten mir ein grosses Paket. Ich riss die Verpackung richtiggehend weg und öffnete das Geschenk. Zum Vorschein kamen zwei Sportdresses in hellblau und zartrosa, die dazu passenden Turnhosen, ein dunkelblaues Gymnastikdress, zwei weisse Sport-BHs, ein Jogginganzug mit Kapuze von Adidas mit hellgrauer Jacke und hellpinkigen Streifen sowie einer hellpinkigen langen Hose, ein rosa Haarband, mehrere Söckchen und ein Paar Adidas-Turnschuhe in den Farben hellgrau/rosa.
"Geh und zieh das alles an!", forderte mich Ramona auf.

In Windeseile schmiss ich mich in meinem Zimmer ins Sport Tenue und kehrte zurück, wo ich mich Model-like präsentierte.
"Es scheint dir zu gefallen?", gab Ramona zum Besten.
"Ja, sieht super aus. Vielen, vielen Dank."
"Passen die Turnschuhe in Grösse 39?" — "Ja, die sind gerade richtig."

Damit war beinahe die ganze Familie eingeweiht.
"Wissen eigentlich all meine Grosseltern davon?", wollte ich von Mom wissen.
"Nein, denen haben wir noch nichts gesagt. Aber wir könnten sie doch nächste Woche besuchen gehen und sie einweihen. Du hast ja noch eine Woche Ferien."
"Ja, das könnten wir machen", und nach kurzem Nachdenken: "Einfach so überrumpeln? Wie werden sie wohl reagieren?"
"Hoffentlich positiv", beantwortete Mom meine Frage. "Wir fahren zuerst zu den Eltern von Dad, die sind aufgeschlossener wie meine Eltern. Soll ich sie anrufen und uns für morgen ankündigen ohne noch etwas zu verraten?"
"Ja, mach das."

Nach dem Mittagessen begleitete mich Paula in mein Zimmer, wo sie mir noch Tipps zum Schminken und zur Frisur gab. Wir durchstöberten auch noch den Kleiderschrank und die Wäschekommode; und sie zeigte mir welche Sachen sich gut kombinieren liessen.

Den restlichen Nachmittag behielt ich die Sportsachen gleich an. Nachdem die Besucher gegangen waren, sagte ich zu meinen Eltern, dass ich in meinem neuen Outfit gleich mal eine Runde joggen gehen würde. Ungefähr eine dreiviertel Stunde bin ich draussen gewesen, ohne dass die Leute, denen ich begegnete etwas gesagt oder dumm geschaut hätten. Nur ein jüngeres Paar, das ich gekannt habe, fragte: "Daniel?" Ich tat so, als ob ich die Frage nicht gehört hätte und rannte weiter.

Am nächsten Tag stand der Besuch bei den einen Grosseltern auf dem Programm.
Ich hatte mir über die Unterwäsche das Longshirt mit Tierprint aus Senigallia und einen Jeansrock angezogen. Dazu trug ich die schönen Flip-Flops. Finger- und Zehennägel hatte ich neu lackiert.
Wir läuteten, Oma machte auf und starrte mich leicht entsetzt an.
"Daniel, bis du das? Warum trägst du Mädchensachen?"
Bevor ich etwas erwidern konnte, sagte Mom: "Hallo, Mama, lass uns erst mal eintreten. Dann erklären wir dir alles."
Wir gingen gemeinsam in die gute Stube, wo Opa am Zeitung lesen war.
"Opa", so nannte meine Oma ihren Mann, "wir haben Besuch. Unsere Schwiegertochter und Daniel sind da."
Opa legte die Zeitung beiseite, schaute auf und wollte wohl "šHallo"˜ zurufen, aber es blieb im wohl im Halse stecken. Bevor meine Grosseltern auch nur etwas sagen konnten, begann Mom:
"Liebe Schwiegereltern. Ich muss euch etwas mitteilen. Euer Enkel Daniel weiss seit Jahren, dass er im falschen Körper geboren wurde und "¦". Rund eine Viertelstunde erklärte sie ausführlich was in den vergangenen Monaten alles geschehen war.
""¦ und so ist aus Daniel nun eben Daniela geworden."

Oma und Opa hatten die ganze Zeit ruhig zugehört, sich ab und zu entgeistert angeschaut, und konnten im ersten Moment gar nichts sagen. Wie sie den ersten "šSchock"˜ überwunden hatten, kamen Fragen über Fragen, die Mom oder ich so gut es ging beantworteten.

Plötzlich sagte Oma ganz bewundernd: "Du siehst als Mädchen wirklich sehr hübsch aus." Und Opa nickte zustimmend zu.
"Uff, diese Hürde haben wir genommen", flüsterte ich zu Mom.
"Bekommen wir bei euch etwas zu Trinken?" fragte Mom, um das Thema zu wechseln.
"Ja, was möchtet ihr? Tee? Ich habe auch noch Kuchen, den du so gerne magst, Dani." Sie nannte mich Dani wie immer.
Wir blieben noch rund eine Stunde bei ihnen und ich erzählte ausführlicher von Laura, dem Karneval und vom Italienurlaub.
Beim Abschied steckte mir Opa einen 50-Euroschein zu und meinte: "Kauf dir noch etwas Hübsches zum Anziehen." Darauf wandte sich Oma vorwurfsvoll an Opa und stauchte ihn ein wenig zusammen:
"Du hast keine Ahnung. Mit 50 Euro kann er, "¦ äh sie doch nichts Gescheites kaufen", und steckte mir weitere 50 Euro zu.
Ich bedankte mich bei beiden mit einer herzlichen Umarmung und einem Wangenkuss.

Mom beschwor ihre Schwiegereltern noch, dass sie Moms Eltern nichts verraten sollten. Sie versprachen es.

"Wann fahren wir zu deinen Eltern?", fragte ich auf der Heimfahrt.
"Ich weiss es nicht, aber ich glaube, dass wir sie besser zu uns nach Hause einladen sollten. Ich werde sie noch heute anrufen."

"Sie kommen am Mittwochnachmittag", erfuhr ich von Mom nach besagtem Anruf.

Am Dienstag nach der Schule hatten Laura und ich eine Fahrradtour zu einem ungefähr 20 Kilometer entfernten Badeweiher geplant. So hoffte ich keinen Leuten zu begegnen, die mich kennen würden. Ich betrat den Raum, wo alle Fahrräder unseres Haus eingestellt waren. Doch, oh Schreck, mein Fahrrad war weg.
"Mom, mein Fahrrad wurde gestohlen", rief ich als ich zurück in der Wohnung war. Mom lächelte und sagte: "Das glaube ich nicht, du hast nicht richtig oder nicht überall geschaut. Vielleicht steht es im Nachbarhaus. Wart mal, ich komme mit."
"Da steht es doch!" und zeigte auf ein hellblaues Mädchenrad mit orangen Leuchtstreifen. "Du kannst doch als Mädchen nicht mit einem Jungenrad herumfahren."
Jetzt dämmerte es mir.
"Ihr habt als ich Italien war mein altes Fahrrad weggegeben und das neue gekauft."
"Nein, stimmt nicht, wir haben dein altes Rad in Tausch gegen das Mädchenrad gegeben. Es ist aber kein neues Rad, sondern ein gebrauchtes, das aber noch sehr gut erhalten ist. Und wir mussten auch noch etwas draufzahlen."
"Danke für das hübsche Rad. Gibt es noch mehr Überraschungen?" — "Tja, das weiss man nie so genau!"

Damit stand der Radtour nichts mehr im Wege. Auf der Fahrt zu Laura konnte ich das 10-Gang-Rad so richtig testen, es war einiges besser und auch grösser als mein altes.

Laura staunte nicht schlecht, als ich ihr mein neues Rad vorführte. Sie kam sich im ihrem leuchtend roten Kinderrad, das nur 3 Gänge hatte, gleich etwas benachteiligt vor. Aber sie freute sich für mich.

"Hast du das Deutschbuch dabei, das wir über die Ferien lesen müssen?", fragte sie mich. "Ja, haben wir doch so abgesprochen. Ich bin ja nicht doof", antwortete ich leicht verärgert.
Den Tag verbrachten wir mit Baden, Federball spielen, Lesen, nicht nur im Buch (wir hatten auch noch "šBravos"˜ mitgenommen), Musik hören, Herumschmusen und mit Essen der mitgebrachten Brötchen und Früchte. Nur die Getränke und ein Eis mussten wir am Kiosk am Badeweiher kaufen. Und wie uns Lauras Mutter eingebläut hatte, haben wir uns immer wieder gegenseitig mit Sonnencreme eingeschmiert.

Vor dem Besuch der Eltern von Mom, ich nannte sie Mummy und Daddy, hatte ich einen gewissen Bammel, der im Nachhinein betrachtet völlig unbegründet war. Das Coming-Out lief ähnlich wie bei Oma und Opa ab, mit einem Unterschied, von ihnen gab es keine Euros.

Damit fehlten in der Verwandtschaft nur noch meine Tanten, mein Onkel und die Cousinnen und Cousins, die noch eingeweiht werden mussten, bevor sie es hintenherum erfahren würden. Die Grosseltern hatten von Mom und Dad Schweigepflicht erhalten, denn wir wollten es den anderen selber erzählen. Weil sie aber alle weit weg wohnten, entschieden wir uns, das Coming-Out auf Weihnachten oder Silvester zu verschieben.

Am Donnerstag war ein weiterer Termin in der Uniklinik. Ein Gespräch mit Herrn Dr. Schneider und Frau Dr. Roth über die vergangenen Wochen, die nächste Hormonspritze und eine Blutprobe standen auf dem Programm.

Freitag, die Schulferien waren schon so gut wie zu Ende, rief mein Klassenlehrer, Herr Lehmann, bei uns zu Hause an und wollte wissen, ob er einen Besuch machen könnte. Wir luden ihn zu Kaffee und Kuchen auf den Nachmittag ein.

Am Morgen ging ich mit Laura joggen. Ich trug die Sportsachen, die von meinen Schwestern geschenkt bekommen hatte. Weil es recht warm war, liess ich den Jogginganzug aber zu Hause.
Peggy durfte auch mit und hatte grosse Freude am Laufen, denn meistens konnte sie nur spazierenderweise Gassi gehen. Im nahegelegenen Wald schlugen wir uns für eine Weile ins Gebüsch, um uns zu küssen und zu umarmen.

Herr Lehmann war auf die Minute pünktlich. Nach der Begrüssung setzten wir uns an den Tisch im Esszimmer und Mom tischte Kaffee, Tee und Kuchen auf.
Herr Lehmann redete nicht lange um den Brei herum und eröffnete uns, wie er sich den 1. Schultag nach den Ferien vorstellen würde. Er hätte sich da einen neuen Ablauf überlegt.
"Mit der Schulleitung habe ich bereits abgesprochen, dass meine Klasse die ersten drei Lektionen am Montag bei mir ist. Du, Dani, kommst auf die 2. Lektion in die Schule und meldest dich bei der Schulleiterin, Frau Vahrenfeld, wo du wartest, bist du abgeholt wirst. So kann dich im Vorfeld niemand sehen und du musst keine Angst haben, gehänselt zu werden."
Weiter erklärte er, dass er mit der Klasse in der 1. Stunde zwei Filme über Trans-Kinder anschauen werde, um die Klasse auf das Thema einzustimmen.

"Ich habe die VHS-Kassette mitgebracht. Wenn du willst, schauen wir uns die beiden Dokumentarberichte nachher zusammen an."

Nach dem Betrachten der Filme würde er Laura auftragen, die ja in mein Geheimnis eingeweiht sei, mich in der Schulleitung abzuholen und in die Klasse zu begleiten. Frau Vahrenfeld werde auch mitkommen.

"Wenn du dann da bist, sage ich ein paar Worte. Danach wirst du dein Coming-Out haben und die Klasse in Kenntnis setzen. Die anderen Lehrkräfte werden von der Schulleiterin vor Schulbeginn am Morgen über dich informiert, wenn sich alle Lehrer im Lehrerzimmer treffen werden."

Herr Lehmann sprach dann noch darüber wie er sich zwei Sachen vorstellen würde, die er zum Teil bereits mit der Schulleitung abgesprochen hätte.
Auf Toilette gehen könne ich auf das Lehrer-WC, zu welchem ich einen Schlüssel bekommen würde. Für den Sportunterricht dürfe ich mich im Sanitätszimmer umziehen, das der Sportlehrer jeweils aufschliessen müsse. Dort könne ich auch duschen, wenn ich das wolle.
Nur etwas wird aus rechtlichen Dingen noch nicht möglich sein. In deiner Schulakte, deinen Zeugnissen und amtlichen Dokumenten wird weiterhin der Name Daniel stehen müssen. Das wird man erst ändern können, wenn die offizielle Namensänderung bei den Behörden durch ist. Dies wird aber erst möglich sein, wenn du 16 oder 18 bist. Das müsste noch genau abgeklärt werden.

Ich konnte mir diesen Ablauf gut vorstellen und bedankte mich. Auch Mom war voller Lob für die Ausführungen meines Lehrers.

Zu guter Letzt schauten wir die beiden Filme an. Der erste "Ich bin Nina" handelte von einem 11-jährigen holländischen Jungen namens Guido, der schon von klein an wusste, dass er eigentlich ein Mädchen sei. Guido erzählt wie er schon mit 2 oder 3 lieber mit Puppen und Mädchensachen gespielt habe und wie er mit seinen 11 Jahren zur Schule und zum Reiten immer Jungenkleidung trägt, weil seine Mutter Angst hat, dass er schikaniert oder geärgert werde. Nur zu Hause und am Wochenende zieht er Mädchensachen an.
Im Film wird gezeigt, wie er mit seiner Mutter zum Einkaufen eines lilafarbenen Kleides und dazu passendem Top sowie schwarzen Strumpfhosen unterwegs ist und wie er sich für den Sportunterricht in der Schule immer in der Jungengarderobe umzieht. Dann sieht man Guido, der Nina genannt werden möchte, wie er/sie sich für eine Geburtstagsparty bei einer Klassenkameradin zu Recht macht. Sie zieht sich die schwarze Strumpfhosen, das Top und das neue Kleid an. Ihre schulterlangen, blonden Haare bindet sie zu einem Wuschelknopf hoch. Am Schluss lackiert sie sich noch die Fingernägel mit farblosem Lack. So geht sie im Regen zu ihrer Freundin zur Party, wo sie als einziges Mädchen nicht Hosen trägt. Ihre Kolleginnen, die sie schon lange kennen, haben sich noch nicht ganz an den Namen Nina gewöhnt und nennen sie oft noch Guido.
Im Schlussgespräch des Films erzählt Nina, dass sie später ganz und gar ein Mädchen sein und mit 18 Jahren die Operation machen wolle, wovor sie allerdings etwas Angst habe. Sie ist aber ganz sicher, dass sie ein Mädchen sein will. Ihr Traumberuf ist Reitlehrerin.

Die zweite Dokumentation zeigte den Werdegang eines deutschen Jungen aus Norddeutschland, der zum Mädchen wurde. Im Kindergarten war er noch ein Junge mit recht langen Haaren, der aber lieber mit den Mädchen und mit Puppen spielte. Die Eltern suchten sich psychologische Hilfe und medizinische Beratung. Es wurde beschlossen, dass der Junge mit dem Schuleintritt als Mädchen zur Schule gehen und sich mit dem Mädchennamen Gesche anreden lassen solle, den er sich gewünscht hatte. Fotos zeigten, dass sie sich am 1. Schultag nicht getraute im Kleid zur Schule zu gehen, auf Drängen von der Mutter und dem Psychologen musste sie dann aber ab dem 2. Schultag äusserlich deutlich als Mädchen erkennbar zur Schule gehen. Die Doku zeigt dann, wie Gesche, die eine Zahnspange trägt, mit 12 Jahren mit grauer Jacke und schwarzer Weste und roter, kragenloser Bluse sowie dunkelgrauem Jeans-Minirock, hautfarbener Feinstrumpfhose und schwarzen Sneakers von ihrer Mutter begleitet in die Klinik geht und wie die medizinischen Untersuchungen ablaufen. Der Arzt betrachtet auch ihre Brüste, die bereits etwas zu spriessen begonnen hatten, weil die Hormontherapie schon gut zwei Jahre durchgeführt wurde. Zum Schluss freut sich Gesche in einem der vielen Interviews auf die geschlechtsangleichende Operation, die sie aber erst mit 18 Jahren machen lassen kann.

"Was meinst du zu diesen Filmen, Dani?", fragte mich Herr Lehmann.
"Ich finde sie gut und ich habe auch ein paar Dinge dabei mitbekommen, die ich noch nicht gewusst habe. Und wenn die Klasse diese Filme gesehen hat, werden mich hoffentlich auch die Jungs der Klasse verstehen und nicht anpöbeln."

Und zu Mom hinüber fragte ich: "Sollten wir nicht auch zu einem Zahnarzt und uns erkundigen, ob ich eine Zahnspange brauche, damit ich ein schönes Gebiss bekomme?"
Mom und Herr Lehmann schmunzelten. Mom antwortete: "Schaun wir mal."

Letztendlich plauderten wir noch eine ganze Weile über die Schule allgemein und andere Themen. Dann brach Herr Lehmann auf und verabschiedete sich mit den Worten:
"Danke für Kaffee und Kuchen. Dann sehen wir uns am Montag wie abgemacht. Ist das für Sie und dich in Ordnung?"
Wir antworteten beinahe im Chor mit "Ja, danke!"

Das regnerische Wochenende verbrachte ich zu Hause, las das Deutschbuch zu Ende, probierte alle meine Klamotten, um die besten Kombinationen herauszubekommen, spielte am Computer, mistete meine alten Spielsachen und Zeitschriften aus und schaute fern. Vor dem TV schauen lackierte ich mir die Finger- und Zehennägel mit hellblauem Lack.


(Fortsetzung folgt, Jessy)
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