Besuch beim Psychotherapeuten?
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Besuch beim Psychotherapeuten?
Hallo,
zur Zeit bewege ich mich irgendwie so im Unklaren. Bin ich TV? Bin ich TS? Irgendwas dazwischen?
Jetzt mal die Frage. Seit Ihr auch auch solchen Beweggründen zu einem Therapeuten gegangen oder gind es für euch nur darum den TS-Weg weiter zu gehen? Wem hat ein Therapeut dabei helfen können sich erst einmal klar zu werden???
Ist ein Therapeut da der richtige Weg?
LG
Marie
zur Zeit bewege ich mich irgendwie so im Unklaren. Bin ich TV? Bin ich TS? Irgendwas dazwischen?
Jetzt mal die Frage. Seit Ihr auch auch solchen Beweggründen zu einem Therapeuten gegangen oder gind es für euch nur darum den TS-Weg weiter zu gehen? Wem hat ein Therapeut dabei helfen können sich erst einmal klar zu werden???
Ist ein Therapeut da der richtige Weg?
LG
Marie
Gruß
Marie
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Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
Hallo Marie,
auch für mich hat sich in der letzten Zeit die Frage gestellt, ob ich nicht die Hilfe eines Therapeuten benötige. Ich habe Zeiten, in denen ich mich hilflos fühle, große Traurigkeit verspüre und ein tiefes Sehnen nach Veränderung, weil ich aus meiner Mitte gefallen bin.
Es sind Zustände, die mich lähmen und hindern meine alte "Normalität" zu leben. Ich fühle mich orientierungslos, unausgeglichen und bedrückt.
Deshalb habe ich auch eine Selbsthilfegruppe besucht, bei der ich leider kaum zum Zug kam, weil bei fast 20 Besuchern schon die Vorstellungsrunde viel Zeit in Anspruch nahm. Ich bekam dann aber die Info zu einem Trans-Stammtisch, zu dem ich mich entschloss hinzugehen, weil ich mir dort einen mehr persönlichen Austausch versprach, was mir eher liegt.
Als es dann letztes Wochenende so weit war, suchte ich für mich irgendwelche Ausreden, diesen Termin zu verschieben. Ich Schissbuchs! Meine Frau erklärte sich bereit mitzukommen....die Gute! Und so verbrachten wir den Abend in geselliger Runde von Transmenschen, mit und ohne Begleitung.
Ich bin nicht en femme dort gewesen, aber das war ok für mich, wenngleich ich auch sehr aufgeregt war. Ich hatte die Gelegenheit von mir zu erzählen, Fragen zu stellen oder einfach nur lockere Gespräche zu führen. Wir haben auch einen Crossdresser kenngelernt, der bei uns um die Ecke wohnt.
Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe und mir ist wieder klarer geworden, dass ich kein TV bin, sondern ein Mensch, der dabei ist immer mehr seine Gefühle zuzulassen, die nach Veränderung schreien. Mein Kopf ist auf der Suche nach einem Ausweg.
Manchmal sehe ich dann nur Sackgassen und wünsche mir Hilfe. Vielleicht benötige ich dabei eine professionelle Begleitung.
Ich bin mir da auch noch nicht sicher.
Liebe Grüße, Dita

auch für mich hat sich in der letzten Zeit die Frage gestellt, ob ich nicht die Hilfe eines Therapeuten benötige. Ich habe Zeiten, in denen ich mich hilflos fühle, große Traurigkeit verspüre und ein tiefes Sehnen nach Veränderung, weil ich aus meiner Mitte gefallen bin.
Es sind Zustände, die mich lähmen und hindern meine alte "Normalität" zu leben. Ich fühle mich orientierungslos, unausgeglichen und bedrückt.
Deshalb habe ich auch eine Selbsthilfegruppe besucht, bei der ich leider kaum zum Zug kam, weil bei fast 20 Besuchern schon die Vorstellungsrunde viel Zeit in Anspruch nahm. Ich bekam dann aber die Info zu einem Trans-Stammtisch, zu dem ich mich entschloss hinzugehen, weil ich mir dort einen mehr persönlichen Austausch versprach, was mir eher liegt.
Als es dann letztes Wochenende so weit war, suchte ich für mich irgendwelche Ausreden, diesen Termin zu verschieben. Ich Schissbuchs! Meine Frau erklärte sich bereit mitzukommen....die Gute! Und so verbrachten wir den Abend in geselliger Runde von Transmenschen, mit und ohne Begleitung.
Ich bin nicht en femme dort gewesen, aber das war ok für mich, wenngleich ich auch sehr aufgeregt war. Ich hatte die Gelegenheit von mir zu erzählen, Fragen zu stellen oder einfach nur lockere Gespräche zu führen. Wir haben auch einen Crossdresser kenngelernt, der bei uns um die Ecke wohnt.
Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe und mir ist wieder klarer geworden, dass ich kein TV bin, sondern ein Mensch, der dabei ist immer mehr seine Gefühle zuzulassen, die nach Veränderung schreien. Mein Kopf ist auf der Suche nach einem Ausweg.
Manchmal sehe ich dann nur Sackgassen und wünsche mir Hilfe. Vielleicht benötige ich dabei eine professionelle Begleitung.
Ich bin mir da auch noch nicht sicher.
Liebe Grüße, Dita


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Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
Hallo MarieB,
es kommt darauf an, in wieweit man sich seiner Veranlagung schon bewusst ist. Du fragst Dich, ob Du TV oder TS bist. Das ist ein gutes Zeichen, denn Du kannst das Problem benennen. Wenn man das Problem benennen kann, kann man auch (therapeutisch) daran arbeiten.
Ich konnte das Problem nicht benennen und so hat mich eine langjährige Psychoanalyse zumindest in diesem wichtigen Punkt nicht weiter geführt. Zwar sagte ich, dass ich den Zwang hätte, gelegentlich Damenwäsche anzuziehen, aber ich hatte den Eindruck, der Therapeut sähe das als eine Art zwangsneurotische Störung, die durch die Therapie zu beheben wäre. Tatsächlich ging der Drang im Laufe der Analyse zurück, verschwand jedoch nicht vollständig.
Wenn ich von vorneherein dem Analytiker gesagt hätte, ich fühle mich als TV oder TS, hätte er mich wohl anders angefasst.
Liebe Grüße
Lukretia
es kommt darauf an, in wieweit man sich seiner Veranlagung schon bewusst ist. Du fragst Dich, ob Du TV oder TS bist. Das ist ein gutes Zeichen, denn Du kannst das Problem benennen. Wenn man das Problem benennen kann, kann man auch (therapeutisch) daran arbeiten.
Ich konnte das Problem nicht benennen und so hat mich eine langjährige Psychoanalyse zumindest in diesem wichtigen Punkt nicht weiter geführt. Zwar sagte ich, dass ich den Zwang hätte, gelegentlich Damenwäsche anzuziehen, aber ich hatte den Eindruck, der Therapeut sähe das als eine Art zwangsneurotische Störung, die durch die Therapie zu beheben wäre. Tatsächlich ging der Drang im Laufe der Analyse zurück, verschwand jedoch nicht vollständig.
Wenn ich von vorneherein dem Analytiker gesagt hätte, ich fühle mich als TV oder TS, hätte er mich wohl anders angefasst.
Liebe Grüße
Lukretia
Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
Sowohl als auch. Ich werde ihn brauchen, als abschließendes urteil ob nicht doch etwas anderes dahinter sein könnte das sich eventuell in 5 jahren erst zeigt und plötzlich ist die transition abgeschlossen. Ich selbst finde immer mehr momente, auch wenn ich mir berichte über menschliches verhalten zufällig durchlese die eventuell gar nichts mit trans personen zu tun haben, das ich weiblich angehaucht bin und dies auch unterbewusst bevorzugt habe...schon "immer". Abschliesendes urteil auch weil man sich ja oft dinge wünscht, und sich so sehr wünscht das man sich in etwas verläuft, einbildet udg. und die neutrale sicht von aussen verliert. Da ich auf dieses urteil viel geben werde, muss es dann unbedingt einer sein der erfahrung auf dem gebiet hat und nicht n x beliebiger.
Danach ist er ein reiner diagnosen und weichensteller .
Danach ist er ein reiner diagnosen und weichensteller .
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Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
NorinaP hat geschrieben: Er ist kein Therapeut der sich auf Transidente Menschen spezialisiert hat und somit wurde ich auch nicht in eine Richtung gedrängt sondern wir haben es miteinander erarbeitet.
Norina
Denkt Ihr wirklich, dass ein Therapeut der Erfahrung mit Transmenschen hat diese dahin drängen will. Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Ich würde jedenfalls jemand mit Erfahrung bevorzugen.
Marie
Gruß
Marie
Marie
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Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
Ein brauchbarer Therapeut drängt Dich in gar keine Richtung, sondern er stellt Dir Fragen und regt an, sich mit bestimmten Dingen näher zu beschäftigen. Das ist alles. Die Antworten findest Du dann ganz alleine, so wie Transsexualität ja auch eine Selbstdiagnose ist.
Ich bin mit der Vermutung TS, aber auch einer Restunsicherheit zur Psychotherapeutin gegangen. Diese letzten Zweifel haben sich dann von alleine zerstreut.
LG,
Nina
Ich bin mit der Vermutung TS, aber auch einer Restunsicherheit zur Psychotherapeutin gegangen. Diese letzten Zweifel haben sich dann von alleine zerstreut.
LG,
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Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
Nina hat es exzellent formuliert. So sollte es sein und so wird es bei guten Therapeuten ablaufen.
Meine Restunsicherheit drehte sich hauptsächlich um das Thema Akzeptanz und berufliche Folgen. Daher liefen die Sitzungen in der Regel problemorientiert ab. Wie gehe ich welche Schritte an. Das Ob war ohnehin längst klar. Das hat mein Therapeut wohl auch erkannt, und ich benutze ihn sozusagen als Mittel zum Zweck.
Aber bitte nicht verallgemeinern!
Vivian
Meine Restunsicherheit drehte sich hauptsächlich um das Thema Akzeptanz und berufliche Folgen. Daher liefen die Sitzungen in der Regel problemorientiert ab. Wie gehe ich welche Schritte an. Das Ob war ohnehin längst klar. Das hat mein Therapeut wohl auch erkannt, und ich benutze ihn sozusagen als Mittel zum Zweck.
Aber bitte nicht verallgemeinern!
Vivian
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Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
Das kann man wohl sagen. Ich habe eine klassische Psychoanalyse über sechs Jahre (vier Stunden die Woche) hinter mir. Sie hat mir sehr geholfen, hat mein Ich stabilisiert und meine Depressionen zwar nicht völlig verschwinden, aber doch stark schwinden lassen. Von Transsexualität oder Homosexualität war jedoch keine Rede, obwohl ich meinen Zwang, Damenwäsche anzuziehen "gebeichtet" hatte. Ich hatte den Eindruck der Analytiker therapiert mich dahin gehend, meinen Zwang loszuwerden. Damit war ich einverstanden, denn ich litt darunter. Tatsächlich habe ich es in den sechs Jahren etwa die Hälfte der Zeit (nicht am Stück, sondern etwa ein oder dreiviertel Jahr lang) geschafft, mich dem "Zwang" zu entziehen. Aber endgültig geschafft habe ich es nie.Aber bitte nicht verallgemeinern!
Lukretia
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Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
Über sechs Jahre vier Stunden pro Woche? Die Zahl der Stunden vermag ich mir gar nicht auszumalen.
Ich maße mir nicht an, etwas zu deinen psychischen Problemen zu sagen. Und ich habe versprochen, nicht allzu sehr auf den Begrifflichkeiten herumzureiten. Aber den "Zwang" loswerden, Damenwäsche anzuziehen? Warum??? Schadet das jemandem? Dir selbst?
Tut mir leid, ich bin da ganz old School: Der einzige Weg, diesen Leidensdruck abzubauen, ist, es auszuleben, so verträglich, wie es eben geht. Mir würde jetzt auch kein Therapeut einfallen, der etwas anderes empfehlen würde.
Und darüber hinaus ging es doch nicht darum, die vermeintliche Homosexualität wegzutherapieren, oder? Dafür gilt m.E. das Gleiche, ich bin schließlich nicht bei der AfD ...
Vivian
Ich maße mir nicht an, etwas zu deinen psychischen Problemen zu sagen. Und ich habe versprochen, nicht allzu sehr auf den Begrifflichkeiten herumzureiten. Aber den "Zwang" loswerden, Damenwäsche anzuziehen? Warum??? Schadet das jemandem? Dir selbst?
Tut mir leid, ich bin da ganz old School: Der einzige Weg, diesen Leidensdruck abzubauen, ist, es auszuleben, so verträglich, wie es eben geht. Mir würde jetzt auch kein Therapeut einfallen, der etwas anderes empfehlen würde.
Und darüber hinaus ging es doch nicht darum, die vermeintliche Homosexualität wegzutherapieren, oder? Dafür gilt m.E. das Gleiche, ich bin schließlich nicht bei der AfD ...
Vivian
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Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
So sah es aus. Ich war/bin, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, nicht in der Lage, mit einem anderen Menschen Sex zu haben, sondern bin in der Autoerotik gefangen. Der Sprung zum Du gelingt mir nicht. Das halte ich für gestört, und der Therapeut sah es wohl auch so.Schadet das jemandem? Dir selbst?
Er warnte mich allerdings am Ende von fast 1000 Stunden Analyse: Ich würde nicht in der Lage sein, sozial so offen zu leben wie die meisten anderen Menschen. Dann war ich doch enttäuscht nach so langer Zeit und so großem Aufwand.
Um Homosexualität weg zu therapieren ging es nicht. Das ist ein Missverständnis. Der Therapeut hat nie etwas von Homosexualität gesagt, obwohl ich ihm gestanden hatte, in einen Mitschüler verliebt gewesen zu sein. Heute sehe ich, dass der Therapeut da richtig lag. Denn ich bin nicht schwul. Möglicherweise hat er die Frau/das Mädchen in mir erkannt und nach der Devise gehandelt: Er muss von selbst merken, dass er eine Frau ist. Wenn ich ihm das sage, begehrt er dagegen auf. Ich hätte mich in der Tat stark dagegen gewehrt, denn zu dieser Einsicht war ich damals nicht fähig.
Ich weiß allerdings nicht, was der Therapeut wirklich gedacht hat. Ich halte es nicht für völlig ausgeschlossen, dass er meine Transsexualität gar nicht erkannt hat. Er sagte wenig in Richtung Diagnose. Das war eine klassische Freudsche Analyse. Sie lief weitgehend über Traumdeutung.
Lukretia
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Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
Danke, Lukretia, für Deinen offenen Bericht, der mich darin bestätigt, mich nicht einem Therapeuten auszuliefern. Meine Frau hat kürzlich im Fernsehen einen Satz aufgeschnappt, der in diesem Falle passt: An gesunden Patienten ist nichts zu verdienen! 1000 Stunden Therapie mit null Ergebnis! Das ist doch eine Unverschämtheit! Was Vivian Cologne dazu gesagt hat, ist mehr wert als die ganze Therapie. Das ist doch nichts als menschenverachtende Geldschneiderei. Möge endlich die Erkenntnis um sich greifen, dass nicht wir krank sind, sondern eher die Gesellschaft, die Probleme mit uns hat. Ich wünsche mir zivilisierte, dänische Verhältnisse. Lieber warte ich darauf, als dass ich mich "Professionellen" ausliefere.
LG Nicoletta
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Ne budi ono što si bio, postani to što jesi. -- Sei nicht, was du gewesen, werde, was du bist!
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Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
Danke, Lukretia, für Deinen offenen Bericht, der mich darin bestätigt, mich nicht einem Therapeuten auszuliefern. Meine Frau hat kürzlich im Fernsehen einen Satz aufgeschnappt, der in diesem Falle passt: An gesunden Patienten ist nichts zu verdienen! 1000 Stunden Therapie mit null Ergebnis! Das ist doch eine Unverschämtheit! Was Vivian Cologne dazu gesagt hat, ist mehr wert als die ganze Therapie. Das ist doch nichts als menschenverachtende Geldschneiderei. Möge endlich die Erkenntnis um sich greifen, dass nicht wir krank sind, sondern eher die Gesellschaft, die Probleme mit uns hat. Ich wünsche mir zivilisierte, dänische Verhältnisse. Lieber warte ich darauf, als dass ich mich "Professionellen" ausliefere.
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Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
Dass es sich um Geldschneiderei gehandelt hat, da kann ich Dir nicht widersprechen, Nicoletta.
Dass die ganze Sache jedoch nichts gebracht hätte, das stimmt so nicht. Ich war in einem schlimmen psychischen Zustand, und am Ende ging es mir deutlich besser. Ich frage mich jedoch heute, ob der Zeit- und Kostenaufwand von 1000 Stunden Analyse am Ende in einem annehmbaren Verhältnis zum Ergebnis stand.
Das Problem war, dass ich mich für heterosexuell hielt und glaubte, auf Frauen zu stehen. Den "Zwang", Damenwäsche anzuziehen, hielt ich für neurotisch und "heilbar". Möglicherweise hat der Therapeut das auch so gesehen. Man muss ihn aber verstehen. Bei MarieB, die den Themenstrang initiiert hat, ist die Situation ja ganz anders. Sie weiß oder ahnt, dass sie transsexuell/transident sein könnte. Da kann der Therapeut ganz anders vorgehen.
Das ich im Laufe von mehr als sechs Jahren süchtig nach Therapie geworden war, konnte ich nicht aufhören und habe eine dreijährige Gesprächstherapie bei einer Psychologin mit einer Stunde pro Woche angehängt. Diese Frau ahnte auch nichts. Sie therapierte mich in die Richtung, eine Frau als Partnerin zu finden. Das klappte nicht und konnte nicht klappen, da ich selbst eine Frau war und sexuell auf Männer stand, was mir aber nicht klar wurde. In meinem Wahn versuchte ich ein um das andere Mal, vom Wohlwollen der Psychologin getragen, Kontaktanzeigen aufzugeben und Frauen zu finden...Vergebens. Aber von außen sah das so aus, als würde es irgendwann mal klappen...
Lukretia
Dass die ganze Sache jedoch nichts gebracht hätte, das stimmt so nicht. Ich war in einem schlimmen psychischen Zustand, und am Ende ging es mir deutlich besser. Ich frage mich jedoch heute, ob der Zeit- und Kostenaufwand von 1000 Stunden Analyse am Ende in einem annehmbaren Verhältnis zum Ergebnis stand.
Das Problem war, dass ich mich für heterosexuell hielt und glaubte, auf Frauen zu stehen. Den "Zwang", Damenwäsche anzuziehen, hielt ich für neurotisch und "heilbar". Möglicherweise hat der Therapeut das auch so gesehen. Man muss ihn aber verstehen. Bei MarieB, die den Themenstrang initiiert hat, ist die Situation ja ganz anders. Sie weiß oder ahnt, dass sie transsexuell/transident sein könnte. Da kann der Therapeut ganz anders vorgehen.
Das ich im Laufe von mehr als sechs Jahren süchtig nach Therapie geworden war, konnte ich nicht aufhören und habe eine dreijährige Gesprächstherapie bei einer Psychologin mit einer Stunde pro Woche angehängt. Diese Frau ahnte auch nichts. Sie therapierte mich in die Richtung, eine Frau als Partnerin zu finden. Das klappte nicht und konnte nicht klappen, da ich selbst eine Frau war und sexuell auf Männer stand, was mir aber nicht klar wurde. In meinem Wahn versuchte ich ein um das andere Mal, vom Wohlwollen der Psychologin getragen, Kontaktanzeigen aufzugeben und Frauen zu finden...Vergebens. Aber von außen sah das so aus, als würde es irgendwann mal klappen...
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Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
Hallo,
nun gut. Ich denke für mich trotzdem, dass es mir helfen könnte mich zu erkennen. Jetzt muss ich einen Weg finden wie ich es angehen kann.
Hat jemand Erfahrung mit einem Therapeuten (Frau würde ich bevorzugen) im Rhein-Neckar-Raum???
LG
Marie
nun gut. Ich denke für mich trotzdem, dass es mir helfen könnte mich zu erkennen. Jetzt muss ich einen Weg finden wie ich es angehen kann.
Hat jemand Erfahrung mit einem Therapeuten (Frau würde ich bevorzugen) im Rhein-Neckar-Raum???
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Re: Besuch beim Psychotherapeuten?
Hallo Marie... und andere, die vor diese Entscheidung stehen...
Zuallererst: Keine Angst!
Vor allem nicht vor/bei einem Therapeuten. Vor einem Besuch bei einem Psychiater sollte man das schon haben, wobei Angst da auch nicht richtig gesagt ist, sagen wir mal eher Respekt, denn Psychiater ist schon eine Nummer härter als ein Psychotherapeut.
Therapeuten, gerade in unserem Fall, sind allenfalls Helfer für uns. Sie können uns nichts bestätigen oder verneinen und sie können uns auch nicht durch eine wie auch immer geartete Therapie davon abbringen. Ein guter Therapeut wird auch weder das eine noch das andere jemals versuchen.
Ein Therapeut hilft uns, uns selbst zu erkennen und mit dieser Erkenntnis umzugehen. Erkennen müssen wir uns aber nach wie vor selbst. Fast jegliche Form von Trans* ist eine Selbstdiagnose und Transsexualität ist definitiv eine solche. Ein Therapeut kann nur durch mehr oder weniger gezieltes Fragen und Hinterfragen unsere eigenen Denkprozesse unterstützen. Aus den Antworten kann er vielleicht, das hängt von den Antworten ab, eine sog. Differentialdiagnostik machen und andere mögliche Ursachen des Wunsches ausschließen. Bleibt am Ende immernoch Transsexualität übrig und deckt sich dies mit der Selbstdiagnose, dann ist damit die Diagnose gesichert. Mehr kann er dafür nicht tun. Es gibt keine schlüssigen Tests oder Fangfragen und auch die Liste der Ausschlusskriterien ist in den letzten Jahren deutlich kürzer geworden. Wo früher z.B. noch jede Art eines erotischen Empfindens sofort zum Ausschluss von Transsexualität führte, sind viele heute deutlich offener und hinterfragen dies viel stärker. Wie alles sind auch diese Kriterien im Wandel. Und das ist auch gut so. Viele Betroffene haben sich in der Vergangenheit vor ihrem Therapeuten verbogen und gelogen, um die bekannten Ausschlusskriterien bewusst zu vermeiden. Das kann aber nicht im Sinne eines Vertrauensverhältnisses zwischen Therapeut und Klient sein und beeinflusst damit negativ die Hilfsmöglichkeiten.
Man sollte den Therapeuten also nicht als so eine Art Tor-Wächter verstehen, den man von etwas überzeugen müsse, um an den heiligen Gral von Maßnahmen (Hormone, OP etc.) zu kommen. Es kann nicht das Ziel sein, den Therapeuten von etwas überzeugen zu wollen. Schlussendlich belügt man sich dabei vielleicht sogar selbst und endet einige Monate später vor dem Scherbenhaufen der eigenen Existenz.
Das Problem mit den Therapeuten ist, dass nur wenige Trans* Erfahrung und Expertise besitzen. Und selbst von denen sind dann auch noch einige schlicht unfähig, uns gut genug zu hinterfragen, um die richtigen Denk- und Erkenntnisprozesse anzustoßen. Meiner war z.B. so einer und ihn könnte ich nicht empfehlen, wenn man sich selbst noch nicht sicher ist und Hilfe dabei bräuchte, sich selbst zu hinterfragen. Glücklicherweise hatte ich sehr bald meine eigene Erleuchtung, die ich ihm offenbar hinreichend klar genug schildern konnte, sodass er mir einige Zeit später schriftlich die Diagnose bestätigte. Dafür wiederum war er mir dann gut genug, denn diese schriftliche Diganose öffnete dann andere Türen, z.B. bei der Krankenkasse und Ärzten.
Ich würde noch den klaren Rat geben, dem Therapeuten direkt von Anfang an so klar wie möglich mitzuteilen, was man selbst vermutet, also die Selbstdiagnose, und, ganz wichtig, was man nun von ihm erwartet. Die Ziele der Gespräche, denn nichts anderes passiert in diesen Sitzungen, sollte man selbst klar vorgeben. Macht man das nicht, dann ist es gemütliches Kaffee-Trinken (wenn man welchen bekommt
und man verbringt beliebig viel Zeit bei dem. Möchte man das? Wir haben doch wirklich Besseres zu tun, oder? Erstes Ziel könnte dann bspw. sein, die Selbstdiagnose gemeinsam zu sichern. Zweites Ziel könnte sein, eine formelle schirftliche Diganosebestätigung zu bekommen. Danach vielleicht, je nach Anforderung bspw. der Kasse, eine Indikation für Hormone oder was man sonst so gerne hätte.
Macht man sich dann auf den TS-Weg, dann ist es auch hier wieder wichtig, die eigenen Ziele zu formulieren. Es gibt keinen eindeutig vorgezeichneten Weg, heute schon gar nicht mehr. Was man selbst für sein eigenes Glück braucht und nicht braucht, ist einem selbst überlassen. Was man braucht und was nicht, könnte z.B. Gegenstand der Gespräche sein und dies herauszufinden eines der Ziele werden. Hinzu kommen dann vielleicht auch Ziele wie die Bewältigung von Problemen, die im Rahmen des Weges auftreten - Akzeptanzschwierigkeiten, Umgang und Vorgehen mit Outings in den verschiedenen Gruppen in denen man sich bewegt, Hilfe bei Erklärungen für Familie, Partner_in, Kinder etc. Hierfür gibt es auch keinen festen Plan - das passiert dann eben, je nachdem, was gerade akut ist. Ist nichts akut, kann die Begleitung auch sehr lose erfolgen, kurze Besuche einmal im Monat reichen völlig.
Strebt man auch eine große GaOp an, so wird der begleitende Therapeut recht sicher von der (gesetzlichen) Krankenkasse um eine Stellungnahme gebeten werden, ob man stabil ist, ob der Verlauf in den letzten Monaten der Begleitung stabil war, ob die neue Rolle gelebt wurde und auch lebbar für die Person ist etc. (Bei privaten Kassen sieht das etwas anders aus.) Insofern ist es auch gut und ratsam, diese niederfrequenten Besuche aufrecht zu erhalten. Im Zweifelsfall, wenn alles glatt läuft, ist das ein lockeres Gespräch und nach ca. zwei Jahren Stabilität kann, wenn gewünscht, die GaOp erfolgen. Ist das nicht gewünscht und alles läuft glatt und man kommt mit dem neuen Alltag gut zurecht, gibt es keinen Grund, weiter einen Therapeuten zu besuchen (für mich war bspw. die gesicherte Diagnose ausreichend und nachdem ich den Brief hatte, war auch Schluss für mich bei ihm).
Wichtig bei der Wahl des Therapeuten ist noch, dass die "Chemie" stimmen sollte. Wenn der_die Therapeut_in einem nicht sympathisch ist, wird kein gutes Vetrauensverhältnis entstehen und damit kann dann auch nichts Gutes dabei herauskommen. Auch muss man sich von ihm_ihr nichts gefallen lassen. Anzüglichkeiten oder freche Bemerkungen sind klare Fehler, genau wie irgendwelche, wie auch immer gearteten, körperlichen Untersuchungen. Ein Psychotherapeut, als Daumenregel, darf nicht anfassen. Passiert soetwas doch, würde ich sofort aufstehen und gehen. Leider gibt es immer wieder Berichte, gerade von den Gutachtern, die für die Vornamens- und/oder Personenstandänderung ins Gespräch kommen, dass diese übergriffig werden. Sie meinen sich das leisten zu können, weil die Betroffenen in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen, sie also eine Machtposition inne hätten. Sie entscheiden, ob man "gut genug" ist, ob man von ihnen den Segen zur VÄ/PÄ bekommt. Leider ist das auch nicht ganz falsch, denn zeigt man sich unkooperativ, können sie ein negatives Gutachten ausstellen und man verliert viel wertvolle Zeit.
Abschließend möchte ich nocheinmal explizit darauf hinweisen, dass Transsexualität keine Krankheit, nichteinmal eine Störung ist - wenngleich es nach ICD-10 so eingestuft wird. Wir sind weder krank noch gestört und brauchen auch deshalb keine Therapie. Wir sind ersteinmal per-se völlig gesund und intakt. Daher ist es auch eigentlich keine Therapie[1], denn therapierbar ist das nicht. Was man mit diesen Therapeuten macht, ist eine psychologische Beratung und Begleitung, mehr nicht. Wenn ich immer wieder höre, dass Betroffene keinen "Therapieplatz" bekommen, läuft es mir jedesmal kalt den Rücken hinunter. Etwas anderes ist es natürlich, sollte man wegen der Transidentität tatsächlich psychische Probleme bekommen - Depressionen oder depressive Verstimmungen sind z.B. recht verbreitet. Dann kann auch eine Therapie dieser Komorbiditäten hinzu kommen.
Liebe Grüße
nicole
[1] Therapie, Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Therapie
Zuallererst: Keine Angst!
Vor allem nicht vor/bei einem Therapeuten. Vor einem Besuch bei einem Psychiater sollte man das schon haben, wobei Angst da auch nicht richtig gesagt ist, sagen wir mal eher Respekt, denn Psychiater ist schon eine Nummer härter als ein Psychotherapeut.
Therapeuten, gerade in unserem Fall, sind allenfalls Helfer für uns. Sie können uns nichts bestätigen oder verneinen und sie können uns auch nicht durch eine wie auch immer geartete Therapie davon abbringen. Ein guter Therapeut wird auch weder das eine noch das andere jemals versuchen.
Ein Therapeut hilft uns, uns selbst zu erkennen und mit dieser Erkenntnis umzugehen. Erkennen müssen wir uns aber nach wie vor selbst. Fast jegliche Form von Trans* ist eine Selbstdiagnose und Transsexualität ist definitiv eine solche. Ein Therapeut kann nur durch mehr oder weniger gezieltes Fragen und Hinterfragen unsere eigenen Denkprozesse unterstützen. Aus den Antworten kann er vielleicht, das hängt von den Antworten ab, eine sog. Differentialdiagnostik machen und andere mögliche Ursachen des Wunsches ausschließen. Bleibt am Ende immernoch Transsexualität übrig und deckt sich dies mit der Selbstdiagnose, dann ist damit die Diagnose gesichert. Mehr kann er dafür nicht tun. Es gibt keine schlüssigen Tests oder Fangfragen und auch die Liste der Ausschlusskriterien ist in den letzten Jahren deutlich kürzer geworden. Wo früher z.B. noch jede Art eines erotischen Empfindens sofort zum Ausschluss von Transsexualität führte, sind viele heute deutlich offener und hinterfragen dies viel stärker. Wie alles sind auch diese Kriterien im Wandel. Und das ist auch gut so. Viele Betroffene haben sich in der Vergangenheit vor ihrem Therapeuten verbogen und gelogen, um die bekannten Ausschlusskriterien bewusst zu vermeiden. Das kann aber nicht im Sinne eines Vertrauensverhältnisses zwischen Therapeut und Klient sein und beeinflusst damit negativ die Hilfsmöglichkeiten.
Man sollte den Therapeuten also nicht als so eine Art Tor-Wächter verstehen, den man von etwas überzeugen müsse, um an den heiligen Gral von Maßnahmen (Hormone, OP etc.) zu kommen. Es kann nicht das Ziel sein, den Therapeuten von etwas überzeugen zu wollen. Schlussendlich belügt man sich dabei vielleicht sogar selbst und endet einige Monate später vor dem Scherbenhaufen der eigenen Existenz.
Das Problem mit den Therapeuten ist, dass nur wenige Trans* Erfahrung und Expertise besitzen. Und selbst von denen sind dann auch noch einige schlicht unfähig, uns gut genug zu hinterfragen, um die richtigen Denk- und Erkenntnisprozesse anzustoßen. Meiner war z.B. so einer und ihn könnte ich nicht empfehlen, wenn man sich selbst noch nicht sicher ist und Hilfe dabei bräuchte, sich selbst zu hinterfragen. Glücklicherweise hatte ich sehr bald meine eigene Erleuchtung, die ich ihm offenbar hinreichend klar genug schildern konnte, sodass er mir einige Zeit später schriftlich die Diagnose bestätigte. Dafür wiederum war er mir dann gut genug, denn diese schriftliche Diganose öffnete dann andere Türen, z.B. bei der Krankenkasse und Ärzten.
Ich würde noch den klaren Rat geben, dem Therapeuten direkt von Anfang an so klar wie möglich mitzuteilen, was man selbst vermutet, also die Selbstdiagnose, und, ganz wichtig, was man nun von ihm erwartet. Die Ziele der Gespräche, denn nichts anderes passiert in diesen Sitzungen, sollte man selbst klar vorgeben. Macht man das nicht, dann ist es gemütliches Kaffee-Trinken (wenn man welchen bekommt

Macht man sich dann auf den TS-Weg, dann ist es auch hier wieder wichtig, die eigenen Ziele zu formulieren. Es gibt keinen eindeutig vorgezeichneten Weg, heute schon gar nicht mehr. Was man selbst für sein eigenes Glück braucht und nicht braucht, ist einem selbst überlassen. Was man braucht und was nicht, könnte z.B. Gegenstand der Gespräche sein und dies herauszufinden eines der Ziele werden. Hinzu kommen dann vielleicht auch Ziele wie die Bewältigung von Problemen, die im Rahmen des Weges auftreten - Akzeptanzschwierigkeiten, Umgang und Vorgehen mit Outings in den verschiedenen Gruppen in denen man sich bewegt, Hilfe bei Erklärungen für Familie, Partner_in, Kinder etc. Hierfür gibt es auch keinen festen Plan - das passiert dann eben, je nachdem, was gerade akut ist. Ist nichts akut, kann die Begleitung auch sehr lose erfolgen, kurze Besuche einmal im Monat reichen völlig.
Strebt man auch eine große GaOp an, so wird der begleitende Therapeut recht sicher von der (gesetzlichen) Krankenkasse um eine Stellungnahme gebeten werden, ob man stabil ist, ob der Verlauf in den letzten Monaten der Begleitung stabil war, ob die neue Rolle gelebt wurde und auch lebbar für die Person ist etc. (Bei privaten Kassen sieht das etwas anders aus.) Insofern ist es auch gut und ratsam, diese niederfrequenten Besuche aufrecht zu erhalten. Im Zweifelsfall, wenn alles glatt läuft, ist das ein lockeres Gespräch und nach ca. zwei Jahren Stabilität kann, wenn gewünscht, die GaOp erfolgen. Ist das nicht gewünscht und alles läuft glatt und man kommt mit dem neuen Alltag gut zurecht, gibt es keinen Grund, weiter einen Therapeuten zu besuchen (für mich war bspw. die gesicherte Diagnose ausreichend und nachdem ich den Brief hatte, war auch Schluss für mich bei ihm).
Wichtig bei der Wahl des Therapeuten ist noch, dass die "Chemie" stimmen sollte. Wenn der_die Therapeut_in einem nicht sympathisch ist, wird kein gutes Vetrauensverhältnis entstehen und damit kann dann auch nichts Gutes dabei herauskommen. Auch muss man sich von ihm_ihr nichts gefallen lassen. Anzüglichkeiten oder freche Bemerkungen sind klare Fehler, genau wie irgendwelche, wie auch immer gearteten, körperlichen Untersuchungen. Ein Psychotherapeut, als Daumenregel, darf nicht anfassen. Passiert soetwas doch, würde ich sofort aufstehen und gehen. Leider gibt es immer wieder Berichte, gerade von den Gutachtern, die für die Vornamens- und/oder Personenstandänderung ins Gespräch kommen, dass diese übergriffig werden. Sie meinen sich das leisten zu können, weil die Betroffenen in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen, sie also eine Machtposition inne hätten. Sie entscheiden, ob man "gut genug" ist, ob man von ihnen den Segen zur VÄ/PÄ bekommt. Leider ist das auch nicht ganz falsch, denn zeigt man sich unkooperativ, können sie ein negatives Gutachten ausstellen und man verliert viel wertvolle Zeit.
Abschließend möchte ich nocheinmal explizit darauf hinweisen, dass Transsexualität keine Krankheit, nichteinmal eine Störung ist - wenngleich es nach ICD-10 so eingestuft wird. Wir sind weder krank noch gestört und brauchen auch deshalb keine Therapie. Wir sind ersteinmal per-se völlig gesund und intakt. Daher ist es auch eigentlich keine Therapie[1], denn therapierbar ist das nicht. Was man mit diesen Therapeuten macht, ist eine psychologische Beratung und Begleitung, mehr nicht. Wenn ich immer wieder höre, dass Betroffene keinen "Therapieplatz" bekommen, läuft es mir jedesmal kalt den Rücken hinunter. Etwas anderes ist es natürlich, sollte man wegen der Transidentität tatsächlich psychische Probleme bekommen - Depressionen oder depressive Verstimmungen sind z.B. recht verbreitet. Dann kann auch eine Therapie dieser Komorbiditäten hinzu kommen.
Liebe Grüße
nicole
[1] Therapie, Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Therapie
Ich bin trans* - und das ist gut so!
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