TSG - Nein danke? - # 4
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Re: TSG - Nein danke?
Eine völlige Streichung des TSG wäre allerdings auch nicht gut, da müssen wir etwas mit unseren Forderungen aufpassen. Der "§5 Offenbarungsverbot" eröffnet erst eine rechtliche Handhabe, um soetwas wie eine Zeugnisumschreibung einfordern zu können. Diese ist für viele Menschen unabdingbar. Ebenso wichtig ist es für viele, dass die Historie nicht offengelegt werden darf. Das sollte also auf jeden Fall erhalten bleiben. Doch das lässt sich sicherlich auch in einem entsprechenden Paragraphen des PStG regeln.
Bei den Gutachten für GaOP ist mir nach wie vor völlig schleierhaft, was diese beinhalten sollen. Ich habe eine fachärztliche Stellungnahme vorgelegt, die eine uneingeschränkte Befürwortung aller angestrebter angleichenden Maßnahmen enthält. Reicht nicht. Aha. Na mal sehen, am 2.11. habe ich einen persönlichen Gesprächstermin und dann hoffe ich das mal näher zu klären. Wenn das nicht zu klären ist, sehe ich schon das nächste Schlachtfeld auf mich zukommen, ala "Indikationsgutachten - Nein Danke!" und ein Kampf, bis die auch endlich klar und so niederschwellig wie möglich geregelt sind. Was mich in dem ganzen Bereich immer wieder so maßlos ärgert, ist die scheinbar völlige Beliebigkeit. Je nachdem an den man gerät ist mal alles fluffig und super oder super k*cke und kaum zu überwinden. Das kann es doch echt nicht sein.
Dahingehend ist auch das gerade veröffentlichte Statement der WMA sehr aufschlussreich. Es konstatiert sehr klar und eindeutig, dass es sich bei jeder Form von Trans* nicht um eine psychische Störung („mental disorder“) handelt, sondern dass solche lediglich davon ausgelöst werden können, insbesondere wenn keine adäquate medizinische Versorgung entsprechend der Wünsche der Person durchgeführt wird (bspw. durch Hormone oder andere geschlechtsangleichende Maßnahmen), Zitat: „The WMA asserts that gender incongruence is not in itself a mental disorder; however it can lead to discomfort or distress, which is referred to as gender dysphoria (DSM-5).“.
Liebe Grüße
nicole
Bei den Gutachten für GaOP ist mir nach wie vor völlig schleierhaft, was diese beinhalten sollen. Ich habe eine fachärztliche Stellungnahme vorgelegt, die eine uneingeschränkte Befürwortung aller angestrebter angleichenden Maßnahmen enthält. Reicht nicht. Aha. Na mal sehen, am 2.11. habe ich einen persönlichen Gesprächstermin und dann hoffe ich das mal näher zu klären. Wenn das nicht zu klären ist, sehe ich schon das nächste Schlachtfeld auf mich zukommen, ala "Indikationsgutachten - Nein Danke!" und ein Kampf, bis die auch endlich klar und so niederschwellig wie möglich geregelt sind. Was mich in dem ganzen Bereich immer wieder so maßlos ärgert, ist die scheinbar völlige Beliebigkeit. Je nachdem an den man gerät ist mal alles fluffig und super oder super k*cke und kaum zu überwinden. Das kann es doch echt nicht sein.
Dahingehend ist auch das gerade veröffentlichte Statement der WMA sehr aufschlussreich. Es konstatiert sehr klar und eindeutig, dass es sich bei jeder Form von Trans* nicht um eine psychische Störung („mental disorder“) handelt, sondern dass solche lediglich davon ausgelöst werden können, insbesondere wenn keine adäquate medizinische Versorgung entsprechend der Wünsche der Person durchgeführt wird (bspw. durch Hormone oder andere geschlechtsangleichende Maßnahmen), Zitat: „The WMA asserts that gender incongruence is not in itself a mental disorder; however it can lead to discomfort or distress, which is referred to as gender dysphoria (DSM-5).“.
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Re: TSG - Nein danke?
Hallo,
wie unsere speziellen Anliegen am Ende rechtstechnisch umgesetzt werden, also eigenes TSG oder Passage im PStG finde ich gar nicht so entscheidend. Entscheidend sind die richtigen Regelungen.
Wichtig wäre für mich außerdem, dass die Psychologen und Psychiater in diesen Verfahren, egal ob Namensänderung oder medizinische Eingriffe keine Rolle mehr spielen. Denn aus meiner Sicht maßen die sich eine Kompetenz an, die sie nicht mal ansatzweise besitzen. Transsexualität ist kein psychologisches Phänomen und damit auch kein Thema für diesen Fachbereich.
Liebe Grüße
Anke
wie unsere speziellen Anliegen am Ende rechtstechnisch umgesetzt werden, also eigenes TSG oder Passage im PStG finde ich gar nicht so entscheidend. Entscheidend sind die richtigen Regelungen.
Wichtig wäre für mich außerdem, dass die Psychologen und Psychiater in diesen Verfahren, egal ob Namensänderung oder medizinische Eingriffe keine Rolle mehr spielen. Denn aus meiner Sicht maßen die sich eine Kompetenz an, die sie nicht mal ansatzweise besitzen. Transsexualität ist kein psychologisches Phänomen und damit auch kein Thema für diesen Fachbereich.
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Re: TSG - Nein danke?
Sicherlich ist der Ort der Regelung egal, es muss nur weiterhin geregelt bleiben, das meinte ich und das halte ich für extrem wichtig. Es gibt einige Menschen die nicht ganz zu Unrecht befürchten, dass wenn wir zu laut eine Abschaffung des TSG fordern, mit einem Mal unser Wunsch erfüllt werden könnte und wir ganz ohne gesetzliche Regelung dastehen. Das darf keinesfalls passieren, denn dann haben wir Zustände wie vor 1980 nud alles ist eine Einzelfallentscheidung ohne jede rechtliche einklagbare Handhabe.
Für den juristischen Teil gebe ich Dir völlig Recht, da haben die Psychos rein gar nichts verloren und ich gehe, wie ein paar Postings zuvor schon beschrieben, auch fest davon aus, dass dies "bald" der Fall sein wird. Spätestens dann müssen im Übrigen auch die Kassen und MDK umdenken, denn dann gibt es diese Gutachten ja auch gar nicht mehr
Was die medizinische Versorgung angeht befürchte ich, dass wir sie gerade für die operativen Maßnahmen so schnell nicht los werden. Aber wir können es hoffentlich hinbekommen, dass ihr Stellenwert stark schrumpft. Für eine HET ist jetzt schon anerkannt, dass ein reiner informed consent funktioniert. Das ist auch gut zu argumentieren, da die Folgen der HET langsam kommen und vieles noch umkehrbar ist - je nachdem, wielange man es bereits gemacht hat. Eine Entscheidung hat also keine sofortige unumkehrbare Auswirkung, die Personen bekommen so ganz zwangsläufig Zeit für eine hinreichende Selbstreflektion unter Einfluss der Hormone. Eine OP ist allerdings sofort nach der OP unumkehrbar. Die Entscheidung dazu muss also gut reflektiert sein und sichergestellt werden, dass die Person eine solch weitreichende Entscheidung auch treffen kann. Hier könnten die Psycho* wieder ins Spiel kommen. Solange der Gegenstand der Psycho Konsultation dann auch nur die Klärung der Frage wäre, ob die betreffende Person uneingeschränkt urteilsfähig und sich über die Folgen im Klaren ist, hätte ich damit kein großes Problem. Es darf nur keinesfalls das Geschlecht, die Indentität oder eben Trans* zum Gegenstand der Untersuchung werden! Dies ist uneingeschränkt zu akzeptieren und keinesfalls in Frage zu stellen.
Es ist auch heute nicht unüblich, dass bei größeren irreversiblen operativen Eingriffen, die nicht durch eine lebensbedrohende Situation notwendig werden, psychologische Beratung / Untersuchungen vorgeschaltet werden, vor allem wenn die Person selbst den Eingriff wünscht. Das sind dann aber nur ein oder zwei Sitzungen und gut ist. Die Sache hier ist, denke ich, dass man die Frage, ob jemand voll urteilsfähig und völlig aufgeklärt über sein Ansinnen ist, nicht dem Operateur aufbürden sollte. Operateure, also Chirurgen, sind Handwerker - gute und spezialisierte Handwerker, aber eben Handwerker. Ein Psycho* hat eine spezielle Ausbildung, um genau dies beurteilen zu können. Alternativ würde ich auch eine Stellungnahme eines über längere Zeit begleitenden Arztes in Betracht ziehen. Auch diese_r sollte dies aussagen können, denn er_sie sollte den Verlauf ja kennen.
Zum Thema Psycho* und Behandlungsmodelle hatte ich im September einen Workshop zusammen mit mit David Garcia bei der Transtagung in Bern gehalten. Hier ein PDF zu meinem Teil davon:
http://nf.dpin.de/wp-content/uploads/20 ... g-Bern.pdf
Liebe Grüße
nicole
Für den juristischen Teil gebe ich Dir völlig Recht, da haben die Psychos rein gar nichts verloren und ich gehe, wie ein paar Postings zuvor schon beschrieben, auch fest davon aus, dass dies "bald" der Fall sein wird. Spätestens dann müssen im Übrigen auch die Kassen und MDK umdenken, denn dann gibt es diese Gutachten ja auch gar nicht mehr

Was die medizinische Versorgung angeht befürchte ich, dass wir sie gerade für die operativen Maßnahmen so schnell nicht los werden. Aber wir können es hoffentlich hinbekommen, dass ihr Stellenwert stark schrumpft. Für eine HET ist jetzt schon anerkannt, dass ein reiner informed consent funktioniert. Das ist auch gut zu argumentieren, da die Folgen der HET langsam kommen und vieles noch umkehrbar ist - je nachdem, wielange man es bereits gemacht hat. Eine Entscheidung hat also keine sofortige unumkehrbare Auswirkung, die Personen bekommen so ganz zwangsläufig Zeit für eine hinreichende Selbstreflektion unter Einfluss der Hormone. Eine OP ist allerdings sofort nach der OP unumkehrbar. Die Entscheidung dazu muss also gut reflektiert sein und sichergestellt werden, dass die Person eine solch weitreichende Entscheidung auch treffen kann. Hier könnten die Psycho* wieder ins Spiel kommen. Solange der Gegenstand der Psycho Konsultation dann auch nur die Klärung der Frage wäre, ob die betreffende Person uneingeschränkt urteilsfähig und sich über die Folgen im Klaren ist, hätte ich damit kein großes Problem. Es darf nur keinesfalls das Geschlecht, die Indentität oder eben Trans* zum Gegenstand der Untersuchung werden! Dies ist uneingeschränkt zu akzeptieren und keinesfalls in Frage zu stellen.
Es ist auch heute nicht unüblich, dass bei größeren irreversiblen operativen Eingriffen, die nicht durch eine lebensbedrohende Situation notwendig werden, psychologische Beratung / Untersuchungen vorgeschaltet werden, vor allem wenn die Person selbst den Eingriff wünscht. Das sind dann aber nur ein oder zwei Sitzungen und gut ist. Die Sache hier ist, denke ich, dass man die Frage, ob jemand voll urteilsfähig und völlig aufgeklärt über sein Ansinnen ist, nicht dem Operateur aufbürden sollte. Operateure, also Chirurgen, sind Handwerker - gute und spezialisierte Handwerker, aber eben Handwerker. Ein Psycho* hat eine spezielle Ausbildung, um genau dies beurteilen zu können. Alternativ würde ich auch eine Stellungnahme eines über längere Zeit begleitenden Arztes in Betracht ziehen. Auch diese_r sollte dies aussagen können, denn er_sie sollte den Verlauf ja kennen.
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Re: TSG - Nein danke?
Hallo,LaraC hat geschrieben: ist weiterhin Quatsch und wird auch nicht wahrer, wenn man es immer wiederholt. Gott sein Dank hat sich die WMA auch hier ganz klar positioniert. Bei jeder Form von Trans* geht es im Kern um Gender Identity und Gender Expression. Das sind ganz klar psychologische Phänomene.
es gibt nicht einmal ansatzweise irgendeinen wissenschaftlichen Beleg, dass Transsexualität ein psychologisches Phänomen ist. Statt dessen gibt zahlreiche wissenschaftliche Belege für das Gegenteil.
Liebe Grüße
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Re: TSG - Nein danke?
Sind sie das?LaraC hat geschrieben:...
Aber das hier:ist weiterhin Quatsch und wird auch nicht wahrer, wenn man es immer wiederholt. Gott sein Dank hat sich die WMA auch hier ganz klar positioniert. Bei jeder Form von Trans* geht es im Kern um Gender Identity und Gender Expression. Das sind ganz klar psychologische Phänomene.Anke hat geschrieben: Transsexualität ist kein psychologisches Phänomen und damit auch kein Thema für diesen Fachbereich.
Ich lese die Aussage der WMA hier etwas anders und kann diese auch so unterstützen. Ich lese dies so, dass die Ursache von Trans* nach wie vor unklar ist, es aber klar ist, dass dadurch Begleiterscheinungen ausgelöst werden können, die in den Bereich der Psychologie oder gar Psychiatrie fallen. Damit ist und bleibt Trans* selbst aber unbestimmt. Sicherlich hast Du Recht, wenn Du die Definition der psychologischen Wissenschaft [1] anführst:
Jetzt ist bspw. aber auch das zweibeinige Gehen ein Verhalten und wir alle erleben dieses Gehen jeden Tag. Ich fände es allerdings etwas weit hergeholt deswegen zu sagen, dass es darum ein psychologisches Phänomen sei? Es kann psychologische Auswirkungen haben, keine Frage. Aber dennoch würde ich in diesem Beispiel Erklärungen zum zweibeinigen Gehen primär in der Biologie und der Verhaltensforschung ansiedeln - ja, ein Teil der Verhaltensforschung ist auch in der Psychologie enthalten, aber Verhaltensforschung ist dennoch ein von der Psychologie eigenständiger Bereich der Biologie [2]. Kein Psychologe wird ernsthaft das Zugverhalten der Graugänse beschreiben wollen.Psychologie (gr. ψυχολογία, psychología, wörtlich: Seelenkunde; ψυχή psyché ‚Hauch‘, ‚Seele‘, ‚Gemüt‘ und -logie als Lehre bzw. Wissenschaft) ist eine empirische Wissenschaft. Sie beschreibt und erklärt das Erleben und Verhalten des Menschen, seine Entwicklung im Laufe des Lebens und alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen und Bedingungen. Da Empirie nicht alle psychologischen Phänomene erfasst, ist auch auf die Bedeutung der geisteswissenschaftlichen Psychologie zu verweisen.
Alles hat miteinander irgendwelche Verbindungen, so wie es auch einen Placebo Effekt gibt, der ganz sicher ein psychologischer Effekt ist, den sich die Pharmakologie zunutze machen kann und der vielleicht auch in der Behandlung durch verschiedene andere Disziplinen genutzt werden kann bzw. dessen Erkenntnisse in anderen Bereichen wertvoll sind, um Phänomene dort zu beschreiben. Aber niemand wird deswegen eine Behandlung mit Tabletten als eine psychologische Behandlung einstufen?
Ich halte es daher für schwierig zu sagen, "Trans* ist ein psychologisches Phänomen". Es ist nicht klar, was damit gemeint ist. Einig sind wir uns ja wohl darin, dass es keine nachweisbare Ursache in der Psychologie hat, richtig? Worauf ich mich auch noch einlassen würde, wäre zu sagen, dass einige Begleiterscheinungen durch die Psychologie beschrieben werden können. Auch in Ordnung und hilft vielleicht auch ein wenig, wenn es darum geht, Komorbiditäten abzuklären und zu behandeln.
Ich denke allerdings auch, dass man klar zwischen der Beschreibung von Phänomenen und dem Umgang damit trennen muss. Ich habe nichts dagegen, wenn die Psychologie Trans* erforscht. Ganz im Gegenteil, ist dies sicherlich begrüßenswert - genau wie es begrüßenswert ist, wenn weiterhin Biologie, Neurologie etc. etc. daran forschen. Doch wogegen ich mich klar wehre ist, dass, gerade zum aktuellen Zeitpunkt, irgendeiner dieser Wissenschaften eine Deutungshoheit zugesprochen wird, die Einfluss auf das Leben von Trans*-Menschen, insbesondere die medizinische Behandlung, zu nehmen versucht.
In der Arztpraxis findet keine Forschung mit Phänomenologie [3], sondern Behandlung statt - eine psychologische Behandlung von Trans* selbst gibt es nicht, allenfalls der Begleiterscheinungen. Sind Begleiterscheinungen behandlungsbedürftig, so kann ein Teil davon vielleicht durch die klinische Psychologie [4] behandelt werden. Andere fallen, wie uns allen bekannt ist, in den Bereich der Endokrinologie, Chirurgie etc. Das wiederum führt dann dazu, dass in einer psychologischen Behandlungssituation nicht mehr Trans* selbst in Frage gestellt werden darf, sondern es darf allerhöchsten danach gefragt werden, ob dadurch psychologisch behandlungsbedürftige Begleiterscheinungen vorhanden sind - und das hat, nur am Rande bemerkt, wieder nichts mit der oft angeführten Differentialdiagnose zu tun, denn diese setzt voraus, dass es psychopathologische Störungen mit gleichem oder sehr ähnlichen Bild wie Trans* gäbe. Davon ist man aber allgemein mittlerweile abgerückt, wie es das WMA Statement ja auch andeutet.
Auch muss man sich die Frage stellen, in wie weit überhaupt jemand zu einer solchen Untersuchung und Behandlung gezwungen werden darf. Stand heute haben wir einen Zwang, denn wir werden zunächst als "psychisch krank" eingestuft und praktisch dazu genötigt, zuerst das Gegenteil unter Beweis zu stellen.
Also ich halte die alleinstehende Aussage "Trans* ist ein psychologisches Phänomen" für problematisch. Es hängt stark von der Fragestellung ab, die man mit der Aussage beantworten möchte.
Liebe Grüße
nicole
[1] Psychologie
https://de.wikipedia.org/wiki/Psychologie
[2]
https://de.wikipedia.org/wiki/Verhaltensbiologie
[3]
https://de.wikipedia.org/wiki/Ph%C3%A4nomenologie
[4]
https://de.wikipedia.org/wiki/Klinische_Psychologie
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Re: TSG - Nein danke?
Nabend,
es ist letztlich scheissegal, ob es ein biologisches, ein psychologisches, vielleicht ein soziologisches oder doch ein multilogisches Phänomen ist, mit dem wir alle zu tun haben. Der einzig diskutable Punkt ist, wie die Rechte und Bedürfnisse von Menschen so in den gesellschaftlichen Diskurs und in das gesellschaftliche Handeln integriert werden können, dass niemandem vermeidliches Leid zugemutet wird. Dafür sollten wir streiten; gegen die, die ihre Bedürfnisse als gottgegebene Ansprüche formulieren und sie höher bewerten, als die Bedürfnisse anderer Menschen.
Wir brauchen Herz und Verstand für anderes, als uns gegenseitig in Frage zu stellen, weil es ohnehin zuviele unter uns gibt, die sich selbst auf diese Weise bestätigen. Und weil es draussen noch viel zu viele gibt, die uns alle, völlig unabhängig von allen Phänomenen, zur Hölle wünschen.
Habt es gut, macht es gut,
Marielle
PS: Ja, ich weiss; manche_r wird denken "Ausgerechnet Marielle; die hat es grad nötig."
Der vorstehende Beitrag liegt darin begründet, dass ich sachlich relativ nahe bei Laras Aussagen bin, aber Anke als Person kenne, die die Positionen anderer Menschen und diese Menschen als solche akzeptiert. Ich mag nicht mit ansehen, wie ein Streit entsteht, der eigentlich keine genügende Grundlage hat.
PPS: Eigentlich überflüssig, aber sicherheitshalber: Mein Beitrag bezieht sich nicht auf Nicoles Beitrag. Den habe ich erst nachher gelesen und ich unterstütze ihn sehr weitgehend.
es ist letztlich scheissegal, ob es ein biologisches, ein psychologisches, vielleicht ein soziologisches oder doch ein multilogisches Phänomen ist, mit dem wir alle zu tun haben. Der einzig diskutable Punkt ist, wie die Rechte und Bedürfnisse von Menschen so in den gesellschaftlichen Diskurs und in das gesellschaftliche Handeln integriert werden können, dass niemandem vermeidliches Leid zugemutet wird. Dafür sollten wir streiten; gegen die, die ihre Bedürfnisse als gottgegebene Ansprüche formulieren und sie höher bewerten, als die Bedürfnisse anderer Menschen.
Wir brauchen Herz und Verstand für anderes, als uns gegenseitig in Frage zu stellen, weil es ohnehin zuviele unter uns gibt, die sich selbst auf diese Weise bestätigen. Und weil es draussen noch viel zu viele gibt, die uns alle, völlig unabhängig von allen Phänomenen, zur Hölle wünschen.
Habt es gut, macht es gut,
Marielle
PS: Ja, ich weiss; manche_r wird denken "Ausgerechnet Marielle; die hat es grad nötig."
Der vorstehende Beitrag liegt darin begründet, dass ich sachlich relativ nahe bei Laras Aussagen bin, aber Anke als Person kenne, die die Positionen anderer Menschen und diese Menschen als solche akzeptiert. Ich mag nicht mit ansehen, wie ein Streit entsteht, der eigentlich keine genügende Grundlage hat.
PPS: Eigentlich überflüssig, aber sicherheitshalber: Mein Beitrag bezieht sich nicht auf Nicoles Beitrag. Den habe ich erst nachher gelesen und ich unterstütze ihn sehr weitgehend.
As we go marching, marching, we bring the greater days
For the rising of the women, means the rising of the race
No more the drudge and idler ten that toil where one reposes
But the sharing of life's glories, Bread and Roses, Bread and Roses.
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Re: TSG - Nein danke?
Hallo Lara,LaraC hat geschrieben: Du weißt nicht mal, was "psychologisches Phänomen" bedeutet, oder? Das macht die Diskussion dann natürlich schwer bis unmöglich..
einer anderen gleich im Eingangsstatement die Kompetenz abzusprechen ist für mich unmöglich.
Ich möchte dich doch dringend bitten auf derlei künftig zu verzichten.
Gruß
Anke
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Re: TSG - Nein danke?
Hallo,nicole.f hat geschrieben:
Ich denke allerdings auch, dass man klar zwischen der Beschreibung von Phänomenen und dem Umgang damit trennen muss. Ich habe nichts dagegen, wenn die Psychologie Trans* erforscht. Ganz im Gegenteil, ist dies sicherlich begrüßenswert - genau wie es begrüßenswert ist, wenn weiterhin Biologie, Neurologie etc. etc. daran forschen. Doch wogegen ich mich klar wehre ist, dass, gerade zum aktuellen Zeitpunkt, irgendeiner dieser Wissenschaften eine Deutungshoheit zugesprochen wird, die Einfluss auf das Leben von Trans*-Menschen, insbesondere die medizinische Behandlung, zu nehmen versucht.
das drückt besser aus, worauf ich hinaus wollte, Vielen Dank Nicole!
Wobei ich sehr hoffe, dass sich die Studienqualität insbesondere in allen Forschungsbereichen endlich mal verbessert. Aber das ist ein anderes Thema.
Vielleicht braucht es auch einen interdisziplinären Forschungsansatz, der Transsexualität als eigenständiges Phänomen mit unterschiedlichen Facetten betrachtet und sich in den unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen bedient.
Wichtiger ist in der Tat, dass die Deutungshoheit der Psychologen und Psychiater weg muss. Passiert das nicht, dann befürchte ich, dass die Pathologisierung nicht aufhört und statt dessen immer nur wieder in neuem Gewand daherkommt. Im Kontext TSG ist das eher erreichbar, als im Kontext der medizinischen Maßnahmen, da stimme ich Nicole zu. Trotzdem sollte auch an diesem Ziel gearbeitet werden.
Liebe Grüße
Anke
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Re: TSG - Nein danke?
.
Anke hat geschrieben:es gibt die IMAG (Interministerielle Arbeitsgruppe) die sich mit dem Thema beschäftigt. Das ist aber eine ziemlich zähflüssige Angelegenheit und das mit deinem 2,5 Jahren könnte knapp werden.
Danke Anke und Nicole für die Informationen! Die helfen mir zwar noch nicht allzu viel weiter, aber ich werde wohl erst mal abwarten, wie sich die Sache im nächsten Jahr entwickelt und dann entscheiden. Ich plane übrigens (bzw. bin schon dabei) Nadelepilation im Gesicht, Logopädie, HRT und eben VÄ/PÄ. GAOP ist für mich (noch) kein Thema.nicole.f hat geschrieben:Also von der IMAG erwarte ich nicht viel, zumindest was konkrete Schritte angeht.
… aber es sind mehrere Bestrebungen in der Mache, die in nicht all zu ferner Zukunft zumindest die Gutachterpflicht aus dem TSG bekommen könnten.
Viele Grüße
Andrea aus Sachsen
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Re: TSG - Nein danke?
Lasst Taten und nicht Worte sprechen!
Es ist vollbracht, mein Antrag nach TSG mit Ablehnung der Begutachtung ist endlich fertig und geht morgen per Post zum Amtsgericht nach Dortmund!
Mit Unterstützung einer _großen_ und renommierten Kanzlei (alleine in Deutschland > 100 Anwälte) ist der Antrag auf inzwischen 33 Seiten angewachsen. Kurz zusammengefasst wird die zweifache Begutachtung als schwerer und nicht zu rechtfertigender Eingriff in die Persönlichkeitsrechte und Verletzung der Intimsphäre betrachtet, die als solche gegen den Schutz dieser Bereiche durch das Grundgesetz verstoßen. Der Antrag führt dies noch deutlich eloquenter aus. Da der Antrag auch einige persönliche Dinge enthält und es außerdem ein laufendes Verfahren ist, kann ich den Antrag im Ganzen hier leider nicht wiedergeben - tut mir leid. Über den Fortgang etc. werde ich aber selbstverständlich hier berichten.
Jetzt bin ich _sehr_ gespannt, wie das AG Dortmund reagieren wird. Das AG Dortmund hat nun drei Möglichkeiten:
1. Der Antrag wird angenommen.
Das ist eher unwahrscheinlich, denn dann müsste der_die Richter_in eine ausführliche Begründung schreiben, warum er_sie gegen das Gesetz auf die Gutachten verzichtet.
2. Der Antrag wird abgelehnt.
Das ist die wahrscheinlichste Variante, der_die Richter_in agiert rechtpositivistisch und lehnt mit Verweis auf TSG §4(3) den Antrag ab. Dann können wir in die nächste Instanz zum OLG gehen - was auch definitiv geplant ist, sollte dieser Fall eintreten.
3. Das AG Dortmund verweist den Fall direkt zum Bundesverfassungsgericht.
In dem Antrag wird an zwei Stellen explizit der Schluss gezogen, dass das AG Dortmund anhand der vorgebrachten Argumente eine Entscheidung eigentlich gar nicht treffen kann. Es sind Grundrechte betroffen und darüber kann nur das BVerfG urteilen. Dieser Ausgang wäre super und ist auch unser langfristiges Ziel. Wir wollen eine Grundsatzentscheidung des BVerfG herbeiführen, denn dann wäre diese Begutachtung endgültig für alle trans* Menschen vorbei.
Also, Daumen drücken!
Das wird noch eine Weile dauern, bis hier eine Entscheidung fällt, aber es hat begonnen! Wir sind auf dem Weg.
Liebe Grüße
nicole
Es ist vollbracht, mein Antrag nach TSG mit Ablehnung der Begutachtung ist endlich fertig und geht morgen per Post zum Amtsgericht nach Dortmund!
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Jetzt bin ich _sehr_ gespannt, wie das AG Dortmund reagieren wird. Das AG Dortmund hat nun drei Möglichkeiten:
1. Der Antrag wird angenommen.
Das ist eher unwahrscheinlich, denn dann müsste der_die Richter_in eine ausführliche Begründung schreiben, warum er_sie gegen das Gesetz auf die Gutachten verzichtet.
2. Der Antrag wird abgelehnt.
Das ist die wahrscheinlichste Variante, der_die Richter_in agiert rechtpositivistisch und lehnt mit Verweis auf TSG §4(3) den Antrag ab. Dann können wir in die nächste Instanz zum OLG gehen - was auch definitiv geplant ist, sollte dieser Fall eintreten.
3. Das AG Dortmund verweist den Fall direkt zum Bundesverfassungsgericht.
In dem Antrag wird an zwei Stellen explizit der Schluss gezogen, dass das AG Dortmund anhand der vorgebrachten Argumente eine Entscheidung eigentlich gar nicht treffen kann. Es sind Grundrechte betroffen und darüber kann nur das BVerfG urteilen. Dieser Ausgang wäre super und ist auch unser langfristiges Ziel. Wir wollen eine Grundsatzentscheidung des BVerfG herbeiführen, denn dann wäre diese Begutachtung endgültig für alle trans* Menschen vorbei.
Also, Daumen drücken!
Das wird noch eine Weile dauern, bis hier eine Entscheidung fällt, aber es hat begonnen! Wir sind auf dem Weg.
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Re: TSG - Nein danke?
Liebe Nicole
auch ich halt Dir fest die Daumen
und dank Dir ganz, ganz herzlich für Deinen Einsatz!!
Liebe Grüße
Andrea
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Liebe Grüße
Andrea
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ERGO: Umfassende Bildung für alle, effektive Regeln in Alltag und Netz, eine gut ausgestattete Polizei/Justiz
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Re: TSG - Nein danke?
Liebe Nicole,
auch ich drücke dir - natürlich gaaaanz uneigennützig - die Daumen. Ich lehne diese ganze Begutachtungspraxis entschieden ab, weil ich mir da vorkommen würde wie Schlachtvieh auf dem Weg zur Schlachtbank.
Ob das TSG jemals abgeschafft wird? Die IMAG ist ja immer noch nicht weiter gekommen, außer das Gutachteraufträge vergeben wurden, und auf einer SPD-Veranstaltung habe ich kürzlich erfahren müssen, dass keine Chance besteht, wenn man es nicht noch in dieser Legislaturperiode schafft. Die Zeit bis zur nächsten Wahl schreitet schnell voran, wenn man auch den Vorlauf berücksichtigt, den solche Vorhaben nun mal brauchen. Wenn nach der nächsten Wahl die AfD in den Bundestag einzieht, wird die CDU/CSU noch weiter nach rechts rücken, damit die nicht noch mehr Wähler an die AfD verlieren. Solche Vorhaben rücken dann vermutlich in den Bereich der Utopie, es sei denn, die künftige Regierung kommt ohne schwarz aus, aber wie realistisch ist das?
P.S.: Interessant, dass es hier scheinbar auch mehrere privatversicherte Userinnen gibt. Evtl. komme ich dann mal gezielt auf euch zu.
auch ich drücke dir - natürlich gaaaanz uneigennützig - die Daumen. Ich lehne diese ganze Begutachtungspraxis entschieden ab, weil ich mir da vorkommen würde wie Schlachtvieh auf dem Weg zur Schlachtbank.
Ob das TSG jemals abgeschafft wird? Die IMAG ist ja immer noch nicht weiter gekommen, außer das Gutachteraufträge vergeben wurden, und auf einer SPD-Veranstaltung habe ich kürzlich erfahren müssen, dass keine Chance besteht, wenn man es nicht noch in dieser Legislaturperiode schafft. Die Zeit bis zur nächsten Wahl schreitet schnell voran, wenn man auch den Vorlauf berücksichtigt, den solche Vorhaben nun mal brauchen. Wenn nach der nächsten Wahl die AfD in den Bundestag einzieht, wird die CDU/CSU noch weiter nach rechts rücken, damit die nicht noch mehr Wähler an die AfD verlieren. Solche Vorhaben rücken dann vermutlich in den Bereich der Utopie, es sei denn, die künftige Regierung kommt ohne schwarz aus, aber wie realistisch ist das?
P.S.: Interessant, dass es hier scheinbar auch mehrere privatversicherte Userinnen gibt. Evtl. komme ich dann mal gezielt auf euch zu.

Liebe Grüße aus Berlin
Svetlana
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Re: TSG - Nein danke?
Hallo Svetlana,
vielen Dank für die moralische Unterstützung und das Daumendrücken
Bzgl. TSG, so wollen wir das hoffentlich nicht in Gänze abschaffen - es muss reformiert werden. Der jetzige §5 ist unerlässlich für uns und der darf auf keinen Fall entfallen. Auch muss es gesetzlich geregelt sein, dass man seinen Vornamen und Geschlechtseintrag ändern lassen kann. Das könnte man in alle relevanten Gesetze verstreuen oder man regelt es in einem Sondergesetz - ähnlich wie es jetzt ist, aber besser
Tja, die IMAG... im BMFSFJ arbeiten gute Leute daran, die aber an formalen Dingen ausgebremst werden. Ich könnte jetzt etwas aus dem Nähkästchen plaudern, doch das bringt ja auch nichts. Ich kann nur versichern, dass zumindest das BMFSFJ, das Referat und die Organisator_innen der IMAG keine Schuld trifft. Ob andere hier an Strippen ziehen, weiß ich nicht. Die Ergebnisse der IMAG werden, so mein Eindruck, sehr gut und richtungsweisend sein. Das Gutachten und der Gesetzentwurf von Laura Adamietz wird schon sehr nahe an perfekt liegen. Doch ob das wirklich umgesetzt wird? Ich wage es leider zu bezweifeln. Laura will eine Strafbewährung für das Offenbarungsverbot, ein gesetzliches Recht für medizinische Angleichungen und das alles auf Basis eines einfachen Antragsverfahrens. Das wird auf Widerstände stoßen, das wird Verhandlungen brauchen und das wird Zeit brauchen. Zeit, die wir vor der nächsten Bundestagswahl nicht haben werden. Und danach? Wer weiß das schon. Also lieber mehrgleisig fahren. Irgendwann werden wir auch die sturste Regierung dazu zwingen können, auch wenn wir dafür vor den EuGH müssen.
Zu privaten KVen, ja, gerne stehe ich für Fragen zur Verfügung, wenngleich es dazu leider keine besonders handfesten Informationen gibt. Das hängt ganz stark von der PKV ab und vielleicht auch dem eigenen Vertrag. Es gibt auch nur sehr wenige Urteile gegen PKV bzgl. Angleichung. Ich hatte das spezielle Problem, dass meine PKV keine therapeutische Begleitung verlangte und diese auch gar nicht bezahlt hätte! Damit hatte ich dann aber ein Problem bei behandelnden Ärzt_innen, denn die wollten ohne Indikation etc. nicht behandeln. Das war dann etwas kompliziert, verkehrte Welt, sozusagen. Da hatte ich dann die Zusage der KV, aber kein_e Behandler_in wollte etwas machen. Mit etwas Hin und Her, Erklärungen und, wie ich feststellen musste sehr wichtig, persönlichen Gesprächen, klappte dann doch alles.
Was mich dabei etwas erschreckte ist, dass im persönlichen vor-Ort Gespräch das Auftreten und vor allem die äußere Erscheinung eine Rolle spielte. Es war einer Behandlerin, die sich schriftlich und telefonisch noch sperrte, deutlich anzumerken, dass sich ihr Widerstand löste, als sie mich sah. Das finde ich, offen gestanden, nicht in Ordnung. Was hat das Aussehen mit der Person, Persönlichkeit und vor allem der Notwendigkeit zu tun? Hier landen wir wieder bei Klischees und Stereotypen. Trete ich als trans* Frau nicht in Pumps und Röckchen auf, mache ich mich dann gleich verdächtig nicht "echt" zu sein? Nicht trans* genug? Das ist nicht gut. In dem Zusammenhang frage ich mich wirklich, was die Beschreibung der Kleidung und des Aussehens im Allgemeinen in trans* Gutachten verloren hat. Gar nichts, außer Klischees und Stereotype zu bedienen und das ärgert mich.
Liebe Grüße
nicole
vielen Dank für die moralische Unterstützung und das Daumendrücken

Bzgl. TSG, so wollen wir das hoffentlich nicht in Gänze abschaffen - es muss reformiert werden. Der jetzige §5 ist unerlässlich für uns und der darf auf keinen Fall entfallen. Auch muss es gesetzlich geregelt sein, dass man seinen Vornamen und Geschlechtseintrag ändern lassen kann. Das könnte man in alle relevanten Gesetze verstreuen oder man regelt es in einem Sondergesetz - ähnlich wie es jetzt ist, aber besser

Tja, die IMAG... im BMFSFJ arbeiten gute Leute daran, die aber an formalen Dingen ausgebremst werden. Ich könnte jetzt etwas aus dem Nähkästchen plaudern, doch das bringt ja auch nichts. Ich kann nur versichern, dass zumindest das BMFSFJ, das Referat und die Organisator_innen der IMAG keine Schuld trifft. Ob andere hier an Strippen ziehen, weiß ich nicht. Die Ergebnisse der IMAG werden, so mein Eindruck, sehr gut und richtungsweisend sein. Das Gutachten und der Gesetzentwurf von Laura Adamietz wird schon sehr nahe an perfekt liegen. Doch ob das wirklich umgesetzt wird? Ich wage es leider zu bezweifeln. Laura will eine Strafbewährung für das Offenbarungsverbot, ein gesetzliches Recht für medizinische Angleichungen und das alles auf Basis eines einfachen Antragsverfahrens. Das wird auf Widerstände stoßen, das wird Verhandlungen brauchen und das wird Zeit brauchen. Zeit, die wir vor der nächsten Bundestagswahl nicht haben werden. Und danach? Wer weiß das schon. Also lieber mehrgleisig fahren. Irgendwann werden wir auch die sturste Regierung dazu zwingen können, auch wenn wir dafür vor den EuGH müssen.
Zu privaten KVen, ja, gerne stehe ich für Fragen zur Verfügung, wenngleich es dazu leider keine besonders handfesten Informationen gibt. Das hängt ganz stark von der PKV ab und vielleicht auch dem eigenen Vertrag. Es gibt auch nur sehr wenige Urteile gegen PKV bzgl. Angleichung. Ich hatte das spezielle Problem, dass meine PKV keine therapeutische Begleitung verlangte und diese auch gar nicht bezahlt hätte! Damit hatte ich dann aber ein Problem bei behandelnden Ärzt_innen, denn die wollten ohne Indikation etc. nicht behandeln. Das war dann etwas kompliziert, verkehrte Welt, sozusagen. Da hatte ich dann die Zusage der KV, aber kein_e Behandler_in wollte etwas machen. Mit etwas Hin und Her, Erklärungen und, wie ich feststellen musste sehr wichtig, persönlichen Gesprächen, klappte dann doch alles.
Was mich dabei etwas erschreckte ist, dass im persönlichen vor-Ort Gespräch das Auftreten und vor allem die äußere Erscheinung eine Rolle spielte. Es war einer Behandlerin, die sich schriftlich und telefonisch noch sperrte, deutlich anzumerken, dass sich ihr Widerstand löste, als sie mich sah. Das finde ich, offen gestanden, nicht in Ordnung. Was hat das Aussehen mit der Person, Persönlichkeit und vor allem der Notwendigkeit zu tun? Hier landen wir wieder bei Klischees und Stereotypen. Trete ich als trans* Frau nicht in Pumps und Röckchen auf, mache ich mich dann gleich verdächtig nicht "echt" zu sein? Nicht trans* genug? Das ist nicht gut. In dem Zusammenhang frage ich mich wirklich, was die Beschreibung der Kleidung und des Aussehens im Allgemeinen in trans* Gutachten verloren hat. Gar nichts, außer Klischees und Stereotype zu bedienen und das ärgert mich.
Liebe Grüße
nicole
Ich bin trans* - und das ist gut so!
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