Mein Jahr 2021
Verfasst: Do 2. Dez 2021, 13:51
Hallo ihr Lieben,
in meiner Vorstellung hatte ich schon angedeutet, dass 2021 ein besonderes Jahr für mich war. Das möchte ich gern mit euch teilen :)
Ein kurzer Blick zurück: Mit 17 oder 18 habe ich das Crossdressen angefangen, nachdem es mich schon einige Jahre gereizt hatte. Ich war schon immer sehr schlank, sodass ich meinen Körper gut zu einer Frau formen konnte. Ein paar Polster drauftun ist bekanntlich leichter, als etwas wegzuschneiden. Mein Gesicht ist da eine größere Hürde, an der ich dann irgendwann aufgegeben habe. Ich hätte mir natürlich sagen können: "Ist doch egal, hab Spaß!" Allerdings habe ich nicht das größte Selbstvertrauen und hatte Angst, dass einige negative Erfahrungen in der Öffentlichkeit dazu führen, dass ich dieses Kapitel aus den falschen Gründen für immer schließe. So geriet das Ganze für einige Jahre in Vergessenheit. Mittlerweile bin ich 29.
Es brauchte über ein Jahr Corona, bis ich endlich realisiert habe, dass unser Alltag mittlerweile von maskentragenden Menschen geprägt ist. Ohne es zu bemerken, war das letzte Mode-Accessoire "en vogue" geworden, das mir immer gefehlt hatte, um vor die Tür zu treten. Ich beschloss in dem Moment, mir eine alltagstaugliche zweite Garderobe zusammenzustellen und experimentierte viel mit Polstern und anderen Hilfsmitteln, um eine authentische Eva ins Leben zu rufen. Das ging einige Monate so, in denen ich es kaum erwarten konnte, endlich rauszugehen. Vielleicht war ich übervorsichtig, aber ich habe lange dran gefeilt :)
Und dann war es so weit. Ich war sehr lange in der Stadt spazieren, 11 Kilometer, wie ich hinterher festgestellt habe. Und es war wunderbar. Das Herz raste anfangs, und machte jedes Mal einen freudigen Sprung, wenn ich meine Spiegelung in einem Schaufenster sah. Ich habe keinen einzigen Kommentar oder komische Blicke wahrgenommen. Dabei ist mir fast egal, ob mir die Illusion gut gelungen ist, oder die Leute wunderbar tolerant waren. Beides ist für mich eine Form von Normalität, in der ich mich als Eva wohlfühle. Dementsprechend folgten seitdem viele weitere Spaziergänge in alle möglichen Richtungen, und fürs neue Jahr möchte ich auch einige Events besuchen, sofern es Corona zulässt.
Direkt nach dem ersten Ausflug habe ich das ganze meinen Eltern und nach und nach drei Freundinnen erzählt. Ich hatte von vornherein keine Lust auf ein Versteckspiel im engen Kreis. Wenn mal die Stiefeletten im Flur stehen, oder das Kleid noch auf der Wäscheleine hängt, soll sich niemand wundern müssen. Für meine Eltern war"™s im ersten Moment schwierig, da sie dachten, ich leide schon mein ganzes Leben. Als Außenstehende bekommt man ja aus der transsexuellen Welt vor allem das seelische Leid vermittelt. Aber mittlerweile geht"™s. Ich glaube, der wichtigste Teil zur Akzeptanz ist die Erkenntnis, dass Eva schon immer Teil meines Wesens war. Dass sie"™s nun wissen, ändert nichts an meiner Persönlichkeit.
Die Freundinnen waren sehr begeistert und haben mehr Pläne mit Eva als ich selbst :)
Eine von ihnen hat mir einen ganzen Schwung Make-up überlassen und beigebracht, es zu benutzen. Da hätte ich auch nie gedacht, dass ich jemals ein gelungenes Augen-Make-up hinbekomme. Aber es ist tatsächlich nur Übungssache. Und es hilft natürlich, wenn man sich vertrauensvoll Feedback einholen kann. Außerdem war ich einige Male beim Waxing - so komplett unbehaart hat auch viel für sich :)
Mal schauen, wie es nächstes Jahr weitergeht. Ich denke, wenn man allem die nötige Zeit lässt, sich von allein zu entfalten, dann spürt man, welche Schritte die richtigen sind.
Liebe Grüße
Eva
in meiner Vorstellung hatte ich schon angedeutet, dass 2021 ein besonderes Jahr für mich war. Das möchte ich gern mit euch teilen :)
Ein kurzer Blick zurück: Mit 17 oder 18 habe ich das Crossdressen angefangen, nachdem es mich schon einige Jahre gereizt hatte. Ich war schon immer sehr schlank, sodass ich meinen Körper gut zu einer Frau formen konnte. Ein paar Polster drauftun ist bekanntlich leichter, als etwas wegzuschneiden. Mein Gesicht ist da eine größere Hürde, an der ich dann irgendwann aufgegeben habe. Ich hätte mir natürlich sagen können: "Ist doch egal, hab Spaß!" Allerdings habe ich nicht das größte Selbstvertrauen und hatte Angst, dass einige negative Erfahrungen in der Öffentlichkeit dazu führen, dass ich dieses Kapitel aus den falschen Gründen für immer schließe. So geriet das Ganze für einige Jahre in Vergessenheit. Mittlerweile bin ich 29.
Es brauchte über ein Jahr Corona, bis ich endlich realisiert habe, dass unser Alltag mittlerweile von maskentragenden Menschen geprägt ist. Ohne es zu bemerken, war das letzte Mode-Accessoire "en vogue" geworden, das mir immer gefehlt hatte, um vor die Tür zu treten. Ich beschloss in dem Moment, mir eine alltagstaugliche zweite Garderobe zusammenzustellen und experimentierte viel mit Polstern und anderen Hilfsmitteln, um eine authentische Eva ins Leben zu rufen. Das ging einige Monate so, in denen ich es kaum erwarten konnte, endlich rauszugehen. Vielleicht war ich übervorsichtig, aber ich habe lange dran gefeilt :)
Und dann war es so weit. Ich war sehr lange in der Stadt spazieren, 11 Kilometer, wie ich hinterher festgestellt habe. Und es war wunderbar. Das Herz raste anfangs, und machte jedes Mal einen freudigen Sprung, wenn ich meine Spiegelung in einem Schaufenster sah. Ich habe keinen einzigen Kommentar oder komische Blicke wahrgenommen. Dabei ist mir fast egal, ob mir die Illusion gut gelungen ist, oder die Leute wunderbar tolerant waren. Beides ist für mich eine Form von Normalität, in der ich mich als Eva wohlfühle. Dementsprechend folgten seitdem viele weitere Spaziergänge in alle möglichen Richtungen, und fürs neue Jahr möchte ich auch einige Events besuchen, sofern es Corona zulässt.
Direkt nach dem ersten Ausflug habe ich das ganze meinen Eltern und nach und nach drei Freundinnen erzählt. Ich hatte von vornherein keine Lust auf ein Versteckspiel im engen Kreis. Wenn mal die Stiefeletten im Flur stehen, oder das Kleid noch auf der Wäscheleine hängt, soll sich niemand wundern müssen. Für meine Eltern war"™s im ersten Moment schwierig, da sie dachten, ich leide schon mein ganzes Leben. Als Außenstehende bekommt man ja aus der transsexuellen Welt vor allem das seelische Leid vermittelt. Aber mittlerweile geht"™s. Ich glaube, der wichtigste Teil zur Akzeptanz ist die Erkenntnis, dass Eva schon immer Teil meines Wesens war. Dass sie"™s nun wissen, ändert nichts an meiner Persönlichkeit.
Die Freundinnen waren sehr begeistert und haben mehr Pläne mit Eva als ich selbst :)
Eine von ihnen hat mir einen ganzen Schwung Make-up überlassen und beigebracht, es zu benutzen. Da hätte ich auch nie gedacht, dass ich jemals ein gelungenes Augen-Make-up hinbekomme. Aber es ist tatsächlich nur Übungssache. Und es hilft natürlich, wenn man sich vertrauensvoll Feedback einholen kann. Außerdem war ich einige Male beim Waxing - so komplett unbehaart hat auch viel für sich :)
Mal schauen, wie es nächstes Jahr weitergeht. Ich denke, wenn man allem die nötige Zeit lässt, sich von allein zu entfalten, dann spürt man, welche Schritte die richtigen sind.
Liebe Grüße
Eva