Liebe Frieda,
Du kannst mich nicht verletzen, wenn ich selbst nicht verletzbar bin. Oder anders gesagt, wenn ich verletzt wurde, was in der Tat der Fall war, ist das etwas was ich mich selber fragen muss: Warum bin ich an dieser Stelle verletzbar ? Du bist also nicht die Ursache, sondern nur das Mittel, meine Verletzung aufzuzeigen. Da ist keine Entschuldigung erforderlich. Ich danke Dir sogar dafür. Es bringt mich wieder weiter.
Darüber hinaus verletzt man sich selber, wenn man andere verletzt. Man leidet selber darunter. Weniger empfindsame Geister spüren das nicht so sehr, aber man schränkt sich selber ein. Wenn ich Deine Worte richtig interpretiere, hast Du selber für Dich einen Nutzen gezogen. Darüber kann man doch froh sein, oder ?
Ich schlage vor, wir beenden das Thema "Vicky" an dieser Stelle. Mir wäre das ganz lieb. Es ist alles in Ordnung.
Deine Fragen sind ja nicht falsch, aber die für mich sinnvolle Antwort geht in die Richtung, was kann ich, also jede/r für sich selber, tun, damit die Situation besser wird. Also die Frage auf sich selber bezieht. Deshalb habe ich ja auch so heftig reagiert. Ich habe einfach Angst davor, dass ich als "hochtrabend" oder "schwafelig" gesehen werde. Das ist mein Ding und ich werde an dieser Angst arbeiten. Da gibt es Gründe und die gilt es zu finden.
Es ist genau die Situation, auf die ich schon öfters hingewiesen habe. Meine schmerzhaften Gefühle kommen aus mir und sie zeigen mir, an welchen Stelle ich noch Potential für weitere Entwicklungen habe. Für diese Gefühle bin ich selber verantwortlich. Ich muss mich dafür nicht verteidigen oder andere angreifen. Diese "Schwäche" macht mich auf Dauer stärker. In der Sache muss ich ja anderen nicht Recht geben. Das wäre eine falsche Interpretation. Aber zuerst kommt für mich die Frage, was macht die Verletzung mit mir ? Auf was weisen mich meine Gefühle hin ?
Ich weiß, das ist nicht einfach, weil es unserem "natürlichen" oder anerzogenen Reflex entgegen steht. Aber durch die Umkehrung der Gedanken habe ich die Macht, mein Leben zu verändern. Nicht mehr und nicht weniger. Ich glaube es war Albert Einstein, der sinngemäß einmal sagte: Wer glaubt Probleme mit den Mitteln zu lösen, die zu den Problemen geführt haben, irrt. Wenn sich also in meinem Leben etwas falsch anfühlt, muss ich genau dort ansetzen.
Vielleicht ein simples Beispiel: Wenn ich mit allen Menschen in meinem Umfeld distanziert umgehe, wird man mit mir automatisch auch so umgehen. Irgend wann werde ich darunter leiden. Meine Reaktion könnte sein, dass ich die Menschen blöd finde, da sie mich nicht verstehen. Ich stelle durch die Projektion meines Verhaltens eine Schuldfrage. Nehme ich das Leiden jedoch ernst und schaue genau hin, stelle ich fest, dass ich mich nicht gut verhalte. Ich verletze mich dadurch selber. Die Konsequenz ist also nicht ein mehr oder weniger offener Angriff, sondern eine Veränderung meines Verhaltens. Und wie ich es schon erlebt habe, ändert sich sehr schnell das Verhalten der Anderen. Ich werde als Mensch viel besser akzeptiert. Das tut auch mir gut.
So jetzt habe ich genug "geschwafelt" ...
