mein aufrichtiges Beileid. Leider passieren immer wieder Dinge, die wir weder vorausahnen noch beeinflussen können. Gerade wenn ein junger Mensch stirbt, hinterlässt uns das naturgemäß sehr viel fassungsloser als der Tod eines Menschen, der "sein Leben gelebt" hat.
Es macht aber niemanden wieder lebendig, wenn wir darüber in Bitterkeit verfallen. Für dich geht das Leben weiter.
Ohne zu sehr zu spoilern kann ich dir versprechen: Du wirst Erfüllung empfinden. Zumindest für eine gewisse Zeit lang. Nach Ablauf eines Zeitraumes, der nicht bestimmbar ist, wird dieser Zustand, der durch die GaOP herbeigeführt wurde zur Normalität, das Gefühl "nach etwas zu suchen" stellt sich wieder ein. Warum maße ich als CD mir eine derartige Prognose an? Nun, ganz einfach. Wir Menschen sind dazu verdammt uns ständig weiterentwickeln zu müssen. Wir können uns nicht dauerhaft mit etwas zufrieden geben oder dauerhafte Erfüllung aus ein und derselben Sache ziehen. Du könntest jetzt, wie so oft vorgelebt nach der GaOP die nächste OP anstreben - Brustvergrößerung, Stimmbänder, FFS ... . Das Repertoire der kosmetischen Operateure bietet noch so einiges, mit dem sich Trans- Menschen über Jahre immer wieder Erfüllung erkaufen können. Ob dies erstrebenswert ist, möge eine jede für sich selbst entscheiden.Lavendellöwin hat geschrieben: Mi 30. Okt 2024, 15:55 5 Monate bin ich jetzt auf der Warteliste für die GaOP..was kommt danach.
Erfüllung, wer weiss das? Ich fürchte aber nicht..
Der Motor, der uns ständig vorantreibt und uns zur Weiterentwicklung zwingt ist, du hast es bereits genannt, das Älterwerden. Leider ist das Älterwerden noch immer stigmatisiert, weil wir uns immer auf die wenigen negativen Seiten konzentrieren. Dabei bringt es soviel Positives mit sich: Lebenserfahrung, einen gewaltigen Schatz an Erinnerungen und "Geschichten", Tiefgründigkeit, wertvolle Bekanntschaften mit Menschen, die nicht aus dem oberflächlichen Zwang einer zusammengewürfelten Gruppe gepflegt werden, sondern aus einem inneren Zusammgehörigkeitsgefühl ... die Liste der Dinge, die uns in der Jugend fehlen, dafür im Alter von selbst auf uns zukommen, lässt sich beliebig fortsetzen. Das wichtigste erscheint mir aber: Wir verfügen im Alter über deutlich mehr Freiheit oder Souveränität über uns selbst zu entscheiden. Wir müssen in unserem Tun und Handeln auf keine Eltern, keine minderjährigen Kinder mehr Rücksicht nehmen.Vielleicht gibt es einen Partner/ eine Partnerin. Da lässt sich leichter eine gegenseitige Vereinbarung finden. Es ist egal, was wir mit dieser Freiheit anfangen. Ein Haus aus Seecontainern bauen, eine Harley kaufen, einen Urlaub en femme verbringen. Wir entwickeln uns weiter.
Ich habe die interessante Entdeckung gemacht, dass ich mit zunehmendem Alter weiblicher werde. Wohlgemerkt: Ohne HRT oder sonstige Mittelchen. Einfach nur durch stetige Weiterentwicklung. Ich werde gelassener, habe nicht mehr das Bedürfnis mich mit irgendjemandem zu messen, ich habe Freude an Tätigkeiten, die nach gängigem Klischee typisch weiblich sind und mir früher (vielleicht deshalb) ziemlich zuwider waren. Meine Selbstverständlichkeiten ändern sich. Ich habe keine Scheu mehr als Frau aufzutreten. Selbst mein Körper verändert sich, Ecken und Kanten werden von leichten Rundungen überdeckt, die Körperbehaarung nimmt ab.
Allerdings müssen wir im Alter auch auf der Hut sein. Ein typisches Merkmal des Alters ist leider auch die Verbitterung. Wir müssen sehr aufpassen, dass die negativen Erinnerungen, die zwangsläufig in unserem Erinnerungsschatz abgespeichert sind, nicht zum Merkmal unserer Persönlichkeit werden.
Wichtig erscheint mir für das Alter eine eher kindliche Eigenschaft: Neugierig bleiben: Ich bin neugierig, welche Entwicklungen und Erfahrungen ich noch machen, welche Menschen und Orte ich noch kennenlernen werde. Ich bin einige Jährchen älter als du, trotzdem bin ich davon überzeugt: Jetzt kommen die spannendsten Jahre unseres Lebens!
Kopf hoch, neugierig bleiben und Entwicklung zulassen!
Liebe Grüße
Helga