"Einfach selbst bestimmt"
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Hilfe und Selbsthilfe
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Jaddy
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"Einfach selbst bestimmt"

Post 1 im Thema

Beitrag von Jaddy »

Ein neues Buch, herausgegeben von Janka Kluge und Julia Monro: "Einfach selbst bestimmt. Texte zur Lebensrealität jenseits der Geschlechternormen"
(ISBN 978-3-462-31218-8, https://www.kiwi-verlag.de/buch/einfach ... 3462312188 )

Etliche sehr gute Texte; ich habe noch nicht alle durch. Interessant aber zum Beispiel diese Passage:
Nach der Gallup-Studie liegt der Anteil der Jungerwachsenen in der Generation Z, die sich in den USA als transgender bezeichnen, bei 2,1 % (Jones, 2022). Eine der wenigen gesicherten Zahlen zum Thema Geschlechterverständnis unter Jugendlichen in Deutschland findet sich in den 2021 in Hamburg und Bremen durchgeführten Schüler*innen- und Lehrkräftebefragungen zum Umgang mit Suchtmitteln (SCHULBUS). Insgesamt 130 der insgesamt mehr als 5300 befragten Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren gaben als Geschlecht »divers« an. Das entspricht einem Anteil von 2,4 % der bereinigten Gesamtstichprobe (Baumgärtner, 2023). Auf Deutschland hochgerechnet, ergibt das fast 100000 Jugendliche, die sich nicht im binären Geschlechtersystem verorten (Destatis, Lebendgeborene, Gestorbene, Geburten-/Sterbeüberschuss (ab 1950), 2023). Der »IPSOS LGBT+ Pride 2021 Global Survey«, der von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vorgelegt wurde, geht davon aus, dass »LGBTI+ Deutsche 14 % der Bevölkerung ausmachen«. Es »identifizieren sich schätzungsweise 3 % der Deutschen selbst als nicht-cisgender« (OECD, 2023).
(Cornelia Kost: "Trans*: Fakten und Zahlen")

Also nochmal:

14% Menschen in Deutschland irgendwie LGBTQI+
3% in Deutschland nicht cis-gender
2,4% der Altersgruppe 13-18 "divers" (also nichtbinär)

Hui!

Selbst wenn sich die 2,4% mit dem Alter teilweise doch binär verteilen, liege ich mit den 1-3% trans und_oder nichtbinär vermutlich richtiger als die üblichen 0,6%. Und damit auch mit den Vergleichen: 1,5% Menschen in D haben einen Doktortitel. Ebenso viele rote Haare oder grüne Augen. Wir sind nicht so wenige.

Also: Das ganze Buch lohnt sich. Epub zur Ansicht bei mir.

Und diesen Text hier möchte ich am liebsten plakatieren oder sonstwie möglichst vielen Menschen geben, um klar zu machen, wo das eigentliche Problem nichtbinärer Menschen liegt:
Morgens aufwachen und durch die Wohnung laufen ins Bad. An sich runtergucken und sich wohlfühlen, an sich runtergucken und sich einen anderen Körper wünschen. Die Haare kämmen und Entscheidungen treffen. Zu den Kisten voll mit Kleidung treten und Entscheidungen treffen. ... Sekunde für Sekunde für Sekunde Entscheidungen treffen. Und jede der Entscheidungen ändert nichts daran, wer man ist.

Nichtbinär sein ist ein Outfit. Nichtbinär sein ist ein Trend. Nichtbinär sein ist kokett. Nichtbinär sein ist Aufmerksamkeit heischen. Nichtbinär sein heißt, eine selbsthassende Frau sein. Nichtbinär sein heißt, sich der Verantwortung von cis Männlichkeit zu entziehen. Nichtbinär sein heißt, ein Mädchen in Jungsklamotten sein. Nichtbinär sein heißt, ein Junge mit Nagellack sein.

Während man vom Bett zum Bad zur Klamottenkiste zum Spiegel läuft, trifft man Entscheidungen. Und im Kopf hat man Stimmen. Manche schützen einen, helfen einzuschätzen: Wo gehe ich nachher hin? Ist es gefährlich, dort so zu performen, dass jemand erahnen könnte, dass ich nichtbinär bin?
Gehe ich in einen Raum, in dem ich durchatmen kann? Oder ist es einer dieser Räume, der so binär ist, dass die Möglichkeit meiner Existenz gar nicht in Erwägung gezogen wird?

Nichtbinarität ist eine Geschlechtsidentität. Sie ist aber auch ein Sammelbegriff. Von sich erzählen und sagen, ich bin nichtbinär, sagt erst mal gar nichts über die Komplexität und Realität der Person aus, die es ausspricht. Wie auch? Es gibt Menschen, die sagen, ich existiere außerhalb von den Geschlechterkategorien. Es gibt Menschen, die sagen, ich bewege mich auf dem Spektrum zwischen der Binarität von Mann und Frau. Es gibt Menschen, die sagen, ich bin beides. Ganz oft heißt es deswegen jetzt in feministischen Texten und Demoreden: »An alle Frauen, Männer, die, die nichts davon sind, die beides sind oder die dazwischen.«

Das Uneindeutige wird eindeutig gemacht – die Trinität der Möglichkeiten des Nichtbinärseins. Nichtbinarität wird zur eingrenzbaren Kategorie. Natürlich gibt es jede dieser Möglichkeiten, trotzdem lässt sich das Erleben von Nichtbinarität nicht darauf reduzieren – und erst recht nicht behaupten, dass dies eine ausreichende Definition von nichtbinär sei.

Männlich, weiblich, divers – der Kampf um die dritte Geschlechtsoption wurde von inter*Personen gekämpft. Bis zum Bundesverfassungsgericht wurde sie eingeklagt, und mit einer bundesweiten Kampagnenarbeit zur dritten Option wurde Druck gemacht. Divers wird aber nun für manche ein Synonym für nichtbinäre Menschen. Du bist nicht Mann, nicht Frau, ah, dann bist du divers oder, wie es auf denglisch seit der Ausstrahlung der lesbischen Datingshow »Princess Charming« oft heißt: non-binär.

Die heilige Trinität der Möglichkeiten – auch wenn der Aussage »Es gibt mehr als zwei Geschlechter« mit viel Wut und Hass und Gewalt begegnet wird, hat sie noch lange nicht die Schlagkraft, die Nichtbinarität innewohnt. Nichtbinarität wird oft als »dritte Option« gedacht, obwohl hier Diskurse und Kämpfe von inter*Aktivist*innen vermischt und unsichtbar gemacht werden. Alles für den Wunsch nach Eindeutigkeit. Drei Möglichkeiten sind akzeptabler als unendlich viele Möglichkeiten.

Denn: Hinter dem Begriff nichtbinär steht erst mal kein Bild. Kein Körperteil. Keine Farbe. Keine Stimmhöhe oder Tiefe. Kein Hobby. Kein Berufswunsch. Hinter diesem Begriff steht eine Unendlichkeit an Möglichkeiten, eine enorme Komplexität. Es gibt kein nichtbinäres Aussehen und kein nichtbinäres Performen. Es gibt nur einen Menschen, der dich anschaut und sagt, hör zu, ich bin nichtbinär. Und einen anderen Menschen, der das hört und sagt, okay, und denkt, ich weiß nicht, was das für dich bedeutet, und der hoffentlich fragt, brauchst du etwas von mir?“

Transexkludierende radikale Feminist*innen sagen immer wieder: Es gibt trans*Personen, aber eben nicht so viele. Und wer trans* ist, wird es beweisen können. Zwischen Bett und Bad und Klamottenkiste und Spiegel ist immer auch die Stimme, die ruft:

BEWEIS ES MIR!

Und da steht man also vor der Klamottenkiste und denkt: Wenn ich mich nur genug anstrenge, nur hart genug kämpfe, das Richtige trage und das Richtige fühle, was ich schon immer gefühlt hab, woran ich nie gezweifelt hab. Dann wird diese Stimme am Ende des langen Korridors in einem dunkelbraunen Ledersessel sitzen, die Beine übergeschlagen, und rufen:

DU HAST ES MIR BEWIESEN!

Und man wird durchatmen und wissen: Jetzt habe ich den Test bestanden. Jetzt darf ich sein und darf ich leben. Aber liest man die Texte der durchschnittlichen menschenrechtsverachtenden, transexkludierenden, radikalen Feminist*innen, weiß man, am Ende des Korridors sitzen sie da, die Beine übergeschlagen, in diesem dunkelbraunen Ledersessel und rufen:

DU LÜGST.

Wer den Korridor entlanggeht, steht unter Beweispflicht. Es wird behauptet, wer die Hürden überwindet, kann seine eigene Existenz beweisen. Aber eigentlich ist doch die eigene Existenz schon durch sich selbst bewiesen. Der Korridor ist voll mit Erwartungen und Projektionen der cis heteronormativen Gesellschaft. Sie gibt vor, was man sagen und fühlen und denken und sein muss, um genehmigt zu werden.

Aber was ist Nichtbinarität in diesem Korridor? Wie kann man seine Nichtbinarität beweisen? Haare kurz schneiden? Oder Haare lang wachsen lassen?

Nur noch dunkle Farben tragen? Nur noch helle Farben? Nie wieder schminken? Immer schminken? Nie wieder Kleider tragen? Nur noch Kleider tragen? Neue Pronomen? Keine Pronomen? Neopronomen? Keine Pronomen?

Muss eine nichtbinäre Person immer androgyn aussehen? Haben die Gatekeeper*innen am Ende des Korridors überhaupt schon diesen Test erfunden? Oder setzt sich jeden Morgen auf dem Weg vom Bett zum Bad zur Klamottenkiste zum Spiegel jeder nichtbinäre Mensch bereits selbst unter Druck? Und das noch bevor transexkludierende radikale Feminist*innen sich selber überhaupt überlegt haben, welche die Bedingungen sind, die erfüllt sein müssen für das kurze anerkennende Nicken am Ende des Korridors.

Muss für dieses kurze Nicken ein dicker Körper Fett verlieren? Muss auf eine Hormontherapie verzichtet werden? Was muss man aus der Klamottenkiste ziehen für dieses eine kurze Nicken, für die Bestätigung, dass man selber existiert? Dabei weiß man selbst es doch ganz genau. Sonst wäre man doch nicht da.

Nichtbinarität lässt sich nicht eingrenzen. Nicht definieren. Nicht an Körpern ablesen. Nicht in Kleidung einschreiben. Künstler*in, Lyriker*in, Performer*in Alok Vaid-Menon schreibt: »I don’t have to be a woman or a man to be coherent.« They betont immer wieder, wie sehr die bloße Existenz von nichtbinären Menschen einen Angriff auf die Grundannahmen des weißen, cis heteronormativen, kapitalistischen Systems darstellt. Die eigene Existenz zeigt auf, dass es mehr gibt, als sich in Sprache und Normen einsperren lässt. Und die bloße Möglichkeit dessen, dass es eine Alternative gibt, hat eine Sprengkraft, die jede*r, der*die die Zweigeschlechterordnung mit aller Kraft verteidigt, spürt. Es gibt die Möglichkeit einer Welt, die freier ist. Daran erinnern Queers, ob sie es wollen oder nicht. Ihre bloße Existenz ist ein Angriff. Ob sie wollen oder nicht.

"Non-binär sind wir alle, kein Mensch, den ich kenne (und erst recht keine Frau!), ordnet sich irgendwelchen patriarchalen Genderrollen unter!“

Nichtbinarität als politisches Statement. Denkt man dieses Klo-Statement zu Ende, fragt man sich, wieso sind die Toiletten an diesem Institut binär geschlechtergetrennt. Warum hat die Person, die diesen Satz geschrieben hat, nicht längst die alten Symbole überschmiert und die Standesämter mit Steinen beworfen, in denen die Datenbanken zu den Personenstandsregistern gespeichert sind? Und wieso rutschen wir nicht alle längst den funkelnden, befreiten und wunderschönen Regenbogen herunter, in diese wunderbare Welt, die frei ist von patriarchalen Genderrollen?

Nichtbinär zu sein ist keine Entscheidung. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten und Realitäten des Nichtbinärseins. Jede Person, die nichtbinär ist, ist es auf ihre eigene einfache oder komplexe Art und Weise und entscheidet selbst, wie sie performt, was sie preisgibt, was sie erklärt, was sie akzeptiert, um zu überleben in einer Welt, in der die eigene Existenz als nicht existent definiert wurde. Nur nichtbinär zu sein ist keine Entscheidung. Kein Statement. Und gleichzeitig ist es ein Angriff, eine Provokation, eine immer wieder aufleuchtende Erinnerung daran, dass die Geschichten, die wir über uns selbst und die Welt, in der wir leben, erzählen, komplexer sind, als die Sprache und die Vorstellungskraft eines Unterdrückungssystems uns weismachen wollen.
(Irina Nekrasov/a: "Nichtbinär")
Helga
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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 2 im Thema

Beitrag von Helga »

Jaddy hat geschrieben: Do 14. Mär 2024, 16:30 Non-binär sind wir alle
Dies ist im Grunde der wichtigste Satz des Statements, auch wenn anschließend überflüssigerweise die Frauen besonders hervorgehoben und das Feindbild des Patriarcharts als Abschreckung bemüht werden muss, womit sich die schreibende Person dann doch wieder in ein binäres Weltbild einordnet.
Erklärung: Die allermeisten cis- Menschen richten Partnerwahl und Toilettengang nach dem aus, was sie zwischen ihren Beinen vorfinden, leben aber im übrigen ein von außen betrachtet weitgehend nicht- binäres Leben.
Noch schlechter dran sind diejenigen, die versuchen "ein richtiger Mann" oder "eine richtige Frau" zu sein. Sie richten sich nach irgendwelchen Vorlagen, die nach Zeitepoche, Kulturkreis, Bildungsstand, sozialem Umfeld etc. sehr unterschiedlich sind, womit diese "Binarität" ziemlich beliebig wird.
Der Unterschied zwischen Nichtbinär und cis- ist lediglich, dass Letzteren ihre weitgehende Nichtbinärität oder Beliebigkeit nicht bewusst ist.
Der einzige Bereich unseres menschlichen Daseins, der wirklich binär ist, ist die biologische Fortpflanzung, für die bei allen höheren Lebewesen (zu denen in der Regel auch die Menschen zählen) zwei körperlich unterschiedlich ausgestattete Individuen erforderlich sind. Der Fehler im System liegt darin, dass dieser Fortpflanzung(sfähigkeit), die zwar richtig und wichtig ist, aber eigentlich nur im zweiten Quartal unseres Lebens Relevanz hat, eine derartige Bedeutung beigemessen wird, dass danach das ganze Leben ausgerichtet wird.
Liebe Grüße
Helga
Was bin ich?- Zunächst einmal bin ich ein Mensch!
Meistens bin ich ein Mann.
Wenn mir danach ist bin ich eine Frau.
Ich muss mich nicht festlegen.
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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 3 im Thema

Beitrag von Jaddy »

Helga hat geschrieben: Do 14. Mär 2024, 21:26
Jaddy hat geschrieben: Do 14. Mär 2024, 16:30 Non-binär sind wir alle
Dies ist im Grunde der wichtigste Satz des Statements, auch wenn anschließend überflüssigerweise die Frauen besonders hervorgehoben und das Feindbild des Patriarcharts als Abschreckung bemüht werden muss, womit sich die schreibende Person dann doch wieder in ein binäres Weltbild einordnet.
Hm ja, nein. Es ist eigentlich genau umgekehrt und das erklärt Irina ja auch im Absatz unter dem "Klo-Statement".

Die meisten Menschen leben ein sehr cis-binäres Leben. Der Knackpunkt ist: Sie merken wie die beiden Fische(1) gar nicht, wie viel binäre Genderei sie tagtäglich automatisch mitmachen und selbst reproduzieren.

Das auffälligste sind noch die dauernden zwei Türen. Reale und übertragene. Klos, Umkleiden, Klamottenabteilungen, Sportvereine, Clubs usw. Es macht einen Unterschied, ob du irgendwo als Frau oder als Mann gedeutet wirst (und keinein deutet dich als nichtbinär). Es hat Auswirkungen auf das Verhalten anderer dir gegenüber und du wirst dich auch anders verhalten, weil bestimmte Erlebnisse "im anderen Geschlecht" schlicht nicht vorkommen. Zum Beispiel wahlweise für fehl am Platze oder kompetent gehalten zu werden. Je nachdem wie andere dich wahrnehmen.

Den wenigsten cis-binären Personen fallen diese Dinge auf, weil sie trotz aller Emanzipation das System von kleinauf so verinnerlicht haben, dass es sich für sie einfach normal anfühlt. Im Sinne von statistisch passt es zu >95% ihres Lebens und der Rest sind nur einzelne Aufreger.

Tatsächlich leben sie im cis-binär-hetero System inklusive der patriarchalen Genderollen. Irina ordnet sich dort nicht ein, sondern beschreibt lediglich die Realität für alle, die nicht mal im Ansatz offen für nichtbinäre Menschen ist.

In einer tatsächlich nichtbinären Welt würden keinem Menschen von aussen irgendwelche vergeschlechtlichten Dinge zugeschrieben. Keine Anrede, keine Pronomen, keine Kompetenzen oder Charaktereigenschaften. Egal welches körperliche Aussehen, Namen oder Outfit die Person hat.

Es ist das gleiche Phänomen wie wenn weisse Menschen hier sagen "ich sehe keine Hautfarben". Denken sie, aber das stimmt nur in sofern, dass sie die alltäglichen zusätzlichen Hürden von PoC nicht sehen. Ein Privileg ist eine Problematik, an die du nie zu denken brauchst, weil sie dich nie betrifft.

Als nichtbinäre Person mache ich mir täglich die Gedanken, die Irina schildert. Wo gehe ich nachher hin? Ist es gefährlich, dort offen nichtbinär zu sein? Gehe ich in einen Raum, in dem ich durchatmen kann? Oder ist es einer dieser Räume, der so binär ist, dass die Möglichkeit meiner Existenz gar nicht in Erwägung gezogen wird? Welches Outfit wird welches Verhalten der anderen zur Folge haben? Auf welche falsche Seite werde ich eher zugeordnet und was bedeutet das? Wie gehe ich mit Konflikten um? "Sekunde für Sekunde für Sekunde Entscheidungen treffen. Und jede der Entscheidungen ändert nichts daran, wer man ist" - aber wie andere dich behandeln.

Wie Irina beschreibt kann eins es als nichtbinäres Wesen der (cis)binären Umwelt nie recht machen. Kein Outfit, kein Auftreten, kein Art zu sprechen und auch keine med. Maßnahme wird im binär assimilierten Umfeld den Stempel "nichtbinär genug" erzeugen. Du wirst von ihnen immer binär einsortiert. Es ist immer die (glücklicherweise meist unausgesprochene) Frage "Ja okay, aber weiblich oder männlich nichtbinär?"

Diese Klo-Sprüche wie "wir sind doch alle nichtbinär" oder "ich sehe keine Geschlechter, nur Menschen" empfinde ich als sehr verletzend, weil sie ignorant und falsch sind und z.B. meine Problematik nicht mal ansatzweise begreifen. Deshalb hat mich der Text so erfasst.

(1) Zwei Fische schwimmen so vor sich hin. Kommt ihnen ein dritter Fisch entgegen und sagt "schönes Wasser heute". Die beiden anderen gucken sich an und fragen "welches Wasser?".
Tina
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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 4 im Thema

Beitrag von Tina »

Hallo Jaddy,
Vielen lieben Dank für Deinen Auszug und Hinweis zu einem Buch, dass von Dir gerade jetzt in dieses Forum gestellt wurde… (hilft mir aktuell sehr)
Liebe Grüße
Tina
Jaddy
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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 5 im Thema

Beitrag von Jaddy »

Zu meiner Antwort oben möchte ich noch anfügen, dass ich keineswegs eine total entgenderte Welt errichten möchte oder gar anderen ihre geschlechtliche Identität verbieten. Ich finde es wunderbar, wenn Menschen ihr passendes Modell von sich gefunden haben und leben können. Auch wenn es sich verändert, sie sich neu finden. Nur möglichst friedlich bitte, und für alle.

Mein Thema ist einfach, dass es für viele Menschen aus unterschiedlichen Gründen keine Räume gibt. Nichtbinär zu sein ist einer davon; also mit beiden angebotenen Türen aus unterschiedlichen Gründen ähnlich schlecht klar zu kommen. Ständig zu Entscheidungen über das jeweils kleinere Übel gedrängt zu werden und dann noch andauernd mit dem Unverständnis konfrontiert zu werden, dass es eben so ist.

Ich möchte einfach eine selbstverständliche Möglichkeit, da nicht mitspielen zu müssen. So wie bei Religion (und der Vergleich funktioniert in allen Belangen erstaunlich gut). Es ist prima, wenn andere Menschen etwas aus ihrem Glauben ziehen. Feiert Ramadan, Shabat, Ostern oder Krishna Janmaschtami. Aber lasst nichtreligiöse Menschen die Möglichkeit zum opt-out. Aktuell stehe ich andauernd vor zwei Türen, "evangelisch" / "katholisch" für Dinge, die eigentlich nichts mit Glauben zu tun haben. Und ich will einfach nur die Option "Ohne".
Lavendellöwin
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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 6 im Thema

Beitrag von Lavendellöwin »

Jaddy hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 11:59 Aktuell stehe ich andauernd vor zwei Türen, "evangelisch" / "katholisch" für Dinge, die eigentlich nichts mit Glauben zu tun haben. Und ich will einfach nur die Option "Ohne".
Heyhey...

wo meinst du denn genau?

Bei uns ist es ja genauso, ich bin katholisch und mein Lieblingsmensch evangelisch, also auf dem Papier, aber eigentlich halt auch nicht,
weil wenn hier praktiziert wird ist das im Denken und Handeln grösstenteils buddhistisch. Mit ganz kleinen Anteilen die im Islam liegen bei mir.

Meinst du das Ganze bezogen darauf wo deine späteren Überbleibsel bleiben? Da haben wir auch eine Schwierigkeit damit,
sonst wären wir beide bei unserer "Ursprungsreligion" schon lange raus. Rein von der Zugehörigkeit her, nicht von manchen Grundgedanken.

Auch zum Thema hier, ich hab grade unlängst mal wieder gehört, das ich ja zu den Menschen gehöre die "beides" haben.

/hint -> die Person hat mich nackt gesehen

Also männliches und weibliches, klar ist so, nicht von der Hand zu weisen. Das macht mich auch nicht ganz glücklich
da ich ja doppelt geschlechtlich also irgendwie binär-binär einsortiert werde.
Das ist einfach so da, meist dann, wenn ich mir gar keine Mühe gebe etwas darzustellen und das möchte ich einfach auch nicht immer tun.
Mich macht das einfach wirr, ich nehme mich männlich im Spiegel wahr und andere sagen, heute hast du eine sehr weibliche Ausstrahlung.
Ja wie jetzt? Ich check das nicht, was erwarten die?

Also du bist nicht alleine mit deinem Struggle, auch wenn ich mich binär verorte...

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Jaddy
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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 7 im Thema

Beitrag von Jaddy »

EmmiMarie hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 12:57 Also männliches und weibliches, klar ist so, nicht von der Hand zu weisen. Das macht mich auch nicht ganz glücklich
da ich ja doppelt geschlechtlich also irgendwie binär-binär einsortiert werde.
Das ist einfach so da, meist dann, wenn ich mir gar keine Mühe gebe etwas darzustellen und das möchte ich einfach auch nicht immer tun.
Mich macht das einfach wirr, ich nehme mich männlich im Spiegel wahr und andere sagen, heute hast du eine sehr weibliche Ausstrahlung.
Ja wie jetzt? Ich check das nicht, was erwarten die?

Also du bist nicht alleine mit deinem Struggle, auch wenn ich mich binär verorte...

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Ich denke, Du beschreibst ein Teil des gleichen Phänomens. Die Diskrepanz zwischen Eigenwahrnehmung / Selbst und der Zuordnung durch andere. Den Knackpunkt sehe in in letzterem. Die Zuordnung möchte ich bitte selbst bestimmen. Erstens jederzeit und zweitens mit einer opt-out Möglichkeit. Mir ist klar, dass dies maximales Konfliktpotenzial ist.

Religion diente nur als Analogie für die geschlechtliche Identität. Ich hätte auch Haarfarben nehmen können, aber Religion trifft es vielleicht besser, denn auch da gibt es ein tiefes persönliches Selbstgefühl, dessen Quelle nicht erfassbar ist, das aber seltsam spezifisch ist, weil irgendetwas an genau einer Religion "einrastet". Oder eben nicht. Es gibt eben neben dem "dazwischen" auch ein "ausserhalb" oder "ganz anders".

Aber um die Metaphern zu kombinieren: Es wäre schon seltsam, wenn die sozialen Konventionen wären, dass Menschen mit hellen Haaren evangelisch zu leben haben und solche mit dunklen katholisch. Mit getrennten Umkleiden und Sportvereinen und Ankreuzkästchen und Anreden auf dem Adresslabel und an der Backtheke. Fremdbestimmt, weil die Haarfarbe die Soll-Glaubensidentität bestimmt. Komplette Verleugnung anderer Religionen und der Option keine zu haben. Oh, und Rothaarige werden zwangsgebleicht... Das wäre schon sehr seltsam. Aber genau so fühlt sich das an.
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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 8 im Thema

Beitrag von gaby37 »

Hallo,

erstmal Danke für den Auszug aus dem Buch, es zeigt mir wieder mal auf, dass ich mir zwar Mühe gebe, aber das Problem des nonbinären noch immer nicht verstanden habe, sorry dafür.
Was ich gut fand, war
Jaddy hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 01:40 Ein Privileg ist eine Problematik, an die du nie zu denken brauchst, weil sie dich nie betrifft.
Was ich nicht gut fand / finde: nur weil ich die meiste Zeit meines Lebens als verheirateter Mann lebe, mir irgendwie ständig "Patriachat" vorwerfen lassen zu müssen.

Das es in Deutschland soviele non-binäre wie "Doktor" gibt fand ich interessant....eine durchaus ansehnliche Zahl.

Den Vergleich mit der Religion fand ich interessant, da gibt es neben den beiden Hauptkonfessionen im Christlichen noch etliche kleine Ableger und noch viele andere Relegionen. Und man kann fast beliebig wechseln und es auch komplett sein lassen. Allerdings ist ist auch kein Merkmal was im Normalfall bei einem Kennenlernen sofort wichtig ist, später aber schon...je nach Relegion und Toleranz....da gibt es auch einiges an "no-go"

Das Thema "Was ziehe ich an um richtig gegendert zu werden" ist mit Sicherheit ein Problem, aber in dieser Form nicht auf nonbinär beschränkt.
Auch binäre Frauen stehen vor diesem Problem und deswegen laufen viele mitlerweile im Schlabberlook rum, um nicht aktraktiv zu wirken, wenn sie keinen Bock drauf haben.
Auch als Mann gehe ich nicht in diverse Viertel....

Ich habe keine Ahnung wie das ist, wenn ein non-binärer Mensch falsch gegendert wird....ich werde dieses Gefühlt vermutlich nie wirklich erahnen....
Ich möchte auf der anderen Seite aber auch nicht als Nichtbinär gegender werden: meist möchte ich als Mann, und wenn ich als Gaby unterwegs, bin als Frau erkannt werden.
Was mir fehlt wenn ich darauf verzichte? Genau das gleiche, was einem Nonbinären fehlt, wenn er (der Mensch) falsch gegendert wird,
und wie von etlichen schon beschrieben: nonbinär ist keine offensichtliche Eigenschaft im Gegensatz zur z.B. Haarfarbe.
Und damit sind wir, aus meiner Sicht, bei dem Problem angekommen: Die Mehrheit (95-98%) sind binär veranlagt und der Mensch ist ein Gewohnheitstier: wenn in 95% der Fälle das angenommene Gender richtig ist, und bei vielen Menschen wird das sogar bei 100% sein....warum noch fragen?
Das soll die Probleme der nonbinären Menschen nicht klein reden, aber ich sehe hier keine von der Mehrheit akzeptierte Lösung....

Da es auch hier wieder um die Toilettenfrage (und damit etwas praktisches) geht:
Ich habe noch nie was im Detail dazu gelesen: Wie ist da die Vorstellung von "unisex"?
Nur noch Damentoiletten oder beklommt dann jede Kabine ein Urinal spendiert?

Alles Liebe
Gaby
_______________________________________________________________________________________________
Frauen werden aus Blumen geboren, Männer aus Kohlköpfen. Ich bin aus einem Blumenkohl.
Helga
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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 9 im Thema

Beitrag von Helga »

Hallo Jaddy,
ich möchte dir mal meine subjektive Wahrnehmung schildern:
Das Feld rings um die nicht- binäre Thematik ist dermaßen eng mit Fettnäpfchen vermint, dass es Menschen, die sich von außen nähern möchten trotz Fingerspitzengefühl und Einfühlungsversuchen nicht möglich ist heranzukommen, ohne völlig besudelt zu werden.
Jaddy hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 01:40 Diese Klo-Sprüche wie "wir sind doch alle nichtbinär" oder "ich sehe keine Geschlechter, nur Menschen" empfinde ich als sehr verletzend, weil sie ignorant und falsch sind und z.B. meine Problematik nicht mal ansatzweise begreifen.
Wenn dann alle Versuche Brücken zu bauen auch noch als Kränkung zurückgewiesen werden, hat NB eine gute Chance zum "Spinner" geadelt und im weiteren gesellschaftlichen Diskurs nicht weiter beteiligt zu werden.
Das Problem ist nicht die Gesellschaft, sondern die Erwartungshaltung der nichtbinären Community.
Liebe Grüße
Helga
Was bin ich?- Zunächst einmal bin ich ein Mensch!
Meistens bin ich ein Mann.
Wenn mir danach ist bin ich eine Frau.
Ich muss mich nicht festlegen.
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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 10 im Thema

Beitrag von Jaddy »

gaby37 hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 17:13 erstmal Danke für den Auszug aus dem Buch, es zeigt mir wieder mal auf, dass ich mir zwar Mühe gebe, aber das Problem des nonbinären noch immer nicht verstanden habe, sorry dafür.
Was ich gut fand, war
Jaddy hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 01:40 Ein Privileg ist eine Problematik, an die du nie zu denken brauchst, weil sie dich nie betrifft.
Was ich nicht gut fand / finde: nur weil ich die meiste Zeit meines Lebens als verheirateter Mann lebe, mir irgendwie ständig "Patriachat" vorwerfen lassen zu müssen.
Danke für Dein Feedback und vor allem für Dein Bemühen. Darum geht's eigentlich hauptsächlich, egal welche Merkmalsgruppe betroffen ist.

Ich kann gut nachvollziehen, dass Du Dich ein wenig angegriffen fühlst. Es fühlen sich häufig gerade jene attackiert, die eigentlich nicht gemeint sind. Vor allem durch Pauschalaussagen. Ausserdem fühlt es sich total unfair an, wenn wir uns so viel Mühe geben, immer noch mit Vorurteilen konfrontiert zu werden. Diese Situation ähnelt ein wenig der diskriminierter Menschen, die auch fast tun können was sie wollen und es ist trotzdem nie richtig oder genug. Mit dem Unterschied, dass "uns" (privilegierten) diese Vorurteile normalerweise keine realen Nachteile einbringen. Deshalb "ähnelt".

"Das Patriarchat" existiert. Egal wie viel Mühe wir uns persönlich geben. Es ist tief in Strukturen und erlernte Verhaltensweisen eingewebt. Sogar in etliche geschriebene Regeln.

Genauso existieren Privilegien, weil sie uns von anderen gegeben werden - bzw uns bestimmte Schwierigkeiten erspart bleiben, weil andere sie uns nicht auferlegen.

Also was tun als aufmerksame, sich ihrer Privilegien bewusste Person? Ich denke, erst mal akzeptieren, dass es so ist. Auch wenn uns andere darauf aufmerksam machen. Ja, es ist so.

Es ist kein Makel, privilegiert zu sein - bzw durch andere privilegiert zu werden(1). Die Frage ist, was wir daraus machen. Privilegien eröffnen auch positive Möglichkeiten. Wir kommen in Kreise und bekommen einen Status zugesprochen, den andere nicht haben. Wir können uns äussern, wenn unsere peers ihre Privilegien auf Kosten anderer ausnutzen. Wir können weniger privilegierten Türen öffnen, Räume, Positionen und Gelegenheiten zugänglich machen. Wir können ganz generell darauf aufmerksam machen, wenn bestimmte Gruppen zum Beispiel aus Unkenntnis oder Unachtsamkeit ausgeschlossen werden.

Anders gesagt: Wir können jederzeit nicht nur bewusst darauf verzichten, Axxxxloch zu sein, sondern auch die Hand zu reichen, wo wir es können und es gewünscht wird. Nicht gönnerhaft oder weil eins mal nen guten Tag hat, sondern einfach aus Prinzip und Verantwortungsgefühl. "Aus großer Macht erwächst große Verantwortung".

Auch Männlichkeit ist kein Makel. Solange sie eben nicht in ungefragte Dominanz und ausnutzen von männlich bevorzugenden Strukturen - Patriarchat - ausartet.


gaby37 hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 17:13Und damit sind wir, aus meiner Sicht, bei dem Problem angekommen: Die Mehrheit (95-98%) sind binär veranlagt und der Mensch ist ein Gewohnheitstier: wenn in 95% der Fälle das angenommene Gender richtig ist, und bei vielen Menschen wird das sogar bei 100% sein....warum noch fragen?
Das ist exakt das Problem. Oder besser die Problemklasse. In die fallen auch alle anderen Minderheitenbedarfe. Die Welt ist voll von Annahmen, die eine Menge Leute ausschliessen, an den Rand drängen, unsichtbar machen, usw.

In den meisten Fällen wird das keine Böswilligkeit sein. Unwissenheit reicht. Oder ihre böse Variante Ignoranz.

Ich sehe da auch keine andere Möglichkeit, als immer wieder darauf aufmerksam zu machen, was fehlt (und wie es besser bzw inklusiver ginge). Bis daran zu denken - oder wenigstens zu fragen - für alle so selbstverständlich geworden ist, wie andere nicht unerlaubt zu ohrfeigen. Auch wenn das die Minderheiten zusätzliche Energie kostet und erheblichen Stress verursacht.

(Im konkreten Fall wünsche ich mir tatsächlich eine diskrete, respektvolle Frage(2). Es gibt darüber hinaus schon Protokolle und soziale Rituale, um Minderheitenbedarfe sicherzustellen, mit Störungen umzugehen, Konsens zu finden. Das sind meiner Ansicht nach sehr wertvolle Beiträge, die auch "die Mehrheitsgesellschaft" angenehmer machen könnten.)


gaby37 hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 17:13Da es auch hier wieder um die Toilettenfrage (und damit etwas praktisches) geht: Ich habe noch nie was im Detail dazu gelesen: Wie ist da die Vorstellung von "unisex"? Nur noch Damentoiletten oder beklommt dann jede Kabine ein Urinal spendiert?
Die mir bisher am besten erscheinende Lösung lautet: Einzelkabinen, am besten mit Waschgelegenheit drin (es gibt da fertige Kombiinstallationen). Vielleicht ein paar Pissoirs (Sichtblenden bitte!) an einer Seite. Vor allem aber genug Raum. Mehrere, breite Zugänge. Keine Engstellen, die ungewollte Berührungen provozieren. Keine Stufen, keine verwinkelten Gänge, keine Sackgassen.

Die zweitbeste Lösung bei bestehenden zweigeteilten Räumen ist seltsamerweise einmal "Alle" und einmal "FLINTA*" als Beschilderung. Mit bildlicher Angabe der Sanitär-Ausstattungen dahinter. Sieht zuerst nach Diskriminierung aus, ist aber einfach Anerkennung der Realität. Löst leider nicht das Problem der visuellen Beurteilung, sprich: "Gehört diese Person hier her" bzw "warum ist Leut hier und nicht nebenan?", die in einigen Fällen wieder zu Irritationen führen können.

(1) Der Skandal ist eher, anderen die gleichen Rechte vorzuenthalten.
(2) "Hallo, ich bin <name>, Pronomen <...>, wie darf ich Sie ansprechen?" - "Mein Name ist Jaddy, keine Pronomen".
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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 11 im Thema

Beitrag von Hotte »

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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 12 im Thema

Beitrag von gaby37 »

Hallo Jaddy,

danke für deine ausführliche Antwort.
Aus meiner Sicht ist dein Wunsch bezüglich Anrede
Jaddy hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 22:11 2) "Hallo, ich bin <name>, Pronomen <...>, wie darf ich Sie ansprechen?" - "Mein Name ist Jaddy, keine Pronomen".
verständlich, aber keiner fragt sein Gegenüber, ob er irgendwelche Titel hat (Dr., etc), mit denen er angesprochen werden möchte,
und diese Personengruppe hat etwa die gleiche Größe, und dort gibt es meines Wissens nach keinen erhöhten "Stress". Wenn der Mensch mit Dr./Prof angesprochen werden möchte sagt, er das und fertig, und wenn nicht, ist es auch gut....
Ich sehe hier gößere gesellschaftliche Schwierigkeiten das durchsetzen zu wollen.

Was den Wunsch an die realen Toiletten angeht:
Jaddy hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 22:11 Die mir bisher am besten erscheinende Lösung lautet: Einzelkabinen, am besten mit Waschgelegenheit drin (es gibt da fertige Kombiinstallationen). Vielleicht ein paar Pissoirs (Sichtblenden bitte!) an einer Seite. Vor allem aber genug Raum. Mehrere, breite Zugänge. Keine Engstellen, die ungewollte Berührungen provozieren. Keine Stufen, keine verwinkelten Gänge, keine Sackgassen.
Das würde sofort auch das Problem der "körperlich/beweglich eingeschränkten" beheben. (dr)
Aber wenn ich mir die Realität der letzten Orte an denen ich war, so ansehe.....das wird nichts....oder wir verbieten im laufe der nächsten Jahre Stück für Stück alle Lokale/ Lokalitäten / Theater, die das nicht bieten können.
Soll das die Forderung werden?

Ich sehe immer wieder viele berechtigte Anliegen, blos wenn es dann um die reale Realisierung geht, also nicht nur Gedankenspiele "was könnte wie besser werden", dann scheitert es meist (eigentlich immer) an einer Umsetzung, die mehr bietet als "den Tropfen auf den heißen Stein"...
Das betrifft sowohl die Anrede als auch die Toilettenfrage.

Was mir auch noch aufgefallen ist:
Ich habe mal gelesen: kennst du einen Autisten, dann kennst du einen Autisten - die Varianten sind dermaßen groß, dass es nichts zu verallgemeinern gibt. Ich habe irgendwie oben herausgelesen, dass dies wohl auch für die Nonbinären gilt...nichts gleiches...jeder/jede/jedes ist anders
Ich finde das schwierig zum Handhaben.... männlich / weiblich ist leichter verständlich, und die meisten Menschen denken "in Schubladen", ob uns das gefällt oder nicht. Ob wir das im Laufe der nächsten 30 Jahre ändern können? Da fehlt mir definitiv Hoffnung.

Grüßle
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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 13 im Thema

Beitrag von Jaddy »

Helga hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 21:19 Hallo Jaddy,
ich möchte dir mal meine subjektive Wahrnehmung schildern:
Das Feld rings um die nicht- binäre Thematik ist dermaßen eng mit Fettnäpfchen vermint, dass es Menschen, die sich von außen nähern möchten trotz Fingerspitzengefühl und Einfühlungsversuchen nicht möglich ist heranzukommen, ohne völlig besudelt zu werden.
Der Eindruck kann leicht entstehen, ja. Ist mir auch passiert, als ich 2018 mit der damaligen Bubble Kontakt bekam. Ich bin mit meiner doch sehr anderen Sozialisierung aus dem letzten Jahrhundert mehrfach heftig mit einer doch sehr anderen, inzwischen würde ich sagen weiter entwickelten Umgangs-Kultur kollidiert.

Hauptsächlich, weil mir die ganze Bandbreite nicht klar war und ich versucht habe, alles in meinem alten Bezugssystem zu sehen.

Als ich irgendwann mehr zugehört habe, statt "machen" und "klären" zu wollen, wurde die Welt bunter und verständlicher.

Das hat mir dann gerell geholfen, weil ich zum Beispiel auch viele neurodiverse Menschen im Umfeld habe. Da bin ich selbst nur minimal betroffen und habe einfach nicht deren Erfahrungen, Wahrnehmungen usw. Heisst: Ich kann es nicht wirklich begreifen oder mich komplett einfühlen. Das ist eine Basiserkenntnis bzgl jeder anderen Gruppe. Analogien helfen nur sehr begrenzt und am besten trifft eins keine Annahmen, sondern fragt. Im Text von Irina: "Es gibt nur einen Menschen, der dich anschaut und sagt, hör zu, ich bin nichtbinär. Und einen anderen Menschen, der das hört und sagt, okay, und denkt, ich weiß nicht, was das für dich bedeutet, und der hoffentlich fragt, brauchst du etwas von mir?"

Es scheint nur eine Nuance, aber für Betroffene jeder (diskriminierten) Gruppe macht es einen Unterschied, ob jemand zu ihnen sagt "ah, kenn ich, hab ich ja auch <da und da>, jetzt weiss ich, wie es dir geht"(1) oder fragt "meinst du, dass es vergleichbar ist mit <...> oder was könnte mir besser helfen, dein Thema zu verstehen?"

Die Frageform anerkennt den speziellen Aspekt der anderen Person, mit dem sie sich häufig von der Mehrheitsgesellschaft ausgegrenzt fühlt, während die Aussageform ihre Thematik quasi bagatellisiert und dieses Gefühl der Ausgrenzung entwertet. Ist in der Regel nicht so gemeint, kommt aber so an.

Beim Brücken bauen ist es schon wichtig, wo und wie sie gebaut werden und ob sie für die Bedarfe und Randbedingungen geeignet sind.
Helga hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 21:19Das Problem ist nicht die Gesellschaft, sondern die Erwartungshaltung der nichtbinären Community.
Ich denke, es sind Erwartungshaltungen auf beiden Seiten. Aber nur eine Seite hat einen realen Bedarf und einen emotionalen Leidensdruck. Das ist vielleicht sogar gut, weil die andere Seite, die binäre, etwas gelassener bleiben kann. Naja, könnte.

Die Problematik der binären Mehrheitsgesellschaft sehe ich darin, einerseits in der Regel nett und hilfreich sein zu wollen. Was ich toll finde; siehe unten. Andererseits aber, siehe oben, aus dem eigenen Bezugssystem zu agieren. Gut gemeint, häufig nicht gut gemacht, weil an der Problemstellung der Betroffenen vorbei. Die kritisieren dann die Art aber nicht die Intention, was leider auf der anderen Seite häufig etwas auslöst wie "jetzt hab ich mir schon Mühe gegeben und es ist immer noch falsch. Ich hab keine Lust mehr nett zu sein".

Meine ergiebigste Quelle für gender euphoria , trans joy, enby joy ist zu merken, dass sich jemand bemüht. Es muss nicht perfekt sein. Wenn ich auf etwas hinweise ist das nicht als Angriff gemeint, sondern auf- bzw erklärend. Flüchtigkeitsfehler passieren und wie gesagt können genderbinär integrierte Personen viele Dinge nicht von sich aus erkennen, nachvollziehen und auch nicht die guten Lösungen finden. Das ist okay. Wenn ich allerdings die gleiche Person mehr als drei bis fünf mal auf das gleiche hinweise, frage ich mich, ob wir da ein prinzipielles Thema haben.

Meine Bitte also: Wenn du Brücken bauen möchtest nicht von deiner Idee der Brücke ausgehen, sondern akzeptieren, dass die Bedarfe und Erklärungen von der anderen Seite des Flusses kommen. Also: Fragen und die Erklärungen würdigen. Über Details lässt sich reden. Nur nicht eine Brücke nach deinem Gusto hinstellen und meinen, dass sie passen muss.




(1) Analogie: Wer schon mal einen Hobbit im Fantasy-Rollenspiel gespielt hat, kann trotzdem nicht das Leben als Kleinwüchsige Person nachvollziehen. Wer sich schon mal das Bein gebrochen hat nicht ein Leben im Rollstuhl. Wer schon mal Geisterbahn gefahren ist keine Angststörung. Und wer sich schon mal im Karneval "als Frau verkleidet" hat nicht ein Leben als Crossdresser, trans oder gar nichtbinäre Person.
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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 14 im Thema

Beitrag von Jaddy »

gaby37 hat geschrieben: Sa 16. Mär 2024, 11:04 Aus meiner Sicht ist dein Wunsch bezüglich Anrede "..." "verständlich, aber keiner fragt sein Gegenüber, ob er irgendwelche Titel hat (Dr., etc), mit denen er angesprochen werden möchte,
und diese Personengruppe hat etwa die gleiche Größe, und dort gibt es meines Wissens nach keinen erhöhten "Stress". Wenn der Mensch mit Dr./Prof angesprochen werden möchte sagt, er das und fertig, und wenn nicht, ist es auch gut....
Ich sehe hier gößere gesellschaftliche Schwierigkeiten das durchsetzen zu wollen.
Durchsetzen klingt mir auch zu gewaltvoll. Etablieren finde ich besser. Alltäglicher machen. Ich denke, wer mich mal real getroffen hat kommt vielleicht eher auf die Idee auf Verdacht zu fragen. Zum Beispiel weil ich korrigiert und vielleicht nen Enby-Flyer  gegeben habe.

Und wenn es ganz gut läuft, gewöhnt sich die Person vielleicht eine neutralere Sprache an, die ohne Annahmen und Zuschreibungen auskommt.
gaby37 hat geschrieben: Sa 16. Mär 2024, 11:04 Was den Wunsch an die realen Toiletten angeht: "..." Das würde sofort auch das Problem der "körperlich/beweglich eingeschränkten" beheben. (dr)
So ist es. Dahinter stecken auch intersektionale Gedanken.
gaby37 hat geschrieben: Sa 16. Mär 2024, 11:04 Aber wenn ich mir die Realität der letzten Orte an denen ich war, so ansehe.....das wird nichts....oder wir verbieten im laufe der nächsten Jahre Stück für Stück alle Lokale/ Lokalitäten / Theater, die das nicht bieten können.
Soll das die Forderung werden?
Verbieten sicher nicht. Aber vielleicht als Regelung für Neu- und_oder Umbauten. Mit Design-Vorschlägen und Auszeichung für barrierefreie, inklusive Sanitärräume. Es gibt bereits Kartenprojekte in der Art, z.B. Wheelmap.org  (homepage ), "Nette Toilette"  (leider mit Markenschutz) oder Accessible_Maps  auf OSM.

"Besser" zu sein kann Wettbewerbsvorteil werden.
gaby37 hat geschrieben: Sa 16. Mär 2024, 11:04 Ich habe mal gelesen: kennst du einen Autisten, dann kennst du einen Autisten - die Varianten sind dermaßen groß, dass es nichts zu verallgemeinern gibt. Ich habe irgendwie oben herausgelesen, dass dies wohl auch für die Nonbinären gilt. ...
Ich finde das schwierig zum Handhaben.... männlich / weiblich ist leichter verständlich, und die meisten Menschen denken "in Schubladen", ob uns das gefällt oder nicht. Ob wir das im Laufe der nächsten 30 Jahre ändern können? Da fehlt mir definitiv Hoffnung.
Das ist alles wahr. Gleichzeitig haben wir jederzeit die Wahl, einfach immer etwas besser zu werden. Mehr zu lernen und die Welt für alle ein Stück angenehmer zu machen, womit auch viel Potenzial freigesetzt wird, wenn Menschen ihre Energie nicht mehr für die Hürden aufwenden müssen.

Ich bin immer wieder fasziniert, was ich in den letzten paar Jahren gelernt habe in "der woken Bubble". Es ist eine schräge Analogie, aber barrierefreie Räume helfen auch nicht behinderten Menschen, wenn sie sich mal den Fuss gebrochen haben. Die Bedarfe und coping Strategien neurodiverser Menschen machen auch uns anderen das Leben leichter. Beides regt zum Nachdenken an, ob "das war schon immer so" wirklich noch die beste, einfachste Lösung ist(1).

Meiner Erfahrung nach lohnt es sich für alle und auch für jeden einzelnen Menschen, von anderen zu lernen, die nicht der Norm oder dem (statistischen) Normal entsprechen. Da stecken häufig die Blicke von aussen, die Kritik aufgrund eigener Betroffenheit.

Daraus folgt auch, keine ewigen Wahrheiten und endgültige Lösungen zu setzen, sondern sich auf Ambivalenz, Ambiguität und stetige Verbesserung einzulassen. "Der Weg, den wir weisen können, ist nicht der ewige Weg" (Daodejing).

Für die meisten Merkmalsgruppen gibt es so 80/90% Lösungen, die erst mal besser als nichts sind. Wenn dann noch in diesem Bewusstsein (nur 80%) individuell gefragt wird, ist das meines Erachtens optimal.

(1) Die leidige Anrede bei Webshops lässt sich zum Beispiel auch einfach weglassen. Amazon, Ikea, ebay und andere machen das so. Spart der IT einen riesigen Aufwand, dieses Merkmal zu pflegen und zu berücksichtigen. Wenn ich meinem Kaufhaus von vornherein keine Stufen am Eingang baue, brauche ich nachträglich keine Rampe zu konstruieren. Gerade in D neigen wir häufig zu angeflanschten Sonderlocken, statt Dinge generell zu vereinfachen.
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Re: "Einfach selbst bestimmt"

Post 15 im Thema

Beitrag von gaby37 »

Hallo

wieder viel Text zum Lesen und Verstehen (ap) (888) (yes) (hs)
Das
Jaddy hat geschrieben: Sa 16. Mär 2024, 11:34 jetzt hab ich mir schon Mühe gegeben und es ist immer noch falsch. Ich hab keine Lust mehr nett zu sein".
passiert meist auf beiden Seite der -zu bauenden- Brücke... (cry)

zu
Jaddy hat geschrieben: Sa 16. Mär 2024, 11:34 Es scheint nur eine Nuance, aber ..........
Die Frageform anerkennt den speziellen Aspekt der anderen Person, mit dem sie sich häufig von der Mehrheitsgesellschaft ausgegrenzt fühlt, während die Aussageform ihre Thematik quasi bagatellisiert und dieses Gefühl der Ausgrenzung entwertet. Ist in der Regel nicht so gemeint, kommt aber so an.
Das ist ein guter Hinweis. Ich werde versuchen das besser zu berücksichtigen. Das passt auch bei anderen Gelegenheiten.

zu
Jaddy hat geschrieben: Sa 16. Mär 2024, 12:41 Gerade in D neigen wir häufig zu angeflanschten Sonderlocken, statt Dinge generell zu vereinfachen.
ein wahres Wort, von dem ich nicht weiß mit wieviel Gelassenheit es geschrieben wurde (dr)

zu
Jaddy hat geschrieben: Sa 16. Mär 2024, 12:41 gaby37 hat geschrieben: ↑Sa 16. Mär 2024, 11:04
Aber wenn ich mir die Realität der letzten Orte an denen ich war, so ansehe.....das wird nichts....
oder wir verbieten im laufe der nächsten Jahre Stück für Stück alle Lokale/ Lokalitäten / Theater, die das nicht bieten können.
Soll das die Forderung werden?

Verbieten sicher nicht. Aber vielleicht als Regelung für Neu- und_oder Umbauten.
Das sehe ich durchaus kritsch. Warum tue ich das? Ich sehe gerade in meinem Ort sehr viele leerstehende, vor sich hinverfallende Häuser, weil unter Denkmalschutz. Renovieren unter diesen Bedingungen lohnt sich nicht, Abriss nicht zulässig....also verfallen lassen...alles erreicht!!
Wenn man mit solchen Umbauvorschriften daher kommt, wird das nicht besser.

Auch das ein wahrer Satz, den ich selbst versuche zu leben,
Jaddy hat geschrieben: Sa 16. Mär 2024, 12:41 Daraus folgt auch, keine ewigen Wahrheiten und endgültige Lösungen zu setzen, sondern sich auf Ambivalenz, Ambiguität und stetige Verbesserung einzulassen.
aber meine Erfahrung, auch aus Corona-Zeiten, lautet: das will ein nicht unerheblicher Anteil (ich glaube nicht, dass es die Mehrheit ist) der Bevölkerung nicht.
Wenn ein Politiker aufgrund geänderter Rahmenbedingungen seine Meinung ändert, wird ihm "Wendehals" vorgeworfen. Er darf seine Meinung nicht "ständig" ändern, wenn neue Informationen auftauchen.
Ein einmal eingeschlagener Weg wird weiter gegangen, egal was passiert. Ich denke hier müsste eine gewaltige Änderung auch und gerade bei den Medien/Reportern/Kommentatoren passieren.
Hier fehlt mir leider auch die Hoffnung, solange gilt "schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten"

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