Für mich war heute so ein "Badetag". Ich habe mir ganz bewusst kein Ziel gesetzt, sondern an jeder Wegkreuzung oder -gabelung spontan entschieden, in welche Richtung ich gehe. Dass das Handy aus war, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Wenn man sich darauf einlassen kann, dann ist für fast alle Sinne etwas dabei. Zum Beispiel für die Augen, wenn die Sonne durch das Geäst scheint und ein faszinierendes Schauspiel aus Licht und Schatten zaubert oder die unzähligen Grüntöne der Blätter, für die Ohren, wenn der Wind durch die Blätter säuselt, pfeift oder manchmal auch braust, wenn irgendwo ein Zweig bricht oder auch das total unterschiedliche Gezwitscher der Vögel, das vom zierlichen Piepsen bis zu einem empörten Meckern reicht. Fasziniert zugeschaut habe ich auch, als direkt vor mir ein Blatt gemütlich zu Boden segelte. Zu erst dachte ich "Bist du bescheuert", aber dann war da so eine riesige, majestätische Eiche auf einer Lichtung, die ich dann einfach mal umarmt und die rauhe Rinde unter meinen Fingern gespürt habe. Außerdem liebe ich den Geruch von Holz, Harz und frischer, feuchter Walderde. Als ich den Wald wieder verlassen habe, waren tatsächlich fast zwei Stunden vergangen. Auf jeden Fall war ich irgendwie total geflasht von diesem Erlebnis und ich muss zugeben, dass mir während des "Badens" ein paar Mal urplötzlich richtig wehmütig ums Herz wurde und ich mir ein paar Tränen verdrücken musste.
Hauptsächlich in Japan werden die psychologischen und physiologischen Auswirkungen des Waldbadens intensiv erforscht. Es ist mittlerweile wohl durch Studien belegt, dass das Waldbaden stressmindernd und stimmungsaufhellend wirkt, sich positiv auf den Blutdruck und die Anzahl und Aktivität natürlicher Killerzellen auswirkt.
Liest sich wie ein Werbeprospekt, aber dieses Erlebnis wollte ich einfach mal mit euch teilen. Ich war ja schon immer gern im Wald, und jetzt weiß ich, dass es dafür auch einen Namen gibt und ich freue mich schon riesig auf den nächsten "Badetag".
