Klaudia hat geschrieben: ↑Do 10. Jun 2021, 08:50 ganz oder teilweise weibliche Garderobe aber eindeutig als Mann erkennbar in die Öffentlichkeit geht - also ohne Perücke und ohne heftiges Makeup.
Liebe Klaudia,
für mich würde ich das nicht einfach so stehen lassen. Ich habe nicht den Eindruck, dass ich in weiblicher Kleidung eindeutig als Mann gelesen werde, was vielleicht mit meinem Körper und meinen Haaren zusammenhängt, welche nicht der Klischeevorstellung entsprechen.
Kleine Anekdote am Rande:
Kürzlich beim Sport wollte ein Passant mit großer Vehemenz (dreimaliges Nachfragen!) von den anwesenden Mitsportlern erfahren, ob ich ein Mädchen oder ein Mann sei. Er konnte mich nur von hinten sehen. Ich hatte die Haare mit einer großen Klammer hochgesteckt, trug eine Halskette und ein weit ausgeschnittenes rotes T-Shirt sowie eine knielange grüne Sporthose.
Vor ein paar Jahren habe ich damit angefangen, mir einen Rock oder ein Kleid anzuziehen, FSH dazu, und so rauszugehen.
Zumindest dann, wenn ich die seltene Gelegenheit dazu habe. Meine Haare sind, wie sie sind: gut schulterlang, da brauche ich keine Perücke. An Make-up hatte ich in der Anfangszeit überhaupt nicht gedacht, es kam mir schlicht nicht in den Sinn, es zu verwenden.
Ich mache das inzwischen, aber selten, vielleicht auch deshalb:
Aber genau dieses Gefühl des Verkleidens stört mich auch manchmal, weil ich dadurch ja vorgebe was zu sein, was ich nicht bin.
Mich würde es viel mehr Überwindung kosten, im kompletten Frauenmodus rauszugehen, also geschminkt, mit weiblichem Oberteil oder gar Oberweite. Da hätte ich mehr Angst vor seltsamen Reaktionen.
Mein Ziel ist es auch gar nicht, möglichst als stereotypische Frau gelesen zu werden, sondern mich so zu zeigen wie ich bin.
Allerdings ist man nach meinen (wenigen) Erfahrungen im Hybrid-Modus auffälliger, weil noch mehr von der Norm abweichend und wird dadurch mehr beäugt.
Die Blicke und sonstigen Reaktionen, die ich dabei bekam, wirken - auf mich - nicht sehr auffällig. In der Regel spüre ich eine leichte Irritation beim Gegenüber, da sie mich nicht so leicht einordnen können, oder die erste flüchtige Zuordnung sich beim Blick nicht bestätigt. Inzwischen empfinde ich das eher als amüsant und spiele ganz gerne ein bisschen mit diesem Schwebezustand.
Eigentlich kenne ich es auch kaum anders. Bereits als Kind wurde ich immer mal wieder für ein Mädchen gehalten. Damals war es nicht wichtig für mich, die Unterscheidung hatte keine Bedeutung. Ich fand es eher irritierend, dass es bei den Erwachsenen ein Thema war. Ich selbst wollte mich damals keinem Geschlecht zuordnen. Das haben dann die Erwachsenen übernommen und mich zu dem Jungen gemacht, der ich in ihren Augen sein sollte. Ich wollte das nicht, aber Widerstand war zwecklos und löste bestenfalls Unverständnis aus. Insofern bin ich mit solchen Reaktionen groß geworden und habe mich daran gewöhnt, irgendwie "anders" zu sein.
LGL
Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.
Blaise Pascal