

gestern Abend hatte ich mal Zeit wieder etwas Neues auszuprobieren. Ok, bei den Augen habe ich ein bisschen übertrieben, aber deswegen "ausprobieren"

Es war wieder mal sehr schön und ich habe mich toll gefühlt. Ist immer schön "einfach Melanie" zu sein

Nachdem ich die Bilder gemacht hatte, hatte ich allerdings ein sehr emotionales Erlebnis.
Ich bekam etwas Durst und hatte vergessen mir etwas mitzunehmen. Also wollte ich schnell in die Küche und mir ein Glas Wasser holen. Ich habe gehört, dass meine Frau unter der Dusche war. Also bestand keine "Gefahr", dass sie mich so sieht, denn das möchte sie ja (noch) nicht. Und den Kindern ist es egal, ob sie mich so sehen. Ich hatte also freie Bahn. Ich bin also in die Küche um etwas zu trinken, um dann wieder in mein Arbeitszimmer zu verschwinden. Nun ist es so, wenn man bei uns aus der Küche in den Flur geht, sieht man auf die Garderobe und dort ist ein großer Spiegel. Als ich nun aus der Küche heraus gekommen bin, habe ich mich also im Spiegel gesehen... Ich denke ihr kennt das, wenn einem Dinge in Bruchteilen von Sekunden durch den Kopf schießen, es einem aber wie Minuten vorkommen. Als würde alles in Zeitlupe ablaufen. Das war einer dieser Momente. Im ersten Moment bin ich erst mal erschrocken: "Wer ist das denn?" Im nächsten Moment: "Oh, das bin ja ich!" ... Diese Frau im Spiegel ...... das bin wirklich ich! ... Mir war es irgendwie gleichzeitig warm und kalt. Ok, ich habe mich selbst ja schon häufiger auf Bildern gesehen und in meinem Schminkspiegel natürlich auch mein Gesicht. Aber das war anders. In voller Größe und "in echt". Es war anders aber irgendwie auch seltsam vertraut.
Ich musste an Mulan denken. Ihr kennt doch sicher das Lied aus dem Film: "Who is that girl I see Staring straight back at me? When will my reflection show Who I am inside?"...
Bei mir zeigte der Spiegel gerade ein "Ich", dass ich lange Zeit verdrängt habe. Einen Teil, der zu mir gehört, den ich bisher nicht nach außen gezeigt habe. Und in dem Moment war mir das so bewusst wie noch nie. Mein Inneres und Äußeres waren im Einklang. Wie bei einem Akkord, bei dem jeder Ton zusammenpasst. Wie gesagt, es waren vielleicht nur Bruchteile von Sekunden. Es war aber für mich sehr überwältigend. Ich bin dann in mein Zimmer und die Tränen kamen über mich. Es ging mir so unheimlich tief.
Ich habe an dem Abend dann noch viel nachgedacht. Ich dachte bisher ich wüsste wo ich stehe. Dass mir das Crossdressen zwar Spaß macht, ich es zwar lange nicht ausgelebt habe, aber mehr so ein "Hobby" ist bzw. bleibt. Ich habe jedoch gemerkt, dass da noch was viel tiefer in mir sitzt und dass das vielleicht erst der Anfang der Reise zu mir selbst ist. Ich fühle mich als Mann wohl in meiner Haut. Ich glaube also nicht, dass es so weit gehen wird, für immer als Frau leben zu wollen. Um es mit der Akkord - Metapher zu beschreiben: Als Mann ist es vielleicht mehr ein Akkord in Dur und als Frau eher ein Moll - Akkord. Ich denke aber, dass es in Zukunft wohl mehr als nur "verkleiden" ist. Und ich bin gespannt wo mich diese "Reise" hinführen wird...
... es wird spannend und ich freue mich darauf.
Hab' Euch lieb

Melanie