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von Marielle » Sa 3. Feb 2018, 11:25
Hallo Ulrike, Guten Tag zusammen,
lieben Dank für deine Worte und grade auch für deinen Mut, auf so einen Beitrag zu antworten. Das eröffnet die Chance zum Dialog.
Es geht bei der Sache gar nicht so sehr um die äusseren Hemmnisse. Die kennt man zur Genüge und man weis, dass es sehr lange dauern wird, sie zu überwinden. Daraus könnte schon manchmal Frust entstehen, aber eben auch immer wieder die Motivation weiterzumachen, weil es besser werden soll.
Was mir ziemlich quer runtergeht ist, dass viel zu viele Menschen nicht bereit sind, einen Teil ihrer Möglichkeiten für ihre eigene Sache einzusetzen. Sie fordern Verständnis, Solidarität und was weis ich noch alles, ohne sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür einzusetzen. Aus meiner Sicht ist das eine Form von Egoismus, die nicht zu einer guten, offenen und von den Menschen selbst gestalteten Gesellschaft passt.
Es geht dabei auch absolut nicht darum, dass jede_r mit der Fahne in der Hand vorangehen muss und sich dabei selbst in's Rampenlicht stellt. Es ist auch völlig klar, dass verschiedene Menschen unterschiedlich viele Ressourcen haben. Aber sicher ist auch: Kaum jemand hat gar keine Ressourcen.
Wenn es, wie z.B. in der Flensburger Gruppe, Menschen mit handwerklichen Fähigkeiten gibt, es welche gibt, die zwei gesunde Arme und Beine und ein Auto haben, es welche gibt, die ein paar Materialien beisteuern können, die nicht nachts noch Pizza ausfahren müssen, um morgens was im Kühlschrank zu haben und es welche gibt, die ein bisschen kreativ gestalten können (die gibt's alle in der Gruppe!): Wieso ist es dann so schwierig, ein Plakat oder einen Infostand zu machen? Wieso ist es dann ein Problem, Leute zu finden, die an Aktionstagen mal ein paar Bänke oder Lautsprecher hin- und hertragen oder wenigstens als Publikum anwesend sind? Ist das alles schon zu viel verlangt? Müsste man von Menschen, die genug Ressourcen haben, um ihre Abende in Restaurants oder mit anderen, teils kostenträchtigen Freizeitbeschäftigungen zu verbringen, nicht erwarten können, dass sie sich gelegentlich auch mit gesellschaftlichem Engagement für ihre eigene Sache beschäftigen?
Konstruktive Kritik an irgendwelchen Aktionen wäre selbstverständlich gern gesehen. Die kommt aber nicht. Stattdessen wird Rückzug verkündet, sobald es nach Aktivität (oder auch nur nach Arbeit) zu riechen beginnt. Und dafür fehlt mir perönlich jedes Verständnis. Menschen, die nicht bereit sind den ihnen möglichen Teil zu ihrer eigenen Sache beizusteuern, frustrieren mich nicht mehr, weil ich schon lange nichts anderes mehr erwarte. Aber ich werde nicht auch noch Verständnis dafür aufbringen. Das brauche ich, in Form von Anerkennung, für diejenigen, die sich bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten engagieren.
Hab es gut
Marielle
As we go marching, marching, we bring the greater days
For the rising of the women, means the rising of the race
No more the drudge and idler ten that toil where one reposes
But the sharing of life's glories, Bread and Roses, Bread and Roses.