Eine Geschichte aus dem Berlin der 1970er: ELLI
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Eine Geschichte aus dem Berlin der 1970er: ELLI
Der Wind pfiff mir um die Ohren und es regnete leicht. Mir war kalt. Und das sollte Sommer sein?
Besonders vertrauenerweckend sah die Gegend nicht aus, aber es war kaum jemand auf der Straße an diesem Abend, sodass ich nichts befürchtete. Sicherlich saßen alle gemütlich daheim vor dem Fernseher - oder hatten Besseres zu tun. Mich aber hatte es hinaus getrieben an diesem Abend. Ich war neu in der Stadt und ich musste in meinem Bezirk erst einmal heimisch werden. Musste? Ja - musste. Das hatte ich schon vorher und auch nachher immer so gehalten. Wenn ich irgendwo neu war, oder ich mich verändern wollte, dann erkundete ich die Gegend. Wenn ich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wurde, fuhr ich eine halbe Stunde vorher hin und lief und fuhr die Straßen in der Nähe ab, um festzustellen, ob das Umfeld zu mir passte.
So stand ich diesen Abend vor einem baufällig wirkenden Haus. "Zum Leierkastenmann" grüßte ein Leuchtschild. "Jazz - live" konnte man nur lesen, wenn die kaputte Leuchtstoffröhre gerade im unternen Bereich kurz ansprang.
Ich riss die schwergängige Tür gegen den Widerstand des hydraulischen Türschließers auf und stand vor einem dicken, schweren Vorhang, den ich beiseite schob. Zigarettenqualm schlug mir entgegen. "Heute ist keine Livemusik!" brüllte mir eine ältere 3-Zentner-Frau entgegen, "deshalb heute keinen Eintritt!".
Eintritt? Wozu auch...
Die Kneipe machte einen tristen Eindruck; das konnte ich gleich sehen, obwohl durch den starken Zigarettenqualm nur eine sehr beschränkte Sicht möglich war. Ein paar Gestalten saßen vor halb geleerten Biergläsern. Einer drehte sich eine Zigarette, ein junges Paar knutsche und er flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie lächelte, blickte dann in die Handtasche, stand auf und holte ihre Jacke.
Der Mann stand ebenfalls auf, ging an den Tresen und warf dem Wirt ein paar Markstücke hin. "Tschüss - bis morgen!" "Bis denne - viel Spaß!" Der Wirt lachte.
Das junge Paar verschwand.
"Was darf's denn sein?" Er riss mich aus meinen Gedanken. "N' Halben bitte" antwortete ich. Der Wirt schien mich zu verstehen und setzte sich in Bewegung. Bald darauf hörte ich das schnorchelnde Geräusch des Bierhahnes und das typische Zischen beim Füllen des Glases.
"Griechischer Wein...". klang es aus der Musikbox - wenig passend. Jemand musste sie mit einigen Groschen gefüttert haben.
"Zum Wohle!" Der Wirt stellte das Glas vor mir ab und machte einen Strich auf meinen Bierdeckel. "Danke" Ich nahm einen großen Schluck. Meine Augen und meine Gedanken gingen im Raum spazieren. Allerlei Raumschmuck war vorhanden. Oben an der Decke hingen einige Musikinstrumente, darunter ein staubiges Banjo, eine kaputte Framus-Gitarre und eine Geige ohne Saiten. Im Zwischengang, der sicherlich zu den Toiletten führte, waren Plakate aufgehängt, eines von den Flying Lesbians, das ich auch schon in der Tarantel und anderen Kneipen gesehen hatte und eines von Lokomotive Kreuzberg. Ein anderes Plakat wies auf eine Veranstaltung in der Alten-TU-Mensa hin: "Rock 'n Roll" mit "Jacky and his Strangers". Die Bilder auf dem Plakat zeigten, dass Musiker und Instrumente wohl auch nicht in eine "Neue Mensa" gepasst hätten.
Musikladen am Hohenzollerndamm - ein kleiner Handzettel, der etwas schräg unter dem Plakat hing, weil er mit nur einer Heftzwecke festgemacht war, erinnerte mich daran, dass ich neue Saiten für meine Gitarre kaufen wollte; denn meine hatten auf dem Umzug gelitten.
Auf einem Rundtisch lagen Veranstaltungsmagazine aus - Hobo und TIP, außerdem ein paar linke Postillen in einem handlichen Format, die wie hektografiert aussahen und wie Schülerzeitungen wirkten.
Die Leute in der Kneipe machten einen ruhigen Eindruck. Einige unterhielten sich leise, andere saßen still vor ihrem Bier. Wenige Paare... ein paar Gruppen, sicherlich Schüler oder Studenten, die sich nach einer Arbeitsgruppe noch auf ein paar Bier zusammensetzten. In einer Ecke wurde gewürfelt. "Mäxchen" konnte ich hören - dann rödelten die Würfel wieder in dem Lederbecher, um kurz darauf mit einem lauten Knall auf dem Tisch zu landen. Im Zwischengang, an der Wand gegenüber der Plakate, stand ein alter Flipper, der von zwei jungen Männern drangsaliert wurde. "Klingeling - Tilt". "Mist", rief der eine Mann, nu bist Du...".
Am anderen Ende des Tresens saß eine Frau auf einem der hohen Hocker und lallte - zum Wirt gewandt: "Haste noch'n Bier?"
"Nee", sagte der, "Haste Jeld?"
"Morjen", war ihre Antwort.
"Dann kriegste auch morgen erst Bier", meinte der Wirt darauf, "Anschreiben is nich mehr!"
Die Frau wandte sich mir zu: "Gibste ein' aus?" "Na gut", sagte ich, "n' Halben für die Lady - und lass mal aus meinem Glas die Luft raus!"
Der Wirt stöhnte, setzte sich jedoch in Bewegung, nahm mein Glas und füllte auch für die Frau eines. Dann machte er zwei weitere Striche auf meinem Deckel und fragte: "Jeld haste doch?"
"Natürlich!" - ich klimperte mit ein paar Markstücken, die ich lose in der Tasche meines Parkas hatte. "Denn is jut" meinte er darauf und verschwand kurz im hinteren Teil der Kneipe. "Prösterchen" - die Frau hob kurz ihren Krug und nickte mir zu. "Prost", sagte ich.
Die Frau rutschte näher. "Dat is echt nett von Dir", nuschelte sie mit überraschend tiefer Stimme, und dann: "watt haste heute noch vor?"
"Ich weiß nicht", sagte ich, "ich glaube, ich geh' gleich, ich muss morgen früh raus!"
"Schade", sagte sie ohne Umschweife, "kommste nich mit zu mir? Für'n paar Mark können wir Hochzeitsnacht feiern!"
"Nein", sagte ich irritiert, "heute nicht".
"Is jut", meinte sie darauf, "dann will ick mal allene los!" Sie zog sich am Tresenaufsatz hoch und setzte sich schwankend in Bewegung, ohne ihr Glas ganz geleert zu haben. Eigentlich konnte ich sie nicht so einfach gehen lassen; fast hatte ich ein schlechtes Gewissen und dachte an Polizeiberichte mit dem Titel: "Hilflose Person...". Doch dann gewann wieder die Gleichgültigkeit Oberhand.
Der Wirt kam zurück und sah mich fragend an. "Sie ist gegangen", sagte ich und zeigte auf ihren Platz. Da sah ich, dass sie ihre Tasche vergessen hatte. Der Wirt nahm die Tasche an sich. "Die kann sie morgen mitnehmen, wenn sie nicht heute noch einmal kommt", meinte er.
"Und Sie sind sicher, dass sie morgen kommt?" fragte ich.
"Na klar", antwortete er, "Transen-Elli is jeden Tach hier!"
"Transen-Elli?" fragte ich etwas unbeholfen. "Ja, Transen-Elli", sagte er, "dat weeß doch jeder, die is' 'n Mann".
Da ich inzwischen die notwendige Bettschwere hatte, machte ich mich auf den Weg in meine Wohnung. Erst musste ich durch den Gang, der durch das Vorderhaus führte. Da es nach 20 Uhr war, hatte der Hausmeister die Haustüre schon verschlossen und ich musste sie mit dem typischen Doppelbartschlüssel aufschließen - ganz schöne Fummelei, besonders, wenn man drigend aufs Klo muss.
Im Seiteneingang zum Hinterhaus war es dunkel; ich fand aber gleich den Lichtschalter und nahm jeweils zwei Stufen auf einmal; denn ich hatte es eilig. An die Gerüche im Treppenhaus hatte ich mich immer noch nicht gewöhnt. Man merkte sehr deutlich, dass es sich um ein Mehrnationenhaus handelte. Über den Hof erscholl eine passende Begleitmusik.
"Transe" - ich dachte noch einmal über das Erlebte nach. "Transe" - sind das nicht die Männer, die sich als Frau verkleiden und in Shows auftreten?
Mit dieser für mich nicht zu beantwortenden Frage schlief ich ein.
Am nächsten Morgen machte ich mich zeitig auf den Weg. Um den U-Bahnhof Eisenacher Straße zu erreichen, musste ich umsteigen, aber der Anschlusszug kam recht schnell - und schon rumpelte er los. Kacheln und Lichter flitzten an mir vorbei, als ich durch das Fenster blickte. Die Leute im Abteil schienen stumm und starr. Ein Türke, der sicherlich von der Nachtschicht kam, schlief sogar.
Wieder im Licht - schon da! Ich musste mich kurz sammeln, erhob mich dann mit einem Ruck, ergriff meine Tasche und verließ den U-Bahn-Wagen.
Die Ströme teilten sich; ich musste nach links. Etliche Leute hatten den gleichen Weg, aber auch das gleiche Ziel? Bei einigen schien es möglich, waren sie doch ähnlich gekleidet wie ich und ungefähr im selben Alter. Schnell die Treppe hinauf. Ich nahm wieder einmal zwei Stufen auf einmal, freute mich auf meine neue Aufgabe.
Oben eine Luft wie ein Schlag. Dass es so warm geworden war, hatte ich nach dem gestrigen Abend nicht vermutet. Die Gruppe der "Linksaussteiger" teilte sich oben wieder. Schon auf der Treppe war sie in mehrere Grüppchen und Einzelposten zerfallen.
Nur 3 Leute hatten offensichtlich den gleichen Weg wie ich; die anderen waren gleich über die Straße gelaufen oder irgendwo im Getümmel verschwunden. Hektisch war es am U-Bahnhof, aber je mehr ich mich davon entfernte, desto ruhiger wurde es.
Ich kam an einer kleinen Kneipe vorbei. "Mollys Molle" - stand in großen, freundlichen Buchstaben auf einem Schild. Obwohl es noch ziemlich früh war, saßen drinnen schon ein paar Leute, wie ich durch das gardinenlose Fenster erkennen konnte.
"Karl-Schrader-Straße" - hier musste es sein. Ich hatte mein Ziel erreicht. Und nun?
Nach dem Weg fragen? Nein - hier stand schon ein Hinweis: "Die neuen Jahrgänge melden sich im Schulsekretariat Zimmer 101".
Gut - also im ersten Stock.
Einige standen schon vor der Bürotür; aber die Leute wurden schnell abgefertigt. Dann war ich dran, bekam eine Mappe mit dem Ausbildungsvertrag in die Hand gedrückt und mir wurde mitgeteilt, dass meine Klasse im Neubau wäre.
Den Neubau hatte ich schon beim Überqueren des Schulgeländes gesehen. Ich setzte mich im Bewegung.
Im Erdgeschoss befand sich eine Cafeteria, wie ein Blick durch die Glastüren zeigte. Dann musste meine Klasse im ersten Stock sein.
Zwei Stufen auf einmal - nein, lieber doch nicht, ich will doch nicht schnaufend oben ankommen.
Vor einer Tür wartete eine Traube von Menschen. Hier musste es sein. Ich blickte auf die Mappe, die ich im Büro erhalten hatte und auf das kleine Schild neben der Tür. Ja, das stimmte.
Offensichtlich war die Klasse noch nicht geöffnet; denn alle warteten. Untereinander schien man sich nicht zu kennen; denn kaum einer sprach.
Dann erschien ein Mann - ungefähr in unserem Alter - und schloss die Tür auf. "Herzlich willkommen im ersten Ausbildungsjahr!"
Er setzte sich nach vorn - und wir verteilten uns an die Tische - die sich in Hufeisenform um das Lehrerpult schmiegten.
Der Lehrer holte aus seiner abgewetzten Aktentasche eine Liste und wollte die Anwesenheit überprüfen. Langsam ging er die Namenreihe durch. Bei einigen Leuten hatte er ein paar Anmerkungen, weil noch Unterlagen fehlten, die dringend im Büro abgegeben werden sollten.
Dann lehnte er sich zurück und stellte sich vor. Er guckte auf die Uhr. "Es ist noch Zeit für eine große Vorstellungsrunde", meinte er, "fangen Sie bitte an".
Eine jungen Frau, gleich links am Lehrerpult, zuckte leicht zusammen, begann dann aber, ohne zu stocken. Sie war Mitte zwanzig und hatte schon eine Ausbildung als Verkäuferin hinter sich. Der Nächste...
So ging es immer weiter. Ich blickte in die Runde. Alle sahen "ganz normal" aus. Da ich vom Land kam hatte ich - was hatte ich eigentlich erwartet?
"Ich bin Hausfrau; mein Mann ist Zahnarzt". Eine gelockte Rothaarige stellte sich vor.
Ein Mann mit ziemlich langen Haaren holte eine Packung Tabak aus seiner Parkatasche und drehte sich umständlich eine Zigarette. "Van Nelle" - von dieser Tabakmarke hatte ich noch nie etwas gehört. Gerade als er fertig war und die Zigarette angezündet hatte, war er an der Reihe, sich vorzustellen. Er paffte erst einmal drei Wölkchen in die Luft, als würden sie zu seiner Vorstellung und zu seiner Person gehören. In den nächsten Monaten sollte ich erfahren, dass das stimmte.
Er war Krankenpfleger und erhoffte sich durch eine weitere Ausbildung einen besser bezahlten Beruf. Durch regelmäßige Nachtdienste wollte er sich die Ausbildung finanzieren.
Der Nächste...
Plötzlich war ich dran - fast als Letzter. Bestimmt bin ich leicht rot geworden, denn so viel wie einige Andere hatte ich bisher noch nicht erlebt. Aber ohne zu stottern sagte ich meinen Namen und was ich gemacht hatte. Als ich das einjährige Praktikum in einem Stadtteilprojekt erwähnte, nickte der Lehrer anerkennend.
Ein paar weitere Schüler zündeten sich eine Zigarette an. Hier durfte man rauchen?
Das hätte ich wissen sollen. Meine Pfeife lage noch in der Wohnung. Aber vom Wochenende hatte ich noch ein paar Zigaretten in der Jacke. Gute Idee...
Eine Frau hustete, sagte aber nichts.
Der Lehrer blickte wieder auf die Uhr. "Das war's auch schon für heute, den Rest des Tagesprogramms entnehmen Sie bitte dem Stundenplan - falls unten keine Vertretung eingetragen ist!"
Er steckte seine Liste ein, nahm seine Tasche und verschwand.
Unter uns Schülern begann eine Unterhaltung, erst einmal das Übliche: woher und wohin - was hast Du vorher gemacht, was versprichst Du dir von der Ausbildung?
Wo wohnst Du?
Ein Mann, der schon älter war, holte sich eine Zeitung aus seiner Tasche - eine BZ.
In großen Lettern schrie die "Überschrift des Tages": DREI TRANSEN VERPRÜGELN HILFLOSE OMA!
Schon wieder Transen - das Thema schien mich zu verfolgen.
Eigentlich sollte ich mich mal ernsthafter informieren.
"Und gerne können sie unsere Schulbibliothek benutzen - kostenlos" hörte ich noch die Worte des Lehrers "zu vielen psychologischen und pädagogischen Themen...".
Nach der Pause stellte sich eine ältere Lehrerin vor, die mit uns Gesundheitslehre pauken sollte.
Das war für sie sicherlich ein ernstzunehmender Auftrag; denn sie hatte schon Unterrichtsmaterial dabei: "Die ersten Wochen eines neuen Lebens". Auf dem Deckblatt war eine glücklich grinsende Frau - offensichtlich Mutter - abgebildet.
Wieder Pause.
"Ich geh mal rüber in die Schulbücherei", rief eine der Frauen, die in einer kleinen Gruppe zusammenstanden, "kommt jemand mit?"
"Ich" - und schon waren wir unterwegs ins Hauptgebäude.
"Wir müssen uns eigentlich jedes Halbjahr ein paar Bücher kaufen", meinte meine Begleiterin, "oder aber wir sind rechtzeitig hier und leihen sie uns - bevor die anderen Schüler kommen". Sie grinste.
"Was darf's denn sein?" fragte die Büchereiangestellte. "Makarenko, der Weg ins Leben, wenn's geht, drei Mal".
"Für Sie auch?" "Ja, gerne" nickte ich schnell.
"Sonst noch was?"
"Nein"
"... und Sie?"
"Haben Sie etwas über TRANSSEXUALITÄT?" Ganz überrrascht hörte ich mich selbst diese Frage stellen.
"Wir haben nur eine ältere Abhandlung von Harry Benjamin", meinte sie darauf, "wollen Sie die mitnehmen, is' aber auf Englisch? Ich kann Ihnen ja immer noch mehr zu diesem Thema bestellen, ist es für ein Referat?"
"Ja", stammelte ich schnell, "das wäre nett, es ist aber nicht so eilig".
Wir bedankten uns und steckten die Bücher in eine Tüte, die uns die Biliothekarin gegeben hatte. "Was willst Du denn damit?" fragte meine Mitschülerin, "wir haben doch noch gar keine Referate aufbekommen!"
"Ach, nur so", sagte ich darauf.
Es lief gut an mit der neuen Schule; die MitschülerInnen waren alle recht nett, obwohl sie so unterschiedliche Voraussetzungen hatten. Ein paar Tage späte sollte unsere erste Klassenfete stattfinden, und zwar in den Räumen einer Wohngemeinschaft. Fast alle aus der Klasse kamen - und es wurde ein feuchtfröhlicher Abend. In der einen Ecke des einen Zimmers stand eine Gitarre, die herumgereicht wurde. Einige hatten ganz gute Kenntnisse und halfen weiter, wenn einer nicht weiterkam und ein Griff noch nicht so bekannt war. Erst im Morgengrauen, als bereits wieder die erste U-Bahn fuhr, machte ich mich auf den Heimweg.
Meine Büchertasche hatte ich noch nicht ausgepackt, doch dachte ich immer mal wieder an das Wort "Transsexualität"
Die folgende Woche wurde recht anstrengend in der Schule. Mehrmals hatten wir bis in den späten Nachmittag Unterricht. Ein Dozent wies uns ein in die Wirtschaftslehre nach Karl Marx. Das wunderte mich ein wenig; alles, was mit Marx und Engels zu tun hatte, galt dort, wo ich vorher verkehrte, als "darüber spricht man nicht, das sind Kommunisten".
Endlich Wochenende. Mich zog es wieder zum Leierkastenmann. Dieses Mal konnte ich schon weit vor dem Haus hören, dass das Live-Konzert nicht ausfiel. Eine Band spielte Dixxieland. Das konnte ich aber eher hören statt sehen; denn es war brechend voll und der Zigarettenqualm aus diesem Grunde noch dichter. Die schwergewichtige Frau brüllte mich wieder an (musste sie auch bei dem Lärm):
"Schülerausweis 3 Mark, sonst 5!". Ich zeigte ihr meinen gerade neu bekommenen Schüler-Ausweis und bekam einen Stempel auf die Hand gedrückt.
Nach dieser Begrüßungszeremonie musste ich mich erst einmal orientieren. An einen Sitzplatz war nicht zu denken; denn es war so voll, dass ungefähr die Hälfte der Zuhörerschaft stand. Die meisten hatten ein Bierglas in der Hand und eine Zigarette im Mund. Viele bewegten sich, so gut es ging, ein wenig zum Takt der Musik und wippten mit den Füßen. Ein Kellner kam vorbei mit einem Tablett mit lauter gefüllten Biergläsern. "Noch jemand 'n Bier?" Ich winkte ihn zu mir heran. "Heute ist Marktag", brüllte er, "jedes Getränk 'ne Mark".
Ich gab ihm ein Markstück, das er in seiner Tasche verschwinden ließ.
Die Band spielte sich durch eine Reihe bekannter Klassiks. Dixxieland war nicht ganz mein Stil, aber einen Abend konnte ich es wohl noch aushalten.
Gegen 2 Uhr nachts lichteten sich die Reihen ein wenig - und als der Bandleader seine Mitmusiker extra noch einmal vorstellte, wusste ich, dass die Veranstaltung langsam dem Ende zuging.
Eigentlich wollte ich schon gehen, aber andererseits war ich neugierig, ob "Transenelli" wieder im Lokal war.
Tatsächlich - die Band hatte das letzte Stück gespielt und die Musiker packten ihre Instrumente in die Koffer. Nur der Drummer schimpfte; irgendeine Schraube hatte sich verklemmt, sodass er Mühe mit dem Abbau hatte.
Schlagartig war die Kneipe fast leer. Nur wenige Leute saßen noch an den Tischen oder am Tresen.
Ja, da war sie - Transenelli. Sie schien ziemlich getrunken zu haben; denn immer wieder sackte ihr Kopf nach unten. Vor ihr stand ein halb volles Glas. Diesmal fragte sie nicht, ob ich einen ausgeben würde. Sie lächelte aber wie von ferne, als würde sie mich wieder erkennen, sagte aber nichts.
Eigentlich wollte ich gehen; aber etwas hielt mich zurück?
Eine letzte Zigarette.
Transen-Elli versuchte, von ihrem Hocker aufzustehen, fiel aber fast hin. Der Wirt, den ich schon vom letzten Besuch kannte, kam gerade um die Ecke und fing sie auf. "Na, wo soll's denn hingehen?"
"Nach Hause", sagte sie - und dann mit einem Lächeln "telefonieren".
"Das ist eigentlich eine gute Idee", meinte darauf der Wirt, "aber ich kann noch nicht Schluss machen - und alleine kannst Du nicht gehen".
Dann blickte er zu mir rüber. "Du kennst sie doch auch, bringst Du sie eben nach schräg gegenüber - Nummer 12?
Sie wohnt unten, musst sie nicht lange schleppen!"
"Na gut", meinte ich darauf, "wenn es gleich losgehen kann und wenn es keine Schwierigkeiten gibt!"
"Das macht keine Schwierigkeiten, die ist ganz lieb", antwortete der Wirt, "und gekotzt hat sie auch noch nie".
"... fast noch nie..." fügte er hinzu.
Zusammen mit ihm zog ich Elli die Jakcke an. Dann griff der Wirt in ihre Tasche und holte den Wohnungsschlüssel heraus. "Janussen" steht an ihrer Tür, meinte er noch. Transen-Elli hakte sich bei mir unter und wir verließen als merkwürdiges Paar die gastfreundschaftliche Stätte.
Die frische Luft traf uns fast wie eine Keule. Nach dem ganzen Abend im dichten Zigarettenqualm erfuhren wir so etwas wie einen Sauerstoff-Schock.
"Ganz schön frisch!" meinte meine Begleiterin.
"Was denn, wer denn?" ich wollte wohl witzig sein.
Schon hatten wir die andere Straßenseite erreicht und standen vor dem Haus. Ich fummelte mit dem Schlüssel, aber der Haupteingang war nicht verschlossen. wir konnten gleich eintreten.
Ihre Wohnung lag gleich auf der linken Seite. Ich machte Licht und schloss die Tür auf. "Kommst Du alleine zurecht?"
Die Frage hätte ich nicht stellen müssen, wenn ich mich vorher umgedreht hätte. Transen-Elli hatte sich auf den Boden gehockt und gegen die Wand gelehnt und schien zu schlafen. Ich zog sie hoch. "Komm", sagte ich, "kannst drinnen schlafen, da ist es gemütlicher!"
Mit Mühe bekam ich sie hoch und wir schafften die wenigen Schritte bis in die Wohnung.
Bisher hatte ich Elli zwei Mal gesehen - und jedes Mal befand sie sich in einem schrecklichen und betrunkenen Zustand. Wie mochte die Wohnung aussehen?
Ich war auf einiges gefasst und traute mich kaum, das Licht anzumachen.
Doch Elli kam mir zuvor; sie war wohl aus Versehen auf den Fußschalter einer Stehlampe getreten und wunderte sich selbst über das Ergebnis:
im hellen Strahl der Lampe zeigte sich eine wunderbar gemütliche und aufgeräumte Wohnung!
"Und nun ins Schlafzimmer!" Elli zog an meinem Ärmel. Ich folgte ihr.
Besonders vertrauenerweckend sah die Gegend nicht aus, aber es war kaum jemand auf der Straße an diesem Abend, sodass ich nichts befürchtete. Sicherlich saßen alle gemütlich daheim vor dem Fernseher - oder hatten Besseres zu tun. Mich aber hatte es hinaus getrieben an diesem Abend. Ich war neu in der Stadt und ich musste in meinem Bezirk erst einmal heimisch werden. Musste? Ja - musste. Das hatte ich schon vorher und auch nachher immer so gehalten. Wenn ich irgendwo neu war, oder ich mich verändern wollte, dann erkundete ich die Gegend. Wenn ich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wurde, fuhr ich eine halbe Stunde vorher hin und lief und fuhr die Straßen in der Nähe ab, um festzustellen, ob das Umfeld zu mir passte.
So stand ich diesen Abend vor einem baufällig wirkenden Haus. "Zum Leierkastenmann" grüßte ein Leuchtschild. "Jazz - live" konnte man nur lesen, wenn die kaputte Leuchtstoffröhre gerade im unternen Bereich kurz ansprang.
Ich riss die schwergängige Tür gegen den Widerstand des hydraulischen Türschließers auf und stand vor einem dicken, schweren Vorhang, den ich beiseite schob. Zigarettenqualm schlug mir entgegen. "Heute ist keine Livemusik!" brüllte mir eine ältere 3-Zentner-Frau entgegen, "deshalb heute keinen Eintritt!".
Eintritt? Wozu auch...
Die Kneipe machte einen tristen Eindruck; das konnte ich gleich sehen, obwohl durch den starken Zigarettenqualm nur eine sehr beschränkte Sicht möglich war. Ein paar Gestalten saßen vor halb geleerten Biergläsern. Einer drehte sich eine Zigarette, ein junges Paar knutsche und er flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie lächelte, blickte dann in die Handtasche, stand auf und holte ihre Jacke.
Der Mann stand ebenfalls auf, ging an den Tresen und warf dem Wirt ein paar Markstücke hin. "Tschüss - bis morgen!" "Bis denne - viel Spaß!" Der Wirt lachte.
Das junge Paar verschwand.
"Was darf's denn sein?" Er riss mich aus meinen Gedanken. "N' Halben bitte" antwortete ich. Der Wirt schien mich zu verstehen und setzte sich in Bewegung. Bald darauf hörte ich das schnorchelnde Geräusch des Bierhahnes und das typische Zischen beim Füllen des Glases.
"Griechischer Wein...". klang es aus der Musikbox - wenig passend. Jemand musste sie mit einigen Groschen gefüttert haben.
"Zum Wohle!" Der Wirt stellte das Glas vor mir ab und machte einen Strich auf meinen Bierdeckel. "Danke" Ich nahm einen großen Schluck. Meine Augen und meine Gedanken gingen im Raum spazieren. Allerlei Raumschmuck war vorhanden. Oben an der Decke hingen einige Musikinstrumente, darunter ein staubiges Banjo, eine kaputte Framus-Gitarre und eine Geige ohne Saiten. Im Zwischengang, der sicherlich zu den Toiletten führte, waren Plakate aufgehängt, eines von den Flying Lesbians, das ich auch schon in der Tarantel und anderen Kneipen gesehen hatte und eines von Lokomotive Kreuzberg. Ein anderes Plakat wies auf eine Veranstaltung in der Alten-TU-Mensa hin: "Rock 'n Roll" mit "Jacky and his Strangers". Die Bilder auf dem Plakat zeigten, dass Musiker und Instrumente wohl auch nicht in eine "Neue Mensa" gepasst hätten.
Musikladen am Hohenzollerndamm - ein kleiner Handzettel, der etwas schräg unter dem Plakat hing, weil er mit nur einer Heftzwecke festgemacht war, erinnerte mich daran, dass ich neue Saiten für meine Gitarre kaufen wollte; denn meine hatten auf dem Umzug gelitten.
Auf einem Rundtisch lagen Veranstaltungsmagazine aus - Hobo und TIP, außerdem ein paar linke Postillen in einem handlichen Format, die wie hektografiert aussahen und wie Schülerzeitungen wirkten.
Die Leute in der Kneipe machten einen ruhigen Eindruck. Einige unterhielten sich leise, andere saßen still vor ihrem Bier. Wenige Paare... ein paar Gruppen, sicherlich Schüler oder Studenten, die sich nach einer Arbeitsgruppe noch auf ein paar Bier zusammensetzten. In einer Ecke wurde gewürfelt. "Mäxchen" konnte ich hören - dann rödelten die Würfel wieder in dem Lederbecher, um kurz darauf mit einem lauten Knall auf dem Tisch zu landen. Im Zwischengang, an der Wand gegenüber der Plakate, stand ein alter Flipper, der von zwei jungen Männern drangsaliert wurde. "Klingeling - Tilt". "Mist", rief der eine Mann, nu bist Du...".
Am anderen Ende des Tresens saß eine Frau auf einem der hohen Hocker und lallte - zum Wirt gewandt: "Haste noch'n Bier?"
"Nee", sagte der, "Haste Jeld?"
"Morjen", war ihre Antwort.
"Dann kriegste auch morgen erst Bier", meinte der Wirt darauf, "Anschreiben is nich mehr!"
Die Frau wandte sich mir zu: "Gibste ein' aus?" "Na gut", sagte ich, "n' Halben für die Lady - und lass mal aus meinem Glas die Luft raus!"
Der Wirt stöhnte, setzte sich jedoch in Bewegung, nahm mein Glas und füllte auch für die Frau eines. Dann machte er zwei weitere Striche auf meinem Deckel und fragte: "Jeld haste doch?"
"Natürlich!" - ich klimperte mit ein paar Markstücken, die ich lose in der Tasche meines Parkas hatte. "Denn is jut" meinte er darauf und verschwand kurz im hinteren Teil der Kneipe. "Prösterchen" - die Frau hob kurz ihren Krug und nickte mir zu. "Prost", sagte ich.
Die Frau rutschte näher. "Dat is echt nett von Dir", nuschelte sie mit überraschend tiefer Stimme, und dann: "watt haste heute noch vor?"
"Ich weiß nicht", sagte ich, "ich glaube, ich geh' gleich, ich muss morgen früh raus!"
"Schade", sagte sie ohne Umschweife, "kommste nich mit zu mir? Für'n paar Mark können wir Hochzeitsnacht feiern!"
"Nein", sagte ich irritiert, "heute nicht".
"Is jut", meinte sie darauf, "dann will ick mal allene los!" Sie zog sich am Tresenaufsatz hoch und setzte sich schwankend in Bewegung, ohne ihr Glas ganz geleert zu haben. Eigentlich konnte ich sie nicht so einfach gehen lassen; fast hatte ich ein schlechtes Gewissen und dachte an Polizeiberichte mit dem Titel: "Hilflose Person...". Doch dann gewann wieder die Gleichgültigkeit Oberhand.
Der Wirt kam zurück und sah mich fragend an. "Sie ist gegangen", sagte ich und zeigte auf ihren Platz. Da sah ich, dass sie ihre Tasche vergessen hatte. Der Wirt nahm die Tasche an sich. "Die kann sie morgen mitnehmen, wenn sie nicht heute noch einmal kommt", meinte er.
"Und Sie sind sicher, dass sie morgen kommt?" fragte ich.
"Na klar", antwortete er, "Transen-Elli is jeden Tach hier!"
"Transen-Elli?" fragte ich etwas unbeholfen. "Ja, Transen-Elli", sagte er, "dat weeß doch jeder, die is' 'n Mann".
Da ich inzwischen die notwendige Bettschwere hatte, machte ich mich auf den Weg in meine Wohnung. Erst musste ich durch den Gang, der durch das Vorderhaus führte. Da es nach 20 Uhr war, hatte der Hausmeister die Haustüre schon verschlossen und ich musste sie mit dem typischen Doppelbartschlüssel aufschließen - ganz schöne Fummelei, besonders, wenn man drigend aufs Klo muss.
Im Seiteneingang zum Hinterhaus war es dunkel; ich fand aber gleich den Lichtschalter und nahm jeweils zwei Stufen auf einmal; denn ich hatte es eilig. An die Gerüche im Treppenhaus hatte ich mich immer noch nicht gewöhnt. Man merkte sehr deutlich, dass es sich um ein Mehrnationenhaus handelte. Über den Hof erscholl eine passende Begleitmusik.
"Transe" - ich dachte noch einmal über das Erlebte nach. "Transe" - sind das nicht die Männer, die sich als Frau verkleiden und in Shows auftreten?
Mit dieser für mich nicht zu beantwortenden Frage schlief ich ein.
Am nächsten Morgen machte ich mich zeitig auf den Weg. Um den U-Bahnhof Eisenacher Straße zu erreichen, musste ich umsteigen, aber der Anschlusszug kam recht schnell - und schon rumpelte er los. Kacheln und Lichter flitzten an mir vorbei, als ich durch das Fenster blickte. Die Leute im Abteil schienen stumm und starr. Ein Türke, der sicherlich von der Nachtschicht kam, schlief sogar.
Wieder im Licht - schon da! Ich musste mich kurz sammeln, erhob mich dann mit einem Ruck, ergriff meine Tasche und verließ den U-Bahn-Wagen.
Die Ströme teilten sich; ich musste nach links. Etliche Leute hatten den gleichen Weg, aber auch das gleiche Ziel? Bei einigen schien es möglich, waren sie doch ähnlich gekleidet wie ich und ungefähr im selben Alter. Schnell die Treppe hinauf. Ich nahm wieder einmal zwei Stufen auf einmal, freute mich auf meine neue Aufgabe.
Oben eine Luft wie ein Schlag. Dass es so warm geworden war, hatte ich nach dem gestrigen Abend nicht vermutet. Die Gruppe der "Linksaussteiger" teilte sich oben wieder. Schon auf der Treppe war sie in mehrere Grüppchen und Einzelposten zerfallen.
Nur 3 Leute hatten offensichtlich den gleichen Weg wie ich; die anderen waren gleich über die Straße gelaufen oder irgendwo im Getümmel verschwunden. Hektisch war es am U-Bahnhof, aber je mehr ich mich davon entfernte, desto ruhiger wurde es.
Ich kam an einer kleinen Kneipe vorbei. "Mollys Molle" - stand in großen, freundlichen Buchstaben auf einem Schild. Obwohl es noch ziemlich früh war, saßen drinnen schon ein paar Leute, wie ich durch das gardinenlose Fenster erkennen konnte.
"Karl-Schrader-Straße" - hier musste es sein. Ich hatte mein Ziel erreicht. Und nun?
Nach dem Weg fragen? Nein - hier stand schon ein Hinweis: "Die neuen Jahrgänge melden sich im Schulsekretariat Zimmer 101".
Gut - also im ersten Stock.
Einige standen schon vor der Bürotür; aber die Leute wurden schnell abgefertigt. Dann war ich dran, bekam eine Mappe mit dem Ausbildungsvertrag in die Hand gedrückt und mir wurde mitgeteilt, dass meine Klasse im Neubau wäre.
Den Neubau hatte ich schon beim Überqueren des Schulgeländes gesehen. Ich setzte mich im Bewegung.
Im Erdgeschoss befand sich eine Cafeteria, wie ein Blick durch die Glastüren zeigte. Dann musste meine Klasse im ersten Stock sein.
Zwei Stufen auf einmal - nein, lieber doch nicht, ich will doch nicht schnaufend oben ankommen.
Vor einer Tür wartete eine Traube von Menschen. Hier musste es sein. Ich blickte auf die Mappe, die ich im Büro erhalten hatte und auf das kleine Schild neben der Tür. Ja, das stimmte.
Offensichtlich war die Klasse noch nicht geöffnet; denn alle warteten. Untereinander schien man sich nicht zu kennen; denn kaum einer sprach.
Dann erschien ein Mann - ungefähr in unserem Alter - und schloss die Tür auf. "Herzlich willkommen im ersten Ausbildungsjahr!"
Er setzte sich nach vorn - und wir verteilten uns an die Tische - die sich in Hufeisenform um das Lehrerpult schmiegten.
Der Lehrer holte aus seiner abgewetzten Aktentasche eine Liste und wollte die Anwesenheit überprüfen. Langsam ging er die Namenreihe durch. Bei einigen Leuten hatte er ein paar Anmerkungen, weil noch Unterlagen fehlten, die dringend im Büro abgegeben werden sollten.
Dann lehnte er sich zurück und stellte sich vor. Er guckte auf die Uhr. "Es ist noch Zeit für eine große Vorstellungsrunde", meinte er, "fangen Sie bitte an".
Eine jungen Frau, gleich links am Lehrerpult, zuckte leicht zusammen, begann dann aber, ohne zu stocken. Sie war Mitte zwanzig und hatte schon eine Ausbildung als Verkäuferin hinter sich. Der Nächste...
So ging es immer weiter. Ich blickte in die Runde. Alle sahen "ganz normal" aus. Da ich vom Land kam hatte ich - was hatte ich eigentlich erwartet?
"Ich bin Hausfrau; mein Mann ist Zahnarzt". Eine gelockte Rothaarige stellte sich vor.
Ein Mann mit ziemlich langen Haaren holte eine Packung Tabak aus seiner Parkatasche und drehte sich umständlich eine Zigarette. "Van Nelle" - von dieser Tabakmarke hatte ich noch nie etwas gehört. Gerade als er fertig war und die Zigarette angezündet hatte, war er an der Reihe, sich vorzustellen. Er paffte erst einmal drei Wölkchen in die Luft, als würden sie zu seiner Vorstellung und zu seiner Person gehören. In den nächsten Monaten sollte ich erfahren, dass das stimmte.
Er war Krankenpfleger und erhoffte sich durch eine weitere Ausbildung einen besser bezahlten Beruf. Durch regelmäßige Nachtdienste wollte er sich die Ausbildung finanzieren.
Der Nächste...
Plötzlich war ich dran - fast als Letzter. Bestimmt bin ich leicht rot geworden, denn so viel wie einige Andere hatte ich bisher noch nicht erlebt. Aber ohne zu stottern sagte ich meinen Namen und was ich gemacht hatte. Als ich das einjährige Praktikum in einem Stadtteilprojekt erwähnte, nickte der Lehrer anerkennend.
Ein paar weitere Schüler zündeten sich eine Zigarette an. Hier durfte man rauchen?
Das hätte ich wissen sollen. Meine Pfeife lage noch in der Wohnung. Aber vom Wochenende hatte ich noch ein paar Zigaretten in der Jacke. Gute Idee...
Eine Frau hustete, sagte aber nichts.
Der Lehrer blickte wieder auf die Uhr. "Das war's auch schon für heute, den Rest des Tagesprogramms entnehmen Sie bitte dem Stundenplan - falls unten keine Vertretung eingetragen ist!"
Er steckte seine Liste ein, nahm seine Tasche und verschwand.
Unter uns Schülern begann eine Unterhaltung, erst einmal das Übliche: woher und wohin - was hast Du vorher gemacht, was versprichst Du dir von der Ausbildung?
Wo wohnst Du?
Ein Mann, der schon älter war, holte sich eine Zeitung aus seiner Tasche - eine BZ.
In großen Lettern schrie die "Überschrift des Tages": DREI TRANSEN VERPRÜGELN HILFLOSE OMA!
Schon wieder Transen - das Thema schien mich zu verfolgen.
Eigentlich sollte ich mich mal ernsthafter informieren.
"Und gerne können sie unsere Schulbibliothek benutzen - kostenlos" hörte ich noch die Worte des Lehrers "zu vielen psychologischen und pädagogischen Themen...".
Nach der Pause stellte sich eine ältere Lehrerin vor, die mit uns Gesundheitslehre pauken sollte.
Das war für sie sicherlich ein ernstzunehmender Auftrag; denn sie hatte schon Unterrichtsmaterial dabei: "Die ersten Wochen eines neuen Lebens". Auf dem Deckblatt war eine glücklich grinsende Frau - offensichtlich Mutter - abgebildet.
Wieder Pause.
"Ich geh mal rüber in die Schulbücherei", rief eine der Frauen, die in einer kleinen Gruppe zusammenstanden, "kommt jemand mit?"
"Ich" - und schon waren wir unterwegs ins Hauptgebäude.
"Wir müssen uns eigentlich jedes Halbjahr ein paar Bücher kaufen", meinte meine Begleiterin, "oder aber wir sind rechtzeitig hier und leihen sie uns - bevor die anderen Schüler kommen". Sie grinste.
"Was darf's denn sein?" fragte die Büchereiangestellte. "Makarenko, der Weg ins Leben, wenn's geht, drei Mal".
"Für Sie auch?" "Ja, gerne" nickte ich schnell.
"Sonst noch was?"
"Nein"
"... und Sie?"
"Haben Sie etwas über TRANSSEXUALITÄT?" Ganz überrrascht hörte ich mich selbst diese Frage stellen.
"Wir haben nur eine ältere Abhandlung von Harry Benjamin", meinte sie darauf, "wollen Sie die mitnehmen, is' aber auf Englisch? Ich kann Ihnen ja immer noch mehr zu diesem Thema bestellen, ist es für ein Referat?"
"Ja", stammelte ich schnell, "das wäre nett, es ist aber nicht so eilig".
Wir bedankten uns und steckten die Bücher in eine Tüte, die uns die Biliothekarin gegeben hatte. "Was willst Du denn damit?" fragte meine Mitschülerin, "wir haben doch noch gar keine Referate aufbekommen!"
"Ach, nur so", sagte ich darauf.
Es lief gut an mit der neuen Schule; die MitschülerInnen waren alle recht nett, obwohl sie so unterschiedliche Voraussetzungen hatten. Ein paar Tage späte sollte unsere erste Klassenfete stattfinden, und zwar in den Räumen einer Wohngemeinschaft. Fast alle aus der Klasse kamen - und es wurde ein feuchtfröhlicher Abend. In der einen Ecke des einen Zimmers stand eine Gitarre, die herumgereicht wurde. Einige hatten ganz gute Kenntnisse und halfen weiter, wenn einer nicht weiterkam und ein Griff noch nicht so bekannt war. Erst im Morgengrauen, als bereits wieder die erste U-Bahn fuhr, machte ich mich auf den Heimweg.
Meine Büchertasche hatte ich noch nicht ausgepackt, doch dachte ich immer mal wieder an das Wort "Transsexualität"
Die folgende Woche wurde recht anstrengend in der Schule. Mehrmals hatten wir bis in den späten Nachmittag Unterricht. Ein Dozent wies uns ein in die Wirtschaftslehre nach Karl Marx. Das wunderte mich ein wenig; alles, was mit Marx und Engels zu tun hatte, galt dort, wo ich vorher verkehrte, als "darüber spricht man nicht, das sind Kommunisten".
Endlich Wochenende. Mich zog es wieder zum Leierkastenmann. Dieses Mal konnte ich schon weit vor dem Haus hören, dass das Live-Konzert nicht ausfiel. Eine Band spielte Dixxieland. Das konnte ich aber eher hören statt sehen; denn es war brechend voll und der Zigarettenqualm aus diesem Grunde noch dichter. Die schwergewichtige Frau brüllte mich wieder an (musste sie auch bei dem Lärm):
"Schülerausweis 3 Mark, sonst 5!". Ich zeigte ihr meinen gerade neu bekommenen Schüler-Ausweis und bekam einen Stempel auf die Hand gedrückt.
Nach dieser Begrüßungszeremonie musste ich mich erst einmal orientieren. An einen Sitzplatz war nicht zu denken; denn es war so voll, dass ungefähr die Hälfte der Zuhörerschaft stand. Die meisten hatten ein Bierglas in der Hand und eine Zigarette im Mund. Viele bewegten sich, so gut es ging, ein wenig zum Takt der Musik und wippten mit den Füßen. Ein Kellner kam vorbei mit einem Tablett mit lauter gefüllten Biergläsern. "Noch jemand 'n Bier?" Ich winkte ihn zu mir heran. "Heute ist Marktag", brüllte er, "jedes Getränk 'ne Mark".
Ich gab ihm ein Markstück, das er in seiner Tasche verschwinden ließ.
Die Band spielte sich durch eine Reihe bekannter Klassiks. Dixxieland war nicht ganz mein Stil, aber einen Abend konnte ich es wohl noch aushalten.
Gegen 2 Uhr nachts lichteten sich die Reihen ein wenig - und als der Bandleader seine Mitmusiker extra noch einmal vorstellte, wusste ich, dass die Veranstaltung langsam dem Ende zuging.
Eigentlich wollte ich schon gehen, aber andererseits war ich neugierig, ob "Transenelli" wieder im Lokal war.
Tatsächlich - die Band hatte das letzte Stück gespielt und die Musiker packten ihre Instrumente in die Koffer. Nur der Drummer schimpfte; irgendeine Schraube hatte sich verklemmt, sodass er Mühe mit dem Abbau hatte.
Schlagartig war die Kneipe fast leer. Nur wenige Leute saßen noch an den Tischen oder am Tresen.
Ja, da war sie - Transenelli. Sie schien ziemlich getrunken zu haben; denn immer wieder sackte ihr Kopf nach unten. Vor ihr stand ein halb volles Glas. Diesmal fragte sie nicht, ob ich einen ausgeben würde. Sie lächelte aber wie von ferne, als würde sie mich wieder erkennen, sagte aber nichts.
Eigentlich wollte ich gehen; aber etwas hielt mich zurück?
Eine letzte Zigarette.
Transen-Elli versuchte, von ihrem Hocker aufzustehen, fiel aber fast hin. Der Wirt, den ich schon vom letzten Besuch kannte, kam gerade um die Ecke und fing sie auf. "Na, wo soll's denn hingehen?"
"Nach Hause", sagte sie - und dann mit einem Lächeln "telefonieren".
"Das ist eigentlich eine gute Idee", meinte darauf der Wirt, "aber ich kann noch nicht Schluss machen - und alleine kannst Du nicht gehen".
Dann blickte er zu mir rüber. "Du kennst sie doch auch, bringst Du sie eben nach schräg gegenüber - Nummer 12?
Sie wohnt unten, musst sie nicht lange schleppen!"
"Na gut", meinte ich darauf, "wenn es gleich losgehen kann und wenn es keine Schwierigkeiten gibt!"
"Das macht keine Schwierigkeiten, die ist ganz lieb", antwortete der Wirt, "und gekotzt hat sie auch noch nie".
"... fast noch nie..." fügte er hinzu.
Zusammen mit ihm zog ich Elli die Jakcke an. Dann griff der Wirt in ihre Tasche und holte den Wohnungsschlüssel heraus. "Janussen" steht an ihrer Tür, meinte er noch. Transen-Elli hakte sich bei mir unter und wir verließen als merkwürdiges Paar die gastfreundschaftliche Stätte.
Die frische Luft traf uns fast wie eine Keule. Nach dem ganzen Abend im dichten Zigarettenqualm erfuhren wir so etwas wie einen Sauerstoff-Schock.
"Ganz schön frisch!" meinte meine Begleiterin.
"Was denn, wer denn?" ich wollte wohl witzig sein.
Schon hatten wir die andere Straßenseite erreicht und standen vor dem Haus. Ich fummelte mit dem Schlüssel, aber der Haupteingang war nicht verschlossen. wir konnten gleich eintreten.
Ihre Wohnung lag gleich auf der linken Seite. Ich machte Licht und schloss die Tür auf. "Kommst Du alleine zurecht?"
Die Frage hätte ich nicht stellen müssen, wenn ich mich vorher umgedreht hätte. Transen-Elli hatte sich auf den Boden gehockt und gegen die Wand gelehnt und schien zu schlafen. Ich zog sie hoch. "Komm", sagte ich, "kannst drinnen schlafen, da ist es gemütlicher!"
Mit Mühe bekam ich sie hoch und wir schafften die wenigen Schritte bis in die Wohnung.
Bisher hatte ich Elli zwei Mal gesehen - und jedes Mal befand sie sich in einem schrecklichen und betrunkenen Zustand. Wie mochte die Wohnung aussehen?
Ich war auf einiges gefasst und traute mich kaum, das Licht anzumachen.
Doch Elli kam mir zuvor; sie war wohl aus Versehen auf den Fußschalter einer Stehlampe getreten und wunderte sich selbst über das Ergebnis:
im hellen Strahl der Lampe zeigte sich eine wunderbar gemütliche und aufgeräumte Wohnung!
"Und nun ins Schlafzimmer!" Elli zog an meinem Ärmel. Ich folgte ihr.
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Re:Geschichte: ELLI
Hallo Anne-Mette,
Wieder einmal eine spannende Geschichte aus deiner Feder!Bin schon auf die Fortsetzung gespannt.
LG Bianca
Wieder einmal eine spannende Geschichte aus deiner Feder!Bin schon auf die Fortsetzung gespannt.
LG Bianca
Ick wees nüscht,kann nüscht,hab aba jede Menge Potenzial
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Re: Geschichte: ELLI
Auch das Schlafzimmer war gemütlich und aufgeräumt. Mich wunderte nur, dass an den Wänden Bilder von Kriegsschiffen hingen und auf dem Schreibtisch ein großes Fotoalbum mit lauter Schwarzweißfotos zu sehen war. Als ich die Umschlagseite kurz betrachtete, erkannte ich ein kunstvoll gezeichnetes Wappen und ein Hakenkreuz. Darunter in penibler Schrift: "Meine Dienstzeit bei der Kriegsmarine"
Der Zustand der Wohnung war überhaupt nicht in Einklang zu bringen mit Ellis eigenem Zustand; denn sie war so betrunken, dass sie sofort einschlief, als ich sie vorsichtig auf das Bett legte.
Ich streifte ihr die Schuhe ab, machte das Licht im Schlafzimmer aus und ging aus der Wohnung. Die Tür zog ich leise ins Schloss.
Am nächsten Tag, ein Freitag, hatten wir keinen Unterricht, weil die Dozenten an einer Fortbildung teilnehmen mussten.
Ich nutzte den freien Vormittag für einen Besuch in der Marheinicke Markthalle.
Eine faszinierende Vielfalt erwartete mich dort: türkische Gemüsehändler, Stände mit Bekleidung, Asia-Spezialitäten, Wurst und Käse, Backwaren, allerlei Tand - und frischer Fisch. Damit hatte ich nicht gerechnet - und kaufte mir ein viel zu großes Stück.
Ich suchte gerade etwas Kleingeld zusammen, da klopte mir jemand leicht von hinten auf die Schulter: "Hallo, Du auch hier?" Ich drehte mich um - und sah Elli, die sich scheinbar gut erholt hatte. Sie strahlte über das ganze Gesicht. "Na, war's schlimm gestern?" fragte sie.
"Naja, es geht", meinte ich etwas gequält, "Du warst ganz schön voll!"
"Ich werde mich revanchieren für Deine Hilfe und Dich morgen zum Frühstück einladen, hast Du Zeit?"
Ich überlegte einen kurzen Moment und stimmte zu. "Wann soll ich kommen und was soll ich mitbringen?"
"Na, Dich selber", lachte sie - "und wenn Du willst, ein paar Schrippen; das Andere hole ich schon heute!"
"Fein - und wann soll ich kommen?"
"Gegen 11!"
Ok, das war eine gute Zeit.
Freitagabend trafen wir uns bei einem aus unserer Klasse; aber es wurde kein langer und kein feuchter Abend.
Am nächsten Morgen stand ich so früh auf, dass ich noch Zeit hatte, Brötchen zu holen und die Zeitung kurz zu überfliegen. Punkt 11 läutete ich bei Elli an der Tür. Als sie aufmachte, roch es nach frischem Kaffee. Elli nahm mich in den Arm, was mich etwas überrumpelte. "Na, nicht so schüchtern, Kleiner", meinte sie darauf lachend, "Du hast mich doch schon mal ins Bett gebracht, da wirst Du doch keine Angst vor einer kleinen Umarmung oder einem Küsschen haben!" Und schon hauchte sie mir einen Kuss auf die Wange. "Herzlich willkommen in Elli's Castle!"
"Danke!" erwiderte ich etwas unbeholfen.
"So, nun komma erstma rinn, die Schrippen kannst Du in'n Korb legen!"
Ich folgte ihr in die gemütliche Küche, wo wir ausgiebig frühstückten. Erst gegen Nachmittag hatten war das Gefühl, dass es an der Zeit wäre, etwas Anderes zu machen. Wir hatten so lange miteinander gesprochen, dass ich fast keine Worte mehr hatte und daran dachte, langsam zu gehen.
"Und, haste nun 'nen Job?" fragte Elli, als ich schon fast am Gehen war; denn ich hatte ihr erzählt, dass ich sicherlich bald nebenher etwas arbeiten müsste, um die Ausbildung zu finanzieren.
"Nee, noch nicht so richtig", meinte ich, aber ich werde mal in die Zeitung gucken - oder ich fahre mal zur TUSMA!"
"TUSMA - was ist denn das für eine Firma?" Elli konnte mit dem Wort nichts anfangen. "Weiß ich auch nicht so genau", sagte ich ihr, "aber einer aus meiner Klassse sagte, das wäre eine studentische Arbeitsvermittlung, über die man gut arbeiten könnte".
"Ich hätte auch einen Job für Dich", meinte darauf Elli, "hast Du ein Auto?"
Ja, ein Auto hatte ich - noch - einen alten Käfer, den ich mal aus Bundeswehrsbeständen gekauft und gelb/schwarz lackiert hatte. Leider reichte mein Geld nicht, das Auto zu behalten, Versicherung und Steuern zu bezahken und ich hatte es meiner Schwester versprochen, die einen guten Job hatte. Ich wollte es ihr gelegentlich mal auf die Insel bringen; aber es hatte keine Eile.
"Fein", sagte Elli, "ich muss Sonntag nach Hamburg! Kanst Du mich fahren? Hin- und zurück. Ich kann Dir 200 Mark geben und Benzingeld".
Mir erschien das ein wenig viel für einen Tag Arbeit und etwas Fahrerei und ich sagte es ihr. "Nein, ist schon gut", meinte sie darauf, "ich bekomme das Geld von jemandem wieder".
"Wie sollen wir fahren und wann?" fragte ich sie.
"Sonntag um 8 fahren wir hier los, die Heerstraße runter nach Staaken und dann über die B5 nach Hamburg."
"Das ist zwar eine schreckliche Straße, aber ich hoffe, mein Wagen wird nicht auseinandefallen", sagte ich, " wir werden es schon schaffen!"
Weil ich am Sonntag früh aufstehen musste, ging ich am Samstag nicht aus und widmete mich stattdessen dem Fernsehprogramm. Vorher wurde das Auto kurz durchgesehen. Es befand sich alles in bester Ordnung.
Als ich Elli am nächsten Morgen abholte, wartet sie schon unten vor dem Haus. Sie hatte eine große Tasche bei sich, die sie auf die Rückbank legte. "Dann mal los!"
Es war gut, sie als Lotse dabei zu haben; denn ich als Landei hatte mich noch nicht so richtig an die Fahrerei in der Stadt gewöhnt. Insbesondere die flotten Spurwechsel machten mir Schwierigkeiten.
Zwischendurch fragte sie "findest Du, dass die Bezahlung für die Fahrt in Ordnung ist?" Ich war etwas überrascht. Wollte sie nun mit mir feilschen?
"Ja, sagte ich, das ist mehr als großzügig, oder ist es Dir nun doch zu viel?"
"Nein", meinte sie, "das ist es nicht, aber ich habe noch eine besondere Anforderung an Dich. So leicht verdient man 200 Mark am Tag nun doch nicht!"
"Hoffentlich kein Banküberfall", sagte ich im Scherz, "und was sollen wir auch mit Ostmark?"
"Ostmark? Nein Quatsch", sagte sie, "kein Banküberfall. Ich möchte nur nicht, dass Du nach unserer Pause in Quitzow mit mir sprichst!"
"Ich mache eigentlich nie Rast", sagte ich darauf, "höchstens wenn ich tanken muss - und wo ist Quitzow?"
"In Quitzow ist die einzige Raststätte - und ein Halt dort gehört zu unserer Abmachung", erwiderte sie, "wenn Du das so nicht willst oder kannst, dann muss ich mir einen anderen Fahrer suchen!"
"Ist schon gut", sagte ich gespielt brummig, "Du bist der Boss!"
Wir fuhren an den Messehallen vorbei und Elli lotste mich geschickt durch den Verkehr. Auf der Heerstraße kamen wir nur noch langsam voran. Es hatten wohl noch mehr Leute den gleichen Weg. Doch je weiter wir zum Grenzübergang Staaken kamen, desto leerer wurde es wieder.
Schon hatten wir die Grenze erreicht. Unsere Ausweise mussten wir abgeben und der Grenzer blickte misstrauisch in unser Auto. "Zwei Personen? Waffen oder Munition dabei?"
"Ja, zwei Personen, keine Waffen" sagte ich pflichtgemäß. "Funkgeräte?"
"Nein, keine Funkgeräte". Dabei hatte ich mir vorgenommen, gelegentlich ein CB-Funkgerät zu kaufen. Durfte man die nicht mitnehmen? Ich fragte lieber nicht, um ihn nicht zu beunruhigen.
Unsere Ausweise nahm er mit. Das Auto vor uns fuhr ein Stück vor - dann wieder - dann wieder - und dann standen wir vorn und ich wollte gleich vor die Grenzabfertigungshütte fahren. "Halt", sagte Elli, "kannst Du nicht lesen?"
Stimmt "Weiterfahrt nur nach Aufforderung!" stand auf einem Schild. Der Grenzer, der drinnen saß, winkte. Das war wohl die Aufforderung. Krachend legte ich den ersten Gang ein und wir fuhren die paar Meter.
Streng blickte der Grenzer uns an. "Reiseziel?" fragte er.
"Hamburg", antwortete ich.
"Machen Sie mal das Ohr frei", forderte er mich auf. Ich schob meine Haare nach hinten. Er schien zufrieden. "Und die Dame - bitte mal vorbeugen!"
Elli beugte sich vor, während ich mich ganz nach hinten in den Sitz drückte, damit der Grenzer freie Sicht hatte.
"In Ordnung", sagte er, "gute Weiterfahrt!"
Ich dankte - und wir fuhren los.
Die Straße war sehr holprig; eher wie ein Feld- und Wiesenweg und nicht wie eine Bundesstraße.
Wir kamen an einem riesigen Kasernengelände vorbei. "Da sind die Russen!" rief Elli. Als schienen sie es gehört zu haben, blickten einige Soldaten grimmig hinter uns her.
Ich schaltete das Radio ein - das war doch wohl hier nicht verboten?
Der Boxermotor im Heck schnatterte wie eine Nähmaschine. Auf der schlechten Straße konnten wir nicht besonders schnell fahren. Im Radio gab es leider nichts - oder es war schlechter Empfang. Ich ärgerte mich, dass ich nicht so ein modernes Gerät mit Cassetten gekauft hatte. Die Unterhaltung mit Elli ging schleppend. Bald darauf holte sie einen Zettel und einen Stift aus ihrer Tasche und schrieb etwas auf.
"Die Adresse in Hamburg", sagte sie, "Du weißt doch - nach Stop bei der Raststätte reden wir nicht mehr!"
"Müssen wir wirklich da Rast machen?" fragte ich, "bis Hamburg ist es doch nicht so weit!"
"Ja", entgegnete Elli, das ist Teil unserer Abmachung. Außerdem kann ich Dir Tabak kaufen im Intershop, wenn Du willst". "Ist ok", meinte ich, "wenn es schnell geht!"
Es war noch eine ziemliche Strecke bis zur Raststätte und es wurde ungemütlich. Immer wieder wurde der Wagen bis in die Grundfesten erschüttert, wenn ich wegen des Gegenverkehrs einem Schlagloch nicht ausweichen konnte.
Elli gab mir den Zettel mit der Adresse. Es handelte sich um eine Straße in der Nähe von Hagenbeks Tierpark - also leicht zu finden.
Vor uns ein Traktor, davor eine Erntemaschine. Es war zum Verzweifeln. Nun begann es auch noch zu regnen. Wie schön könnte ich jetzt noch im Bett liegen oder in Berlin etwas unternehmen.
Die Erntemaschine schwankte hin und her. An ein Überholen war nicht zu denken.
"Es ist nicht mehr weit", sagte Elli, "und denke daran, was wir abgemacht haben. Ich gehe allein in die Raststätte, Du wolltest ja sowieso keine Rast machen!
... und wir sprechen nicht, bis wir auf der Rückfahrt wieder hier Rast machen!"
Mir kam die Angelegenheit immer seltsamer vor.
Aha, da war die Raststätte.Vorschriftsmäßig blinkte ich und suchte einen Parkplatz auf. "Lieber da hinten bei den Westlern", meinte Elli, "hier sind bestimmt viele Spitzel. Kontakte mit DDR-Bürgern sind nicht erlaubt - und wir wollen keinen Ärger auf uns ziehen".
Ich hielt neben einem Opel aus Hamburg. Die Insassen waren nicht zu sehen, befanden sich bestimmt in der Raststätte.
"OK, bis gleich" Elli verschwand mit schnellen Schritten und war bald darauf nicht mehr zu sehen. Ich spielte am Radio. Es war immer noch sehr schlechter Empfang - auch gefiel mir das Programm nicht.
10 Minuten waren vergangen, da sah ich Elli kommen. Sie ging ein wenig anders. Ich hatte ihre Gangart genau verfolgt, als sie den Wagen verlassen hatte. Nun schritt sie richtig fließend. Vielleicht war sie einfach nur erleichtert nach dem WC-Besuch?
Sie öffnete die Tür und warf mir die Tabakdose zu, die ich auffing. "Danke!"
Sie nickte nur. Ach ja, wir würden ja bis zur Rückkehr nicht mehr reden. Sie setzte sich und gab mir ein Zeichen mit der Hand, das wohl "fahr los!" bedeuten sollte.
Als ich mich vorbeugte, um den Zündschlüssel ins Zündschloss zu stecken, bemerkte ich einen etwas befremdlichen Geruch an Elli.
Womit hatte sie sich bloß in der Raststätte frisch gemacht?
Der Motor kam wieder auf Touren - aber nicht zu sehr; denn immer wieder waren langsame Fahrzeuge vor uns, sodass wir weder schnell fahren noch überholen konnten. Wieder Spielerei am Radio, aber ohne Erfolg - Rauschen, soweit ich auch drehte.
Die Landschaft war nicht besonders abwechslungsreich und viele der Häuser machten einen verfallenen, einen trostlosen Eindruck. Die Zeit verging kaum und auch der Kilometerzähler wollte und wollte nicht schneller zählen: wie auch; denn schneller als 60 konnten wir kaum fahren, manchmal sogar noch weniger.
Es musste schon später Vormittag sein. Irgendwo stand ein Schild mit "Elbe".
Ein Stück weiter erblickte ich eine riesige Holzverkleidung - und dann hatten wir die Durchfahrt endlich geschafft. Die Grenzkontrolle dauerte nicht lange.
Nun ging es flotter voran.
Ich war schon mal bei Hagenbek gewesen. So machte das Auffinden der Adresse keine Schwierigkeiten. Als ich anhielt, stieg Elli aus und verschwand in einem Bürohaus. Nach einer halben Stunde kehrte sie zurück, sagte aber nichts. Sie machte ihre gebieterische Handbewegung, die ich wiederum mit "fahr los" übersetzte. "Na, wo warst Du, warst Du erfolgreich?" wollte ich fast fragen, aber verkniff es mir. Ich drehte wieder am Radio. Hier in Hamburg gab es mehrere Sender, die gut zu empfangen waren. So genoss ich ein wenig Zuwendung aus dem Lautsprecher; denn Elli sagte natürlich weiterhin nichts.
Als wir kurz vor Lauenburg und somit kurz vor dem Grenzübergang waren, überholte uns ein Motorradfaher mit einem Wahnsinnstempo. Elli zuckte zusammen und blickte mich erschrocken an, sagte aber nichts.
Wir bogen auf den Parkplatz. Den hatte der Motorradfahrer auch angesteuert. Mir kam das nicht geheuer vor; eine Falle?
Der Motorradfahrer sprang von seiner Maschine, hüpfte von einem auf das andere Bein, riss den Reißverschluss seiner Kombi auf - und - da sah ich den Strahl schon fließen und dachte: "Gute Idee, ich platze auch gleich!"
Danach aßen Elli und ich schweigend eine Butterstulle und tranken Cola aus Dosen.
Endlich ging es weiter. An der Grenze war leider viel los; denn es war typischer Sonntagnachmittag-Rückreiseverkehr.
Nach einer Stunde hatten wir die Prozedur hinter uns gebracht. Wied gab es keine Probleme an der Grenze.
Der Radiosender verabschiedete sich mit Rauschen und Knistern. Singen mochte ich nicht - und von Elli war erst einmal nichts zu erwarten.
Der Verkehr war dicht, sodass ich sehr aufpassen musste. Immer wieder standen Pannenfahrzeuge am Wegesrand. Manche dieser Wagen mussten bestimmt der schlechten Straße Tribut zollen. Unter einem "Strich-8er" lag sein riesiger Auspuff - sicherlich abgefallen.
Irgendwie erreichten wir dann Quitzow. Der Parkplatz war ziemlich überfüllt; ich fuhr ganz durch bis zur hintersten Ecke. Kaum hatte ich gestoppt, da sprang Elli auf und stürzte aus dem Wagen und eilte mit Riesenschritten zur Raststätte. Ich stopfte mir erst einmal eine Pfeife und steckte sie in meine Tasche. Ich wollte sie später beim Fahren rauchen.
Schon nach fünf Minuten kam Elli zurück. Diesmal trug sie ihre große Tasche. Merkwürdig, die hatte sie doch auf der Hinfahrt mit in die Raststätte genommen, sie aber beim Herauskommen nicht mehr dabeigehabt. Ich wollte sie gleich darauf ansprechen, vergaß es dann aber.
Wortlos warf Elli die Tasche auf den Rücksitz und gab mir noch eine Dose Tabak. "Danke, dass Du die Abmachung eingehalten hast", meinte sie - und nun los, dann können wir abends noch auf 'n Bier zum Leierkastenmann!"
Viel sagte Elli nicht auf der weiteren Fahrt, aber wenn ich etwas fragte, bekam ich doch eine Antwort. Aber so richtig in Gesprächslaune war auch ich nicht mehr.
Wir brauchten ganz schön lange, bis wir wieder an der Kaserne vorbeikamen, die uns anzeigte, dass wir bald in Staaken sein würden.
Dort mussten wir wieder sehr lange warten. Ich guckte mir die anderen Autos an und überlegte, was die Leute wohl noch machen würden. Es waren viele Westdeutsche dabei, die sich bestimmt auf ein paar Tage in Berlin freuten - oder arbeiten sollten.
Als ich draußen genug gesehen hatte, gingen meine Blicke in Auto spazieren. Ich schaltete das Radio leise ein. RIAS II war zu empfangen - immerhin.
Ich blickte Elli an. "RIAS II - willkommen in Berlin!"
"Noch sind wir nicht da", meinte sie - und lächelte gequält.
Ich guckte zu ihr herüber und meinte zum Spaß: "Machen Sie mal die Ohren frei!"
Sie tat mir den Gefallen. Erst da sah ich, dass sie verschiedene Ringe in den Ohren hatte. Die waren doch morgens noch gleich gewesen. Sie waren mir aufgefallen, weil sie eine sehr feine Musterung im Silber hatten. Das veranlasste mich sogar zu der Frage, wo Elli die gekauft hatte - und sie erzählte mir, dass sie die im U-Bahnhof Nollendorfplatz im dortigen Trödelmarkt erworben hatte.
Durch diese Gedankengänge hatte ich mich nicht aufs Weiterfahren konzentriert - und der Fahrer hinter mir hupte. Holpernd setzten wir uns in Bewegung.
Als wir endlich die Grenze hinter uns hatten, hatten wir erst das Gefühl, schon angekommen zu sein - doch auf der Heerstraße war ein langer Stau, sodass wir ewig brauchten, bis wir endlich vor Ellis Haus standen.
"Danke, Du hast mir sehr geholfen. Für ein Bier ist es bestimmt zu spät, wenn Du morgen wiede früh los musst", meinte sie zum Abschied - und nach einer kurzen Pause: "So eine Fahrt können wir gerne gelegentlich wiederholen!"
"Mal sehen", sagte ich nur "gute Nacht - und bis bald"
Sie nahm ihre große Tasche und ging, ohne sich noch einmal umzusehen. Der eine Ohrring glitzerte, als sie im Schein einer Straßenlampe stand.
Der Zustand der Wohnung war überhaupt nicht in Einklang zu bringen mit Ellis eigenem Zustand; denn sie war so betrunken, dass sie sofort einschlief, als ich sie vorsichtig auf das Bett legte.
Ich streifte ihr die Schuhe ab, machte das Licht im Schlafzimmer aus und ging aus der Wohnung. Die Tür zog ich leise ins Schloss.
Am nächsten Tag, ein Freitag, hatten wir keinen Unterricht, weil die Dozenten an einer Fortbildung teilnehmen mussten.
Ich nutzte den freien Vormittag für einen Besuch in der Marheinicke Markthalle.
Eine faszinierende Vielfalt erwartete mich dort: türkische Gemüsehändler, Stände mit Bekleidung, Asia-Spezialitäten, Wurst und Käse, Backwaren, allerlei Tand - und frischer Fisch. Damit hatte ich nicht gerechnet - und kaufte mir ein viel zu großes Stück.
Ich suchte gerade etwas Kleingeld zusammen, da klopte mir jemand leicht von hinten auf die Schulter: "Hallo, Du auch hier?" Ich drehte mich um - und sah Elli, die sich scheinbar gut erholt hatte. Sie strahlte über das ganze Gesicht. "Na, war's schlimm gestern?" fragte sie.
"Naja, es geht", meinte ich etwas gequält, "Du warst ganz schön voll!"
"Ich werde mich revanchieren für Deine Hilfe und Dich morgen zum Frühstück einladen, hast Du Zeit?"
Ich überlegte einen kurzen Moment und stimmte zu. "Wann soll ich kommen und was soll ich mitbringen?"
"Na, Dich selber", lachte sie - "und wenn Du willst, ein paar Schrippen; das Andere hole ich schon heute!"
"Fein - und wann soll ich kommen?"
"Gegen 11!"
Ok, das war eine gute Zeit.
Freitagabend trafen wir uns bei einem aus unserer Klasse; aber es wurde kein langer und kein feuchter Abend.
Am nächsten Morgen stand ich so früh auf, dass ich noch Zeit hatte, Brötchen zu holen und die Zeitung kurz zu überfliegen. Punkt 11 läutete ich bei Elli an der Tür. Als sie aufmachte, roch es nach frischem Kaffee. Elli nahm mich in den Arm, was mich etwas überrumpelte. "Na, nicht so schüchtern, Kleiner", meinte sie darauf lachend, "Du hast mich doch schon mal ins Bett gebracht, da wirst Du doch keine Angst vor einer kleinen Umarmung oder einem Küsschen haben!" Und schon hauchte sie mir einen Kuss auf die Wange. "Herzlich willkommen in Elli's Castle!"
"Danke!" erwiderte ich etwas unbeholfen.
"So, nun komma erstma rinn, die Schrippen kannst Du in'n Korb legen!"
Ich folgte ihr in die gemütliche Küche, wo wir ausgiebig frühstückten. Erst gegen Nachmittag hatten war das Gefühl, dass es an der Zeit wäre, etwas Anderes zu machen. Wir hatten so lange miteinander gesprochen, dass ich fast keine Worte mehr hatte und daran dachte, langsam zu gehen.
"Und, haste nun 'nen Job?" fragte Elli, als ich schon fast am Gehen war; denn ich hatte ihr erzählt, dass ich sicherlich bald nebenher etwas arbeiten müsste, um die Ausbildung zu finanzieren.
"Nee, noch nicht so richtig", meinte ich, aber ich werde mal in die Zeitung gucken - oder ich fahre mal zur TUSMA!"
"TUSMA - was ist denn das für eine Firma?" Elli konnte mit dem Wort nichts anfangen. "Weiß ich auch nicht so genau", sagte ich ihr, "aber einer aus meiner Klassse sagte, das wäre eine studentische Arbeitsvermittlung, über die man gut arbeiten könnte".
"Ich hätte auch einen Job für Dich", meinte darauf Elli, "hast Du ein Auto?"
Ja, ein Auto hatte ich - noch - einen alten Käfer, den ich mal aus Bundeswehrsbeständen gekauft und gelb/schwarz lackiert hatte. Leider reichte mein Geld nicht, das Auto zu behalten, Versicherung und Steuern zu bezahken und ich hatte es meiner Schwester versprochen, die einen guten Job hatte. Ich wollte es ihr gelegentlich mal auf die Insel bringen; aber es hatte keine Eile.
"Fein", sagte Elli, "ich muss Sonntag nach Hamburg! Kanst Du mich fahren? Hin- und zurück. Ich kann Dir 200 Mark geben und Benzingeld".
Mir erschien das ein wenig viel für einen Tag Arbeit und etwas Fahrerei und ich sagte es ihr. "Nein, ist schon gut", meinte sie darauf, "ich bekomme das Geld von jemandem wieder".
"Wie sollen wir fahren und wann?" fragte ich sie.
"Sonntag um 8 fahren wir hier los, die Heerstraße runter nach Staaken und dann über die B5 nach Hamburg."
"Das ist zwar eine schreckliche Straße, aber ich hoffe, mein Wagen wird nicht auseinandefallen", sagte ich, " wir werden es schon schaffen!"
Weil ich am Sonntag früh aufstehen musste, ging ich am Samstag nicht aus und widmete mich stattdessen dem Fernsehprogramm. Vorher wurde das Auto kurz durchgesehen. Es befand sich alles in bester Ordnung.
Als ich Elli am nächsten Morgen abholte, wartet sie schon unten vor dem Haus. Sie hatte eine große Tasche bei sich, die sie auf die Rückbank legte. "Dann mal los!"
Es war gut, sie als Lotse dabei zu haben; denn ich als Landei hatte mich noch nicht so richtig an die Fahrerei in der Stadt gewöhnt. Insbesondere die flotten Spurwechsel machten mir Schwierigkeiten.
Zwischendurch fragte sie "findest Du, dass die Bezahlung für die Fahrt in Ordnung ist?" Ich war etwas überrascht. Wollte sie nun mit mir feilschen?
"Ja, sagte ich, das ist mehr als großzügig, oder ist es Dir nun doch zu viel?"
"Nein", meinte sie, "das ist es nicht, aber ich habe noch eine besondere Anforderung an Dich. So leicht verdient man 200 Mark am Tag nun doch nicht!"
"Hoffentlich kein Banküberfall", sagte ich im Scherz, "und was sollen wir auch mit Ostmark?"
"Ostmark? Nein Quatsch", sagte sie, "kein Banküberfall. Ich möchte nur nicht, dass Du nach unserer Pause in Quitzow mit mir sprichst!"
"Ich mache eigentlich nie Rast", sagte ich darauf, "höchstens wenn ich tanken muss - und wo ist Quitzow?"
"In Quitzow ist die einzige Raststätte - und ein Halt dort gehört zu unserer Abmachung", erwiderte sie, "wenn Du das so nicht willst oder kannst, dann muss ich mir einen anderen Fahrer suchen!"
"Ist schon gut", sagte ich gespielt brummig, "Du bist der Boss!"
Wir fuhren an den Messehallen vorbei und Elli lotste mich geschickt durch den Verkehr. Auf der Heerstraße kamen wir nur noch langsam voran. Es hatten wohl noch mehr Leute den gleichen Weg. Doch je weiter wir zum Grenzübergang Staaken kamen, desto leerer wurde es wieder.
Schon hatten wir die Grenze erreicht. Unsere Ausweise mussten wir abgeben und der Grenzer blickte misstrauisch in unser Auto. "Zwei Personen? Waffen oder Munition dabei?"
"Ja, zwei Personen, keine Waffen" sagte ich pflichtgemäß. "Funkgeräte?"
"Nein, keine Funkgeräte". Dabei hatte ich mir vorgenommen, gelegentlich ein CB-Funkgerät zu kaufen. Durfte man die nicht mitnehmen? Ich fragte lieber nicht, um ihn nicht zu beunruhigen.
Unsere Ausweise nahm er mit. Das Auto vor uns fuhr ein Stück vor - dann wieder - dann wieder - und dann standen wir vorn und ich wollte gleich vor die Grenzabfertigungshütte fahren. "Halt", sagte Elli, "kannst Du nicht lesen?"
Stimmt "Weiterfahrt nur nach Aufforderung!" stand auf einem Schild. Der Grenzer, der drinnen saß, winkte. Das war wohl die Aufforderung. Krachend legte ich den ersten Gang ein und wir fuhren die paar Meter.
Streng blickte der Grenzer uns an. "Reiseziel?" fragte er.
"Hamburg", antwortete ich.
"Machen Sie mal das Ohr frei", forderte er mich auf. Ich schob meine Haare nach hinten. Er schien zufrieden. "Und die Dame - bitte mal vorbeugen!"
Elli beugte sich vor, während ich mich ganz nach hinten in den Sitz drückte, damit der Grenzer freie Sicht hatte.
"In Ordnung", sagte er, "gute Weiterfahrt!"
Ich dankte - und wir fuhren los.
Die Straße war sehr holprig; eher wie ein Feld- und Wiesenweg und nicht wie eine Bundesstraße.
Wir kamen an einem riesigen Kasernengelände vorbei. "Da sind die Russen!" rief Elli. Als schienen sie es gehört zu haben, blickten einige Soldaten grimmig hinter uns her.
Ich schaltete das Radio ein - das war doch wohl hier nicht verboten?
Der Boxermotor im Heck schnatterte wie eine Nähmaschine. Auf der schlechten Straße konnten wir nicht besonders schnell fahren. Im Radio gab es leider nichts - oder es war schlechter Empfang. Ich ärgerte mich, dass ich nicht so ein modernes Gerät mit Cassetten gekauft hatte. Die Unterhaltung mit Elli ging schleppend. Bald darauf holte sie einen Zettel und einen Stift aus ihrer Tasche und schrieb etwas auf.
"Die Adresse in Hamburg", sagte sie, "Du weißt doch - nach Stop bei der Raststätte reden wir nicht mehr!"
"Müssen wir wirklich da Rast machen?" fragte ich, "bis Hamburg ist es doch nicht so weit!"
"Ja", entgegnete Elli, das ist Teil unserer Abmachung. Außerdem kann ich Dir Tabak kaufen im Intershop, wenn Du willst". "Ist ok", meinte ich, "wenn es schnell geht!"
Es war noch eine ziemliche Strecke bis zur Raststätte und es wurde ungemütlich. Immer wieder wurde der Wagen bis in die Grundfesten erschüttert, wenn ich wegen des Gegenverkehrs einem Schlagloch nicht ausweichen konnte.
Elli gab mir den Zettel mit der Adresse. Es handelte sich um eine Straße in der Nähe von Hagenbeks Tierpark - also leicht zu finden.
Vor uns ein Traktor, davor eine Erntemaschine. Es war zum Verzweifeln. Nun begann es auch noch zu regnen. Wie schön könnte ich jetzt noch im Bett liegen oder in Berlin etwas unternehmen.
Die Erntemaschine schwankte hin und her. An ein Überholen war nicht zu denken.
"Es ist nicht mehr weit", sagte Elli, "und denke daran, was wir abgemacht haben. Ich gehe allein in die Raststätte, Du wolltest ja sowieso keine Rast machen!
... und wir sprechen nicht, bis wir auf der Rückfahrt wieder hier Rast machen!"
Mir kam die Angelegenheit immer seltsamer vor.
Aha, da war die Raststätte.Vorschriftsmäßig blinkte ich und suchte einen Parkplatz auf. "Lieber da hinten bei den Westlern", meinte Elli, "hier sind bestimmt viele Spitzel. Kontakte mit DDR-Bürgern sind nicht erlaubt - und wir wollen keinen Ärger auf uns ziehen".
Ich hielt neben einem Opel aus Hamburg. Die Insassen waren nicht zu sehen, befanden sich bestimmt in der Raststätte.
"OK, bis gleich" Elli verschwand mit schnellen Schritten und war bald darauf nicht mehr zu sehen. Ich spielte am Radio. Es war immer noch sehr schlechter Empfang - auch gefiel mir das Programm nicht.
10 Minuten waren vergangen, da sah ich Elli kommen. Sie ging ein wenig anders. Ich hatte ihre Gangart genau verfolgt, als sie den Wagen verlassen hatte. Nun schritt sie richtig fließend. Vielleicht war sie einfach nur erleichtert nach dem WC-Besuch?
Sie öffnete die Tür und warf mir die Tabakdose zu, die ich auffing. "Danke!"
Sie nickte nur. Ach ja, wir würden ja bis zur Rückkehr nicht mehr reden. Sie setzte sich und gab mir ein Zeichen mit der Hand, das wohl "fahr los!" bedeuten sollte.
Als ich mich vorbeugte, um den Zündschlüssel ins Zündschloss zu stecken, bemerkte ich einen etwas befremdlichen Geruch an Elli.
Womit hatte sie sich bloß in der Raststätte frisch gemacht?
Der Motor kam wieder auf Touren - aber nicht zu sehr; denn immer wieder waren langsame Fahrzeuge vor uns, sodass wir weder schnell fahren noch überholen konnten. Wieder Spielerei am Radio, aber ohne Erfolg - Rauschen, soweit ich auch drehte.
Die Landschaft war nicht besonders abwechslungsreich und viele der Häuser machten einen verfallenen, einen trostlosen Eindruck. Die Zeit verging kaum und auch der Kilometerzähler wollte und wollte nicht schneller zählen: wie auch; denn schneller als 60 konnten wir kaum fahren, manchmal sogar noch weniger.
Es musste schon später Vormittag sein. Irgendwo stand ein Schild mit "Elbe".
Ein Stück weiter erblickte ich eine riesige Holzverkleidung - und dann hatten wir die Durchfahrt endlich geschafft. Die Grenzkontrolle dauerte nicht lange.
Nun ging es flotter voran.
Ich war schon mal bei Hagenbek gewesen. So machte das Auffinden der Adresse keine Schwierigkeiten. Als ich anhielt, stieg Elli aus und verschwand in einem Bürohaus. Nach einer halben Stunde kehrte sie zurück, sagte aber nichts. Sie machte ihre gebieterische Handbewegung, die ich wiederum mit "fahr los" übersetzte. "Na, wo warst Du, warst Du erfolgreich?" wollte ich fast fragen, aber verkniff es mir. Ich drehte wieder am Radio. Hier in Hamburg gab es mehrere Sender, die gut zu empfangen waren. So genoss ich ein wenig Zuwendung aus dem Lautsprecher; denn Elli sagte natürlich weiterhin nichts.
Als wir kurz vor Lauenburg und somit kurz vor dem Grenzübergang waren, überholte uns ein Motorradfaher mit einem Wahnsinnstempo. Elli zuckte zusammen und blickte mich erschrocken an, sagte aber nichts.
Wir bogen auf den Parkplatz. Den hatte der Motorradfahrer auch angesteuert. Mir kam das nicht geheuer vor; eine Falle?
Der Motorradfahrer sprang von seiner Maschine, hüpfte von einem auf das andere Bein, riss den Reißverschluss seiner Kombi auf - und - da sah ich den Strahl schon fließen und dachte: "Gute Idee, ich platze auch gleich!"
Danach aßen Elli und ich schweigend eine Butterstulle und tranken Cola aus Dosen.
Endlich ging es weiter. An der Grenze war leider viel los; denn es war typischer Sonntagnachmittag-Rückreiseverkehr.
Nach einer Stunde hatten wir die Prozedur hinter uns gebracht. Wied gab es keine Probleme an der Grenze.
Der Radiosender verabschiedete sich mit Rauschen und Knistern. Singen mochte ich nicht - und von Elli war erst einmal nichts zu erwarten.
Der Verkehr war dicht, sodass ich sehr aufpassen musste. Immer wieder standen Pannenfahrzeuge am Wegesrand. Manche dieser Wagen mussten bestimmt der schlechten Straße Tribut zollen. Unter einem "Strich-8er" lag sein riesiger Auspuff - sicherlich abgefallen.
Irgendwie erreichten wir dann Quitzow. Der Parkplatz war ziemlich überfüllt; ich fuhr ganz durch bis zur hintersten Ecke. Kaum hatte ich gestoppt, da sprang Elli auf und stürzte aus dem Wagen und eilte mit Riesenschritten zur Raststätte. Ich stopfte mir erst einmal eine Pfeife und steckte sie in meine Tasche. Ich wollte sie später beim Fahren rauchen.
Schon nach fünf Minuten kam Elli zurück. Diesmal trug sie ihre große Tasche. Merkwürdig, die hatte sie doch auf der Hinfahrt mit in die Raststätte genommen, sie aber beim Herauskommen nicht mehr dabeigehabt. Ich wollte sie gleich darauf ansprechen, vergaß es dann aber.
Wortlos warf Elli die Tasche auf den Rücksitz und gab mir noch eine Dose Tabak. "Danke, dass Du die Abmachung eingehalten hast", meinte sie - und nun los, dann können wir abends noch auf 'n Bier zum Leierkastenmann!"
Viel sagte Elli nicht auf der weiteren Fahrt, aber wenn ich etwas fragte, bekam ich doch eine Antwort. Aber so richtig in Gesprächslaune war auch ich nicht mehr.
Wir brauchten ganz schön lange, bis wir wieder an der Kaserne vorbeikamen, die uns anzeigte, dass wir bald in Staaken sein würden.
Dort mussten wir wieder sehr lange warten. Ich guckte mir die anderen Autos an und überlegte, was die Leute wohl noch machen würden. Es waren viele Westdeutsche dabei, die sich bestimmt auf ein paar Tage in Berlin freuten - oder arbeiten sollten.
Als ich draußen genug gesehen hatte, gingen meine Blicke in Auto spazieren. Ich schaltete das Radio leise ein. RIAS II war zu empfangen - immerhin.
Ich blickte Elli an. "RIAS II - willkommen in Berlin!"
"Noch sind wir nicht da", meinte sie - und lächelte gequält.
Ich guckte zu ihr herüber und meinte zum Spaß: "Machen Sie mal die Ohren frei!"
Sie tat mir den Gefallen. Erst da sah ich, dass sie verschiedene Ringe in den Ohren hatte. Die waren doch morgens noch gleich gewesen. Sie waren mir aufgefallen, weil sie eine sehr feine Musterung im Silber hatten. Das veranlasste mich sogar zu der Frage, wo Elli die gekauft hatte - und sie erzählte mir, dass sie die im U-Bahnhof Nollendorfplatz im dortigen Trödelmarkt erworben hatte.
Durch diese Gedankengänge hatte ich mich nicht aufs Weiterfahren konzentriert - und der Fahrer hinter mir hupte. Holpernd setzten wir uns in Bewegung.
Als wir endlich die Grenze hinter uns hatten, hatten wir erst das Gefühl, schon angekommen zu sein - doch auf der Heerstraße war ein langer Stau, sodass wir ewig brauchten, bis wir endlich vor Ellis Haus standen.
"Danke, Du hast mir sehr geholfen. Für ein Bier ist es bestimmt zu spät, wenn Du morgen wiede früh los musst", meinte sie zum Abschied - und nach einer kurzen Pause: "So eine Fahrt können wir gerne gelegentlich wiederholen!"
"Mal sehen", sagte ich nur "gute Nacht - und bis bald"
Sie nahm ihre große Tasche und ging, ohne sich noch einmal umzusehen. Der eine Ohrring glitzerte, als sie im Schein einer Straßenlampe stand.
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Re: Neue Geschichte: ELLI
Moin Anne-Mette,
Spannende Fortsetzung!Danke!Bin mal gespannt,was sich hinter den geheimnisvollen Fahrten verbirgt.Freu mich schon auf den nächsten Teil!
LG Bianca
Spannende Fortsetzung!Danke!Bin mal gespannt,was sich hinter den geheimnisvollen Fahrten verbirgt.Freu mich schon auf den nächsten Teil!
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Ick wees nüscht,kann nüscht,hab aba jede Menge Potenzial
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Re: Geschichte: ELLI
Sehr sonderbar, Elli blieb für mich eine Person mit vielen Rätseln.
Leider waren alle Parkplätze in der Nähe meiner Wohnung belegt, sodass ich sehr weit entfernt parken musste.
Als ich mich auf den Fußmarsch machte, stieg mir der Geruch von Pizza in die Nase - und so setzte ich gleich etwas von meinem verdienten Geld um und stärkte die berliner Wirtschaft - und mich. Zwei Krüge Bier dazu ließen mich ziemlich müde werden, sodass ich mich gefreut hätte, wenn ich schon zuhause gewesen wäre, aber das war natürlich nicht so.
Die folgende Woche verging relativ ereignislos; denn ich war jeden Tag in der Schule und musste mich ganz schön anstrengen, dem Unterrichtsstoff zu folgen.
Endlich Freitag. Es sprach sich herum, dass in einer Wohngemeinschaft eine Fete stattfinden sollte. Keiner kannte die Gastgeber so richtig, aber da dort jemand Geburtstag haben sollte, würde es gutes Essen und Trinken geben. Ich traf mich vorher schon mit einem Kumpel. Wir wollten bei einem Bier überlegen, was wir als Geschenk mitbringen wollten - aber es fiel uns nichts ein. So besorgten wir unten im Kiosk einen Sechserpack Bier und machten uns auf den Weg in den Wedding.
Wir mussten ziemlich lange laufen, weil die Buslinie durch eine Baustelle verlegt worden war. Durch den vorherigen Genuss des Bieres waren wir etwas übermütig geworden; jedenfalls machte ich den Vorschlag, die Behelfsbushaltestelle mitzunehmen und dem Geburtstagskind zu schenken.
Die war leider sehr schwer; das Schild befand sich auf einem gut 2 Meter 50 langen dicken Einsenrohr, das als Fuß eine LKW-Felge aus Stahl hatte und dort festgeschweißt war.
Die Bushaltestelle mussten wir zu zweit tragen und haben uns ganz schön abgeschleppt. Wir wurden mit großen Hallo empfangen und unser Geschenk wurde gerne entgegengenommen.
Die Fete kam gut in Schwung. In einem Raum wurde Musik gemacht. Diesmal traute sich kaum jemand, auch die Gitarre zu verlangen, denn einer der Gastgeber konnte so gut spielen, dass wir vermuteten, er würde regelmäßig irgendwo auftreten.
In einem der Zimmer wurde getanzt - und in der Küche fanden, wie ich es schon oft erlebt habe, Problem- und Beziehungsgespräche statt.
Ich wechselte von dem einen in das andere Zimmer und kam mit vielen Leuten ins Gespräch. So gegen 4 war langsam Aufbruchsstimmung. Ich stand mit fünf Leuten aus meiner Klasse zusammen und wir überlegten, ob wir noch irgendwo hingehen sollten auf einen Absacker.
"Fahren wir zum Winterfeldplatz zur Ruine!" meinte einer der fünf. "Ruine?" Das hörte sich nicht gerade vielversprechend an; aber es war einhellige Meinung, dass wohl keine andere Kneipe mehr aufhaben würde.
Mit dem Käfer einer Mitschülerin ging es los. Wir kamen schnell voran, weil um die Zeit kaum noch jemand unterwegs war.
Die Ruine war dann auch so, wie der Name es schon beschrieb. Mich schauderte, als wir vor dem heruntergekommenen und halb zerstörten Gebäude standen.
Obwohl es so spät - oder so früh war, herrschte noch gut Betrieb. So eine Kneipe schien doch ihr Publikum zu haben.
"Die kenne ich vom Stutti", mein Tichnachbar winkte zu einer kleinen Gruppe hinüber, die etwas abseits stand.
"Hausbesetzer", fügte er hinzu und drehte sich umständlich eine Zigarette.
Nachdem ich mich ein wenig an die Atmosphäre gewöhnt hatte, fand ich es nicht mehr ganz so schlimm. Sicherlich hatte mich der reichliche Bier- und Weinkonsum etwas unempfindlich werden lassen.
Sah ich richtig? Hinten in einer Ecke sah ich Elli. Sie schien in einem ernsthaften Gespräch mit ihrem Begleiter zu sein. Worte gingen heftig hin und her. Ich konnte aber nicht verstehen, um was es ging. Elli hatte eine Tasche dabei. Sie blickte sich erst um und schien ihrem Begleiter dann etwas in der Tasche zu zeigen. Bei ihrem Rundblick hatte sie wohl mich aus den Augenwinkeln wahrgenommen; denn sie drehte den Kopf noch einmal zurück und nickte mir fast unbemerkt zu.
"Prost!" Ich war froh, dass wir das Bier aus Flaschen trinken konnten.
Dann ging es ganz schnell und die Ereignisse überschlugen sich. Zwei Männer kamen in die Ruine, die irgendwie nicht hineinpassten. Sie gingen beobachtend im ganzen Raum herum. Elli schien mir ein Zeichen zu geben. Sie zeigte auf ihre Tasche - und machte Fingerbewegungen, die ich als "laufende Beine" einstufte.
Und dann geriet alles in Bewegung. Als die Männer sich einen Moment dem Wirt zuwandten, sprang Elli auf und rannte aus dem Raum. Ihre Tasche hatte sie unter den Tisch fallen lassen. Die Männer brauchten einen Moment, um Ellis Verschwinden zu realisieren; dann eilten sie ihr nach.
In der Ruine entstand eine Unruhe unter den Anwesenden. Die nutzte ich aus und holte Ellis Tasche. Sie war gerade klein genug, um sie unter meinem Parka verschwinden zu lassen. Leider war sie ziemlich schwer, sodass ich sie mit meinem Arm gegen meinen Bauch klemmen musste.
"Besser gehen wir", meinte einer meiner Kumpel, "das waren bestimmt Zivilfahnder - und die brauchen nicht zu sehen, was ich mir heute von einem auf der Fete gekauft habe! Die kommen bestimmt noch mal zurück"
Ich muss etwas naiv geguckt haben, denn er hielt mir ein kleines Tütchen unter die Nase und meinte: "riech mal, allerbeste Ware, damit schmeckt der Tabak noch besser - aber erst einmal raus hier!"
Leider waren alle Parkplätze in der Nähe meiner Wohnung belegt, sodass ich sehr weit entfernt parken musste.
Als ich mich auf den Fußmarsch machte, stieg mir der Geruch von Pizza in die Nase - und so setzte ich gleich etwas von meinem verdienten Geld um und stärkte die berliner Wirtschaft - und mich. Zwei Krüge Bier dazu ließen mich ziemlich müde werden, sodass ich mich gefreut hätte, wenn ich schon zuhause gewesen wäre, aber das war natürlich nicht so.
Die folgende Woche verging relativ ereignislos; denn ich war jeden Tag in der Schule und musste mich ganz schön anstrengen, dem Unterrichtsstoff zu folgen.
Endlich Freitag. Es sprach sich herum, dass in einer Wohngemeinschaft eine Fete stattfinden sollte. Keiner kannte die Gastgeber so richtig, aber da dort jemand Geburtstag haben sollte, würde es gutes Essen und Trinken geben. Ich traf mich vorher schon mit einem Kumpel. Wir wollten bei einem Bier überlegen, was wir als Geschenk mitbringen wollten - aber es fiel uns nichts ein. So besorgten wir unten im Kiosk einen Sechserpack Bier und machten uns auf den Weg in den Wedding.
Wir mussten ziemlich lange laufen, weil die Buslinie durch eine Baustelle verlegt worden war. Durch den vorherigen Genuss des Bieres waren wir etwas übermütig geworden; jedenfalls machte ich den Vorschlag, die Behelfsbushaltestelle mitzunehmen und dem Geburtstagskind zu schenken.
Die war leider sehr schwer; das Schild befand sich auf einem gut 2 Meter 50 langen dicken Einsenrohr, das als Fuß eine LKW-Felge aus Stahl hatte und dort festgeschweißt war.
Die Bushaltestelle mussten wir zu zweit tragen und haben uns ganz schön abgeschleppt. Wir wurden mit großen Hallo empfangen und unser Geschenk wurde gerne entgegengenommen.
Die Fete kam gut in Schwung. In einem Raum wurde Musik gemacht. Diesmal traute sich kaum jemand, auch die Gitarre zu verlangen, denn einer der Gastgeber konnte so gut spielen, dass wir vermuteten, er würde regelmäßig irgendwo auftreten.
In einem der Zimmer wurde getanzt - und in der Küche fanden, wie ich es schon oft erlebt habe, Problem- und Beziehungsgespräche statt.
Ich wechselte von dem einen in das andere Zimmer und kam mit vielen Leuten ins Gespräch. So gegen 4 war langsam Aufbruchsstimmung. Ich stand mit fünf Leuten aus meiner Klasse zusammen und wir überlegten, ob wir noch irgendwo hingehen sollten auf einen Absacker.
"Fahren wir zum Winterfeldplatz zur Ruine!" meinte einer der fünf. "Ruine?" Das hörte sich nicht gerade vielversprechend an; aber es war einhellige Meinung, dass wohl keine andere Kneipe mehr aufhaben würde.
Mit dem Käfer einer Mitschülerin ging es los. Wir kamen schnell voran, weil um die Zeit kaum noch jemand unterwegs war.
Die Ruine war dann auch so, wie der Name es schon beschrieb. Mich schauderte, als wir vor dem heruntergekommenen und halb zerstörten Gebäude standen.
Obwohl es so spät - oder so früh war, herrschte noch gut Betrieb. So eine Kneipe schien doch ihr Publikum zu haben.
"Die kenne ich vom Stutti", mein Tichnachbar winkte zu einer kleinen Gruppe hinüber, die etwas abseits stand.
"Hausbesetzer", fügte er hinzu und drehte sich umständlich eine Zigarette.
Nachdem ich mich ein wenig an die Atmosphäre gewöhnt hatte, fand ich es nicht mehr ganz so schlimm. Sicherlich hatte mich der reichliche Bier- und Weinkonsum etwas unempfindlich werden lassen.
Sah ich richtig? Hinten in einer Ecke sah ich Elli. Sie schien in einem ernsthaften Gespräch mit ihrem Begleiter zu sein. Worte gingen heftig hin und her. Ich konnte aber nicht verstehen, um was es ging. Elli hatte eine Tasche dabei. Sie blickte sich erst um und schien ihrem Begleiter dann etwas in der Tasche zu zeigen. Bei ihrem Rundblick hatte sie wohl mich aus den Augenwinkeln wahrgenommen; denn sie drehte den Kopf noch einmal zurück und nickte mir fast unbemerkt zu.
"Prost!" Ich war froh, dass wir das Bier aus Flaschen trinken konnten.
Dann ging es ganz schnell und die Ereignisse überschlugen sich. Zwei Männer kamen in die Ruine, die irgendwie nicht hineinpassten. Sie gingen beobachtend im ganzen Raum herum. Elli schien mir ein Zeichen zu geben. Sie zeigte auf ihre Tasche - und machte Fingerbewegungen, die ich als "laufende Beine" einstufte.
Und dann geriet alles in Bewegung. Als die Männer sich einen Moment dem Wirt zuwandten, sprang Elli auf und rannte aus dem Raum. Ihre Tasche hatte sie unter den Tisch fallen lassen. Die Männer brauchten einen Moment, um Ellis Verschwinden zu realisieren; dann eilten sie ihr nach.
In der Ruine entstand eine Unruhe unter den Anwesenden. Die nutzte ich aus und holte Ellis Tasche. Sie war gerade klein genug, um sie unter meinem Parka verschwinden zu lassen. Leider war sie ziemlich schwer, sodass ich sie mit meinem Arm gegen meinen Bauch klemmen musste.
"Besser gehen wir", meinte einer meiner Kumpel, "das waren bestimmt Zivilfahnder - und die brauchen nicht zu sehen, was ich mir heute von einem auf der Fete gekauft habe! Die kommen bestimmt noch mal zurück"
Ich muss etwas naiv geguckt haben, denn er hielt mir ein kleines Tütchen unter die Nase und meinte: "riech mal, allerbeste Ware, damit schmeckt der Tabak noch besser - aber erst einmal raus hier!"
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Re: Geschichte: ELLI
Von Elli und den Verfolgern war nichts zu sehen. "Am besten wird sein, wenn wir in einem der besetzten Häuser Unterschlupf suchen", meinte einer meiner Begleiter, "dann müssen wir uns keine Sorgen machen, dass uns noch einer schnappt". Er schien sehr entschlossen; denn er begann gleich, sich in Bewegung zu setzen. Einen Moment war ich unschlüssig und dachte an mein eignes, schönes Bett, doch dann folgte ich ihm. Die anderen Leute unserer kleinen Runde waren inzwischen verschwunden.
Es war nicht weit. Schon von weitem war das Haus als BESETZT zu erkennen. Bettlaken und andere große Tüchern waren mit Parolen versehen und hingen etwas schlaff an der Fassade eines sehr baufälligen Hauses.
Nicht besonders passend schlich sich der Geruch von frischen Broten und Brötchen in unserer Nasen. Ein Schild zeigte, wem wir die Aufmunterung zu verdanken hatten: "SOLIDARISCHES BACKWERK" stand auf einem Schild eines Seitengebäudes
Ich wollte die Tür vom Hauptgebäude aufreißen, aber mein Begleiter meinte: "Warte, nachts schieben die immer Wache - und ich will nicht für einen Bullen gehalten werden". Er schien sich gut auszukennen; denn er klopfte in einem ganz bestimmten Rhytmus an die Tür. Drinnen rief jemand: "Is jut, reinkommen!"
Ich folgte ihm. Es gab einen kleinen Wortwechsel mit der Wache, weil die Besetzer wohl auf der letzten Hausversammlung besprochen hatten, keine nächtlichen Spontanbesucher mehr aufzunehmen, die wegen einer verpassten letzten U-Bahn dort schlafen wollten und sonst nichts mit der Szene zu tun hatten.
Fritz, mein Begleiter, erzählte, was wir erlebt hatten und übertrieb dabei ein wenig mit dem Einsatz der Zivilfahnder. Nun durften wir passieren. "Ihr müsst ganz nach oben", sagte der Langhaarige, der uns Einlass gewährt hatte, "aber passt auf, das letzte Stockwerk hat kein Treppengeländer; denn das ist noch hinten in unser Tischlerwerkstatt. Es hat beim letzten Räumungsversuch durch die Bullen etwas gelitten, als wir von oben mit Zement- und Kalksäcken nach ihnen geworfen haben!"
"Raue Sitten", dachte ich für mich - und dann waren wir auch schon auf dem Weg nach oben. Die meisten Wohnungen hatten keine Eingangstür mehr, sodass wir, sofern noch Licht war, hineingucken konnten. Aus einigen Räumen kam ein ganz spezieller Geruch, aus anderen erklang noch leise Musik und in einigen wurde anscheinend noch diskutiert.
Ich war froh, als wir endlich oben ankamen. Es lagen nur zwei Personen auf einem Matratzenlager und schliefen. Sie hatten ziemlich lange Haare und ich konnte bei dem Dämmerlicht nicht erkennen, ob es Männer oder Frauen waren. War ja auch egal - Hauptsache keine Polizisten! Sie schienen ein Kommen und Gehen im Haus gewohnt zu sein; denn sie ließen sich durch uns nicht stören.
Wir griffen uns ein paar Wolldecken, die zwar etwas abgestanden rochen, aber immerhn besser als nichts waren.
Ellis Tasche nahm ich mit unter die Decke. Zu gern hätte ich gewusst, auf was ich da aufpassen sollte, aber der viele Alkohol und die Erlebnisse am Abend und in der Nacht hatten mich müde gemacht und ich schlief ein, ohne einen Blick in die Tasche geworfen zu haben.
Früh am Morgen wurde ich durch ein unglaublich lautes Geschrei wach. "Du bist vielleicht ne Sau" und "Nazi" waren Worte, die an mein Ohr drangen. Ich blinzelte etwas und öffnete dann ganz die Augen. Die meinten tatsächlich mich mit diesen Worten. Einer der beiden, die bei unserer Ankunft schon geschlafen hatten, hatte Ellis Tasche in der Hand und hielt einzelne Sachen aus dieser ans Licht einer Taschenlampe. Ich konnte nur sehen, dass die meisten dieser Sachen metallisch glänzten, aber ich sah nicht, um was es sich handelte.
"Na, raus hier", rief er, "mit solchen Schweinen wollen wir nichts zu tun haben!"
Ich war völlig überrascht, dass er mir die Tasche zurückgab.
"So, bewege Dich", rief er "und Du gleich mit!" Er rüttelte und schüttelte Fritz, der immer noch schlief. "Sachte, sachte", meinte er, als er halbwegs wach war, "was isn los?"
"Das fragst Du noch? Nazischweine haben hier nichts zu suchen - raus mit euch. Er trieb uns förmlich vor sich her, schubste und drängelte und hatte es sehr eilig. Mir war ganz schön mulmig wegen des fehlenden Treppengeländers.
Als wir unten angekommen waren, rief er laut "FOTO!"
Eine Frau erschien mit einer Polaroid-Kamera und machte ein Foto von mir und meinem Kumpel. Sie zog die Folie ab - und als das Bild fertig entwickelt war, klebte sie es auf eine große Stellwand, auf der in dicken Lettern das Wort HAUSVERBOT stand. Es waren schon etliche andere Fotos auf der Stellwand. Zu manchen gab es Bmerkungen wie z.B. "BULLE" "Spitzel", "Hat Gemeinschaftseigentum beschädigt" oder, was mir fast ein Schmunzeln hervorrief: "Demoschwänzer".
"So, nun raus hier!" Die Frau mit dem Fotoapparat machte einen energischen Eindruck.
Gut, dass die U-Bahn inzwischen wieder fuhr. Fritz und ich gingen gemeinsam bis zum Wittenbergplatz, wo wir uns verabschiedeten. Mein Kumpel wollte noch weiter zum Bahnhof Zoo; von dort konnte er eine Ubahnline nehmen, mit der er ohne Umsteigen zu seiner Wohnung kam.
Über den Vorfall bei den Besetzern sagte er nichts. Vielleicht hatte er nicht alles mitbekommen - vielleicht interessierte es ihn auch nicht.
Als ich zu Hause ankam, war es noch zu früh, um gleich zu Elli zu gehen. Das hätte ich eigentlich gerne gemacht, denn ich war ganz schön geladen. Sie hatte mich erheblich in Gefahr gebracht.
Die Sache mit den Hausbesetzern ging ja noch ganz gut ab, aber ich mochte mir überhaupt nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn mich die Zivilfander geschnappt hätten.
Ich schloss, was ich sonst nie machte, meine Haustüre ab und vergewisserte mich, ob die Vorhänge vorgezogen waren. Dann nahm ich die Tasche zur Hand und untersuchte den Inhalt, der den Hausbesetzer so in Rage versetzt hatte. Es waren tatsächlich, wie ich schon vermutet hatte, Abzeichen aus Metall - teilweise Gold, wie ich später feststellte. Es war alles Mögliche dabei, doch verstand ich kaum die Bedeutung dieser Abzeichen. Dazu gab es einige Dokumente über die Verleihungen. Besonders ins Auge fiel mir ein Flottenkriegsabzeichen mit Urkunde. Doch ich packte alles wieder zurück und schloss den Knebelverschluss.
Die Tasche versteckte ich erst einmal in der Wartungsluke meiner Duschwanne. Vorher hatte ich mich davon überzeugt, dass es dort trocken war. Dann kippte ich die ganze Schmutzwäsche, die ich schon in einen Seesack gesteckt hatte, weil ich zum Waschsalon fahren wollte, so in die Duschwanne, dass einige Sachen daneben fielen und die Luke bedeckten. Das sah nun zwar etwas unordentlich aus, war aber nicht gleich als "künstlich hergestellt" zu erkennen.
Ich setzte die Kaffeemaschine in Gang. Sie schnaufte und zeigte mir an, dass es mal wieder Zeit für eine Entkalkung war...
... der Maschine
Es war nicht weit. Schon von weitem war das Haus als BESETZT zu erkennen. Bettlaken und andere große Tüchern waren mit Parolen versehen und hingen etwas schlaff an der Fassade eines sehr baufälligen Hauses.
Nicht besonders passend schlich sich der Geruch von frischen Broten und Brötchen in unserer Nasen. Ein Schild zeigte, wem wir die Aufmunterung zu verdanken hatten: "SOLIDARISCHES BACKWERK" stand auf einem Schild eines Seitengebäudes
Ich wollte die Tür vom Hauptgebäude aufreißen, aber mein Begleiter meinte: "Warte, nachts schieben die immer Wache - und ich will nicht für einen Bullen gehalten werden". Er schien sich gut auszukennen; denn er klopfte in einem ganz bestimmten Rhytmus an die Tür. Drinnen rief jemand: "Is jut, reinkommen!"
Ich folgte ihm. Es gab einen kleinen Wortwechsel mit der Wache, weil die Besetzer wohl auf der letzten Hausversammlung besprochen hatten, keine nächtlichen Spontanbesucher mehr aufzunehmen, die wegen einer verpassten letzten U-Bahn dort schlafen wollten und sonst nichts mit der Szene zu tun hatten.
Fritz, mein Begleiter, erzählte, was wir erlebt hatten und übertrieb dabei ein wenig mit dem Einsatz der Zivilfahnder. Nun durften wir passieren. "Ihr müsst ganz nach oben", sagte der Langhaarige, der uns Einlass gewährt hatte, "aber passt auf, das letzte Stockwerk hat kein Treppengeländer; denn das ist noch hinten in unser Tischlerwerkstatt. Es hat beim letzten Räumungsversuch durch die Bullen etwas gelitten, als wir von oben mit Zement- und Kalksäcken nach ihnen geworfen haben!"
"Raue Sitten", dachte ich für mich - und dann waren wir auch schon auf dem Weg nach oben. Die meisten Wohnungen hatten keine Eingangstür mehr, sodass wir, sofern noch Licht war, hineingucken konnten. Aus einigen Räumen kam ein ganz spezieller Geruch, aus anderen erklang noch leise Musik und in einigen wurde anscheinend noch diskutiert.
Ich war froh, als wir endlich oben ankamen. Es lagen nur zwei Personen auf einem Matratzenlager und schliefen. Sie hatten ziemlich lange Haare und ich konnte bei dem Dämmerlicht nicht erkennen, ob es Männer oder Frauen waren. War ja auch egal - Hauptsache keine Polizisten! Sie schienen ein Kommen und Gehen im Haus gewohnt zu sein; denn sie ließen sich durch uns nicht stören.
Wir griffen uns ein paar Wolldecken, die zwar etwas abgestanden rochen, aber immerhn besser als nichts waren.
Ellis Tasche nahm ich mit unter die Decke. Zu gern hätte ich gewusst, auf was ich da aufpassen sollte, aber der viele Alkohol und die Erlebnisse am Abend und in der Nacht hatten mich müde gemacht und ich schlief ein, ohne einen Blick in die Tasche geworfen zu haben.
Früh am Morgen wurde ich durch ein unglaublich lautes Geschrei wach. "Du bist vielleicht ne Sau" und "Nazi" waren Worte, die an mein Ohr drangen. Ich blinzelte etwas und öffnete dann ganz die Augen. Die meinten tatsächlich mich mit diesen Worten. Einer der beiden, die bei unserer Ankunft schon geschlafen hatten, hatte Ellis Tasche in der Hand und hielt einzelne Sachen aus dieser ans Licht einer Taschenlampe. Ich konnte nur sehen, dass die meisten dieser Sachen metallisch glänzten, aber ich sah nicht, um was es sich handelte.
"Na, raus hier", rief er, "mit solchen Schweinen wollen wir nichts zu tun haben!"
Ich war völlig überrascht, dass er mir die Tasche zurückgab.
"So, bewege Dich", rief er "und Du gleich mit!" Er rüttelte und schüttelte Fritz, der immer noch schlief. "Sachte, sachte", meinte er, als er halbwegs wach war, "was isn los?"
"Das fragst Du noch? Nazischweine haben hier nichts zu suchen - raus mit euch. Er trieb uns förmlich vor sich her, schubste und drängelte und hatte es sehr eilig. Mir war ganz schön mulmig wegen des fehlenden Treppengeländers.
Als wir unten angekommen waren, rief er laut "FOTO!"
Eine Frau erschien mit einer Polaroid-Kamera und machte ein Foto von mir und meinem Kumpel. Sie zog die Folie ab - und als das Bild fertig entwickelt war, klebte sie es auf eine große Stellwand, auf der in dicken Lettern das Wort HAUSVERBOT stand. Es waren schon etliche andere Fotos auf der Stellwand. Zu manchen gab es Bmerkungen wie z.B. "BULLE" "Spitzel", "Hat Gemeinschaftseigentum beschädigt" oder, was mir fast ein Schmunzeln hervorrief: "Demoschwänzer".
"So, nun raus hier!" Die Frau mit dem Fotoapparat machte einen energischen Eindruck.
Gut, dass die U-Bahn inzwischen wieder fuhr. Fritz und ich gingen gemeinsam bis zum Wittenbergplatz, wo wir uns verabschiedeten. Mein Kumpel wollte noch weiter zum Bahnhof Zoo; von dort konnte er eine Ubahnline nehmen, mit der er ohne Umsteigen zu seiner Wohnung kam.
Über den Vorfall bei den Besetzern sagte er nichts. Vielleicht hatte er nicht alles mitbekommen - vielleicht interessierte es ihn auch nicht.
Als ich zu Hause ankam, war es noch zu früh, um gleich zu Elli zu gehen. Das hätte ich eigentlich gerne gemacht, denn ich war ganz schön geladen. Sie hatte mich erheblich in Gefahr gebracht.
Die Sache mit den Hausbesetzern ging ja noch ganz gut ab, aber ich mochte mir überhaupt nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn mich die Zivilfander geschnappt hätten.
Ich schloss, was ich sonst nie machte, meine Haustüre ab und vergewisserte mich, ob die Vorhänge vorgezogen waren. Dann nahm ich die Tasche zur Hand und untersuchte den Inhalt, der den Hausbesetzer so in Rage versetzt hatte. Es waren tatsächlich, wie ich schon vermutet hatte, Abzeichen aus Metall - teilweise Gold, wie ich später feststellte. Es war alles Mögliche dabei, doch verstand ich kaum die Bedeutung dieser Abzeichen. Dazu gab es einige Dokumente über die Verleihungen. Besonders ins Auge fiel mir ein Flottenkriegsabzeichen mit Urkunde. Doch ich packte alles wieder zurück und schloss den Knebelverschluss.
Die Tasche versteckte ich erst einmal in der Wartungsluke meiner Duschwanne. Vorher hatte ich mich davon überzeugt, dass es dort trocken war. Dann kippte ich die ganze Schmutzwäsche, die ich schon in einen Seesack gesteckt hatte, weil ich zum Waschsalon fahren wollte, so in die Duschwanne, dass einige Sachen daneben fielen und die Luke bedeckten. Das sah nun zwar etwas unordentlich aus, war aber nicht gleich als "künstlich hergestellt" zu erkennen.
Ich setzte die Kaffeemaschine in Gang. Sie schnaufte und zeigte mir an, dass es mal wieder Zeit für eine Entkalkung war...
... der Maschine

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Re: Geschichte: ELLI
Nach dem Kaffee und nach einem kurzen Überfliegen meiner Ausbildungsunterlagen überfiel mich eine bleierne Müdigkeit. Ich legte mich auf mein aus alten Matratzen selbst gebautes Sofa und schlief gleich ein. Erst am Nachmittag erwachte ich aus einem traumreichen Schlaf. Ich musste mich erst einmal in die Wirklichkeit zurückholen. Das tat ich mit einer Tasse Kaffee, wohl weniger durch belebende Wirkung als durch den erschreckend schlechten Geschmack des dunklen Gebräus, das durch das lange Warmhalten in der Kaffeemaschine seine positiven Eigenschaften gänzlich verloren hatte. Erst versuchte ich, mit etwas mehr Kaffeesahne einen besseren Geschmack zu erreichen, war aber mit dem Ergebnis so unzufrieden, dass ich meinen Mundinhalt in das Waschbecken entleerte und auch den Rest, der sich in meiner Kaffeetasse befand, in den Ausguss fließen ließ. Blubb - gute Reise!
Ich gab mir einen Ruck und überlegte, wie ich den weiteren Tag gestalten wollte. Es lag mir auf der Seele, erst einmal Elli aufzusuchen, um mit ihr über den gestrigen Abend zu sprechen. Aber war es nicht zu gefährlich, direkt zu ihr in die Wohnung zu gehen? Ich könnte es immerhin versuchen. Da fiel mir ein, dass ich sogar einen Tarnanzug hatte, einen Blaumann - außerdem hatte ich von meiner Wohnungsrenovierung, die ich beim Einzug durchführen musste, noch etliche Werkzeuge, die ich als Dekoration benutzen konnte. So zog ich den Blaumann an und einen alten Pullover, tat noch zwei Bierflaschen und einige Werkzeuge in einen ovalen Eimer und machte mich auf den Weg. Ellis Tasche ließ ich im Versteck.
Unterwegs waren keine auffälligen Leute zu sehen. Auch bei Elli im Hausflur war nichts zu sehen, was mich beunruhigte. Zur Sicherheit ging ich einmal ganz nach oben - aber auch da war - abgesehen von Knoblauchgeruch und türkischer Musik nichts, was mich störte.
Ich ging wieder nach unten und klingelte bei Elli. Drinnen blieb es ruhig, aber dann konnte ich kaum merkbar spüren, dass jemand an der anderen Seite der Tür war. Zu meiner Sicherheit nahm ich den großen Hammer, den ich im Eimer mitgenommen hatte, in meine starke rechte Hand und machte mich auf Alles gefasst. Dann nahm ich die kurze Bewegung eines Schattens am Spion wahr - und dann wurde die Tür einen kleinen Spalt geöfnet - so weit, wie die Kette es erlaubte.
"Ach, Du bist es", Elli schob die Tür wieder fast zu, um die Kette beseitigen zu können und öffnete die Tür dann ganz. Sie blickte sich fragend um und schien erleichtert, dass sonst niemand im Treppenhaus war. "Warum hast Du Dich verkleidet?" fragte sie, "ist schon Fasching?"
Ich erklärte ihr meine Beweggründe und sie nickte Verständnisvoll. "Ja", sagte sie, "das war schon ein Abenteuer gestern. Wo seid ihr geblieben?" Ich erzählte es ihr, ohne mich zu sehr mit Einzelheiten zu beschäftigen. Elli schien sehr nervös zu sein. Ganz beiläufig fragte sie mich: "Hast Du die Tasche retten können?" Sie freute ich, dass ich ihr einen positiven Bescheid geben konnte. "Ich bedaure, dass ich Dich in Gefahr gebracht habe", meinte sie dann, "wo ist die Tasche jetzt? Du hast sie doch hoffentlich nicht mitgebracht!"
Ich erzähle ihr, wo die Tasche sich befand. Sie war damit zufrieden und fragte, ob sie ein paar Tage dort bleiben konnte. Ich stimmte zögernd zu.
"Und sonst?" fragte sie. "Und sonst - was und sonst?" Ich wusste nicht, was sie damit meinte und was sie von mir hören wollte. "Naja, was hast so vor nächste Woche? "Schule", sagte ich, "jedenfalls bis Freitag gegen Mittag - und dann fahre ich auf die Insel, um meiner Schwester das Auto zu bringen - und Sonntag geht es mit dem Zug zurück".
"Nimmst Du mich mit? fragte sie. Ich erzählte ihr, dass es sich kaum lohnen würde, für so einen kurzen Besuch mitzukommen und dass man, um die Insel kennenzulernen viel mehr Zeit brauchen würde.
"Ich habe einen Termin in Dänemark", meinte sie darauf, "wir könnten mittags hier losfahren, wären abends in Dänemark, könnten dort übernachten und würden Samstag weiterfahren!"
"Dänemark ist groß", sagte ich, "wo musst Du hin? - und es ist doch hoffentlich nicht wieder so eine gefährliche Aktion wie in der Ruine - und überhaupt habe ich wenig Lust, den ganzen Tag neben einer schweigenden Elli im Auto zu sitzen!"
Elli ging zu ihrem Schreibtisch und kam mit einer Straßenkarte wieder. Sie zeigte mit ihrem Finger auf einen kleinen Ort gleich hinter der Grenze. "Ich gebe Dir auch Benzingeld", meinte sie "und ich rede auch mit Dir!"
"Das Geld brauche ich nicht, sagte ich, "ich fahre ja sowieso, aber dass Du mit mir redest, hat mich überzeugt!"
Elli lachte. "Sollen wir noch auf ein paar Bier zum Leierkastenmann?"
"Nein", meinte ich, "ich habe heute keine Lust. Außerdem ist es mir zu gefährlich mit Dir!" Elli lachte wiederum. Ihren Humor hatte sie nicht verloren.
Ich verabschiedete mich und ging wieder zurück in meine Wohnung. Meine Verkleidung kam mir inzwischen etwas lächerlich vor, ich blieb aber wachsam.
Die Woche verging ohne große Höhepunkte. Ich versuchte, mit dem Unterrichtsstoff mitzuhalten und vertiefte meine Bekanntschaften mit meinen Mitschülern.
Endlich Freitag. Ich hatte das Auto betankt, Öl nachgesehen und Luft nachgefüllt, Scheiben geputzt und für meine Schwester noch ein paar Ersatzteile und Unterlagen zusammengepackt.
Dann packte ich etwas Bekleidung für das Wochenende in meinen Seesack, verschloss die Wohnung und holte Elli ab.
Sie war recht munter. Ich fragte sie, was sie in Dänmark vorhatte und sie erzählte mir etwas von Fotoaufnahmen. "Wenn es zu spät ist und die letzte Fähre und der letzte Zug schon gefahren sind", meinte sie "können wir dort übernachten".
Ich musste mich konzentrieren; denn es war sehr neblig. Als wir an der einzigen Raststätte vorbeikamen, wollte Elli nicht anhalten, sondern trieb mich zur Eile an. "Lass uns fahren", sagte sie, "die werden schon auf uns warten. Tabak können wir auch in Dänemark oder auf der Rückfahrt kaufen".
Wir rumpelten uns durch die DDR. Die Strecke war tatsächlich so etwas wie ein Rütteltest und manches Mal wurde die leichte Vorderachse des Käfers so erschüttert, dass sie zu schwingen begann - aber dann gab es meistens einen Schlag von der anderen Seite und die Achse beruhigte sich wieder.
Als der Nebel sich lichtete, waren wir unendlich erleichtert. Durch mangelnde Fahrbahmarkierungen hatten wir so gut wie nichts gesehen. Zwar hielt ich mich manchmal an meinen Vordermann - aber das ist eigentlich eine ziemlich untaugliche Methode. Wir hatten Angst, die unauffällige Beschilderung zu verpassen, aber wir erreichten die Grenze und die Kontrolle verlief ohne Schwierigkeiten.
Durch größere Wälder ging es über eine Bundesstraße weiter - und bei Bad Bramstedt erreichten wir die Autobahn. Mit Vollgas ging es weiter und wir konnten in unserem Zeitplan ein paar Minuten gut machen. Bei Flensburg fuhren wir über die Grenze. Nur nachlässig blickten die Grenzschützer auf unseren Ausweise.
Nachdem wir den sehr hellen Grenzbereich passiert hatten, mussten wir über kleinere, dunkle Straßen, die teilweise durch dichte Wälder führten, weiterfahren. Elli lotste mich aber nach besten Kräften. Sie schien schon einmal dort gewesen zu sein; denn sie entdeckte eine Einfahrt zu einem Bauernhof, die ich sicherlich nicht auf Anhieb gefunden hätte.
"Da ist es", sagte sie und zeigte auf ein ziemlich großes Anwesen.
Die Gebäude waren recht alt und machten einen verfallenen Eindruck. Es schienen aber Bauarbeiter da zu sein, um eine Renovierung vorzunehmen, wie ich zuerst dachte; denn es standen etliche Wohnwagen im Hofbereich. Wir stiegen aus und mussten erst einmal unsere Knochen an die richtigen Stellen schütteln - jedenfalls hatten wir das Gefühl, dass nach dem langen Sitzen ein wenig Bewegung nicht schlecht wäre.
"International Porn Productions" stand auf einem kleinen Messingschild neben dem Eingang. Elli öffnete die Tür, ohne zu klingeln. Ich folgte ihr. Drinnen herrschte aufgeregte Betriebsamkeit. Elli wurde von einem großen, schlanken Mann begrüßt, der eine Schreibtafel mit sich trug. "Elli, gut, dass Du da bist", meinte er, "Du gehst in Raum B4 da hinten" und zeigte in die Richtung.
"Ist gut", sagte Elli, "kümmerst Du Dich so lange um meinen Freund hier?" und zeigte auf mich. "Komm erst einmal mit in die Küche", sagte der Mann, der sich als ROB vorstellte, "willst Du etwas essen oder einen Kaffee?"
Ja, ich konnte sogar beides gebrauchen. Auf dem Weg in die Küche kamen wir an veschiedenen Räumlichkeiten vorbei, die alle unterschiedlich eingerichtet waren. Einige Räume waren hell erleuchtet. Es waren Kaminzimmer, Büros, eine Werkstatt, sogar eine Schulklasse.
In einem Raum stand eine nackte Frau mit gespreizten Beinen auf einer Leiter und tat so, als würde sie in dem hohen Bücherregal etwas suchen.
"Nein, so geht das nicht", sagte der Typ mit einer Pentax in der Hand, der sie von unten fotografieren wollte. "Deine Titten müssen glänzen, wir sind ein Hochglanzmagazin und keine Lumpenpostille, komm' noch mal runter und creme sie ordentlich ein!"
Die Frau oben warf ihm ein paar Schimpfworte, von denen ich nur "Fuck" schon mal gehört hatte an den Kopf, stieg dann aber von der Leiter und ging an einen Tisch, auf dem sich einige Utensilien befanden. Sie warf dem Fotografen die Cremetube zu. "Mach Du", keifte sie, "mit schmierigen Händen will ich nicht auf der Leiter stehen!"
"Wo denkst Du hin", sagte der Fotograf, "ich fasse doch nicht mit der Schmiere meine Camera und die Filme an!" Darauf warf er die Tube zrück.
"Rob!" riefen beide wie aus einem Munde, doch Rob war nicht zu sehen, war sicherlich schon weiter gegangen. Dann warf sie mir die Tube zu und meinte: "Komm, mach, Kleiner, aber ich hoffe, du hast keine kalten Hände!"
"Ist doch gut, wenn er kalte Hände hat", meinte darauf der Fotograf spöttisch lächelnd, "dann stehen endlich Deine Nippel mal richtig". Blitzschnell griff sie einen Pantoffel, der unten lag, rief wiederum "fuck" und warf ihn dem Fotografen an den Kopf. Der Schimpfte. Gut, dass diese Aktion davon ablenkte, dass ich sicherlich ziemlich rot geworden bin.
Sie kam auf mich zu. So ein Angebot konnte ich mir nicht entgehen lasssen. Ich drückte ordentlich Creme auf meine Handfläche und begann erst ein wenig zaghaft, ihre Brüste einzreiben. Sie aber nahm meine Hand und drückte die mit viel Kraft auf ihre Haut. "Mach", sagte sie, "wir wollen hier nicht übernachten, ich will wieder auf meine Leiter". Dabei lachte sie.
Im Hintergrund hörte ich, dass der Auslöser der Camera mehrmals betätigt wurde. "Ist gut nun", meinte der Fotograf, "nun rauf auf die Leiter".
Ich legte die Cremetube wieder auf den Tisch und guckte sehnsüchtig der Akteurin nach.
"Ach, Du machst gleich mit!" Rob war wieder erschienen. "Gute Idee", sagte er, "wir suchen immer gute Leute. Ich zeigte Dir aber erst einmal die Räumlichkeiten, dann kannst Du Dich immer noch entscheiden".
Ich folgte ihm, obwohl ich mich kaum von der Frau auf der Leiter lösen konnte, die sich gerade nach unten beugte, sodass ich ihre Brüste in voller Pracht bewunden konnte.
"Wir bedienen hier den ganzen Markt", Rob schien stolz zu sein. "Wir haben hier Ausrüstung für jeden Themenbereich und natürlich Leute dafür, aber wir suchen auch immer mal wieder ein frisches Gesicht und vor allen Dingen einen frischen Schwanz!". Er lachte schallend.
Wir kamen wieder an dem Raum vorbei, der wie eine Schulklasse aussah. Vorne am Pult saß inzwischen ein Mann mit Brille, die keine Gläser hatte, wie ich gleich feststellte. Die Szene wirkte etwas lächerlich. Eine bestimmt 30-Jährige kniete vor ihm und vor seiner offenen Hose und bearbeitete mit ihrer Zunge sein bestes Stück. Sie sah ein wenig so aus, als hätte sie sich zum Fasching als Pipi Langsgtrumpf verkleidet. Sie sollte wohl besonders jung erscheinen.
Auch hier war ein Fotograf dabei, der aus allen möglichen Blickwinkeln mit seiner Yashica zugange war und immer wieder "ja, super" rief und bei jedem Ausruf den Film ein Bild weiter weiter transportierte.
"Wie ich schon sagte", meinte Rob, "sind wir Marktführer und fertigen Hochglanzhefte erster Qualität. Wir haben die besten Modelle und die besten Fotografen. Wir bieten für den Normalverbraucher ebenso etwas wie für die Kenner". Dabei nickte er in Richtung auf ein Bild, das an der Wand hing und ein paar Pferde auf einer Weide zeigte. Ich verstand nur "Bahnhof" und habe bestimmt etwas dumm geguckt.
"... und dann bedienen wir auch den Homo- und Transenmarkt", sagte er selbstzufrieden, "lass uns mal gucken, was Elli macht!"
Ich gab mir einen Ruck und überlegte, wie ich den weiteren Tag gestalten wollte. Es lag mir auf der Seele, erst einmal Elli aufzusuchen, um mit ihr über den gestrigen Abend zu sprechen. Aber war es nicht zu gefährlich, direkt zu ihr in die Wohnung zu gehen? Ich könnte es immerhin versuchen. Da fiel mir ein, dass ich sogar einen Tarnanzug hatte, einen Blaumann - außerdem hatte ich von meiner Wohnungsrenovierung, die ich beim Einzug durchführen musste, noch etliche Werkzeuge, die ich als Dekoration benutzen konnte. So zog ich den Blaumann an und einen alten Pullover, tat noch zwei Bierflaschen und einige Werkzeuge in einen ovalen Eimer und machte mich auf den Weg. Ellis Tasche ließ ich im Versteck.
Unterwegs waren keine auffälligen Leute zu sehen. Auch bei Elli im Hausflur war nichts zu sehen, was mich beunruhigte. Zur Sicherheit ging ich einmal ganz nach oben - aber auch da war - abgesehen von Knoblauchgeruch und türkischer Musik nichts, was mich störte.
Ich ging wieder nach unten und klingelte bei Elli. Drinnen blieb es ruhig, aber dann konnte ich kaum merkbar spüren, dass jemand an der anderen Seite der Tür war. Zu meiner Sicherheit nahm ich den großen Hammer, den ich im Eimer mitgenommen hatte, in meine starke rechte Hand und machte mich auf Alles gefasst. Dann nahm ich die kurze Bewegung eines Schattens am Spion wahr - und dann wurde die Tür einen kleinen Spalt geöfnet - so weit, wie die Kette es erlaubte.
"Ach, Du bist es", Elli schob die Tür wieder fast zu, um die Kette beseitigen zu können und öffnete die Tür dann ganz. Sie blickte sich fragend um und schien erleichtert, dass sonst niemand im Treppenhaus war. "Warum hast Du Dich verkleidet?" fragte sie, "ist schon Fasching?"
Ich erklärte ihr meine Beweggründe und sie nickte Verständnisvoll. "Ja", sagte sie, "das war schon ein Abenteuer gestern. Wo seid ihr geblieben?" Ich erzählte es ihr, ohne mich zu sehr mit Einzelheiten zu beschäftigen. Elli schien sehr nervös zu sein. Ganz beiläufig fragte sie mich: "Hast Du die Tasche retten können?" Sie freute ich, dass ich ihr einen positiven Bescheid geben konnte. "Ich bedaure, dass ich Dich in Gefahr gebracht habe", meinte sie dann, "wo ist die Tasche jetzt? Du hast sie doch hoffentlich nicht mitgebracht!"
Ich erzähle ihr, wo die Tasche sich befand. Sie war damit zufrieden und fragte, ob sie ein paar Tage dort bleiben konnte. Ich stimmte zögernd zu.
"Und sonst?" fragte sie. "Und sonst - was und sonst?" Ich wusste nicht, was sie damit meinte und was sie von mir hören wollte. "Naja, was hast so vor nächste Woche? "Schule", sagte ich, "jedenfalls bis Freitag gegen Mittag - und dann fahre ich auf die Insel, um meiner Schwester das Auto zu bringen - und Sonntag geht es mit dem Zug zurück".
"Nimmst Du mich mit? fragte sie. Ich erzählte ihr, dass es sich kaum lohnen würde, für so einen kurzen Besuch mitzukommen und dass man, um die Insel kennenzulernen viel mehr Zeit brauchen würde.
"Ich habe einen Termin in Dänemark", meinte sie darauf, "wir könnten mittags hier losfahren, wären abends in Dänemark, könnten dort übernachten und würden Samstag weiterfahren!"
"Dänemark ist groß", sagte ich, "wo musst Du hin? - und es ist doch hoffentlich nicht wieder so eine gefährliche Aktion wie in der Ruine - und überhaupt habe ich wenig Lust, den ganzen Tag neben einer schweigenden Elli im Auto zu sitzen!"
Elli ging zu ihrem Schreibtisch und kam mit einer Straßenkarte wieder. Sie zeigte mit ihrem Finger auf einen kleinen Ort gleich hinter der Grenze. "Ich gebe Dir auch Benzingeld", meinte sie "und ich rede auch mit Dir!"
"Das Geld brauche ich nicht, sagte ich, "ich fahre ja sowieso, aber dass Du mit mir redest, hat mich überzeugt!"
Elli lachte. "Sollen wir noch auf ein paar Bier zum Leierkastenmann?"
"Nein", meinte ich, "ich habe heute keine Lust. Außerdem ist es mir zu gefährlich mit Dir!" Elli lachte wiederum. Ihren Humor hatte sie nicht verloren.
Ich verabschiedete mich und ging wieder zurück in meine Wohnung. Meine Verkleidung kam mir inzwischen etwas lächerlich vor, ich blieb aber wachsam.
Die Woche verging ohne große Höhepunkte. Ich versuchte, mit dem Unterrichtsstoff mitzuhalten und vertiefte meine Bekanntschaften mit meinen Mitschülern.
Endlich Freitag. Ich hatte das Auto betankt, Öl nachgesehen und Luft nachgefüllt, Scheiben geputzt und für meine Schwester noch ein paar Ersatzteile und Unterlagen zusammengepackt.
Dann packte ich etwas Bekleidung für das Wochenende in meinen Seesack, verschloss die Wohnung und holte Elli ab.
Sie war recht munter. Ich fragte sie, was sie in Dänmark vorhatte und sie erzählte mir etwas von Fotoaufnahmen. "Wenn es zu spät ist und die letzte Fähre und der letzte Zug schon gefahren sind", meinte sie "können wir dort übernachten".
Ich musste mich konzentrieren; denn es war sehr neblig. Als wir an der einzigen Raststätte vorbeikamen, wollte Elli nicht anhalten, sondern trieb mich zur Eile an. "Lass uns fahren", sagte sie, "die werden schon auf uns warten. Tabak können wir auch in Dänemark oder auf der Rückfahrt kaufen".
Wir rumpelten uns durch die DDR. Die Strecke war tatsächlich so etwas wie ein Rütteltest und manches Mal wurde die leichte Vorderachse des Käfers so erschüttert, dass sie zu schwingen begann - aber dann gab es meistens einen Schlag von der anderen Seite und die Achse beruhigte sich wieder.
Als der Nebel sich lichtete, waren wir unendlich erleichtert. Durch mangelnde Fahrbahmarkierungen hatten wir so gut wie nichts gesehen. Zwar hielt ich mich manchmal an meinen Vordermann - aber das ist eigentlich eine ziemlich untaugliche Methode. Wir hatten Angst, die unauffällige Beschilderung zu verpassen, aber wir erreichten die Grenze und die Kontrolle verlief ohne Schwierigkeiten.
Durch größere Wälder ging es über eine Bundesstraße weiter - und bei Bad Bramstedt erreichten wir die Autobahn. Mit Vollgas ging es weiter und wir konnten in unserem Zeitplan ein paar Minuten gut machen. Bei Flensburg fuhren wir über die Grenze. Nur nachlässig blickten die Grenzschützer auf unseren Ausweise.
Nachdem wir den sehr hellen Grenzbereich passiert hatten, mussten wir über kleinere, dunkle Straßen, die teilweise durch dichte Wälder führten, weiterfahren. Elli lotste mich aber nach besten Kräften. Sie schien schon einmal dort gewesen zu sein; denn sie entdeckte eine Einfahrt zu einem Bauernhof, die ich sicherlich nicht auf Anhieb gefunden hätte.
"Da ist es", sagte sie und zeigte auf ein ziemlich großes Anwesen.
Die Gebäude waren recht alt und machten einen verfallenen Eindruck. Es schienen aber Bauarbeiter da zu sein, um eine Renovierung vorzunehmen, wie ich zuerst dachte; denn es standen etliche Wohnwagen im Hofbereich. Wir stiegen aus und mussten erst einmal unsere Knochen an die richtigen Stellen schütteln - jedenfalls hatten wir das Gefühl, dass nach dem langen Sitzen ein wenig Bewegung nicht schlecht wäre.
"International Porn Productions" stand auf einem kleinen Messingschild neben dem Eingang. Elli öffnete die Tür, ohne zu klingeln. Ich folgte ihr. Drinnen herrschte aufgeregte Betriebsamkeit. Elli wurde von einem großen, schlanken Mann begrüßt, der eine Schreibtafel mit sich trug. "Elli, gut, dass Du da bist", meinte er, "Du gehst in Raum B4 da hinten" und zeigte in die Richtung.
"Ist gut", sagte Elli, "kümmerst Du Dich so lange um meinen Freund hier?" und zeigte auf mich. "Komm erst einmal mit in die Küche", sagte der Mann, der sich als ROB vorstellte, "willst Du etwas essen oder einen Kaffee?"
Ja, ich konnte sogar beides gebrauchen. Auf dem Weg in die Küche kamen wir an veschiedenen Räumlichkeiten vorbei, die alle unterschiedlich eingerichtet waren. Einige Räume waren hell erleuchtet. Es waren Kaminzimmer, Büros, eine Werkstatt, sogar eine Schulklasse.
In einem Raum stand eine nackte Frau mit gespreizten Beinen auf einer Leiter und tat so, als würde sie in dem hohen Bücherregal etwas suchen.
"Nein, so geht das nicht", sagte der Typ mit einer Pentax in der Hand, der sie von unten fotografieren wollte. "Deine Titten müssen glänzen, wir sind ein Hochglanzmagazin und keine Lumpenpostille, komm' noch mal runter und creme sie ordentlich ein!"
Die Frau oben warf ihm ein paar Schimpfworte, von denen ich nur "Fuck" schon mal gehört hatte an den Kopf, stieg dann aber von der Leiter und ging an einen Tisch, auf dem sich einige Utensilien befanden. Sie warf dem Fotografen die Cremetube zu. "Mach Du", keifte sie, "mit schmierigen Händen will ich nicht auf der Leiter stehen!"
"Wo denkst Du hin", sagte der Fotograf, "ich fasse doch nicht mit der Schmiere meine Camera und die Filme an!" Darauf warf er die Tube zrück.
"Rob!" riefen beide wie aus einem Munde, doch Rob war nicht zu sehen, war sicherlich schon weiter gegangen. Dann warf sie mir die Tube zu und meinte: "Komm, mach, Kleiner, aber ich hoffe, du hast keine kalten Hände!"
"Ist doch gut, wenn er kalte Hände hat", meinte darauf der Fotograf spöttisch lächelnd, "dann stehen endlich Deine Nippel mal richtig". Blitzschnell griff sie einen Pantoffel, der unten lag, rief wiederum "fuck" und warf ihn dem Fotografen an den Kopf. Der Schimpfte. Gut, dass diese Aktion davon ablenkte, dass ich sicherlich ziemlich rot geworden bin.
Sie kam auf mich zu. So ein Angebot konnte ich mir nicht entgehen lasssen. Ich drückte ordentlich Creme auf meine Handfläche und begann erst ein wenig zaghaft, ihre Brüste einzreiben. Sie aber nahm meine Hand und drückte die mit viel Kraft auf ihre Haut. "Mach", sagte sie, "wir wollen hier nicht übernachten, ich will wieder auf meine Leiter". Dabei lachte sie.
Im Hintergrund hörte ich, dass der Auslöser der Camera mehrmals betätigt wurde. "Ist gut nun", meinte der Fotograf, "nun rauf auf die Leiter".
Ich legte die Cremetube wieder auf den Tisch und guckte sehnsüchtig der Akteurin nach.
"Ach, Du machst gleich mit!" Rob war wieder erschienen. "Gute Idee", sagte er, "wir suchen immer gute Leute. Ich zeigte Dir aber erst einmal die Räumlichkeiten, dann kannst Du Dich immer noch entscheiden".
Ich folgte ihm, obwohl ich mich kaum von der Frau auf der Leiter lösen konnte, die sich gerade nach unten beugte, sodass ich ihre Brüste in voller Pracht bewunden konnte.
"Wir bedienen hier den ganzen Markt", Rob schien stolz zu sein. "Wir haben hier Ausrüstung für jeden Themenbereich und natürlich Leute dafür, aber wir suchen auch immer mal wieder ein frisches Gesicht und vor allen Dingen einen frischen Schwanz!". Er lachte schallend.
Wir kamen wieder an dem Raum vorbei, der wie eine Schulklasse aussah. Vorne am Pult saß inzwischen ein Mann mit Brille, die keine Gläser hatte, wie ich gleich feststellte. Die Szene wirkte etwas lächerlich. Eine bestimmt 30-Jährige kniete vor ihm und vor seiner offenen Hose und bearbeitete mit ihrer Zunge sein bestes Stück. Sie sah ein wenig so aus, als hätte sie sich zum Fasching als Pipi Langsgtrumpf verkleidet. Sie sollte wohl besonders jung erscheinen.
Auch hier war ein Fotograf dabei, der aus allen möglichen Blickwinkeln mit seiner Yashica zugange war und immer wieder "ja, super" rief und bei jedem Ausruf den Film ein Bild weiter weiter transportierte.
"Wie ich schon sagte", meinte Rob, "sind wir Marktführer und fertigen Hochglanzhefte erster Qualität. Wir haben die besten Modelle und die besten Fotografen. Wir bieten für den Normalverbraucher ebenso etwas wie für die Kenner". Dabei nickte er in Richtung auf ein Bild, das an der Wand hing und ein paar Pferde auf einer Weide zeigte. Ich verstand nur "Bahnhof" und habe bestimmt etwas dumm geguckt.
"... und dann bedienen wir auch den Homo- und Transenmarkt", sagte er selbstzufrieden, "lass uns mal gucken, was Elli macht!"
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Re: Geschichte: ELLI
Endlich erreichten wir den Raum, in dem Elli zugange war. Ihr schien aber nicht recht zu sein, dass ich von dem Treiben etwas mitbekam. Sie hielt sich schnell eine großes Bade-Handtuch vor den Körper. Doch in einem kleinen Moment hatte ich gesehen, dass sie eine schöne, große Oberweite hatte, und auch einen Penis. Hatte das der Wirt vom Leierkastenmann gemeint mit "Transen-Elli?" Ich hätte wohl endlich mal mein Buch lesen sollen.
Elli rief Rob etwas auf dänisch zu, das ich nicht genau verstand. Ich konnte nur übersetzen, dass es irgendetwas mit einem Bauern und zwei Kühen zu tun hatte.
Rob klärte das Rätsel und sprach mich an: "Könntest Du uns einen gefallen tun? Gehe bitte mit ein paar Leuten rüber zum Bauern und hole zwei oder drei Kühe - die brauchen wir für die Ausstattung. Am besten ist, Du nimmst einen Fotografen mit, der kann drüben beim Bauern ein paar Aufnahmen vom Melkstall machen - und eines der Modelle nimmst Du auch mit, um den Bauern zu "überzeugen". Nimm die Frederike, die fühlt sich sowieso immer so unausgefüllt, wenn sie keinen Schwanz in der Möse hat. Dann drückte er mir 500 Kronen in die Hand, die ich dem Bauern geben sollte.
"Lass Dir 'ne Quittung geben", gab er mir noch mit auf den Weg.
Der Fotograf wurde bald gefunden - und Frederike, eine recht junge Blonde sollte uns begleiten. Erst schimpfte sie ein wenig, aber Rob sprach etwas sehr leise und privat mit ihr, was ich nicht verstand. Da hatte sie plötzlich keine Einwände mehr und schloss sich uns an.
Der Bauernhof war gleich drüben auf der anderen Straßenseite. Er sah fast genau so aus wie "unser" Bauernhof - nur befand er sich in einem wesentlich besseren Zustand - und er hatte natürlich eine völlig andere Innenausstattung.
Der Fotograf ging voran; er schien sich auszuerkennen.
An den Geräuschen der Melkmaschine konnten wir erkennen, dass der Bauer am Melken war. Wir traten in den Stall und sahen ihn und seine Frau im Melkstand.
Sie schienen ihre Arbeit fast beendet zu haben.
"Na, was kann ich für euch tun?" fragte die Bauersfrau und hielt mir das Melkgeschirr hin: "einmal melken bitte - oder einen Liter Frischmilch?" "Nein", antwortete ich entsetzt, "wir möchten gerne zwei Kühe ausleihen für eine Szene, geht das in Ordnung? Wir haben auch Geld mit von Rob!"
"Ja", sagte die Bauersfrau, "aber erst einmal wollen wir ein Feierabendbier trinken - ihr kommt doch mit rein in die Stube?" Das ST sprach sie so lustig aus wie die meisten Dänen, die sich in der deutschen Sprache versuchen.
"Ich weiß nicht, was Rob davon hält", dachte ich gerade, aber da sah ich, dass der Bauer schon seine Hand unter dem T-Shirt von Frederike hatte und sie an seinem Hosenstall zugange war.
Der Fotograf war am Fotografieren. "Und ich?" fragte die Bauersfrau und blickte mich an. Sie drückte mich nach hinten auf einen der Heuballen und zog mit einem Ruck den Reißverschluss meiner Hose auf. Mit einem gekonnten Handgriff öffnete sie auch noch den Knopf. Dieses überraschende Vorgehen schien meinen kleinen Freund nicht erschreckt zu haben; denn ganz vorsichtig blickte er ins Freie, um dann neugierig etwas mehr von der Umgebung wahrzunehmen.
Die Frau des Bauern streichelte ihn. Ein Seitenblick zeigte, dass der Bauer und Frederike auch schon gut in Fahrt gekommen waren.
Die Frau des Bauern hatte ihre schwieligen Hände so geschickt eingesetzt, dass ich mich kaum noch zurückhalten konnte.
"Lass ja nichts auf den sauberen Boden fallen", meinte sie, "was wird die Hygiene-Aufsicht dazu sagen?" - und nahm meinen kleinen Freund in den Mund, was er mit großer Begeisterung quittierte".
Sie sorgte dafür, dass auch nicht ein Tropfen auf den Boden ging.
"Nun seht euch die geilen Böcke an", meinte sie darauf und zeigte auf ihren Mann und Frederike, die immer noch sehr engagiert zur Sache gingen. Der Fotograf hatte inzwischen seine Kamera beiseite gelegt und beteiligte sich am Geschehen.
"Ich will auch noch", sagte sie - und guckte wieder zu mir, "wir beiden Hübschen gehen erst einmal zusammen unter die Dusche und dann sehen wir weiter!"
Sie zog mich mit, drückte mir unterwegs ein Handtuch in die Hand und zeigt mir das Bad mit der großzügigen Dusche. Erst hatte ich noch überlegt, wie ich mit der leicht übergewichtigen Frau in eine Dusche passen sollte und wollte gerade sagen: "ich warte, bis Sie fertig sind", aber da sah ich, dass diese Dusche überhaupt nicht mit den mir bekannten Duschen vergleichbar war.
Unten befanden sich Kacheln und ein Abfluss und oben war ein recht großer Duschkopf angebracht.
Die Frau des Bauern hatte sich schon ausgezogen und regelte die Temperatur des Wassers. "Komm nu", sagte sie, "oder bist Du schüchtern? Das "sch" sprach sie wieder so lustig aus, dass ich lachen musste.
"Nein", sagte ich, "ich komme schon!"
"Ich hoffe nicht, dass Du schon kommst", meinte sie darauf lachend, "es reicht, wenn Du erscheinst!"
Einen Moment musste ich nachdenken, bis es "klick" machte und ich wusste, wie sie es gemeint hatte.
Elli rief Rob etwas auf dänisch zu, das ich nicht genau verstand. Ich konnte nur übersetzen, dass es irgendetwas mit einem Bauern und zwei Kühen zu tun hatte.
Rob klärte das Rätsel und sprach mich an: "Könntest Du uns einen gefallen tun? Gehe bitte mit ein paar Leuten rüber zum Bauern und hole zwei oder drei Kühe - die brauchen wir für die Ausstattung. Am besten ist, Du nimmst einen Fotografen mit, der kann drüben beim Bauern ein paar Aufnahmen vom Melkstall machen - und eines der Modelle nimmst Du auch mit, um den Bauern zu "überzeugen". Nimm die Frederike, die fühlt sich sowieso immer so unausgefüllt, wenn sie keinen Schwanz in der Möse hat. Dann drückte er mir 500 Kronen in die Hand, die ich dem Bauern geben sollte.
"Lass Dir 'ne Quittung geben", gab er mir noch mit auf den Weg.
Der Fotograf wurde bald gefunden - und Frederike, eine recht junge Blonde sollte uns begleiten. Erst schimpfte sie ein wenig, aber Rob sprach etwas sehr leise und privat mit ihr, was ich nicht verstand. Da hatte sie plötzlich keine Einwände mehr und schloss sich uns an.
Der Bauernhof war gleich drüben auf der anderen Straßenseite. Er sah fast genau so aus wie "unser" Bauernhof - nur befand er sich in einem wesentlich besseren Zustand - und er hatte natürlich eine völlig andere Innenausstattung.
Der Fotograf ging voran; er schien sich auszuerkennen.
An den Geräuschen der Melkmaschine konnten wir erkennen, dass der Bauer am Melken war. Wir traten in den Stall und sahen ihn und seine Frau im Melkstand.
Sie schienen ihre Arbeit fast beendet zu haben.
"Na, was kann ich für euch tun?" fragte die Bauersfrau und hielt mir das Melkgeschirr hin: "einmal melken bitte - oder einen Liter Frischmilch?" "Nein", antwortete ich entsetzt, "wir möchten gerne zwei Kühe ausleihen für eine Szene, geht das in Ordnung? Wir haben auch Geld mit von Rob!"
"Ja", sagte die Bauersfrau, "aber erst einmal wollen wir ein Feierabendbier trinken - ihr kommt doch mit rein in die Stube?" Das ST sprach sie so lustig aus wie die meisten Dänen, die sich in der deutschen Sprache versuchen.
"Ich weiß nicht, was Rob davon hält", dachte ich gerade, aber da sah ich, dass der Bauer schon seine Hand unter dem T-Shirt von Frederike hatte und sie an seinem Hosenstall zugange war.
Der Fotograf war am Fotografieren. "Und ich?" fragte die Bauersfrau und blickte mich an. Sie drückte mich nach hinten auf einen der Heuballen und zog mit einem Ruck den Reißverschluss meiner Hose auf. Mit einem gekonnten Handgriff öffnete sie auch noch den Knopf. Dieses überraschende Vorgehen schien meinen kleinen Freund nicht erschreckt zu haben; denn ganz vorsichtig blickte er ins Freie, um dann neugierig etwas mehr von der Umgebung wahrzunehmen.
Die Frau des Bauern streichelte ihn. Ein Seitenblick zeigte, dass der Bauer und Frederike auch schon gut in Fahrt gekommen waren.
Die Frau des Bauern hatte ihre schwieligen Hände so geschickt eingesetzt, dass ich mich kaum noch zurückhalten konnte.
"Lass ja nichts auf den sauberen Boden fallen", meinte sie, "was wird die Hygiene-Aufsicht dazu sagen?" - und nahm meinen kleinen Freund in den Mund, was er mit großer Begeisterung quittierte".
Sie sorgte dafür, dass auch nicht ein Tropfen auf den Boden ging.
"Nun seht euch die geilen Böcke an", meinte sie darauf und zeigte auf ihren Mann und Frederike, die immer noch sehr engagiert zur Sache gingen. Der Fotograf hatte inzwischen seine Kamera beiseite gelegt und beteiligte sich am Geschehen.
"Ich will auch noch", sagte sie - und guckte wieder zu mir, "wir beiden Hübschen gehen erst einmal zusammen unter die Dusche und dann sehen wir weiter!"
Sie zog mich mit, drückte mir unterwegs ein Handtuch in die Hand und zeigt mir das Bad mit der großzügigen Dusche. Erst hatte ich noch überlegt, wie ich mit der leicht übergewichtigen Frau in eine Dusche passen sollte und wollte gerade sagen: "ich warte, bis Sie fertig sind", aber da sah ich, dass diese Dusche überhaupt nicht mit den mir bekannten Duschen vergleichbar war.
Unten befanden sich Kacheln und ein Abfluss und oben war ein recht großer Duschkopf angebracht.
Die Frau des Bauern hatte sich schon ausgezogen und regelte die Temperatur des Wassers. "Komm nu", sagte sie, "oder bist Du schüchtern? Das "sch" sprach sie wieder so lustig aus, dass ich lachen musste.
"Nein", sagte ich, "ich komme schon!"
"Ich hoffe nicht, dass Du schon kommst", meinte sie darauf lachend, "es reicht, wenn Du erscheinst!"
Einen Moment musste ich nachdenken, bis es "klick" machte und ich wusste, wie sie es gemeint hatte.
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Re: Geschichte: ELLI
Sie drückte mir die Seife in die Hand und bedeutete mir, dass es ihr gefallen würde, wenn ich ihr den Rücken einseifte. Als ich recht vorsichtig zu Werke ging, meinte sie, ich sollte nicht einschlafen. Kurz darauf drehte sie sich um und führte meine Hand relativ ungeniert dorthin, wo ich noch selten eine Frau angefasst hatte. Wiederum übte sie mehr Druck aus, indem sie meine Hand in ihre nahm und sie dorthin presste, wo sie es gern hatte.
Sie öffnete ihre Lippen und zeigte mir mit ihrem Fingern, was sie von mir erwartete. Ich schien mich einigermaßen ihren Bedürfnissen angepasst zu haben; denn sie stöhnte leicht und meinte: "jeg har det er rigtig godt".
So ganz verstand ich das nicht, machte aber weiter. Schließlich drehte sie sich wieder, beugte sich nach unten und stützte sich an der Wand ab. Mit der anderen Hand zog sie mich zu sich rüber, ergriff meinen Penis und meinte schmunzelnd: "Komm rein in die gute Stube!"
Das Angebot nahm ich gerne wahr.
Sie drängte sich mir entgegen; ich freute mich, mit einer erfahrenen Frau "dabei" zu sein; denn meine bisherigen Erfahrungen mit Mädchen meiner Altersgruppe waren nicht besonders toll gewesen.
Unsere Bewegungen wurden heftiger. Sie fummelte zusätzlich mit ihren Fingern an sich herum. Wir waren gerade fertig, da kamen ihr Mann, der Fotograf und Frederike in die Dusche und riefen: "Sieh mal an, ihr seid hier zugange - und drüben brennt die Bude ab! Ihr sollt schnell rüberkommen!"
Ich trocknete mich flüchtig ab und rannte hinüber zu unserem Bauernhof. Schon als ich aus der Türe trat, sah ich den bläulichen Widerschein des Flackerlichtes eines Feuerwehrwagens. Es schien aber nicht allzu schlimm zu sein; denn nur wenige Feuerwehrleute waren auf dem Gelände.
Drinnen war Licht und ich konnte durch das Fenster sehen, dass sich etliche Personen in dem Haus aufhielten. Also ging ich auch hinein. Elli stand mit ein paar Leuten im Eingangsbereich und diskutierte.
Als sie mich entdeckte, kam sie zu mir und erklärte, dass eine zu heiße Halogen-Lampe Tücher in Brand gesetzt hatte. Es wäre nicht besonders gefährlich - und sie hätten das Feuer selbst löschen können. Die Feuerwehr sollte nur prüfen, ob es versteckte Brandnester gäbe.
Das schien nicht der Fall zu sein; denn die Feuerwehrleute fuhren wieder ab. Sie übergaben Rob ein Protokoll für die Versicherung. Dieser hatte seinen Humor wohl schon wiedergefunden; denn er sagte zu den Feuerwehrleuten, sie könnten gerne mal zum Spritzen vorbeikommen, wenn sie dabei eine Kamera nicht stören würde. Ich fand das etwas geschmacklos.
Rob rief in Flensburg bei einem Pizza-Dienst an und bestellte eine größere Lieferung und Getränke. Ich fragte Elli, ob wir nicht langsam mal losfahren sollten. Sie meinte aber, es wäre nun schon so spät, dass wir die letzte Fähre oder den letzten Zug nicht mehr schaffen würden. So könnten wir doch bei Rob übernachten - Betten gäbe es schließlich genug. Ich war nicht sonderlich begeistert, aber stimmte zu.
Die Pizza kam überraschend schnell. Alle hatten großen Hunger und freuten sich auch auf die Getränke. Danach kamen wir bei etlichen Flaschen Bier ins Gespräch.
Ich interessierte mich besonders für die technische Ausrüstung, für Kameras und Blitztechnik - und Rob erklärte mir alles mit großer Geduld.
Dann erzählte er mir von seinem "jüngsten Baby". Er wollte eine zweite Linie seiner Porno-Hefte gründen, und zwar sollte es um "Retro" gehen, wie er sich ausdrückte. Schwarzweißfotos wollte er dafür nehmen, hochwertige Dessous, Nylons, gut gebaute Modelle - aber überwiegend ohne Sex-Szenen.
"Wäre das nicht ein Job für dich?" fragte er mich. Ich errötete und meinte: "wie soll ich das machen? Ich habe nicht einmal eine ordentliche Kamera".
"Komm mal mit", meinte er nur und führte mich in eine Art Büro. Er öffnete einen großen Wandschrank und griff hinein. "Hier, sagte er, "versuche es mal mit der Olympus; ich gebe Dir auch noch ein leichtes Tele- und ein Weitwinkelobjektiv mit!"
Er wühlte unten in dem Schrank und hielt dann eine größere Reisetasche in der Hand. Die Kamera und Objektive tat er hinein. "Und nun zu Max ins Labor!" Ich folgte ihm.
Über der Labortür war eine rote Lampe angebracht. Leuchtete sie, bedeutete das "keinen Eintritt". Aber Max war nicht mehr am Entwickeln, sondern sortierte Dias, als wir eintraten.
Rob erklärte ihm, was er mit mir vorhatte. "Gute Idee", sagte er, "ich hätte selbst große Lust, wieder Schwarzweiß zu entwickeln, wenn ich denn Zeit hätte!"
Max zeigte mir ein Vergrößerungsgerät, das in einer Ecke stand und füllte Flüssigkeiten in große, flache Schalen. "Erst wird entwickelt, dann gehts ins Stop-Bad - und dann wird fixiert", erklärte er mir.
Er schaltete das helle Licht aus und die Laborbeleuchtung an. Dann legte er einen Negativstreifen in das Vergrößerungsgerät und zeigte mir, wie man scharf stellt.
Dann griff er eine flache Schachtel mit der Aufschrift ILFORD und entnahm ein größeres Blatt Papier. "Das ist unser Fotopapier", meinte er, "fühl mal, das ist die empfindliche Seite, die kommt nach oben".
Er legte das Papier auf den Tisch, der zum Vergrößerungsgerät gehörte und drückte auf einen Knopf einer riesigen Uhr. "Das ist die Schaltuhr für den Vergrößerer".
Da wir nicht weiter sprachen, hörte ich das Surren der Uhr. Geisterhaft wurde unten das Bild gezeigt. "Klack" das Relais schaltete die Lampe im Vergrößerungsgerät deutlich hörbar aus.
Max ergriff das Fotopapapier und ließ es in die Schale mit dem Entwickler gleiten. Es dauerte einen Moment, bis etwas zu sehen war. "So 3 bis 5 Minuten muss es in dieser Schale bleiben", meinte er, "dann kommt es ins Stop-Bad!"
Die Flüssigkeit in der mittleren Schale roch leicht nach Essig. "Wir könnten das Foto auch unter fließend Wasser halten", meinte er "und anschließend wird 5 Minuten fixiert.
Ich guckte auf die Labor-Uhr. Als die Zeit um war, schaltete Max das Licht im Labor wieder an. Er spülte das Foto kurz mit Wasser ab und hielt es ans Licht, um es kritisch zu betrachten. Ein paar Tropfen fielen auf den Boden.
"Hier ist es zu hell - wir müssen noch etwas Belichtungszeit zugeben", meinte er, "aber das sind Erfahrungswerte. Du musst es Dir selbst erarbeiten. Hast Du aufgepasst?" Ich nickte mit dem Kopf. Er zog den Negativstreifen aus dem Vergrößerer und sagte: "und nun Du!"
Er gab mir einen eigenen Negativstreifen und zeigte mir, wo ich den einlegen musste.
"So ein Vergrößerer hat nur sehr wenige Einstell-Elemente", dozierte er, "hier stellst Du die Bildgröße ein". Ein drehte an einer Kurbel und der große Kopf des Vergrößerungsgerätes bewegete sich auf und ab.
"... und hier stellst Du scharf! Dann gibt es noch die Blende - und mit der Uhr regelst Du die Belichtungsdauer. Alles klar?"
Ich nickte mit dem Kopf. Wir schalteten das Laborlicht aus und den Vergrößerer auf Dauerlicht. Max zeigte mir, wie ich scharfstellen sollte. Als er zufrieden war, konnte ich das Dauerlicht ausschalten, um das Fotopapier zu platzieren. Deutlich fühlte ich die empfindliche, leicht klebrige Schicht. Da ich die gleiche Größe wie beim vorherigen Foto gewählt hatte, gaben wir bei der Belichtungszeit nur etwas zu und ließen die Blende so, wie sie war.
Ich drückte auf den Startknopf: "KLACK!" Ich lauschte dem Surren der Schaltuhr. "KLACK!"
Ich nahm das Fotopapier und legte es in die Entwicklerschale. Da es nicht gleich unterging, drückte Max es mit der Entwicklerzange in die Flüssigkeit.
Nach kurzer Zeit griff er es mit der Zange und bewegte es im Entwickler hin und her. Das Bild erschien wie von Geisterhand. Es wanderte ins Stop-Bad, dann in den Fixierer, wurde abgespült - und dann hielt ich mein erstes selbst entwickeltes Foto in den Händen!
"Und morgen zeige ich Dir, wie man Filme entwickelt", meinte Max, "das Foto willst Du bestimmt behalten?"
Ja, das wollte ich.
Sie öffnete ihre Lippen und zeigte mir mit ihrem Fingern, was sie von mir erwartete. Ich schien mich einigermaßen ihren Bedürfnissen angepasst zu haben; denn sie stöhnte leicht und meinte: "jeg har det er rigtig godt".
So ganz verstand ich das nicht, machte aber weiter. Schließlich drehte sie sich wieder, beugte sich nach unten und stützte sich an der Wand ab. Mit der anderen Hand zog sie mich zu sich rüber, ergriff meinen Penis und meinte schmunzelnd: "Komm rein in die gute Stube!"
Das Angebot nahm ich gerne wahr.
Sie drängte sich mir entgegen; ich freute mich, mit einer erfahrenen Frau "dabei" zu sein; denn meine bisherigen Erfahrungen mit Mädchen meiner Altersgruppe waren nicht besonders toll gewesen.
Unsere Bewegungen wurden heftiger. Sie fummelte zusätzlich mit ihren Fingern an sich herum. Wir waren gerade fertig, da kamen ihr Mann, der Fotograf und Frederike in die Dusche und riefen: "Sieh mal an, ihr seid hier zugange - und drüben brennt die Bude ab! Ihr sollt schnell rüberkommen!"
Ich trocknete mich flüchtig ab und rannte hinüber zu unserem Bauernhof. Schon als ich aus der Türe trat, sah ich den bläulichen Widerschein des Flackerlichtes eines Feuerwehrwagens. Es schien aber nicht allzu schlimm zu sein; denn nur wenige Feuerwehrleute waren auf dem Gelände.
Drinnen war Licht und ich konnte durch das Fenster sehen, dass sich etliche Personen in dem Haus aufhielten. Also ging ich auch hinein. Elli stand mit ein paar Leuten im Eingangsbereich und diskutierte.
Als sie mich entdeckte, kam sie zu mir und erklärte, dass eine zu heiße Halogen-Lampe Tücher in Brand gesetzt hatte. Es wäre nicht besonders gefährlich - und sie hätten das Feuer selbst löschen können. Die Feuerwehr sollte nur prüfen, ob es versteckte Brandnester gäbe.
Das schien nicht der Fall zu sein; denn die Feuerwehrleute fuhren wieder ab. Sie übergaben Rob ein Protokoll für die Versicherung. Dieser hatte seinen Humor wohl schon wiedergefunden; denn er sagte zu den Feuerwehrleuten, sie könnten gerne mal zum Spritzen vorbeikommen, wenn sie dabei eine Kamera nicht stören würde. Ich fand das etwas geschmacklos.
Rob rief in Flensburg bei einem Pizza-Dienst an und bestellte eine größere Lieferung und Getränke. Ich fragte Elli, ob wir nicht langsam mal losfahren sollten. Sie meinte aber, es wäre nun schon so spät, dass wir die letzte Fähre oder den letzten Zug nicht mehr schaffen würden. So könnten wir doch bei Rob übernachten - Betten gäbe es schließlich genug. Ich war nicht sonderlich begeistert, aber stimmte zu.
Die Pizza kam überraschend schnell. Alle hatten großen Hunger und freuten sich auch auf die Getränke. Danach kamen wir bei etlichen Flaschen Bier ins Gespräch.
Ich interessierte mich besonders für die technische Ausrüstung, für Kameras und Blitztechnik - und Rob erklärte mir alles mit großer Geduld.
Dann erzählte er mir von seinem "jüngsten Baby". Er wollte eine zweite Linie seiner Porno-Hefte gründen, und zwar sollte es um "Retro" gehen, wie er sich ausdrückte. Schwarzweißfotos wollte er dafür nehmen, hochwertige Dessous, Nylons, gut gebaute Modelle - aber überwiegend ohne Sex-Szenen.
"Wäre das nicht ein Job für dich?" fragte er mich. Ich errötete und meinte: "wie soll ich das machen? Ich habe nicht einmal eine ordentliche Kamera".
"Komm mal mit", meinte er nur und führte mich in eine Art Büro. Er öffnete einen großen Wandschrank und griff hinein. "Hier, sagte er, "versuche es mal mit der Olympus; ich gebe Dir auch noch ein leichtes Tele- und ein Weitwinkelobjektiv mit!"
Er wühlte unten in dem Schrank und hielt dann eine größere Reisetasche in der Hand. Die Kamera und Objektive tat er hinein. "Und nun zu Max ins Labor!" Ich folgte ihm.
Über der Labortür war eine rote Lampe angebracht. Leuchtete sie, bedeutete das "keinen Eintritt". Aber Max war nicht mehr am Entwickeln, sondern sortierte Dias, als wir eintraten.
Rob erklärte ihm, was er mit mir vorhatte. "Gute Idee", sagte er, "ich hätte selbst große Lust, wieder Schwarzweiß zu entwickeln, wenn ich denn Zeit hätte!"
Max zeigte mir ein Vergrößerungsgerät, das in einer Ecke stand und füllte Flüssigkeiten in große, flache Schalen. "Erst wird entwickelt, dann gehts ins Stop-Bad - und dann wird fixiert", erklärte er mir.
Er schaltete das helle Licht aus und die Laborbeleuchtung an. Dann legte er einen Negativstreifen in das Vergrößerungsgerät und zeigte mir, wie man scharf stellt.
Dann griff er eine flache Schachtel mit der Aufschrift ILFORD und entnahm ein größeres Blatt Papier. "Das ist unser Fotopapier", meinte er, "fühl mal, das ist die empfindliche Seite, die kommt nach oben".
Er legte das Papier auf den Tisch, der zum Vergrößerungsgerät gehörte und drückte auf einen Knopf einer riesigen Uhr. "Das ist die Schaltuhr für den Vergrößerer".
Da wir nicht weiter sprachen, hörte ich das Surren der Uhr. Geisterhaft wurde unten das Bild gezeigt. "Klack" das Relais schaltete die Lampe im Vergrößerungsgerät deutlich hörbar aus.
Max ergriff das Fotopapapier und ließ es in die Schale mit dem Entwickler gleiten. Es dauerte einen Moment, bis etwas zu sehen war. "So 3 bis 5 Minuten muss es in dieser Schale bleiben", meinte er, "dann kommt es ins Stop-Bad!"
Die Flüssigkeit in der mittleren Schale roch leicht nach Essig. "Wir könnten das Foto auch unter fließend Wasser halten", meinte er "und anschließend wird 5 Minuten fixiert.
Ich guckte auf die Labor-Uhr. Als die Zeit um war, schaltete Max das Licht im Labor wieder an. Er spülte das Foto kurz mit Wasser ab und hielt es ans Licht, um es kritisch zu betrachten. Ein paar Tropfen fielen auf den Boden.
"Hier ist es zu hell - wir müssen noch etwas Belichtungszeit zugeben", meinte er, "aber das sind Erfahrungswerte. Du musst es Dir selbst erarbeiten. Hast Du aufgepasst?" Ich nickte mit dem Kopf. Er zog den Negativstreifen aus dem Vergrößerer und sagte: "und nun Du!"
Er gab mir einen eigenen Negativstreifen und zeigte mir, wo ich den einlegen musste.
"So ein Vergrößerer hat nur sehr wenige Einstell-Elemente", dozierte er, "hier stellst Du die Bildgröße ein". Ein drehte an einer Kurbel und der große Kopf des Vergrößerungsgerätes bewegete sich auf und ab.
"... und hier stellst Du scharf! Dann gibt es noch die Blende - und mit der Uhr regelst Du die Belichtungsdauer. Alles klar?"
Ich nickte mit dem Kopf. Wir schalteten das Laborlicht aus und den Vergrößerer auf Dauerlicht. Max zeigte mir, wie ich scharfstellen sollte. Als er zufrieden war, konnte ich das Dauerlicht ausschalten, um das Fotopapier zu platzieren. Deutlich fühlte ich die empfindliche, leicht klebrige Schicht. Da ich die gleiche Größe wie beim vorherigen Foto gewählt hatte, gaben wir bei der Belichtungszeit nur etwas zu und ließen die Blende so, wie sie war.
Ich drückte auf den Startknopf: "KLACK!" Ich lauschte dem Surren der Schaltuhr. "KLACK!"
Ich nahm das Fotopapier und legte es in die Entwicklerschale. Da es nicht gleich unterging, drückte Max es mit der Entwicklerzange in die Flüssigkeit.
Nach kurzer Zeit griff er es mit der Zange und bewegte es im Entwickler hin und her. Das Bild erschien wie von Geisterhand. Es wanderte ins Stop-Bad, dann in den Fixierer, wurde abgespült - und dann hielt ich mein erstes selbst entwickeltes Foto in den Händen!
"Und morgen zeige ich Dir, wie man Filme entwickelt", meinte Max, "das Foto willst Du bestimmt behalten?"
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Re: Geschichte: ELLI
Die Nacht war schnell vorüber. Ich stand am nächsten Morgen sehr früh auf, da Max mir das Entwickeln der Negative zeigen wollte. Er gab mir ein paar leere Filme, um das Einfädeln in die Spirale der Entwicklungsdose zu üben. Nach etlichen Versuchen ging es mir ganz gut von der Hand. "Kleinbildfilme lassen sich problemlos einfädeln", meinte Max, "aber versuche es mal mit den größeren Formaten - das ist schwieriger!"
Doch darauf verzichtete ich, wollten wir doch weiter auf die Insel fahren.
Kurz bevor wir aufbrachen, bat mich Rob zu sich ins Büro. Er hatte einen größeren Zettel vorbereitet. "Ich gebe Dir Geld mit", sagte er, "dann kannst Du Dir in Berlin einen eigenen Vergrößerer und Laborausstattung kaufen und machst Probeaufnahmen! Modelle wirst Du schon finden." Er grinste breit.
Ich war begeistert. Er schien eine Menge Vertrauen zu haben, mich so einfach einzubinden. Er erklärte mir, dass ich ruhig einen günstigen Vergrößerer kaufen sollte, aber beim Objektiv nicht sparen sollte.
Wir wurden kaum fertig - doch Elli drängelte zum Aufbruch.
Obwohl wir nicht besonders schnell fuhren, erreichten wir den Fähranleger innerhalb einer Stunde. Die Fähre lief gerade in den Hafen; das war gutes Timing.
Es war kaum Betrieb. So konnten wir gleich auf das Schiff fahren, obwohl wir nicht reserviert hatten.
Mir war ein wenig wehmütig zumute. Einerseits fand ich schade, dass ich das Auto abgeben sollte - immerhin mein erstes eigenes Auto, das ich selbst bezahlt hatte.
Andererseits war es für mich immer noch ein aufwühlendes Gefühl, auf die Insel zurückzukehren.
Elli war gut in Form. Begierig nahm sie alles auf, was während der Fahrt durch das Wattenmeer zu sehen war. "Das ist der Ellenbogen", rief ich aus und zeigte auf die Nordspitze der Insel. "Du spinnst", meinte Elli darauf. Später konnte ich ihr auf einer Karte zeigen, dass der nördlichste Teil der Insel tatsächlich ELLENBOGEN heißt.
Eine etwas blechern klingende Stimme bat die Autofahrer, sich in ihre Fahrzeuge zu begeben. Minuten später konnten wir die Fähre über die Verladerampe verlassen.
Wir fuhren durch die karge Insellandschaft. Wieder konnte ich einiges erzählen, doch die Worte waren fremd in Ellis Ohren. Auch über den Begriff "Vogelkoje" konnte sie sich wunderbar amüsieren.
Mein Herz schlug hörbar; noch ein paar Kurven - dann hatten wir mein Elternhaus erreicht.
Ich war etwas enttäuscht, weil meine Eltern nicht da waren. Das Auto sollte ich aber am nächsten Tag bei einem Nachbarn abgeben. Wir hatten nun einen freien Tag auf der Insel und das Auto noch zur Verfügung. Wir fuhren erst einmal Freunde besuchen - und erkundeten dann die anderen Teile der Insel. Elli war ziemlich begeistert. Abends waren wir beim Nachbarn und machten Ölwechsel, wie er es nannte. Manche Bierflasche machte die Runde - und wir kamen mit unseren Erzählungen aus der großen Stadt richtig in Fahrt. Bei unserem Bericht über den Vorfall in der Ruine haben wir ein wenig übertrieben - und das hatte zur Folge, dass auch der Nachbar sich mit seinen Insel-Abenteuern kaum zurückhalten konnte.
So berichtete er von seinem Dienst auf dem Fliegerhorst und dass er und seine Kameraden aus Nazi-Beständen etliche Waffen gefunden und versteckt hätten. Er wartete nur noch auf eine gute Gelegenheit, um diese vom Flugplatzgelände abzuholen. In der letzten Zeit wären die Wachen jedoch sehr streng gewesen, dass er das Abholen noch zurückgestellt hatte. "An der Wache vorbei kann ich selbst die Waffen nicht mitnehmen", meinte er, "wir werden immer durchsucht, wenn wir Feierabend machen - aber ich habe eine Idee, wie man das machen könnte".
Elli wurde ganz hellhörig.
"Erzähl", sagte sie.
Hein, unser Nachbar, antwortete: "kommt mal mit raus - ich muss euch etwas zeigen!" Wir folgten ihm nach draußen, wo er in einem Gemisch von Unterstand und Garage etliche Maschinen und Werkzeuge stehen hatte. Wir gingen jedoch daran vorbei und erreichte eine Ecke des Grundstückes, in der ein alter Ford abgestellt war. "Wir brauchen nur das Dach!" sagte Hein, "es ist zwar schade um das Auto, weil der Motor noch gut ist, aber den kann ich vielleicht irgendwo verkaufen".
"Das Dach?" fragte Elli, "was willst Du damit?"
"Wir flexen das Dach ab", meinte Hein, "aber das geht erst morgen, heute Abend können wir nicht so viel Krach machen!"
"Gut", sagte Elli, "selbst wenn wir das Dach entfernt haben, dann hast Du ein Cabrio - und dann?"
"Ich will kein Cabrio - ich will das Dach", meinte Hein, schau es Dir einmal genau an!"
Elli runzelte die Stirn und auch ich stand immer noch mit 1000 Fragezeichen in meinem Gesichtsausdruck vor dem Wagen.
"Das Dach dient uns als Boot", sagte Hein triumfierend. "Guckt doch mal, wie viel Raum es bietet - für zwei Leute genau richtig!"
Dann forderte er uns auf, wieder mit ins Haus zu kommen. "Das muss nicht jeder hören", sagte er.
Es gab eine neue Runde Bier - und Heins Plan.
"Morgen Abend habe ich Dienst", konnte er berichten, "und ihr fahrt mit dem Boot - ich meine natürlich mit dem Dach durch den Abwasserkanal, der ins Watt mündet, auf das Fliegerhorstgelände. Es steht zwar oberhalb der Brücke eine Wache, aber ich nehme morgen Tee mit Rum in den Dienst - da wird der Wachmann nicht ganz so aufmerksam sein!"
"Ich muss morgen wieder los", war mein Einwand, "ich kann nicht ohne weiteres in der Schule einfach blau machen...".
"Es ist doch nur ein Tag", bettelte Elli, "komm, sei kein Feigling! Du kannst Dich bestimmt nachträglich entschuldigen". Nach einem weiteren Bier hatte sich mein Mut so weit entwickelt, dass ich leichtsinniger Weise zusagte.
"Wir treffen uns morgen um 10 hier auf dem Hof", sagte Hein zum Abschied, "und dann kann die Flex sich warmlaufen!"
Doch darauf verzichtete ich, wollten wir doch weiter auf die Insel fahren.
Kurz bevor wir aufbrachen, bat mich Rob zu sich ins Büro. Er hatte einen größeren Zettel vorbereitet. "Ich gebe Dir Geld mit", sagte er, "dann kannst Du Dir in Berlin einen eigenen Vergrößerer und Laborausstattung kaufen und machst Probeaufnahmen! Modelle wirst Du schon finden." Er grinste breit.
Ich war begeistert. Er schien eine Menge Vertrauen zu haben, mich so einfach einzubinden. Er erklärte mir, dass ich ruhig einen günstigen Vergrößerer kaufen sollte, aber beim Objektiv nicht sparen sollte.
Wir wurden kaum fertig - doch Elli drängelte zum Aufbruch.
Obwohl wir nicht besonders schnell fuhren, erreichten wir den Fähranleger innerhalb einer Stunde. Die Fähre lief gerade in den Hafen; das war gutes Timing.
Es war kaum Betrieb. So konnten wir gleich auf das Schiff fahren, obwohl wir nicht reserviert hatten.
Mir war ein wenig wehmütig zumute. Einerseits fand ich schade, dass ich das Auto abgeben sollte - immerhin mein erstes eigenes Auto, das ich selbst bezahlt hatte.
Andererseits war es für mich immer noch ein aufwühlendes Gefühl, auf die Insel zurückzukehren.
Elli war gut in Form. Begierig nahm sie alles auf, was während der Fahrt durch das Wattenmeer zu sehen war. "Das ist der Ellenbogen", rief ich aus und zeigte auf die Nordspitze der Insel. "Du spinnst", meinte Elli darauf. Später konnte ich ihr auf einer Karte zeigen, dass der nördlichste Teil der Insel tatsächlich ELLENBOGEN heißt.
Eine etwas blechern klingende Stimme bat die Autofahrer, sich in ihre Fahrzeuge zu begeben. Minuten später konnten wir die Fähre über die Verladerampe verlassen.
Wir fuhren durch die karge Insellandschaft. Wieder konnte ich einiges erzählen, doch die Worte waren fremd in Ellis Ohren. Auch über den Begriff "Vogelkoje" konnte sie sich wunderbar amüsieren.
Mein Herz schlug hörbar; noch ein paar Kurven - dann hatten wir mein Elternhaus erreicht.
Ich war etwas enttäuscht, weil meine Eltern nicht da waren. Das Auto sollte ich aber am nächsten Tag bei einem Nachbarn abgeben. Wir hatten nun einen freien Tag auf der Insel und das Auto noch zur Verfügung. Wir fuhren erst einmal Freunde besuchen - und erkundeten dann die anderen Teile der Insel. Elli war ziemlich begeistert. Abends waren wir beim Nachbarn und machten Ölwechsel, wie er es nannte. Manche Bierflasche machte die Runde - und wir kamen mit unseren Erzählungen aus der großen Stadt richtig in Fahrt. Bei unserem Bericht über den Vorfall in der Ruine haben wir ein wenig übertrieben - und das hatte zur Folge, dass auch der Nachbar sich mit seinen Insel-Abenteuern kaum zurückhalten konnte.
So berichtete er von seinem Dienst auf dem Fliegerhorst und dass er und seine Kameraden aus Nazi-Beständen etliche Waffen gefunden und versteckt hätten. Er wartete nur noch auf eine gute Gelegenheit, um diese vom Flugplatzgelände abzuholen. In der letzten Zeit wären die Wachen jedoch sehr streng gewesen, dass er das Abholen noch zurückgestellt hatte. "An der Wache vorbei kann ich selbst die Waffen nicht mitnehmen", meinte er, "wir werden immer durchsucht, wenn wir Feierabend machen - aber ich habe eine Idee, wie man das machen könnte".
Elli wurde ganz hellhörig.
"Erzähl", sagte sie.
Hein, unser Nachbar, antwortete: "kommt mal mit raus - ich muss euch etwas zeigen!" Wir folgten ihm nach draußen, wo er in einem Gemisch von Unterstand und Garage etliche Maschinen und Werkzeuge stehen hatte. Wir gingen jedoch daran vorbei und erreichte eine Ecke des Grundstückes, in der ein alter Ford abgestellt war. "Wir brauchen nur das Dach!" sagte Hein, "es ist zwar schade um das Auto, weil der Motor noch gut ist, aber den kann ich vielleicht irgendwo verkaufen".
"Das Dach?" fragte Elli, "was willst Du damit?"
"Wir flexen das Dach ab", meinte Hein, "aber das geht erst morgen, heute Abend können wir nicht so viel Krach machen!"
"Gut", sagte Elli, "selbst wenn wir das Dach entfernt haben, dann hast Du ein Cabrio - und dann?"
"Ich will kein Cabrio - ich will das Dach", meinte Hein, schau es Dir einmal genau an!"
Elli runzelte die Stirn und auch ich stand immer noch mit 1000 Fragezeichen in meinem Gesichtsausdruck vor dem Wagen.
"Das Dach dient uns als Boot", sagte Hein triumfierend. "Guckt doch mal, wie viel Raum es bietet - für zwei Leute genau richtig!"
Dann forderte er uns auf, wieder mit ins Haus zu kommen. "Das muss nicht jeder hören", sagte er.
Es gab eine neue Runde Bier - und Heins Plan.
"Morgen Abend habe ich Dienst", konnte er berichten, "und ihr fahrt mit dem Boot - ich meine natürlich mit dem Dach durch den Abwasserkanal, der ins Watt mündet, auf das Fliegerhorstgelände. Es steht zwar oberhalb der Brücke eine Wache, aber ich nehme morgen Tee mit Rum in den Dienst - da wird der Wachmann nicht ganz so aufmerksam sein!"
"Ich muss morgen wieder los", war mein Einwand, "ich kann nicht ohne weiteres in der Schule einfach blau machen...".
"Es ist doch nur ein Tag", bettelte Elli, "komm, sei kein Feigling! Du kannst Dich bestimmt nachträglich entschuldigen". Nach einem weiteren Bier hatte sich mein Mut so weit entwickelt, dass ich leichtsinniger Weise zusagte.
"Wir treffen uns morgen um 10 hier auf dem Hof", sagte Hein zum Abschied, "und dann kann die Flex sich warmlaufen!"
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Re: Geschichte: ELLI
Das tat sie auch und arbeitete sich kreischend durch das Blech. An den dünnen Stellen ging es ganz gut; aber an den Dachpfosten biss sich die kleine 115er Scheibe die Zähne aus. "Setzt Dich auf das Moped und fahre schnell zu Bockelmann und hole neue Trennscheiben", meinte Hein, "so kommem wir nicht weiter".
Er hatte sie tatsächlich noch, die weiße Zündapp Sportkombinette. "Versicherung ist schon lange abgelaufen", meinte ich - und "läuft sie überhaupt noch?"
"natürlich läuft sie, antwortet Hein, "und um die Versicherung mach Dir mal keine Sorgen - ich habe drinnen in der Werkstatt noch ein Schild liegen".
Das Mopedschild wurde schnell ausgetauscht und Hein füllte aus einem Kanister gurgelnd etwas Benzin in den Tank. "Und nun los, wir wollen fertig werden".
Schon beim dritten Tritt auf den Kickstarter sprang der Motor - zuerst leicht qualmend - an. Ich legte den ersten Gang ein; das Getriebe quittierte krachend. Trotz Vollgas war die Beschleunigung mäßig - und die Endgeschwindigkeit war nicht viel höher als die eines Fahrrades, dachte ich. Immerhin - 50 - zeigte die plumpe Nadel des Tachos an. Ich erreichte mein Ziel trotzdem in einer guten Viertelstunde. Gern hätte ich mir bei Bockelmann noch ein wenig das Schaufenster angesehen; denn sie boten ausgezeichnete Werkzeuge an, aber ich musste mich ja beeilen.
"Na, was darf's denn sein?"
"Trennscheiben", sagte ich, "115er, 5 Stück".
"Rechnung oder gleich zahlen?"
"Gleich zahlen"
"Na gut - 7 Mark fuffzich - mit Perzente".
"Danke!"
"Bitte".
Ich steckte die Schleifscheiben in die großen Taschen meines Parkas - und schon ging es wieder zurück.
Die beiden Hauruckmechaniker warteten bereits. "Endlich", wurde ich von ihnen begrüßt, "mussten sie die Scheiben erst backen?"
Mit neuen Trennscheiben und neuer Kraft ging es gut voran - und bald konnten wir die Dachwanne abheben. Wir mussten uns vor den scharfen Kanten in acht nehmen, die beim Trennen des Bleches entstanden waren. "Darüber machen wir noch einen Kantenschutz", meinte Hein, "sonst verletzt sich noch einer".
"Mach's bloß nicht so kompliziert, länger als bis morgen habe ich keine Zeit", antwortete ich, aber Hein verschwand kurz und kam mit einer Rolle Kantenschutz zurück. Umgehend machte er sich an die Arbeit, die scharfen Kanten damit zu entschärfen.
"Und das ist also unser Boot," fragte ich, "das soll uns tragen?"
"Das wette ich", sagte Hein, "ich bin mir völlig sicher. Jetzt brauchen wir noch einen Antrieb, eine längere Stange, mit der ihr euch abstoßen könnt, um euch voranzutreiben. Das Wasser ist ziemlich flach; diese Alustange wird reichen. Ersatzweise könnt ihr noch ein Paddel mitnehmen!"
Um kein Aufsehen zu verursachen, wollten wir "das Boot" vorher nicht ausprobieren, sondern volles Risiko gehen, ganz im Vertrauen auf Heins Berechnungen.
"Wir sollten zur Taufe schreiten", rief ich, holst Du ein paar Flens?"
"Nee", meinte darauf Hein, "wir müssen einen kühlen Kopf bewahren und abends fit sein!"
So wurde es nichts mit dem Bier.
Wir vertrieben uns die Zeit, indem wir mit der Zündapp ein wenig unten am Watt entlang und durch die Heide fuhren.
Endlich wurde es dunkel genug. Elli und ich trugen unser Boot bis an die Stelle, wo der Abwasserkanal des Fliegerhorstes in das Wattenmeer mündete.
Elli stieg zuerst ein. Durch ihr Gewicht tauchte das Boot nicht so sehr tief ein, aber würde es auch mit tragen können?
Vorsichtig kletterte auch ich an Bord. Elli verlagerte ein wenig das Gewicht, sodass das Boot nicht kentern konnte. Es lag überraschend stabil auf dem Wasser und tauchte auch mit dem Zusatzgewicht durch meine Person nur wenig ins Wasser ein. "Hein hat recht gehabt", meinte Elli, "es klappt tatsächlich!"
Vorsichtig stießen wir uns mit der Alu-Stange ab und kamen nach einiger Übung recht gut voran.
Nun erreichten wir die Brücke. Danach begann das offizielle, eingezäunte Fliegerhorstgelände mit dem Schild, das mich schon als Kind sehr beeindruckt und erschreckt hatte, seit ich lesen konnte: "Militärischer Sicherheitsbereich! Betreten und Fotografieren verboten!" Und am schlimmsten: "Vorsicht - Schusswaffengebrauch".
Mir war ein wenig mulmig zumute. Fast hoffte ich, unser Boot würde sinken und wir müssten die Aktion abbrechen - aber diesen Gefallen tat es mir nicht.
Wir verhielten uns vollkommen ruhig und stakten äußerst vorsichtig voran.
Oben, an der anderen Seite der Brücke, konnte ich den Wachposten erahnen - und riechen; denn der Rauch seiner Zigarre war bis uns zu spüren.
"Das ist Otto", flüsterte ich, "Hein meint, nach einer Stunde Wache und der ersten Zigarre schläft der meistens ein. Vielleicht haben wir Glück".
Er hatte sie tatsächlich noch, die weiße Zündapp Sportkombinette. "Versicherung ist schon lange abgelaufen", meinte ich - und "läuft sie überhaupt noch?"
"natürlich läuft sie, antwortet Hein, "und um die Versicherung mach Dir mal keine Sorgen - ich habe drinnen in der Werkstatt noch ein Schild liegen".
Das Mopedschild wurde schnell ausgetauscht und Hein füllte aus einem Kanister gurgelnd etwas Benzin in den Tank. "Und nun los, wir wollen fertig werden".
Schon beim dritten Tritt auf den Kickstarter sprang der Motor - zuerst leicht qualmend - an. Ich legte den ersten Gang ein; das Getriebe quittierte krachend. Trotz Vollgas war die Beschleunigung mäßig - und die Endgeschwindigkeit war nicht viel höher als die eines Fahrrades, dachte ich. Immerhin - 50 - zeigte die plumpe Nadel des Tachos an. Ich erreichte mein Ziel trotzdem in einer guten Viertelstunde. Gern hätte ich mir bei Bockelmann noch ein wenig das Schaufenster angesehen; denn sie boten ausgezeichnete Werkzeuge an, aber ich musste mich ja beeilen.
"Na, was darf's denn sein?"
"Trennscheiben", sagte ich, "115er, 5 Stück".
"Rechnung oder gleich zahlen?"
"Gleich zahlen"
"Na gut - 7 Mark fuffzich - mit Perzente".
"Danke!"
"Bitte".
Ich steckte die Schleifscheiben in die großen Taschen meines Parkas - und schon ging es wieder zurück.
Die beiden Hauruckmechaniker warteten bereits. "Endlich", wurde ich von ihnen begrüßt, "mussten sie die Scheiben erst backen?"
Mit neuen Trennscheiben und neuer Kraft ging es gut voran - und bald konnten wir die Dachwanne abheben. Wir mussten uns vor den scharfen Kanten in acht nehmen, die beim Trennen des Bleches entstanden waren. "Darüber machen wir noch einen Kantenschutz", meinte Hein, "sonst verletzt sich noch einer".
"Mach's bloß nicht so kompliziert, länger als bis morgen habe ich keine Zeit", antwortete ich, aber Hein verschwand kurz und kam mit einer Rolle Kantenschutz zurück. Umgehend machte er sich an die Arbeit, die scharfen Kanten damit zu entschärfen.
"Und das ist also unser Boot," fragte ich, "das soll uns tragen?"
"Das wette ich", sagte Hein, "ich bin mir völlig sicher. Jetzt brauchen wir noch einen Antrieb, eine längere Stange, mit der ihr euch abstoßen könnt, um euch voranzutreiben. Das Wasser ist ziemlich flach; diese Alustange wird reichen. Ersatzweise könnt ihr noch ein Paddel mitnehmen!"
Um kein Aufsehen zu verursachen, wollten wir "das Boot" vorher nicht ausprobieren, sondern volles Risiko gehen, ganz im Vertrauen auf Heins Berechnungen.
"Wir sollten zur Taufe schreiten", rief ich, holst Du ein paar Flens?"
"Nee", meinte darauf Hein, "wir müssen einen kühlen Kopf bewahren und abends fit sein!"
So wurde es nichts mit dem Bier.
Wir vertrieben uns die Zeit, indem wir mit der Zündapp ein wenig unten am Watt entlang und durch die Heide fuhren.
Endlich wurde es dunkel genug. Elli und ich trugen unser Boot bis an die Stelle, wo der Abwasserkanal des Fliegerhorstes in das Wattenmeer mündete.
Elli stieg zuerst ein. Durch ihr Gewicht tauchte das Boot nicht so sehr tief ein, aber würde es auch mit tragen können?
Vorsichtig kletterte auch ich an Bord. Elli verlagerte ein wenig das Gewicht, sodass das Boot nicht kentern konnte. Es lag überraschend stabil auf dem Wasser und tauchte auch mit dem Zusatzgewicht durch meine Person nur wenig ins Wasser ein. "Hein hat recht gehabt", meinte Elli, "es klappt tatsächlich!"
Vorsichtig stießen wir uns mit der Alu-Stange ab und kamen nach einiger Übung recht gut voran.
Nun erreichten wir die Brücke. Danach begann das offizielle, eingezäunte Fliegerhorstgelände mit dem Schild, das mich schon als Kind sehr beeindruckt und erschreckt hatte, seit ich lesen konnte: "Militärischer Sicherheitsbereich! Betreten und Fotografieren verboten!" Und am schlimmsten: "Vorsicht - Schusswaffengebrauch".
Mir war ein wenig mulmig zumute. Fast hoffte ich, unser Boot würde sinken und wir müssten die Aktion abbrechen - aber diesen Gefallen tat es mir nicht.
Wir verhielten uns vollkommen ruhig und stakten äußerst vorsichtig voran.
Oben, an der anderen Seite der Brücke, konnte ich den Wachposten erahnen - und riechen; denn der Rauch seiner Zigarre war bis uns zu spüren.
"Das ist Otto", flüsterte ich, "Hein meint, nach einer Stunde Wache und der ersten Zigarre schläft der meistens ein. Vielleicht haben wir Glück".
Re: Geschichte: ELLI
Spannend, spannend... Bin schon ganz neugierig wie es weitergeht.
Liebe Grüße
Tina

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Re: Geschichte: ELLI
Als wir uns genau unter der Brücke befanden, ging plötzlich der Alarm los. Hein hatte Wort gehalten. Er wollte am anderen Ende des riesigen Fliegerhorstgeländes einen Alarm provozieren, um die Aufmerksamkeit der Wachkräfte möglichst dorthin zu lenken. Wir warteten noch einen Moment unter der Brücke und hielten uns an einer Stütze fest. Dann wurde der Bereich oberhalb von uns in gleißendes Licht getaucht und in rasenden Fahrt tauchte ein Jeep auf. 2 Männer sprangen heraus und stürmten auf den Wachmann zu, der immer noch oben stand und rauchte. "Was ist los", fragte er die beiden, "schon wieder Übung?"
"Nein", brüllte einer der beiden, und nun machen sie erst einmal vorschriftsmäßig Meldung, sonst werden Sie gemeldet!"
"Wachposten Otto, Wache angetreten nach Ablösung des Posten Ehm um 20 Hundert. Keine besonderen Vorkommnisse!"
"Das hört sich schon besser an", rief der eine der beiden Soldaten versöhnlich, und "immer wachsam bleiben".
Ich war so angespannt, dass meine Zähne klapperten. Elli schien alles ganz cool zu nehmen. Sie reichte mir einen Streifen Kaugummi. Dankbar guckte ich sie an - und sah einen nassen Fleck im Schrittbereich ihrer Hose.
Die beiden Soldaten sprangen in den Jeep und brausten in schneller Fahrt davon. Von der Kaserne kam das Signal "Alarmaufhebung". Otto zündete sich eine neue Zigarre an. Wir holten erst einmal tief Luft. "Sollen wir lieber umkehren?" fragte ich, aber davon wollte Elli nichts wissen. "Nun werden wir es leichter haben", meinte sie flüsternd, los geht's".
Mit neuem Schwung wollte ich unser "Boot" mit der Stange vorantreiben, aber sie hatte sich tief im Matsch festgesetzt, sodass sie mir fast aus der Hand gerutscht wäre. Im letzten Moment konnte ich sie doch noch ergreifen. Ich konnte jedoch nicht vermeiden, dabei etwas Unruhe zu verursachen - und das reichte schon, um Otto aus seiner Lethargie zu reißen. "Halt - ist dort jemand?" Wir verhielten uns bestimmt 5 Minuten äußerst stille. Otto liebte wohl die Bequemlichkeit; denn er verharrte auf seinem Posten. "Verdammte Ratten", hörte ich ihn rufen. Mit dieser Erklärung schien er zufrieden zu sein.
Wir kamen ganz gut in Schwung - und mit regelmäßigen Stößen brachte ich das Boot voran. Der Abwasserkanal machte eine leichte Biegung. Danach ging es noch einen knappen Kilometer geradeaus. Das Gelände vor uns machte einen verlassenen Eindruck. Endlich erreichten wir die Stelle, die Hein uns beschrieben hatte. Die Waffen sollten in einem Kasten mit Streusand stecken, der am Anfang einer Betonstraße stand.
Ich öffnete den schweren Deckel der Truhe. Mit einer winzigen Schlüsselanhänger-Taschenlampe leuchtete Elli hinein und pfiff durch die Zähne. Auch ich konnte mein Erstaunen kaum verbergen. Es waren nicht nur "einige Pistolen und Munition", wie Hein uns gesagt hatte, sondern zeimlich große Pakete. Als ich die Sachen aus der Truhe hob, stellte ich fest, dass sie sehr schwer waren. Wir mussten mehrmals laufen, um alles zu unserem Boot zu bringen. Wir sollten unbedingt alles mitnehmen; denn wir durften keine Spuren hinterlassen. Hein hatte uns eingeschäft, ja nichts zurückzulassen. Sonst würden wir ihn ernsthaft gefährden - und uns natürlich auch.
Wie wir mit den großen und schweren Paketen vor dem Boot standen, merkten wir gleich, dass die Beladung zu schwer war.
Einer von uns musste zunächst zurückbleiben. Wir losten. Elli gewann und wollte mit den Waffen eine erste Tour machen und mich später abholen. Begeistert war ich nicht, aber es gab wohl keine andere Möglichkeit.
Schnell luden wir die in Ölpapier gewickelten Sachen ins Boot. Elli beeilte sich, musste aber versuchen, keine Geräusche zu machen und gut an dem Posten vorbeizukommen.
Ich setzte mich ans Ufer des Abwasserkanals. Die Minuten wollten und wollten nicht vergehen.
Ich dachte über Elli und das bisher Erlebte nach. Sie hatte mich in der kurzen Zeit, die wir uns kannten, schon in viele unangenehme Situationen gebracht. Dabei wusste ich fast nichts über sie. "Transen-Elli" hatte der Wirt damals gesagt. Ich konnte immer noch fast nichts mit dem Begriff anfangen. Ich ärgerte mich, dass ich das Buch, das ich in der Schule ausgeliehen hatte, noch nicht gelesen hatte.
Kaum wahrnehmbar kam endlich unser Boot. "Bitte einsteigen", flüsterte Elli, "komm - es wird bald hell!"
Elli war von ihrer Tour mit den Waffen ganz schön geschafft. So übernahm ich die Stange und stakte uns voran.
War die Hinfahrt noch so nervenaufreibend gewesen, so verlief die Rückfahrt ereignislos. Wir kamen gut am Posten vorbei und erreichten die Stelle, wo der Kanal ins Wattenmeer mündete. Es war höchste Zeit; denn langsam tauchte die Sonne aus den Fluten - und da war am Strand immer mit Leuten zu rechnen, die entweder auf dem Rückweg von ihren nächtlichen Aktivitäten waren oder sich aber als "frühe Vögel" sportlich betätigten. Wir hatten aber Glück und wurden nicht gestört.
Unser Boot hatte nun ausgedient und wir konnten es entsorgen. Schließlich wollten wir keine Spuren hinterlassen. Wir beluden es mit Sand uns Steinen, bis es kaum noch Freibord hatte und gaben etwas Anschwung. Es würde mit dem morgendlichen Westwind hinaus aufs Wattenmeer treiben. Irgendwann - weiter draußen - würden die Wellen größer werden und das Boot versenken. In wenigen Tagen würde es versandet sein und keiner würde es mit uns in Verbindung bringen.
Wir spitzten die Ohren; denn es näherte sich jemand. Wie gut, dass Elli die Pakete mit den Waffen und der Munition im Schilf versteckt hatte.
"Ich will 'nen Cowboy als Mann" pfiff der Ankömmling. Das war das Erkennungszeichen für uns. Es war Hein mit einer Schubkarre. Die war mit etlichen Netzen und Aalreusen beladen. "Na, dann werden wir unseren Fang mal verstauen", meinte Hein. Er warf die Netze auf den Boden, um Platz für die Pakete zu machen. Als alle verladen waren, warf er die Netze darüber, sodass man nicht erkennen konnte, was wir transportierten.
Gut, dass es bis zu seinem Schuppen nicht weit war.
Das Dorf schien noch zu schlafen - wie ausgestorben. Genau richtig für unser Vorhaben.
Mir war immer noch nicht ganz klar, was wir mit den Waffen wollten - oder sollen?
"Wir teilen", sagte Hein", "ihr beide zusammen eine Hälfte - und ich den Rest!"
Ellie schien entrüstet: "Wir wollen jeder einen Anteil!"
Ich wollte vermitteln, legte selbst auch keinen Wert auf die Waffen, aber Elli kam richtig in Rage. "Gut", sagte Hein, "wir werden uns schon einig!"
Er verschwand kurz. Ich dachte, er würde ein paar Bier holen, aber als er aus dem Nebenraum seines Schuppens kam, hatte er eine Schrotflinte bei sich und zielte auf Elli. "Nehmt euch zwei Pakete - und dann verschwindet!" meinte er, "ihr wisst doch, was ein Wildererarsch ist?
Ja, den Begriff hatten wir schon einmal gehört.
Wir schnappten uns jeder eines der schweren Pakete und folgten der Empfehlung, das Grundstück umgehend zu verlassen.
In der kleinen Ferienwohnung wollten wir eigentlich unseren Fang betrachten, aber ein Blick auf die Küchenuhr zeigte uns, dass es höchste Zeit war, um zum Bahnhof aufzubrechen; denn der einzige durchgehende Zug nach Berlin sollte in einer halben Stunde gehen.
Meine Schwester war bereit, uns hinzufahren. Sie brachten uns auch ein paar alte Koffer mit, in die wir unsere Pakete steckten.
Gerade "just in time" waren wir am Bahnhof.
Wir schleppten unsere schweren Koffer bis zur Mitte des Zuges und ärgerten uns, dass lauter DDR-Wagen angekoppelt waren; denn die hatten ganz andere Abteile, man saß enger - und sie rochen nach "Plaste und Elaste".
Wir erwischten jedoch ein Abteil für uns alleine und verstauten die Koffer oben auf den dafür vorgesehenen Trägern.
Wir machten es uns so bequem wie möglich. Zuerst konnten wir noch verhindern, dass weitere Leute zu uns ins Abteil kamen, aber bald war der Zug so voll, dass auch bei uns jeder Platz belegt war.
In Hamburg stiegen die westdeutschen Grenzer ein und begannen die Ausweiskontrolle. Wir wollten uns von unseren Koffern fernhalten und gingen auf den Gang ein paar Schritte von unserem Abteil entfernt und rauchten. In kürzeren Abständen guckten wir immer wieder nach den Koffern; aber sie ruhten auf den Gepäcknetzen, ohne dass sich jemand für sie interessierte.
"Die Ausweise bitte!"
Wir gaben sie den Grenzern. Wir kamen ihnen wohl nicht ganz geheuer vor; denn sie blätterten lange im Fahndungsbuch. Schließlich gaben sie uns die Ausweise zurück. Einer meinte noch: "denken Sie dran, ihr Ausweis ist nur noch drei Monate gültig!"
Ich nickte.
Die Grenzer gingen weiter.
Dann erreichten wir den Grenzbahnhof und hörten die schnarrende Ansage:
"Schwanheide, Schwanheide! Werte Reisende, wir begrüßen Sie in der Deutschen Demokratischen Republik! Alle Reisende, die nicht nach Berlin fahren, werden aufgefordert, sofort auszusteigen, da dieser Zug bis Berlin nicht hält! Ich wiederhole: bis Berlin nicht hält"
Hundegebell. Ein Blick aus dem Fenster zeigte Schäferhunde, die unter den Zug geschickt wurden.
"Nein", brüllte einer der beiden, und nun machen sie erst einmal vorschriftsmäßig Meldung, sonst werden Sie gemeldet!"
"Wachposten Otto, Wache angetreten nach Ablösung des Posten Ehm um 20 Hundert. Keine besonderen Vorkommnisse!"
"Das hört sich schon besser an", rief der eine der beiden Soldaten versöhnlich, und "immer wachsam bleiben".
Ich war so angespannt, dass meine Zähne klapperten. Elli schien alles ganz cool zu nehmen. Sie reichte mir einen Streifen Kaugummi. Dankbar guckte ich sie an - und sah einen nassen Fleck im Schrittbereich ihrer Hose.
Die beiden Soldaten sprangen in den Jeep und brausten in schneller Fahrt davon. Von der Kaserne kam das Signal "Alarmaufhebung". Otto zündete sich eine neue Zigarre an. Wir holten erst einmal tief Luft. "Sollen wir lieber umkehren?" fragte ich, aber davon wollte Elli nichts wissen. "Nun werden wir es leichter haben", meinte sie flüsternd, los geht's".
Mit neuem Schwung wollte ich unser "Boot" mit der Stange vorantreiben, aber sie hatte sich tief im Matsch festgesetzt, sodass sie mir fast aus der Hand gerutscht wäre. Im letzten Moment konnte ich sie doch noch ergreifen. Ich konnte jedoch nicht vermeiden, dabei etwas Unruhe zu verursachen - und das reichte schon, um Otto aus seiner Lethargie zu reißen. "Halt - ist dort jemand?" Wir verhielten uns bestimmt 5 Minuten äußerst stille. Otto liebte wohl die Bequemlichkeit; denn er verharrte auf seinem Posten. "Verdammte Ratten", hörte ich ihn rufen. Mit dieser Erklärung schien er zufrieden zu sein.
Wir kamen ganz gut in Schwung - und mit regelmäßigen Stößen brachte ich das Boot voran. Der Abwasserkanal machte eine leichte Biegung. Danach ging es noch einen knappen Kilometer geradeaus. Das Gelände vor uns machte einen verlassenen Eindruck. Endlich erreichten wir die Stelle, die Hein uns beschrieben hatte. Die Waffen sollten in einem Kasten mit Streusand stecken, der am Anfang einer Betonstraße stand.
Ich öffnete den schweren Deckel der Truhe. Mit einer winzigen Schlüsselanhänger-Taschenlampe leuchtete Elli hinein und pfiff durch die Zähne. Auch ich konnte mein Erstaunen kaum verbergen. Es waren nicht nur "einige Pistolen und Munition", wie Hein uns gesagt hatte, sondern zeimlich große Pakete. Als ich die Sachen aus der Truhe hob, stellte ich fest, dass sie sehr schwer waren. Wir mussten mehrmals laufen, um alles zu unserem Boot zu bringen. Wir sollten unbedingt alles mitnehmen; denn wir durften keine Spuren hinterlassen. Hein hatte uns eingeschäft, ja nichts zurückzulassen. Sonst würden wir ihn ernsthaft gefährden - und uns natürlich auch.
Wie wir mit den großen und schweren Paketen vor dem Boot standen, merkten wir gleich, dass die Beladung zu schwer war.
Einer von uns musste zunächst zurückbleiben. Wir losten. Elli gewann und wollte mit den Waffen eine erste Tour machen und mich später abholen. Begeistert war ich nicht, aber es gab wohl keine andere Möglichkeit.
Schnell luden wir die in Ölpapier gewickelten Sachen ins Boot. Elli beeilte sich, musste aber versuchen, keine Geräusche zu machen und gut an dem Posten vorbeizukommen.
Ich setzte mich ans Ufer des Abwasserkanals. Die Minuten wollten und wollten nicht vergehen.
Ich dachte über Elli und das bisher Erlebte nach. Sie hatte mich in der kurzen Zeit, die wir uns kannten, schon in viele unangenehme Situationen gebracht. Dabei wusste ich fast nichts über sie. "Transen-Elli" hatte der Wirt damals gesagt. Ich konnte immer noch fast nichts mit dem Begriff anfangen. Ich ärgerte mich, dass ich das Buch, das ich in der Schule ausgeliehen hatte, noch nicht gelesen hatte.
Kaum wahrnehmbar kam endlich unser Boot. "Bitte einsteigen", flüsterte Elli, "komm - es wird bald hell!"
Elli war von ihrer Tour mit den Waffen ganz schön geschafft. So übernahm ich die Stange und stakte uns voran.
War die Hinfahrt noch so nervenaufreibend gewesen, so verlief die Rückfahrt ereignislos. Wir kamen gut am Posten vorbei und erreichten die Stelle, wo der Kanal ins Wattenmeer mündete. Es war höchste Zeit; denn langsam tauchte die Sonne aus den Fluten - und da war am Strand immer mit Leuten zu rechnen, die entweder auf dem Rückweg von ihren nächtlichen Aktivitäten waren oder sich aber als "frühe Vögel" sportlich betätigten. Wir hatten aber Glück und wurden nicht gestört.
Unser Boot hatte nun ausgedient und wir konnten es entsorgen. Schließlich wollten wir keine Spuren hinterlassen. Wir beluden es mit Sand uns Steinen, bis es kaum noch Freibord hatte und gaben etwas Anschwung. Es würde mit dem morgendlichen Westwind hinaus aufs Wattenmeer treiben. Irgendwann - weiter draußen - würden die Wellen größer werden und das Boot versenken. In wenigen Tagen würde es versandet sein und keiner würde es mit uns in Verbindung bringen.
Wir spitzten die Ohren; denn es näherte sich jemand. Wie gut, dass Elli die Pakete mit den Waffen und der Munition im Schilf versteckt hatte.
"Ich will 'nen Cowboy als Mann" pfiff der Ankömmling. Das war das Erkennungszeichen für uns. Es war Hein mit einer Schubkarre. Die war mit etlichen Netzen und Aalreusen beladen. "Na, dann werden wir unseren Fang mal verstauen", meinte Hein. Er warf die Netze auf den Boden, um Platz für die Pakete zu machen. Als alle verladen waren, warf er die Netze darüber, sodass man nicht erkennen konnte, was wir transportierten.
Gut, dass es bis zu seinem Schuppen nicht weit war.
Das Dorf schien noch zu schlafen - wie ausgestorben. Genau richtig für unser Vorhaben.
Mir war immer noch nicht ganz klar, was wir mit den Waffen wollten - oder sollen?
"Wir teilen", sagte Hein", "ihr beide zusammen eine Hälfte - und ich den Rest!"
Ellie schien entrüstet: "Wir wollen jeder einen Anteil!"
Ich wollte vermitteln, legte selbst auch keinen Wert auf die Waffen, aber Elli kam richtig in Rage. "Gut", sagte Hein, "wir werden uns schon einig!"
Er verschwand kurz. Ich dachte, er würde ein paar Bier holen, aber als er aus dem Nebenraum seines Schuppens kam, hatte er eine Schrotflinte bei sich und zielte auf Elli. "Nehmt euch zwei Pakete - und dann verschwindet!" meinte er, "ihr wisst doch, was ein Wildererarsch ist?
Ja, den Begriff hatten wir schon einmal gehört.
Wir schnappten uns jeder eines der schweren Pakete und folgten der Empfehlung, das Grundstück umgehend zu verlassen.
In der kleinen Ferienwohnung wollten wir eigentlich unseren Fang betrachten, aber ein Blick auf die Küchenuhr zeigte uns, dass es höchste Zeit war, um zum Bahnhof aufzubrechen; denn der einzige durchgehende Zug nach Berlin sollte in einer halben Stunde gehen.
Meine Schwester war bereit, uns hinzufahren. Sie brachten uns auch ein paar alte Koffer mit, in die wir unsere Pakete steckten.
Gerade "just in time" waren wir am Bahnhof.
Wir schleppten unsere schweren Koffer bis zur Mitte des Zuges und ärgerten uns, dass lauter DDR-Wagen angekoppelt waren; denn die hatten ganz andere Abteile, man saß enger - und sie rochen nach "Plaste und Elaste".
Wir erwischten jedoch ein Abteil für uns alleine und verstauten die Koffer oben auf den dafür vorgesehenen Trägern.
Wir machten es uns so bequem wie möglich. Zuerst konnten wir noch verhindern, dass weitere Leute zu uns ins Abteil kamen, aber bald war der Zug so voll, dass auch bei uns jeder Platz belegt war.
In Hamburg stiegen die westdeutschen Grenzer ein und begannen die Ausweiskontrolle. Wir wollten uns von unseren Koffern fernhalten und gingen auf den Gang ein paar Schritte von unserem Abteil entfernt und rauchten. In kürzeren Abständen guckten wir immer wieder nach den Koffern; aber sie ruhten auf den Gepäcknetzen, ohne dass sich jemand für sie interessierte.
"Die Ausweise bitte!"
Wir gaben sie den Grenzern. Wir kamen ihnen wohl nicht ganz geheuer vor; denn sie blätterten lange im Fahndungsbuch. Schließlich gaben sie uns die Ausweise zurück. Einer meinte noch: "denken Sie dran, ihr Ausweis ist nur noch drei Monate gültig!"
Ich nickte.
Die Grenzer gingen weiter.
Dann erreichten wir den Grenzbahnhof und hörten die schnarrende Ansage:
"Schwanheide, Schwanheide! Werte Reisende, wir begrüßen Sie in der Deutschen Demokratischen Republik! Alle Reisende, die nicht nach Berlin fahren, werden aufgefordert, sofort auszusteigen, da dieser Zug bis Berlin nicht hält! Ich wiederhole: bis Berlin nicht hält"
Hundegebell. Ein Blick aus dem Fenster zeigte Schäferhunde, die unter den Zug geschickt wurden.
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Re: Geschichte: ELLI
Nach einer gefühlten Ewigkeit rumpelte der Zug endlich los. Ausweiskontrolle. Wir standen wieder auf dem Gang, wurden aber auf unsere Plätze geschickt: "Bitte nehmen Sie Ihre Plätze wieder ein".
Strenger Blick in unsere Ausweise, dann lautes Rufen. Mein Herz klopfte sicherlich lauter als das Rumpeln des Wagens auf den schlechten Gleisen.
"Du solltest mal ein Protikoll machen", der Mann, der uns kontrolliert hatte, sprach mit seinem Kollegen. "Du brauchst noch ein paar "Sonderfälle" für Deine Personalakte!
Das Bild des Ausweises dieser Person aus der BRD entspricht nicht dem äußeren Erscheinungsbild. Also ist eine gesonderte Prüfung notwendig!"
Es begann eine aufwändige Prozedur. Elli musste sich in verschiedenen Positionen zeigen, die Haare nach hinten streichen, sodass die Ohren frei waren. Der Grenzer guckte ihr in die Augen.
Schließlich war er zufrieden und gab uns die Papiere zurück.
Bei den anderen Leuten aus unserem Abteil gaben sie sich nicht so viel Mühe. Eine junge Frau grinste, als sie uns ansieht. Wir lächelten zurück.
Auf diesen Schreck genehmigten wir uns erstmal eines der mitgebrachten Biere. Die junge Frau lehnte ab, als ich ihr auch eines anbot.
Das Bier machte müde. Der Zug schlingerte wie ein Schiff bei Wellen von querab. Trotzdem döste ich ein.
Ein Krachen. "Die Fahrausweise bitte!"
Kann man denn hier nicht seine Ruhe haben?
Landschaft flog vorbei. Halb verfallene Scheunen. Menschen auf den Feldern - viel größer als bei uns. Traktoren wie Oldtimer.
In manchen Orte waren Kleingartenkolonien zu sehen - wie bei uns in Berlin oder im Westen. Menschen saßen auf der Gartenbank - die DDR doch nicht so ein anderes, fremdes Land? An manchen Bahnhöfen hängen große Transparente. "Wir danken dem sowjetischen Volk...".
Ich fragte mich, ob wir auch zu danken haben. ... und danken die Bürger der DDR ehrlich und mit offenem Herzen?
Weiter fragte ich mich, wie bei uns solche Transparente aussehen müssten.
"Wir danken den Amerikanern, wir danken den Briten, wir danken den Franzosen...". Wofür?
Endlich erreichten wir den Bahnhof Griebnitzsee.
Ein Aufatmen ging durch unser Abteil.
Nach einiger Warterei rumpelten wir eine kurze Strecke. Wannsee - Berlin hatte uns wieder. Der Rest war ein Klacks. Parallel zur Avus nahm der Zug noch einmal ordentlich Fahrt auf. Wir flogen vorbei an Villen, Gärten, sahen Wasser - und endlich den Funkturm. Der Zug verringerte seine Geschwindigkeit und fuhr mitten durch die Stadt. Ich öffnete das Fenster. Die anderen Leute aus unserem Abteil waren damit beschäftigt, die Koffer aus den Gepäcknetzen zu holen und sich bereit zu machen für den Ausstieg. Wir hatten es nicht so eilig. Tief atmete ich ein: Berliner Luft. Einerseits "Luft der Freiheit" für mich, da ich das erste Mal auf "eignen Füßen" stand - andererseits ziemlich stinkende Stadtluft, kaum vergleichbar mit der guten Luft auf der Insel.
Wir fuhren am Savignyplatz vorbei. Elli hatte bestimmt schon drei Stunden nichts mehr gesagt. Ich fragte, mit Handbewegung zum Fenster: "Sollen wir noch auf 'ne Pizza zum Savignyplatz? Ich lade Dich ein!"
"Bist Du verrückt, mit unseren Koffern?" Elli guckte ganz entsetzt. Auch gut. Ich dachte an meine neue Kamera und reiße sie aus der Tasche. Ich machte ein paar Aufnahmen aus dem Fenster heraus und ärgerte mich, nicht unterwegs schon fotografiert zu haben. "Kleingartenidylle in der DDR" - das wäre dich ein schönes Thema gewesen.
Mauern versperrten auf einmal die Sicht. Bahnhof Zoologischer Garten - Bahnhof Zoo. Schnell packte ich die Kamera wieder in die Tasche und ergriff meine Sachen. Meine Güte, der Koffer war schwer!
Die allgemeinde Hektik steckte mich an - und ein klein wenig Angst. Ich wünschte, wir wären schon in unseren Wohnungen. Der Zug bremste, ruckte ein letztes Mal, die Bremsen kreischten - und wir standen dann so plötzlich, dass wir fast hingefallen wären, wenn es nicht so voll gewesen wäre. So purzelten wir nur etwas durcheinander und murmelten "Entschuldigung", wenn wir zu hart gegen unsern Nachbarn geworfen wurden.
Hektik beim Aussteigen und Hektik in der Bahnhofshallte. Schwere Schlepperei die ganzen Treppen hinunter. Polizisten gingen Streife. Wenn die wüssten...
Ein verwahrlost wirkender Jugendlicher bettelte uns an: "Haste mal 'ne Mark für'n Brötchen?"
"Verpiss Dich, geh arbeiten!" Elli schien schlecht gelaunt. Ich fummele 50 Pfennig aus meiner Jackentasche, in der ich immer das Kleingeld aufbewahrte, wenn ich in "unsichere Gegenden" kam, in denen ich nicht gerne mit der Geldbörse hantierte. Der Junge bedankte sich artig bei mir, sagte zu Elli: "siehste, gibt doch nette Leute!" - und verschwand.
"Weiter geht's" Ellis Laune wurde nicht besser. Als wir endlich die Banhofshalle durchquert hatten, empfing uns Berlin mit einer geballten Ladung Verkehr, Lärm und Gestank. Elli musste mir ins Ohr brüllen: "Die Koffer stellen wir am besten unter. Ich kennen einen, von dem habe ich einen Schlüssel zu seinem Gartenhaus. Da stehen die Koffer sicher; denn auf der Straßenseite gegenüber ist eine Polizeiwache. Besser können wir es nicht treffen."
Die Idee war nicht schlecht, bedeutete aber eine lange Busfahrt. Weil unten alles voll war, quälten wir uns mit den schweren Koffern nach oben. Ich war froh, dass wir nicht umsteigen mussten.
Als wir endlich unser Ziel erreichten, war ich schweißnass.
Von der Bushaltestelle mussten wir noch 10 Minuten laufen. Endlich standen wir vor dem kleinen Gartengelände. Tatsächlich war auf der anderen Seite eine Polizeiwache. Etliche Mannschaftswagen standen davor und ein Polizist stand vor der Tür und beobachtete das Treiben auf der Straße.
Elli fingerte den Schlüssel heraus und führte mich in die etwas muffige Gartenbude. Sie verschloss die Tür und drückte sogar noch einmal die Klinke, um zu prüfen, ob die Tür wirklich verschlossen war.
"Nun wollen wir doch mal sehen, was wir für Schätze transprotiert haben", flüsterte sie, "es werden doch wohl hoffentlich keine Wackersteine sein!"
Mir fiel ein, dass wir in der letzten Woche gerade "Die Bedeutung der Märchen für die Entwicklung unserer Kinder" durchgenommen hatten."Wackersteine - wie war das noch einmal mit dem Wolf?"
Elli öffnete ihren Koffer und riss das Ölgetränkte Papier des einen Paketes kaputt.
Danach hielt sie ein kleines Kistchen in den Händen und pfiff durch die Zähne und meinte: "Donnerwetter - 'ne echte Walther PP!"
Ich war entsetzt. Was sollten wir mit diesen Waffen?
Eine weitere Überprüfung der Pakete ergab, dass recht viel Munition dabei war - und insgesamt 28 Pistolen. "Die geben wir am besten ab drüben bei den grünweißen Nachbarn", sagte ich zu Elli, aber die tickte sich an die Stirn und antwortete: "spinnst Du, die können wir doch verkaufen. Ich will mir neue Brüste machen lassen, die gibt es nicht für ein paar Mark Finderlohn.
Auf alle Fälle schließen wir unsere Schätze hier ein - und nehmen jeder eine Pistole mit, damit wir ein Verkaufsmuster haben!"
Sie grinste.
Mir war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, eine Waffe bei mir zu haben. Auch hatte ich keinerlei Erfahrung mit solchen Gerätschaften. Höchstens ein Luftgewehr hatte ich mal in der Hand gehabt - und eine "Erbsenpistole".
Trotzdem ließ ich mich überrumpeln. Als Elli mir eine Walther in die Hand drückte, steckte ich sie in die Tasche meines Parkas.
Elli deponierte die beiden Koffer in einem kleinen Kellerloch, das durch eine starke Metallplatte verschlossen wurde. Auch dafür hatte sie einen Schlüssel.
Mit einem etwas unguten Gefühl verließen wir die Gartenbude. Ich fühlte war äußerst gespannt und nervös mit der Waffe.Sie schlenkerte in der großen Tasche hin und her. Jedes Mal, wenn uns jemand entgegenkam, dachte ich, man würde es mir ansehen, dass ich eine Waffe bei mir trug.
... als würde es mir auf der Stirn stehen.
Auch Elli wirkte nicht mehr ganz so unbefangen.
Wir erreichten die Bushaltestelle und fuhren bis zum nächsten U-Bahnhof. Wie gut, dass wir nicht mehr so schweres Gepäck dabei hatten.
Ich dachte an die nächsten Tage, an die Schule und an meine Kamera. Ich freute mich darauf, Entwicklungsmaterial und einen Vergrößerer einzukaufen - und ich freute mich auf die erotischen Fotos, die ich machen wollte. Dabei wurde mir wohlig warm zumute.
Ich nahm mir vor, die Waffe im Wannsee zu versenken und die ganze Angelegenheit einfach zu vergessen.
Wir erreichten unsere U-Bahnstation. Vor meinem Haus verabschiedeten wir uns und verabredeten uns für den nächsten Samstag beim Leierkastenmann.
"Und viel Erfolg beim Waffelverkauf", ab Elli mir noch mit auf den Weg.
Ich war froh, dass ich Elli entschwinden sah und öffnete die Tür des Vorderhauses und ging gleich in den Seitenflügel, in dem sich meine Wohnung befand. Mit meiner freien Hand griff ich in meinen Briefkasten; aber es war keine Post für mich da.
Oben angekommen machte ich mir erst einmal einen Kaffee.
Die Waffe wollte ich loswerden. Schnell deponierte ich sie in der Wartungsluke meiner Dusche.
Es klingelte. Meine Nachbarin brachte mir ein Paket, das sie für mich angenommen hatte. Wie schön - meinte Tante hatte mir ein Fresspaket geschickt!
"Sag mal", meinte meine Nachbarin, "darf ich bei Dir duschen?" Bei mir sind die Handwerker immer noch nicht fertig".
"Na klar", meinte ich, "eine Hand wäscht die andere" - und zeigte auf das Paket.
"Aber nicht den Rücken", sagte darauf meine Nachbarin lachend, "duschen möchte ich alleine! Ich hole mir schnell ein Handtuch und meinen Bademantel.
Die Tür ließ sie angelehnt und war nach wenigen Minuten zurück.
Sollte ich die Waffe nicht lieber an anderer Stelle verstecken?
Zu spät.
Strenger Blick in unsere Ausweise, dann lautes Rufen. Mein Herz klopfte sicherlich lauter als das Rumpeln des Wagens auf den schlechten Gleisen.
"Du solltest mal ein Protikoll machen", der Mann, der uns kontrolliert hatte, sprach mit seinem Kollegen. "Du brauchst noch ein paar "Sonderfälle" für Deine Personalakte!
Das Bild des Ausweises dieser Person aus der BRD entspricht nicht dem äußeren Erscheinungsbild. Also ist eine gesonderte Prüfung notwendig!"
Es begann eine aufwändige Prozedur. Elli musste sich in verschiedenen Positionen zeigen, die Haare nach hinten streichen, sodass die Ohren frei waren. Der Grenzer guckte ihr in die Augen.
Schließlich war er zufrieden und gab uns die Papiere zurück.
Bei den anderen Leuten aus unserem Abteil gaben sie sich nicht so viel Mühe. Eine junge Frau grinste, als sie uns ansieht. Wir lächelten zurück.
Auf diesen Schreck genehmigten wir uns erstmal eines der mitgebrachten Biere. Die junge Frau lehnte ab, als ich ihr auch eines anbot.
Das Bier machte müde. Der Zug schlingerte wie ein Schiff bei Wellen von querab. Trotzdem döste ich ein.
Ein Krachen. "Die Fahrausweise bitte!"
Kann man denn hier nicht seine Ruhe haben?
Landschaft flog vorbei. Halb verfallene Scheunen. Menschen auf den Feldern - viel größer als bei uns. Traktoren wie Oldtimer.
In manchen Orte waren Kleingartenkolonien zu sehen - wie bei uns in Berlin oder im Westen. Menschen saßen auf der Gartenbank - die DDR doch nicht so ein anderes, fremdes Land? An manchen Bahnhöfen hängen große Transparente. "Wir danken dem sowjetischen Volk...".
Ich fragte mich, ob wir auch zu danken haben. ... und danken die Bürger der DDR ehrlich und mit offenem Herzen?
Weiter fragte ich mich, wie bei uns solche Transparente aussehen müssten.
"Wir danken den Amerikanern, wir danken den Briten, wir danken den Franzosen...". Wofür?
Endlich erreichten wir den Bahnhof Griebnitzsee.
Ein Aufatmen ging durch unser Abteil.
Nach einiger Warterei rumpelten wir eine kurze Strecke. Wannsee - Berlin hatte uns wieder. Der Rest war ein Klacks. Parallel zur Avus nahm der Zug noch einmal ordentlich Fahrt auf. Wir flogen vorbei an Villen, Gärten, sahen Wasser - und endlich den Funkturm. Der Zug verringerte seine Geschwindigkeit und fuhr mitten durch die Stadt. Ich öffnete das Fenster. Die anderen Leute aus unserem Abteil waren damit beschäftigt, die Koffer aus den Gepäcknetzen zu holen und sich bereit zu machen für den Ausstieg. Wir hatten es nicht so eilig. Tief atmete ich ein: Berliner Luft. Einerseits "Luft der Freiheit" für mich, da ich das erste Mal auf "eignen Füßen" stand - andererseits ziemlich stinkende Stadtluft, kaum vergleichbar mit der guten Luft auf der Insel.
Wir fuhren am Savignyplatz vorbei. Elli hatte bestimmt schon drei Stunden nichts mehr gesagt. Ich fragte, mit Handbewegung zum Fenster: "Sollen wir noch auf 'ne Pizza zum Savignyplatz? Ich lade Dich ein!"
"Bist Du verrückt, mit unseren Koffern?" Elli guckte ganz entsetzt. Auch gut. Ich dachte an meine neue Kamera und reiße sie aus der Tasche. Ich machte ein paar Aufnahmen aus dem Fenster heraus und ärgerte mich, nicht unterwegs schon fotografiert zu haben. "Kleingartenidylle in der DDR" - das wäre dich ein schönes Thema gewesen.
Mauern versperrten auf einmal die Sicht. Bahnhof Zoologischer Garten - Bahnhof Zoo. Schnell packte ich die Kamera wieder in die Tasche und ergriff meine Sachen. Meine Güte, der Koffer war schwer!
Die allgemeinde Hektik steckte mich an - und ein klein wenig Angst. Ich wünschte, wir wären schon in unseren Wohnungen. Der Zug bremste, ruckte ein letztes Mal, die Bremsen kreischten - und wir standen dann so plötzlich, dass wir fast hingefallen wären, wenn es nicht so voll gewesen wäre. So purzelten wir nur etwas durcheinander und murmelten "Entschuldigung", wenn wir zu hart gegen unsern Nachbarn geworfen wurden.
Hektik beim Aussteigen und Hektik in der Bahnhofshallte. Schwere Schlepperei die ganzen Treppen hinunter. Polizisten gingen Streife. Wenn die wüssten...
Ein verwahrlost wirkender Jugendlicher bettelte uns an: "Haste mal 'ne Mark für'n Brötchen?"
"Verpiss Dich, geh arbeiten!" Elli schien schlecht gelaunt. Ich fummele 50 Pfennig aus meiner Jackentasche, in der ich immer das Kleingeld aufbewahrte, wenn ich in "unsichere Gegenden" kam, in denen ich nicht gerne mit der Geldbörse hantierte. Der Junge bedankte sich artig bei mir, sagte zu Elli: "siehste, gibt doch nette Leute!" - und verschwand.
"Weiter geht's" Ellis Laune wurde nicht besser. Als wir endlich die Banhofshalle durchquert hatten, empfing uns Berlin mit einer geballten Ladung Verkehr, Lärm und Gestank. Elli musste mir ins Ohr brüllen: "Die Koffer stellen wir am besten unter. Ich kennen einen, von dem habe ich einen Schlüssel zu seinem Gartenhaus. Da stehen die Koffer sicher; denn auf der Straßenseite gegenüber ist eine Polizeiwache. Besser können wir es nicht treffen."
Die Idee war nicht schlecht, bedeutete aber eine lange Busfahrt. Weil unten alles voll war, quälten wir uns mit den schweren Koffern nach oben. Ich war froh, dass wir nicht umsteigen mussten.
Als wir endlich unser Ziel erreichten, war ich schweißnass.
Von der Bushaltestelle mussten wir noch 10 Minuten laufen. Endlich standen wir vor dem kleinen Gartengelände. Tatsächlich war auf der anderen Seite eine Polizeiwache. Etliche Mannschaftswagen standen davor und ein Polizist stand vor der Tür und beobachtete das Treiben auf der Straße.
Elli fingerte den Schlüssel heraus und führte mich in die etwas muffige Gartenbude. Sie verschloss die Tür und drückte sogar noch einmal die Klinke, um zu prüfen, ob die Tür wirklich verschlossen war.
"Nun wollen wir doch mal sehen, was wir für Schätze transprotiert haben", flüsterte sie, "es werden doch wohl hoffentlich keine Wackersteine sein!"
Mir fiel ein, dass wir in der letzten Woche gerade "Die Bedeutung der Märchen für die Entwicklung unserer Kinder" durchgenommen hatten."Wackersteine - wie war das noch einmal mit dem Wolf?"
Elli öffnete ihren Koffer und riss das Ölgetränkte Papier des einen Paketes kaputt.
Danach hielt sie ein kleines Kistchen in den Händen und pfiff durch die Zähne und meinte: "Donnerwetter - 'ne echte Walther PP!"
Ich war entsetzt. Was sollten wir mit diesen Waffen?
Eine weitere Überprüfung der Pakete ergab, dass recht viel Munition dabei war - und insgesamt 28 Pistolen. "Die geben wir am besten ab drüben bei den grünweißen Nachbarn", sagte ich zu Elli, aber die tickte sich an die Stirn und antwortete: "spinnst Du, die können wir doch verkaufen. Ich will mir neue Brüste machen lassen, die gibt es nicht für ein paar Mark Finderlohn.
Auf alle Fälle schließen wir unsere Schätze hier ein - und nehmen jeder eine Pistole mit, damit wir ein Verkaufsmuster haben!"
Sie grinste.
Mir war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, eine Waffe bei mir zu haben. Auch hatte ich keinerlei Erfahrung mit solchen Gerätschaften. Höchstens ein Luftgewehr hatte ich mal in der Hand gehabt - und eine "Erbsenpistole".
Trotzdem ließ ich mich überrumpeln. Als Elli mir eine Walther in die Hand drückte, steckte ich sie in die Tasche meines Parkas.
Elli deponierte die beiden Koffer in einem kleinen Kellerloch, das durch eine starke Metallplatte verschlossen wurde. Auch dafür hatte sie einen Schlüssel.
Mit einem etwas unguten Gefühl verließen wir die Gartenbude. Ich fühlte war äußerst gespannt und nervös mit der Waffe.Sie schlenkerte in der großen Tasche hin und her. Jedes Mal, wenn uns jemand entgegenkam, dachte ich, man würde es mir ansehen, dass ich eine Waffe bei mir trug.
... als würde es mir auf der Stirn stehen.
Auch Elli wirkte nicht mehr ganz so unbefangen.
Wir erreichten die Bushaltestelle und fuhren bis zum nächsten U-Bahnhof. Wie gut, dass wir nicht mehr so schweres Gepäck dabei hatten.
Ich dachte an die nächsten Tage, an die Schule und an meine Kamera. Ich freute mich darauf, Entwicklungsmaterial und einen Vergrößerer einzukaufen - und ich freute mich auf die erotischen Fotos, die ich machen wollte. Dabei wurde mir wohlig warm zumute.
Ich nahm mir vor, die Waffe im Wannsee zu versenken und die ganze Angelegenheit einfach zu vergessen.
Wir erreichten unsere U-Bahnstation. Vor meinem Haus verabschiedeten wir uns und verabredeten uns für den nächsten Samstag beim Leierkastenmann.
"Und viel Erfolg beim Waffelverkauf", ab Elli mir noch mit auf den Weg.
Ich war froh, dass ich Elli entschwinden sah und öffnete die Tür des Vorderhauses und ging gleich in den Seitenflügel, in dem sich meine Wohnung befand. Mit meiner freien Hand griff ich in meinen Briefkasten; aber es war keine Post für mich da.
Oben angekommen machte ich mir erst einmal einen Kaffee.
Die Waffe wollte ich loswerden. Schnell deponierte ich sie in der Wartungsluke meiner Dusche.
Es klingelte. Meine Nachbarin brachte mir ein Paket, das sie für mich angenommen hatte. Wie schön - meinte Tante hatte mir ein Fresspaket geschickt!
"Sag mal", meinte meine Nachbarin, "darf ich bei Dir duschen?" Bei mir sind die Handwerker immer noch nicht fertig".
"Na klar", meinte ich, "eine Hand wäscht die andere" - und zeigte auf das Paket.
"Aber nicht den Rücken", sagte darauf meine Nachbarin lachend, "duschen möchte ich alleine! Ich hole mir schnell ein Handtuch und meinen Bademantel.
Die Tür ließ sie angelehnt und war nach wenigen Minuten zurück.
Sollte ich die Waffe nicht lieber an anderer Stelle verstecken?
Zu spät.
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Re: Geschichte: ELLI
Sie verschwand für längere Zeit in der Dusche , sodass ich an meinen Wasserverbrauch, aber auch an die Waffe denken musste. Konnte sie die entdeckt haben? Endlich verstummte das Geräusch des laufenden Wassers. Kurz darauf tauchte sie auch schon auf. Die Haare waren noch klatschnass; Tropfen regneten auf den Boden. Sie schüttelte sich wie ein Hund und nahm dann einen großen Kamm, den sie in der Tasche des Bademantels hatte. Sie kämmte sich sehr aufwändig und sagte schließlich zu mir: "hast Du einen Föhn?" Nein, einen Föhn hatte ich nicht.
Sie hatte den Gürtel ihres Bademantels nur mit einem Halbknoten verschlossen. Langsam löste dieser sich. Der sich öffnende Ausschnitt gab den Blick frei auf kleine, spitze Brüste - und ein Blick nach unten offenbarte eine üppige, fast schwarze Schambehaarung.
Sie bemerkte, dass ich immer noch die Kamera in der Hand hielt, die ich mir noch einmal näher angesehen hatte, um mich mit der Bedienung vertraut zu machen. "Untersteh Dich!" sagte sie, "ich mag mich nicht gern auf Fotos sehen - und im Bademantel schon gar nicht".
"Den kannst Du ruhig ausziehen", meinte ich darauf und bereute schnell, ein wenig frech geworden zu sein; denn sie machte einen strengen Gesichtsausdruck.
"Du solltest auch mal duschen", sagte sie, "Du riechst etwas..., ja riechst etwas nach DDR".
"Wie kann man nach DDR riechen?" fragte ich mich selbst. Aber eine Kontrolle mit meiner großen Nase ergab, dass sie Recht hatte. Irgendwie roch ich nach Plaste und Elaste - warum auch immer.
"Ich hole inzwischen meinen Föhn", rief sie mir zu, "ich bin gleich zurück - und dann können wir ja mal sehen...".
Den Rest ihrer Worte verstand ich schon nicht mehr. Die Tür von meinem Bad hatte keinen Schlüssel. So beeilte ich mich, die Wartungsluke unterhalb der Dusche zu öffnen. Ich griff hinein. Gut, die Waffe war noch da.
Das Duschen war erfrischend. Ich dachte noch einmal an die aufregenden letzten Tage und an Elli.
Ich dachte auch an den "Porno-Bauernhof" und bekam ganz warme Schwingungen.
Als ich das Gefühl hatte, nicht mehr zu riechen, jedenfalls nicht mehr so "gebraucht", stieg ich aus der Dusche und trocknete ich mich mit einem frischen Handtuch ab.
An meine Nachbarin hatte ich schon nicht mehr gedacht, als ich in das Zimmer trat. Sie hielt meine Kamera in der Hand und guckte durch den Sucher. "Wie macht man das?" fragte sie mich.
Ich erklärte ihr schnell die Funktion. Sie stellte scharf und drückte auf den Auslöser. Nun wollte ich auch sie fotografieren, aber sie zierte sich.
"Wer weiß, in welchem Fotoladen der Film dann landet!"
"Ich werde den Film selbst entwickeln und Bilder machen", antwortete ich, "den wird keiner zu Gesicht bekommen!"
Ich zog am Knoten des Gürtels, sodass ihr Bademantel ganz aufging.
Ihr Körper glänzte. Sie musste sich während meiner kurzen Abwesenheit auch noch eingecremt haben. "Hoffentlich hat sie die Kamera nicht mit Fettfingern angefasst", dachte ich und wollte nachsehen. Sie zog mich jedoch zu sich hin un küsste mich. Ich fühlte ihre festen Brüste. Mein kleiner Freund erwachte und signaliserte mir, dass er am Wochenende keinen Schaden gelitten hatte.
Wir ließen uns auf das Matratzenlager fallen und tobten herum. Mal war sie oben und mal ich. Schließlich durfte ich sie fangen und in sie eindringen.
Sie schien ganz schön aufgeheizt zu sein; denn es gab schmatzende Geräusche. Nach einer Weile fing sie an zu wimmern.
Meine mangelnde Erfahrung schrieb wohl ein Fragezeichen in meinen Gesichtsausdruck und veranlasste mich, meine Bewegungen fast einzustellen.
Da krallte sie sich bei mir fest, dass es schmerzte und rief: "mach hinne - ich ...".
Ich verstand endlich. Erschöpft sank ich danach zurück auf die Matratze. Sie griff schnell ein Papiertaschentuch und steckte es sich zwischen die Beine.
"Ich muss los", sagte sie, "ich habe nachher noch Dienst!"
Sie war so schnell verschwunden, dass ich sie nicht mehr danach fragen konnte, was sie beruflich machte.
Auch gut. Ich blieb einfach liegen und schlief. Leider war ich so müde, dass ich am nächsten Tag die ersten beiden Schulstunden versäumte. Meinem Klassenlehrer teilte ich später mit, dass ich wegen einer dringenden Familienangelegenheit in Westdeutschland war und erst so spät zurückkommen konnte. Er nickte nur und schrieb etwas in die Klassenliste.
In der letzten Stunde, "Wirtschaft und Politk" sprachen alle nur über die große Demo, die am nächsten Samstag sein sollte. Im Kunstunterricht hatten alle am Tag zuvor große Transparente aus weißen Betttüchern gefertigt.
"Schade, dass Du nicht dabei warst", sagte eine meiner Klassenkameradinnen, "wir hatten viel Spaß!"
Als ich gegen Abend wieder in der Wohnung war, lag ein Zettel von Elli in meinem Briefkasten. Ich sollte mich gelegentlich bei ihr melden. Weil ich nichts vorhatte, ging ich gleich zu ihr.
Sie fragte mich, was ich für Wochenendpläne hätte. Ich erzählte ihr von der Demo. Sie wollte gern mitkommen und fragte nach dem Treffpunkt. Ich schlug ihr vor, sie abzuholen und gemeinsam mit ihr hinzufahren. Sie war einverstanden.
Endlich Samstag - aber keine Zeit zum Ausschlafen. Elli war fertig, als ich sie abholte. Sie nahm einen Rucksack mit. Ich hatte meinen Parka mit den großen Taschen an. Ich wollte die Hände frei haben, falls es Schwierigkeiten geben sollte.
Wir erreichten mit der U-Bahn den Fehrlbelliner Platz. Der große Parkplatz war gesperrt und vollgestellt mit Mannschaftswagen der Polzei, deren Besatzungen in sengender Hitze sicherlich schon viele Stunden ausgeharrt hatten. Also stimmte es doch. Ich hatte in der Kommunistenpostille gelesen, dass das eine beliebte Taktik der Polizeiführung war, die Polizisten schon mal ein wenig aggressiv zu machen.
Wir blieben stehen und guckten uns die Szenerie an. Ich machte ein paar Fotos. Für diesen Zweck hatte ich meine alte, kleine Kamera mitgenommen, die nicht so empfindlich war wie die teuere Olympus.
Es kamen immer mehr Demonstranten. Auch meine Leute von der Schule waren dabei und begrüßten uns. "Na, was hast Du dabei, etwas Mollys?" Einer sprach Elli auf den Rucksack an. "Nein, noch viel besser", sagte sie, "schaut mal, was ich noch von Silvester übrig habe!" Sie zeigte ein paar Kanonenschläge. Dann öffnete sie eine kleine Tüte, deren Aussehen mir bekannt vorkam.
"Ihr staunt, wenn ihr seht, was ich bei unserem Kurzurlaub auf der Insel bei H.B. Jensen gekauft habe: Zündschnüre!"
"Zündschnüre?" da musste ich an den Roman von Franz Josef Degenhard denken, der gerade herausgekommen war.
An den Laden von H.B. Jensen konnte ich mich gut erinnern. Die hatten tatsächlich fast alles. Wie oft waren wir da gewesen und hatten uns "Eierbecher" für das Luftgewehr gekauft.
"Dann wollen wir mal gucken, ob die Polizisten schön wachsam sind!"
Elli befestigte das eine Ende der Zünschnur an den Kanonenschlägen und rollte die ganze Länge ab. Der Parkplatz wurde von einer Hecke eingefasst. Von dort wollte sie die Zünschnur anzünden. Sie sagte, wir sollten die Gruppe lieber erst einmal auflösen, um nicht geschnappt zu werden.
"Ist gut, sagte ich", "ich muss sowieso noch eben rüber zu Wegert und einen Film holen".
Alle entfernten sich möglichst unauffällig. Ich ging ganz ordentlich - bei grünem Ampellicht - über die Kreuzung und kaufte bei Wegert einen Schwarzweißfilm.
Als ich gerade am Bezahlen war, gab es drüben auf dem Parkplatz einen lauten Knall. Menschen rannten fort - andere rannten zum Ort des Geschehens. Mehrere Krankenwagen kamen.
Was war passiert?
Sie hatte den Gürtel ihres Bademantels nur mit einem Halbknoten verschlossen. Langsam löste dieser sich. Der sich öffnende Ausschnitt gab den Blick frei auf kleine, spitze Brüste - und ein Blick nach unten offenbarte eine üppige, fast schwarze Schambehaarung.
Sie bemerkte, dass ich immer noch die Kamera in der Hand hielt, die ich mir noch einmal näher angesehen hatte, um mich mit der Bedienung vertraut zu machen. "Untersteh Dich!" sagte sie, "ich mag mich nicht gern auf Fotos sehen - und im Bademantel schon gar nicht".
"Den kannst Du ruhig ausziehen", meinte ich darauf und bereute schnell, ein wenig frech geworden zu sein; denn sie machte einen strengen Gesichtsausdruck.
"Du solltest auch mal duschen", sagte sie, "Du riechst etwas..., ja riechst etwas nach DDR".
"Wie kann man nach DDR riechen?" fragte ich mich selbst. Aber eine Kontrolle mit meiner großen Nase ergab, dass sie Recht hatte. Irgendwie roch ich nach Plaste und Elaste - warum auch immer.
"Ich hole inzwischen meinen Föhn", rief sie mir zu, "ich bin gleich zurück - und dann können wir ja mal sehen...".
Den Rest ihrer Worte verstand ich schon nicht mehr. Die Tür von meinem Bad hatte keinen Schlüssel. So beeilte ich mich, die Wartungsluke unterhalb der Dusche zu öffnen. Ich griff hinein. Gut, die Waffe war noch da.
Das Duschen war erfrischend. Ich dachte noch einmal an die aufregenden letzten Tage und an Elli.
Ich dachte auch an den "Porno-Bauernhof" und bekam ganz warme Schwingungen.
Als ich das Gefühl hatte, nicht mehr zu riechen, jedenfalls nicht mehr so "gebraucht", stieg ich aus der Dusche und trocknete ich mich mit einem frischen Handtuch ab.
An meine Nachbarin hatte ich schon nicht mehr gedacht, als ich in das Zimmer trat. Sie hielt meine Kamera in der Hand und guckte durch den Sucher. "Wie macht man das?" fragte sie mich.
Ich erklärte ihr schnell die Funktion. Sie stellte scharf und drückte auf den Auslöser. Nun wollte ich auch sie fotografieren, aber sie zierte sich.
"Wer weiß, in welchem Fotoladen der Film dann landet!"
"Ich werde den Film selbst entwickeln und Bilder machen", antwortete ich, "den wird keiner zu Gesicht bekommen!"
Ich zog am Knoten des Gürtels, sodass ihr Bademantel ganz aufging.
Ihr Körper glänzte. Sie musste sich während meiner kurzen Abwesenheit auch noch eingecremt haben. "Hoffentlich hat sie die Kamera nicht mit Fettfingern angefasst", dachte ich und wollte nachsehen. Sie zog mich jedoch zu sich hin un küsste mich. Ich fühlte ihre festen Brüste. Mein kleiner Freund erwachte und signaliserte mir, dass er am Wochenende keinen Schaden gelitten hatte.
Wir ließen uns auf das Matratzenlager fallen und tobten herum. Mal war sie oben und mal ich. Schließlich durfte ich sie fangen und in sie eindringen.
Sie schien ganz schön aufgeheizt zu sein; denn es gab schmatzende Geräusche. Nach einer Weile fing sie an zu wimmern.
Meine mangelnde Erfahrung schrieb wohl ein Fragezeichen in meinen Gesichtsausdruck und veranlasste mich, meine Bewegungen fast einzustellen.
Da krallte sie sich bei mir fest, dass es schmerzte und rief: "mach hinne - ich ...".
Ich verstand endlich. Erschöpft sank ich danach zurück auf die Matratze. Sie griff schnell ein Papiertaschentuch und steckte es sich zwischen die Beine.
"Ich muss los", sagte sie, "ich habe nachher noch Dienst!"
Sie war so schnell verschwunden, dass ich sie nicht mehr danach fragen konnte, was sie beruflich machte.
Auch gut. Ich blieb einfach liegen und schlief. Leider war ich so müde, dass ich am nächsten Tag die ersten beiden Schulstunden versäumte. Meinem Klassenlehrer teilte ich später mit, dass ich wegen einer dringenden Familienangelegenheit in Westdeutschland war und erst so spät zurückkommen konnte. Er nickte nur und schrieb etwas in die Klassenliste.
In der letzten Stunde, "Wirtschaft und Politk" sprachen alle nur über die große Demo, die am nächsten Samstag sein sollte. Im Kunstunterricht hatten alle am Tag zuvor große Transparente aus weißen Betttüchern gefertigt.
"Schade, dass Du nicht dabei warst", sagte eine meiner Klassenkameradinnen, "wir hatten viel Spaß!"
Als ich gegen Abend wieder in der Wohnung war, lag ein Zettel von Elli in meinem Briefkasten. Ich sollte mich gelegentlich bei ihr melden. Weil ich nichts vorhatte, ging ich gleich zu ihr.
Sie fragte mich, was ich für Wochenendpläne hätte. Ich erzählte ihr von der Demo. Sie wollte gern mitkommen und fragte nach dem Treffpunkt. Ich schlug ihr vor, sie abzuholen und gemeinsam mit ihr hinzufahren. Sie war einverstanden.
Endlich Samstag - aber keine Zeit zum Ausschlafen. Elli war fertig, als ich sie abholte. Sie nahm einen Rucksack mit. Ich hatte meinen Parka mit den großen Taschen an. Ich wollte die Hände frei haben, falls es Schwierigkeiten geben sollte.
Wir erreichten mit der U-Bahn den Fehrlbelliner Platz. Der große Parkplatz war gesperrt und vollgestellt mit Mannschaftswagen der Polzei, deren Besatzungen in sengender Hitze sicherlich schon viele Stunden ausgeharrt hatten. Also stimmte es doch. Ich hatte in der Kommunistenpostille gelesen, dass das eine beliebte Taktik der Polizeiführung war, die Polizisten schon mal ein wenig aggressiv zu machen.
Wir blieben stehen und guckten uns die Szenerie an. Ich machte ein paar Fotos. Für diesen Zweck hatte ich meine alte, kleine Kamera mitgenommen, die nicht so empfindlich war wie die teuere Olympus.
Es kamen immer mehr Demonstranten. Auch meine Leute von der Schule waren dabei und begrüßten uns. "Na, was hast Du dabei, etwas Mollys?" Einer sprach Elli auf den Rucksack an. "Nein, noch viel besser", sagte sie, "schaut mal, was ich noch von Silvester übrig habe!" Sie zeigte ein paar Kanonenschläge. Dann öffnete sie eine kleine Tüte, deren Aussehen mir bekannt vorkam.
"Ihr staunt, wenn ihr seht, was ich bei unserem Kurzurlaub auf der Insel bei H.B. Jensen gekauft habe: Zündschnüre!"
"Zündschnüre?" da musste ich an den Roman von Franz Josef Degenhard denken, der gerade herausgekommen war.
An den Laden von H.B. Jensen konnte ich mich gut erinnern. Die hatten tatsächlich fast alles. Wie oft waren wir da gewesen und hatten uns "Eierbecher" für das Luftgewehr gekauft.
"Dann wollen wir mal gucken, ob die Polizisten schön wachsam sind!"
Elli befestigte das eine Ende der Zünschnur an den Kanonenschlägen und rollte die ganze Länge ab. Der Parkplatz wurde von einer Hecke eingefasst. Von dort wollte sie die Zünschnur anzünden. Sie sagte, wir sollten die Gruppe lieber erst einmal auflösen, um nicht geschnappt zu werden.
"Ist gut, sagte ich", "ich muss sowieso noch eben rüber zu Wegert und einen Film holen".
Alle entfernten sich möglichst unauffällig. Ich ging ganz ordentlich - bei grünem Ampellicht - über die Kreuzung und kaufte bei Wegert einen Schwarzweißfilm.
Als ich gerade am Bezahlen war, gab es drüben auf dem Parkplatz einen lauten Knall. Menschen rannten fort - andere rannten zum Ort des Geschehens. Mehrere Krankenwagen kamen.
Was war passiert?