Hallo,
aus eigener Erfahrung hierzu ein paar Hinweise von mir.
Zum einen zu den Voraussetzungen. Hier muss man unterscheiden zwischen den medizinischen Voraussetzungen für den/die Ärzt_in. In Deutschland gilt nach wie vor auch das KastrG:
http://www.gesetze-im-internet.de/kastrg/
Dieses schränkt die freie Verfügung über den eigenen Körper und die Freiheiten der Ärzt_innen erheblich ein. Es muss ein erheblicher medizinischer Grund nachgewiesen werden, damit diese überhaupt gesetzlich für ein_e Ärzt_in zulässig ist. Ein solcher Grund kann das trans* Sein darstellen. Sinnvoll wäre es, wenn ein_e Therapeut_in dazu auch eine Indikation stellen könnte, also ein kleines Schriftstück das besagt, dass ein solcher Eingriff für Dich als sinnvoll angesehen werden muss. Welche ggf. andere oder weitere Voraussetzungen individuelle Ärzt_innen machen könnten, ist kaum vorherzusehen.
Ich würde hier jedoch nicht zu schüchtern sein! Wenn es für Dich wichtig ist und Du absehen kannst, dass es Dir damit besser gehen wird, sollte dies Grund genug sein. Es wird hier sicherlich sehr helfen, bei entsprechenden Ärzt_innen persönlich vorstellig zu werden, damit diese einen Eindruck von Dir bekommen. Die meisten haben dann schneller ein Einsehen und die Hürden sinken.
Ein anderes Problem sind die KVen. Operative Eingriffe gleich welcher Art, da es sich hier nicht um einen akuten Notfall handelt, müssen bei den Kassen beantragt und genehmigt werden. Hier landest Du dann leider bei den MDS Richtlinien und den darin enthaltenen Fristen. Diese sind zwar nur Richtlinien, d.h. Therapeut_innen und Ärzt_innen können davon abweichen und auch der MDK kann anders entscheiden, sie müssen es aber leider nicht. Meist halten sie sich recht stur daran

Aber versuchen kannst Du es dennoch! Nicht vorschnell aufgeben, etwas hartnäckig, gut begründen und dann klappt es vielleicht doch. Du bist schon ja schon recht weit, hast die VäPä Gutachten bald (hatte ich das richtig gelesen?) und hast bereit die Indikation für Hormone. Das kann schon klappen.
Aus eigener Erfahrung würde ich Dir nur dringend raten, schließe jetzt eine spätere GaOP in Deinen Entscheidungen nicht völlig aus. Das kann sich alles noch verändern, wer weiß schon, was in ein zwei oder drei Jahren bei Dir ist? Lasse Dich also bei der Krankenkasse nicht zu Aussagen hinreißen, dass Du eine GaOP nicht in Erwägung ziehst - das könnten sie Dir später sonst vorhalten. Lass es Dir offen... wer weiß?
Und nun noch kurz etwas medizinisches dazu... Auch wenn Du keine GaOP planst, so lasse die Orchiektomie dennoch so ausführen, dass eine spätere GaOP dadurch nicht gestört wird. Der Eingriff ist dann zwar für den_die Chirurg_in etwas aufwändiger, aber auch kein Beinbruch

Es gibt nur zwei Dinge zu beachten. Erstens der Einschnitt soll über die Raphe erfolgen - das ist die Mittelnaht des Hodensacks (Skrotum). Ein zentraler Einschnitt reicht für beide Hoden. Die Gefäße der Hoden sollen bis zum oberen Leistenring verfolg und dort abgesetzt werden, nicht im Skrotum! Das ist wichtig, damit die Stümpfe der Gefäße nicht an der Skrotalhaut oder an anderen Teilen dort anwachsen. Das war's dann auch schon. Das Skrotum sollte auf jeden Fall erhalten bleiben, also nicht verkleinert werden. Die Haut zieht sich danach etwas zusammen und stört dann kaum noch. Sie würde aber für eine spätere GaOP gebraucht und wenn sie dann fehlt, wäre es sehr schlecht.
Ich habe das in 2014 machen lassen und war danach äußerst zufrieden! Die störenden Dinger waren weg und ich konnte endlich auf Antiandrogene verzichten. Ich war zu dem Eingriff eine Nacht stationär in der Klinik, doch das ist nicht unbedingt nötig. Wenn es die Kasse zahlt, würde ich allerdings dazu raten - ein Tag Ruhe kann nicht schaden. Selbst bezahlen möchte man einen stationären Aufenthalt eher nicht, damit liegt man dann im Bereich von 2.000€ oder mehr (das ist ja dann alles Privatrechnung).
Bei mir war es dann zwar Jahre später so, dass ich mich doch für die GaOP entschied, was mir 2014 noch lange nicht klar war. Damals dachte ich auch, ich käme ohne aus, doch das veränderte sich eben mit der Zeit.
Viel Erfolg und alles Gute!
Liebe Grüße
nicole