feeling female
feeling female - # 2

Lebensplanung, Standorte
Lana
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Re: feeling female

Post 16 im Thema

Beitrag von Lana »

Ein Aspekt sind die Unterschiede zwischen Selbst - und Fremdwahrnehmung. Letztere wird sehr stark durch das Aussehen geprägt, und dieses wiederum durch die Kleidung. Für den Beobachter liegt der Schluss nahe, dass die Wahl der äußeren Ausdrucksmittel einen Zweck verfolgt. Schließlich ist es ihm vertraut von der eigenen Wahl der Kleidung zu bestimmten Anlässen. Kleidung hat in diesem Sinne einen Zweck, nämlich den der angemessenen Repräsentation der eigenen Person.

Dass Kleidung auch ein Mittel sein kann, um innere Befindlichkeiten auszudrücken (z.B. schwarz während Trauerzeiten), ist zwar geläufig, hat aber in der heutigen Zeit an Bedeutung verloren. Ich habe den Eindruck, dass für die meisten Menschen der Aspekt der Präsentation im Vordergrund steht.

Das beschreibt mein Dilemma:
Ähnlich wie Vicky-Rose ist Kleidung für mich ein Ausdrucksmittel meiner Befindlichkeiten, zumindest so lange nicht ganz klar der Zweck (Arbeit, Sport) die Art der Kleidung vorgibt. Und selbst da kann ich noch Akzente setzen.
Das verursacht gerne Missverständnisse im Umfeld. Am augenfälligsten wird das beispielsweise durch Bemerkungen zur Höhe von Absätzen und deren mangelnder Bequemlichkeit oder ähnlichem. Der Ausgangspunkt dabei ist der (vermeintliche) Zweck von Schuhen: sich damit möglichst unbeschwert fortbewegen zu können.
Entgegne ich dann, dass dies für mich in diesem Moment nicht an erster Stelle steht und verweise darauf, dass ich die hohen Absätze als Ausdrucksmittel nutze, ernte ich häufig verständnislose Blicke. Aus Höflichkeit wird es in der Regel zwar hingenommen, aber dass mein Gegenüber tatsächlich erkennt, um was es mir in dem Moment geht, ist eher selten.

Die Diskrepanz zwischen meinem Fühlen und der aufs zweckdienliche gerichteten Außenwahrnehmung bleibt. Je nach Tagesform stört mich das mal mehr, mal weniger.

Natürlich könnte ich auf hohe Absätze verzichten, um bei diesem Beispiel zu bleiben. Sehr oft tue ich das auch. Fehlt mir dann etwas bei meiner Selbstwahrnehmung, bei meinem feeling female?

Auch das hängt von der Tagesform ab. Manchmal, eher selten, macht es mich sehr unglücklich, meine Befindlichkeit nicht in dieser Weise ausdrücken zu können, unabhängig von den Gründen, warum das in dem Moment nicht geht. Ich fühle mich dann als nicht-gesehen, und das auch über den rein optischen Aspekt hinaus: nicht sichtbar als die Person, die ich doch eigentlich bin, aber nur ich weiß es, nur ich kann es erkennen. Alle anderen sehen etwas ganz anderes, das ich nicht bin, und auch nicht sein möchte, irgend etwas, das sie in die Schublade für Männer packen und dementsprechend behandeln.

Ein anderes Mal ist es mir gleichgültig, ich bin auch ohne hohe Hacken mit mir im reinen und fühle mich gut und richtig. Weil ich dann in mir selbst zu Hause bin, mit mir im reinen bin, und die Krücke der weiblichen Kleidung nicht brauche. Dann schaffe ich es, ohne Hilfsmittel aufrecht und sicher zu gehen. Und ich bilde mir ein, dass mein Umfeld darauf reagiert und das spürt. Ich habe nicht das Gefühl, als eine Person gesehen zu werden, die ich nicht bin, und nicht so behandelt zu werden, wie ich es nicht mag.

Liegt das nur an mir, an meiner Wahrnehmung? Ist es vielleicht nur (erfolgreiche) Autosuggestion, also Einbildung? Oder ändert sich das Verhalten der Menschen um mich herum tatsächlich?

Auch wenn ich es interessant finde, im Endeffekt ist es nicht wichtig. Mir geht es dann gut, und ich befinde mich wohl in einem Zustand, der dem Titel des Themas entspricht.

LGL
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Valerie Bellegarde
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Re: feeling female

Post 17 im Thema

Beitrag von Valerie Bellegarde »

Meine Lieben,
Ihr habt vieles zum Stichwort "feeling female" geschrieben, und auch viel Widersprüchliches, was kein Wunder ist bei einem Thema das so sehr mit der individuellen Gefühlslage jedes Einzelnen verbunden ist. Eines habe ich bestimmt aus euren Beiträgen gelernt, dass es sich allesamt um introspektive Einzelmeinungen handelt, gleichgültig ob man fragt, was das nun eigentlich sei, dieses "feeling female", woher es komme, oder auch durch was es nun eigentlich ausgelöst würde. Die einen behaupten, es sei eben "in ihnen drin", also praktisch immer schon Teil ihrer Persönlichkeit gewesen, für die anderen, damit meine ich die Crossdresser-Fraktion, ist es eher äußerlich verortet und eng mit dem Transvestitismus zusammenhängend, also mit dem lustbetonten Tragen weiblichen Klamotten, die dieses feeling auslösen. Beide Fraktionen mögen ein wenig Recht haben, jede für sich. Wie gesagt, für eine wirkliche stichaltige Aussage, was feeling female eigentlich sei und wie es entsteht, bräuchte es eine wissenschaftliche Untersuchung, die wir hier nicht haben.

Ein wenig hörte ich bei manchen eurer Beiträge auch eine kleine Abwertung heraus in Richtung "Fetischismus" oder "Kopfkino". Ich enthalte mich auch hier der Beurteilung, denn selbst wenn es bei mir selbst so wäre, ich könnte es für mich nicht ändern. Und außerdem, ist nicht alles, was uns durch den Kopf geht, eigentlich "Kopfkino"?

Egal wie die Sache im Endeffekt auch gelagert sei, eines kann ich mit Bestimmtheit für mich selbst sagen: Feeling female ist schön, ich fühle mich in diesem Zustand wohl und ich werde alles tun, mir diesen Zustand / diese Mentalität so lange wie möglich zu erhalten.

Lieben Gruß, Valerie
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Re: feeling female

Post 18 im Thema

Beitrag von Valerie Bellegarde »

Das war aber noch nicht das Schlusswort zum thread. Weiter Beiträge sind sehr willkommen.

Ich kann mir vorstellen, dass zum Thema noch viel zu sagen wäre, zum Beispiel:

Ist feeling female für euch eine Sache, die ihr eher für euch, also in eurem Inneren behaltet, oder seid ihr eher dafür, es auszuleben, also sich en femme auch draußen zu zeigen?

Valerie
NB-Sabine
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Re: feeling female

Post 19 im Thema

Beitrag von NB-Sabine »

Valerie Bellegarde hat geschrieben: So 28. Mai 2023, 11:04 Ist feeling female für euch eine Sache, die ihr eher für euch, also in eurem Inneren behaltet, oder seid ihr eher dafür, es auszuleben, also sich en femme auch draußen zu zeigen?
Sowohl als auch bzw. weder noch... ;)

Das Gefühl, die Selbstwahrnehmung ist in meinem Inneren und immer da. Ich zeige das gerne auch durch meine Kleidung, Accessoires und Schminke, bin dabei aber nicht im eigentlichen Sinn en femme, sondern "hybrid", also als Mann erkennbar und nicht inkognito, das aber auch draußen.

Sicher nur eine von vielen Variations- und Interpretationsmöglichkeiten... ;)
Jede(r) ist anders bzw. einzigartig... ;)
Lana
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Re: feeling female

Post 20 im Thema

Beitrag von Lana »

Das was Sabine schreibt, kann ich zum großen Teil für mich bestätigen.

Mir geht es um Kongruenz. Im Inneren ist da was, das ich jetzt einfach mal als weiblich bezeichnen möchte, auch wenn es das nicht genau trifft. Es ist für mich auch gar nicht richtig fassbar, erst recht nicht in Worten.
Dieses Gefühl, diese Identität, das ist immer da. Das bestimmt mich als Person. Nicht ausschließlich, aber es ist ein wichtiger Teil von mir.

Den möchte ich natürlich nach außen hin zeigen, um Begegnungen auf dieser Ebene erfahren zu können. Wie sonst soll dieser wichtige Teil meiner Person von anderen angesprochen werden können, wenn er unsichtbar ist?
Wie können andere darauf eingehen, wenn dieser Teil von mir sich nicht ausdrücken darf?

Und genau das möchte ich doch:
Von meiner Umwelt als das gesehen werden, was ich bin, und dementsprechend behandelt werden.

Es geht für mich also gar nicht darum, nur etwas auszuleben, sondern es geht ganz direkt und unmittelbar um mein Leben.
Das ist kein Hobby von mir -
das bin ich.

Daher stellt sich gar nicht erst die Frage, ob ich das auch draußen zeige, sondern lediglich, wie ich mich präsentiere.

Allein die Form dieser öffentlichen Präsenz ist abhängig von der Situation und meiner Tagesform, nicht jedoch die Frage, ob dieser Teil von mir heute raus darf oder nicht. Das ist längst geklärt.

Es ist ein integraler Anteil von mir, der selbstverständlich sein Recht auf Sichtbarkeit bekommt. Jeden Tag aufs Neue.

LGL
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Vicky_Rose
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Re: feeling female

Post 21 im Thema

Beitrag von Vicky_Rose »

Valerie Bellegarde hat geschrieben: So 28. Mai 2023, 11:04 Ist feeling female für euch eine Sache, die ihr eher für euch, also in eurem Inneren behaltet, oder seid ihr eher dafür, es auszuleben, also sich en femme auch draußen zu zeigen?
Hi Valerie,

ich finde, Lana hat das sehr treffend ausgedrückt.
Lana hat geschrieben: So 28. Mai 2023, 14:28 Es geht für mich also gar nicht darum, nur etwas auszuleben, sondern es geht ganz direkt und unmittelbar um mein Leben.
Wenn Du, Valerie, magst, kannst Du es "ausleben" nennen. Das ist unabhängig davon, ob es draußen oder drinnen ist. Es geht darum, dass ich mich lebendig fühle. Ich meine das so, wie ich es oben beschrieben habe, Das Weibliche ist nur ein Teil meines Lebens, wenn auch ein sehr wichtiger. Und der endet nicht an der Haustür.

Und möchte noch einen Aspekt zum Thema "Fetisch" los werden. Ich sehe in einem Fetisch keinen Grund, darin einen negativen Aspekt zu sehen. Wenn ich das, was ich tue, mir gefällt, hat das niemand zu bewerten oder zu beurteilen, solange ich niemandem damit schade. Das vermeintliche Tuscheln und Abwerten, das manche Menschen, manchmal auch man selber, in einem Fetisch sehen, ist in meinen Augen nichts anderes als eine Behinderung. Ich habe eine Sexualität in Frauenkleider ? So what ? Schöne Dessous zu tragen macht mich heiß, dafür sind sie da, dafür habe ich sie mir gekauft. Na und ? Das hindert mich nicht, mich zutiefst auch als Frau zu fühlen. Warum also einen Unterschied machen ? Warum soll das Eine schlecht sein und das Andere okay ?

Wir sollten die Courage haben, uns selber dafür zu feiern, dass wir so sind, wie wir sind, mit oder ohne Fetisch. Warum schränken wir uns in dem ein, was wir schön finden ? Ich habe Sex als Frau und ich liebe es. Nenne es Fetisch, ich liebe es trotzdem.

Warum auch nicht ? Warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben oder mich dafür rechtfertigen ?
Viele Grüße
Vicky

Respekt ist nicht teilbar.
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Re: feeling female

Post 22 im Thema

Beitrag von Lana »

Vicky_Rose hat geschrieben: So 28. Mai 2023, 16:55Und möchte noch einen Aspekt zum Thema "Fetisch" los werden. Ich sehe in einem Fetisch keinen Grund, darin einen negativen Aspekt zu sehen. Wenn ich das, was ich tue, mir gefällt, hat das niemand zu bewerten oder zu beurteilen, solange ich niemandem damit schade. [...]
Schöne Dessous zu tragen macht mich heiß, dafür sind sie da, dafür habe ich sie mir gekauft. Na und ? Das hindert mich nicht, mich zutiefst auch als Frau zu fühlen. Warum also einen Unterschied machen ? Warum soll das Eine schlecht sein und das Andere okay ?

Ich weiß es nicht, aber ein Punkt ist mir schon vor Jahren aufgefallen, als ich noch versucht habe, endlich eine passende Schublade für mich zu finden.
Dabei habe ich gelernt, dass bei der Abgrenzung zwischen Transsexualität* und Transvestismus* der Tatsache der sexuellen Erregung beim Tragen von Frauenkleidung große Bedeutung beigemessen wird. Inwieweit das heute noch gültig ist, weiß ich nicht.
Aber eine Folge dieser Abgrenzung könnte die Ablehnung von Fetisch in dem von dir genannten Sinne sein. Nur so als Idee, woher das kommen könnte, neben der ohnehin weit verbreiteten Ablehnung von Fetischen jeglicher Art.
Vicky_Rose hat geschrieben: So 28. Mai 2023, 16:55 Wir sollten die Courage haben, uns selber dafür zu feiern, dass wir so sind, wie wir sind, mit oder ohne Fetisch. Warum schränken wir uns in dem ein, was wir schön finden ?
Es gibt keinen Grund dafür, so lange keine Unbeteiligten dadurch beeinträchtigt werden.

Es geht niemanden etwas an, was und wie wir fühlen. Wir können das mit anderen teilen, müssen es aber nicht.

Unsere Gefühle muss auch keiner verstehen, nicht mal wir selbst. Sie sind einfach da und sollten möglichst frei gelebt werden können.

LGL

*die alten Begriffe verwende ich an dieser Stelle bewusst, weil sie mir damals in vielen Texten zu dem Thema begegnet sind
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Valerie Bellegarde
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Re: feeling female

Post 23 im Thema

Beitrag von Valerie Bellegarde »

Liebe Vicky, liebe Lana,
Eure letzten Beiträge von heute Nachmittag gefallen mir sehr gut. Es ist schon richtig, wir haben diesen Weg nun einmal eingeschlagen, und was ihr zum Thema Sex schreibt, ist nur konsequent, niemand anders sollte das bewerten.

Ihr erinnert euch vielleicht an Valerie, meine Protagonistin in der Geschichte von "Valeries Welt". Sie ist den gleichen Weg gegangen, zunächst nur aus Neugierde... Aber gut, das war nur eine Geschichte, Fiktion, nichts anderes.

Lieben Gruß, Valerie
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Re: feeling female

Post 24 im Thema

Beitrag von Martina-NB »

Lana hat geschrieben: So 28. Mai 2023, 14:28 Dieses Gefühl, diese Identität, das ist immer da. Das bestimmt mich als Person. Nicht ausschließlich, aber es ist ein wichtiger Teil von mir.

Den möchte ich natürlich nach außen hin zeigen, um Begegnungen auf dieser Ebene erfahren zu können.

Von meiner Umwelt als das gesehen werden, was ich bin, und dementsprechend behandelt werden.

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Das ist kein Hobby von mir -
100% Zustimmung zu dem gesamten Beitrag von Lana. - Genau so sehe ich es auch.
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