Vicky_Rose hat geschrieben: ↑Sa 6. Aug 2022, 11:31
Drachenfrau hat geschrieben: ↑Sa 6. Aug 2022, 10:20
und war schon eine Weile auf der Innenreise auf dem Weg zu mir
Hallo Ulla,
ich denke, das ist ein zentraler Satz. Man muss bereit sein, sich auf neue Wege und Sichtweisen einzulassen. Ich denke, es ist sehr schwierig, wenn man von heute auf morgen vor die Wahl gestellt wird, sich darauf einzulassen oder den bisherigen Weg weiter zu gehen. Insbesondere in so fest verankerten Themen wie Geschlecht, Sexualität oder Beziehung ist das eine enorme Herausforderung, von der man nicht ausgehen sollte, dass das schnell geht. Ich fürchte, es wird auch immer wieder flash-backs geben, die das Erreichte in Zweifel zieht. Hier müssen beide sehr stark sein. Am Ende steht aber die Chance, etwas zu erreichen, das wie Du es beschreibst, "aber um nichts in der Welt gegen etwas anderes eintauschen wollen würde".
Es ist das freie Leben vs. ein Leben in der Enge einer Schuhschachtel mit vorgefertigten Denkschemen.
Liebe Vicky,
genau.
Es ist ein zentraler Satz und war eine Voraussetzung, dass ich den Weg von Denies begleiten konnte. Damit meine ich allerdings den Weg seit dem Kennenlernen, denn damals waren schon offene Beziehung und Polyamorie für sie große Themen und genau genommen ein großer Wunsch, so Beziehungen zu gestalten.
Ich hatte keine Ahnung, was die Beziehung zu Denies alles mit mir machen würde und ob ich wirklich bleiben wollen würde. Konnte mir aber auch nicht vorstellen, nur weil es unbekanntes Terrain ist, einfach deswegen zu gehen und mich nicht damit auseinander zu setzen.
Genauso war es auch als dann die geschlechtliche Angleichung immer mehr Thema wurde.
Auch diese Zeit ist enorm mit allem wie sie war und was war absolut wertvoll. Die Bandbreite der Erfahrungen und Gefühlswelt war kaum noch mit Worten zu beschreiben. Manche Auseinandersetzung damit konnte ich nur auf dem Meditationskissen schaffen oder mit Farben, also malen, zeichnen – wofür man keine Worte braucht. Das passiert mir heute auch noch.
Einen Schalter dafür kann man wirklich nicht umlegen. Da hast du recht, das Denken und die Lebenseinstellung zu verändern, zu öffnen, ist ein Prozess. Diesen geht auch jeder in einem eigenen Tempo.
Es ist auch nicht immer leicht – aber wer hat uns denn auch sowas versprochen? Niemand!
Vicky_Rose hat geschrieben: ↑Sa 6. Aug 2022, 11:31
Am Ende steht aber die Chance, etwas zu erreichen, das wie Du es beschreibst, "aber um nichts in der Welt gegen etwas anderes eintauschen wollen würde.
Wieder richtig, die Chance wurde irgendwann mit der Aufstellungsarbeit sichtbar und dann geht man auch nicht mehr rückwärts, ab einem gewissen Punkt im Leben kann man nur noch vorwärts (=Richtung Veränderung) gehen, weil man merkt, man hat keine andere Wahl mehr – bzw. man hat erfahren, dass das Leben immer in die Weite geht, in die Fülle und nach vorne - nie stehen bleibt, nie rückwärts schaut und sich nie eng anfühlt. Das, was sich so anfühlt, sind die Einladungen, etwas zu verändern.
Vicky_Rose hat geschrieben: ↑Sa 6. Aug 2022, 11:31
Es ist das freie Leben vs. ein Leben in der Enge einer Schuhschachtel mit vorgefertigten Denkschemen.
Diese Schuhschachtel und die vorgefertigten Denkschemen mußte ich vor 25 Jahren bereits verlassen, sonst wäre ich untergegangen. Ich habe also eine Weile schon geübt und übe immer weiter wie wir alle, auch wenn ich mich im Inneren ziemlich angekommen fühle, so ist mit für mich das Interessanteste am Leben, was es noch Neues über mich zu erforschen und zu lernen gibt. Ich habe erkannt, ich bin ein Samenkorn unter unendlich vielen. Alle sind miteinander verwoben und verbunden und geborgen in etwas noch Größeres. Doch bringe ich meine Samenkorn „kleine“ Welt in Ordnung, beeinflußt es das große Ganze, auch wenn ich es nicht sehe.
Die Geschlechterfrage ist bei mir immer mehr eine menschliche Frage geworden.
Immer mehr schreibe ich rein über Menschen, denn in all den Jahren habe ich gemerkt, kann es nicht sein, nachdem ich den Weg aus der Schuhschachtel geschafft habe, dann versuchen würde, andere in eine Schuhschachtel-Kategorie stecken zu wollen.
Liebe Grüße,
Ulla