Aria hat geschrieben: ↑Mi 7. Apr 2021, 11:17Ich würde es genau so unfair empfinden eine late-onset TS in die gleiche Leichtathletik-Riege zu stecken wie viele Cis-Leichtathletinnen. [...] Daher finde ich, dass diese Diskussion nur zu beenden ist, wenn damit maßvoll umgegangen wird, Herkünfte berücksichtigt und evt. neue Riegen für Trans-Sportler ins Leben gerufen werden.
... was dann zu einer anderen Art von Ausgrenzung und Absonderung führen würde, trans Personen die Teilnahme in Vereinen, Kreisliga-Niveau etc immer noch verunmöglichen würde, weil zu wenig Teilnehmende, usw.
Und ein System wie bei den Paralympics mit Einschränkungsklassen, Verrechnungspunkten und ähnlichem führt zu von aussen undurchschaubaren Ergebnissen, weil nicht die erste Person im Ziel oder die weiteste Weite gewinnt. Solche Wettbewerbe wären schwierigst auszurichten, zu bewerten und absolut keine Geldquellen, was schlussendlich der Sargnagel wäre.
Dabei ist das Wettbewerbssystem "Sport" eh grundlegend unfair. Bevölkerungsreiche Länder, die systematisch aus einem großen Reservoir von Talenten aussieben können, haben schon mal Vorteile. Das Geld durch Förderung ist ebenfalls eine Unfairness. Herkunft sowieso, zum Beispiel bei der Ernährung und der Möglicheit, überhaupt Sport zu treiben. Dazu braucht 1 nicht weit zu gucken: Wer hierzulande arm ist, hat da auch keine Chance. Genetische Fitness (gemeint
to fit, also für eine bestimmte Sportart besonders geeignet) ist unfair. War das nicht Michael Phelbs mit dem quasi optimalen Armlängenverhältnis für Schwimmen?
Nicht zu vergessen, dass schon die Trennung nach biologischen Geschlechtern etwas von Vorab-Leistungs-Klassifizierung hat. Denn worum geht es bei der Diskussion trans im Sport letztlich? Nicht um trans Männer, sondern dass sich Menschen mit biologischen "Vorteilen" - jedenfalls was die gemessene Leistung angeht - illegitime Siege greifen. Es ist also eine Verteidigung einer bereits "unteren" Klasse gegen vermeintliche Vereinnahmung von "oben". Eine Verletzung von Schutzraum für Menschen, die "im richtigen Wettbewerb" keine Chance hätten. So jedenfalls die Fama. Dass das nur innerhalb der jeweiligen Ligen gilt - die Kreisklasse Herren hätte gegen Frauen-Nationalmannschaft kaum Chancen bei fairem Spiel - ist eine andere Sache und geht meist unter.
Wenn Wettbewerbssport wirklich fair gemacht werden sollte, müssten alle vorteilhaften Faktoren einbezogen werden. Und btw sind bisher alle Ansätze gescheitert, irgendwelche Messwerte jenseits von "hm, hat diese Chromosomen und sieht dazu stimmig aus" als Einteilung zu verwenden. Bei allen Versuchen fallen immer ein Haufen legitime Teilnehmys aus ihren bisherigen Gruppen, weil einfach die Bandbreite menschlicher Körper so riesig und vielfältig ist. Was wäre bei cis-dya-weiblichen Ausnahmen der Phelbs-Klasse? Müssten die nicht zu den Männern wechseln wegen unfairem Vorteil trotz eindeutiger Genetik?
Also vielleicht generelle Leistungsligen anhand der individuellen körperlichen Faktoren für
diese Sportart? Unabhängig von Chromosomen und Genitalien? Wird schwierig bei Spitzensport, oder wie viele olympische Klassen für laufen, springen oder schwimmen soll es geben?
Ich finde die Diskussion sehr vorgeschoben, denn ich sehe keinen Run von trans Personen auf den Wettbewerbssport. Ich sehe auch nicht, dass cis Personen sich nur wegen der vorteilhafteren Liga zu trans erklären würden. Die Fälle von mehr oder weniger inter Sportlys sind äusserst überschaubar und ungefähr so signifikant wie eben M.Phelbs im schwimmen oder B.Langer im Golf: Einzelne Ausnahmen mit wenigen Jahren aktiver Karriere.
Aber weil es um *
gasp*
Geschlecht geht, wird ein riesiger Aufriss gemacht. Und meiner Ansicht nach nur deshalb. Da hängt in der Gedankenwelt der Diskutierenden viel viel mehr dran als Fairness und Leistung.
Die Folge ist aber, dass trans Personen schon auf der unterst möglichen Ebene ausgeschlossen werden: In Vereinen und Sportgruppen, sobald ihre Transition bekannt wird. Und Abinäre sind eh mal wieder ganz aussen vor.
Ich hab da auch keine Lösung und mein Ehewesen und ich haben diesen Konflikt zwischen sportlicher und sozialer Fairness schon häufig diskutiert. Vielleicht sollten die Sportarten selbst so gestaltet werden, dass unfaire körperliche Vorteile weniger ins Ergebnis eingehen. Reitsportarten machen das. Golf ist weitgehend unabhängig vom biologischen Geschlecht. Wie bei den Rollstuhlballsportarten oder Blindenfussball. Oder den "gemischten" Teams, die es im Tennis und einigen Wintersportarten gibt.