Andrea — meine Erlebnisse
Andrea — meine Erlebnisse - # 11

Crossdressing und selbst Erlebtes... Erdachtes
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triona
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 151 im Thema

Beitrag von triona »

Das ist ja ein Ding:
Andrea aus Sachsen hat geschrieben:.
... 12.4.2014...

... Harmlos waren zwei Gruppen junger Damen, die offenbar Junggesell(inn)enabschied feierten und etwas zu verkaufen versuchten.
Die eine davon waren wohl die hier?

Externes Bild, es gelten die Datenschutz- und Nutzungsbestimmungen der ausgewählten Seite.Quelle: http://up.picr.de/17985884ph.jpg


Ich war zufällig gerade fast zur gleichen Zeit in Würzburg. Da wundere ich mich schon fast, daß wir uns nicht direkt über den Weg gelaufen sind. Das Bild habe ich ca 17 oder 17:30 Uhr aufgenommen auf der Juliuspromenade, in dem Abschnitt, wo nur Fußgänger und Straßenbahn verkehren dürfen, ungefähr vor dem Haupteingang des Juliusspitals - da, wo auch das große Denkmal von dem Bischof steht.

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Im Hintergrund war das zu sehen:

Externes Bild, es gelten die Datenschutz- und Nutzungsbestimmungen der ausgewählten Seite.Quelle: http://up.picr.de/17985654um.jpg


Ich hatte gerade noch die Kamera in der Hand von dem Bild des Bischofs. Da hat mich eine von den Jungfrauen angesprochen:
"Wollen Sie uns fotografieren?"
Da ich mir nicht sicher war, ob sie vielleicht etwas dagegen hätten, hab ich - wie üblich nicht gerade schlagfertig - gesagt:
"Nö, ich will das Haus da fotografieren."
(Es war gerade vor dem prächtigen Eingang des alten Spitals.)
Außerdem hab ich mich dran erinnert, daß mir vor ein paar Jahren beim letzten mal, als mich so eine Truppe angequatscht hatte, die Mad grinsend für einen Euro eine Probepackung o.b. angedreht hatte, obwohl ich eigentlich viel lieber die Gummibärchen gekriegt hätte. Die hatte sich damals wohl gedacht, daß o.b. sicher das letzte wäre, was so eine alte Schachtel wie ich brauchen könnte.
Oder aber, sie hatte mich für deutlich jünger geschätzt. :lol:

Diese meinte dann allerdings: "Schade."
Als ich dann den Spruch auf ihren Nickis hintendrauf gesehen hatte, hab ich es mir dann aber nicht verkneifen können, doch noch ein Bild von ihnen zu machen. Wo sie mich erst noch auf die Idee gebracht hatten. Leider kann man den Text darauf nicht richtig erkennen. :roll: Ja ja, ich und fotografieren ...


Von 16:30 bis 17 Uhr hab ich in der Pizzeria "Il Limone" am Kranenkai um die Ecke eine Pasta gegessen, nachdem ich in dem Trachtenladen daneben noch in letzter Sekunde bevor die zugemacht hatten eine schwarze Dirndlbluse gekauft hatte. Reingegangen bin ich wegen einem schwarzen Samtmieder. Hatten sie aber nicht.

Aber das hier hab ich dort beim Rausgehen im Fenster gesehen:

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Ein wahrer Traum. (he) Aber wahrscheinlich eh nicht in meiner Größe zu haben. Und auch der Preis war klein bisserl heftig.

Habe außerhalb eines Trachtenfests noch nie so viele Frauen im Dirndl gesehen in der Stadt, wie in diesen 2 Stunden an diesem Nachmittag - ganz junge Mädels bis hin zu alten Frauen. Aber das hing wohl damit zusammen, daß auf der Mainaue gerade Kirmes war.

Anschließend hab ich mir in der Kaiserstraße noch so eine geblümte Pumphose gekauft. Als ich da wieder rausging, kam ich an einer kleinen Gruppe vorbei, die gerade am Ständer mit den ganz engen Jeanshosen zu Gange waren. Dem Anschein nach Oma, Mama und ein kleines Mädel. Ich hörte im Vorbeigehen, wie die Mama zum Töchterlein sagte:
"Nee nee, wenn die Mama das anzieht ..."
Ich ergänzte kichernd den abgebrochenen Satz:
"... dann macht es RATSCH und der Hintern ist blank."
Die Oma schaut mich an und grinste übers ganze Gesicht wie ein Honigkuchenpferd. :D Daß sie sich nicht gleich gekringelt hat vor Lachen, war auch alles.



Was es doch für geniale Zufälle gibt. :lol:
Ich hoffe, daß du mir nicht böse bist, daß ich deinen Faden für so eine lange und ausufernde Abschweifung entführt habe.
Aber es hat gerade so schön dazu gepaßt. (smili)
Und dein eigener Erzählstil regt auch zu sowas an.
Und die Bildchen kannst du dir ja auch in dein eigenes Album pappen. Merkt keiner, daß die von mir sind - ist ja die selbe Zeit und der selbe Ort. :wink:


Bis Samstag beim Figaro
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liebe grüße
triona


Nachbemerkung:

An dem selben Tag war ich davor noch im Keltenmuseum und bei dem Grabhügel des Keltenfürsten in Hochdorf/Enz und danach in Fulda beim Dom und der Michaelskirche. War dann leider ne halbe Stunde zu spät, um da nochmal reingehen zu können - war schon zu. Aber das ist eine ganz andere Geschichte - und auch viel länger. Die will ich jetzt nicht auch noch hier ausbreiten. Vielleicht ein ander mal und an anderer Stelle.

Womöglich bin ich da ja an dem Tag noch jemandem anderes von hier fast in die Arme gelaufen? :lol:

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Die Wartburg hab ich dann zum ersten Mal aus der Nähe dann nur noch im Finstern gesehen. Und anhalten und ein Bildchen von dem hell beleuchteten Koloss machen konnte ich auf der engen Straße durch den Wald auch nicht. Drum als Ersatz hier das Bild von Wikipedia:

Externes Bild, es gelten die Datenschutz- und Nutzungsbestimmungen der ausgewählten Seite.Quelle: http://up.picr.de/17986483rq.jpg


Die kommt aber auch irgendwann noch mal dran.
Vlt hat ja jemand Lust, mal zusammen mit rauf zu gehen - bei Tag. (smili)


:oops: Jetzt ist die Nachbemerkung fast nochmal so lang geworden.
Ich muß jez doch mal ganz schnell Schluß machen. Da war noch viel mehr los auf dieser Reise an diesem Tag. :lol: Aber das gehört jetzt ganz sicher nicht mehr hier her.
Vlt ein ander mal, und dann auch anderswo. Ist auch schon wieder spät ...


lg tri
Andrea aus Sachsen
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 152 im Thema

Beitrag von Andrea aus Sachsen »

.
Hallo Triona,
das wäre ja eine Überraschung gewesen, wenn wir uns in Würzburg getroffen hätten! Allerdings, ganz so unwahrscheinlich scheinen solche zufälligen Begegnungen nicht zu sein. Ich habe schon oft gehört, dass jemandem fern der Heimat Bekannte über den Weg gelaufen sind und es einige Male schon selbst erlebt.
Vivian und ich waren etwa von 15 bis 17 Uhr einige 100m entfernt zwischen Marktplatz, alter Mainbrücke und Dom unterwegs. Es ist gut möglich, dabei der abgebildeten Gruppe junger Damen begegnet zu sein. Zumindest an deren Koffer glaube ich mich zu erinnern.
Jetzt aber weiter mit unseren Erlebnissen in Würzburg:

13.4.2014
Um 9 Uhr trafen Vivien und ich nach der üblichen Schminkprozedur uns im Frühstücksraum des Hotels.
Entgegen meiner Gewohnheit habe ich dieses Mal mein Outfit gewechselt, weil ich beim Stadtrundgang am Vortag immer wieder feststellen musste, dass mir der neue Rock etwas nach oben rutschte und so das Futter zum Vorschein kam. Viel hatte ich mir als Alternative nicht mitgenommen, aber das passte meines Erachtens ganz gut zum Anlass: schwarz-weiß gepunkteter knielanger Rock, weinrote Satinbluse, platinfarbene Strumpfhose und schwarze Pumps. Draußen zog ich noch meinen grau melierten Blazer darüber. Vivian hatte gegenüber dem Vortag nur das T-Shirt gewechselt.
Nachdem wir das Frühstück beendet und unsere Rechnungen bezahlt hatten, verließen wir das Hotel.
Als ich diese Reise plante, hätte jetzt die Heimfahrt folgen müssen, um noch rechtzeitig vor meiner Tochter zu Hause zu sein und alle Spuren von Andrea zu beseitigen. Die neue Situation, in der ich mich nicht mehr verstecken brauche, bot dagegen ganz andere Möglichkeiten.
Vivian und ich nutzen diese Gelegenheit, um uns noch die Würzburger Residenz anzusehen. Meinen Koffer deponierte ich derweil in Vivians Auto und nach wenigen Minuten Fußweg standen wir vor dem imposanten, zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Gebäudekomplex.
An der Kasse wurden wir gefragt, ob wir uns einer Führung anschließen möchten, die in wenigen Minuten beginnt, was wir gern bejahten. Wir erfuhren bei dieser Gelegenheit, dass es sich bei den anderen Teilnehmern der Führung um die Ortsgruppe einer großen Partei aus Nordrhein-Westfalen handelte. Während Vivian ihre Tasche in einem Schließfach verstaute, stieß ich bereits zu der Gruppe und wurde prompt gefragt, ob ich die Führung durchführe. "Nein, ich bin nur Besucherin", sagte ich. Es folgte noch eine Bemerkung in der Richtung "neues Mitglied", was ich nicht kommentierte, obwohl mir die Frage auf der Zunge lag, ob die eine wie mich überhaupt nehmen würden.
Die Führung lieferte interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichte, architektonische Besonderheiten und über das Wirken der Schöpfer dieses imposanten Bauwerkes. Auch die Zerstörung im 2. Weltkrieg und der Wiederaufbau in den Jahrzehnten danach wurden in einer Sonderausstellung anschaulich demonstriert.
Von uns zwei nicht ganz echten Damen hat sonst während der Führung scheinbar niemand besonders Notiz genommen. Vivian ist allerdings der Auffassung, dass die meist Leute uns doch durchschauen, sich nur nichts anmerken lassen. Wie dem auch sei, mich hätte nur mal interessiert, inwiefern wir zwei Gesprächsstoff für die nächste Parteiversammlung geliefert haben. Aufgefallen dürften wir zumindest als einzige Damen der Gruppe sein, die einen Rock trugen.
Zur Würzburger Residenz gehören auch die Hofkirche und der Hofgarten, welche wir natürlich auch besichtigten. Zum Abschluss baten wir eine andere Besucherin um ein Erinnerungsfoto, welches Vivian in ihre Galerie gestellt hat: http://www.crossdresser-forum.de/phpBB3 ... ge_id=8973
Zum Mittagessen gingen wir in ein kleines Lokal in der Innenstadt und nutzten die Gelegenheit, auf der (Damen-)Toilette unser Makeup noch einmal zu kontrollieren. Jetzt wurde es aber Zeit, nach Hause zu fahren. Vivian brachte mich noch zum Bahnhof, wo wir uns verabschiedeten und gegenseitig eine gute Heimfahrt wünschten.
Meine etwa fünfstündige Fahrt mit der Bahn verlief ganz entspannt und ohne besondere Vorkommnisse. Nur ein kleines Mädchen möchte ich erwähnen, das beim Aussteigen sich an mir vorbeidrängeln wollte und von ihrer Mutter zurückgerufen wurde: "Lass doch erst einmal die Frau (also mich) aussteigen!"
Ich war gerade mal eine Viertelstunde zu Hause, als auch meine Tochter heimkam. Ich natürlich noch im kompletten Andrea-Outfit — eine ganz neue Erfahrung! Wir erzählten uns noch, was wir erlebt hatten, bevor wir unsere Sachen für den nächsten Arbeits- bzw. Schultag zurecht legten und zu Bett gingen. Dadurch sind es für mich zwei komplette Andrea-Tage in Folge geworden, das hatte ich lange nicht mehr!
Mein Fazit kann nur lauten: Ein herrliches (oder besser frauliches) Wochenende! Ich hoffe nur, Vivien hat es genauso gut gefallen und es gibt irgendwann einmal eine Wiederholung.
Viele Grüße
Andrea aus Sachsen
ChristinaF
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 153 im Thema

Beitrag von ChristinaF »

Hallo Vivian und Andrea,

danke für die Hinweise bzgl. des Hotels. Sehe ich genauso. Wenn Frau sich schon des kleinen Badezimmers schwer tut sich herzurichten und dafür noch Spiegel an Gardinen hängen muss, werde ich mir sicher ein anderes Hotel suchen. Meine Frage bezog sich auch nicht welches Haus TG freundlich ist oder nicht, sondern einfach auf eine evt. Empfehlung.
Liebe Grüße
Chrissie
Andrea aus Sachsen
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 154 im Thema

Beitrag von Andrea aus Sachsen »

.
19.4.2014
Und weil es so schön war, gab es gleich noch ein weiteres Andrea-Wochenende. Der Ablauf sollte fast identisch sein:
"¢ Reise in eine andere Stadt
"¢ Treffen mit einer Freundin aus dem Forum
"¢ Besichtigung von Sehenswürdigkeiten
"¢ Abends Kulturveranstaltung
"¢ Übernachtung im Hotel und Heimfahrt am nächsten Tag
Sogar mein Outfit war fast das Gleiche: kniefreier blauer Rock, blau-grün-weiß gemusterte Bluse, blaue Strumpfhosen und meinen cremefarbenen Anorak. Ich habe es allerdings etwas optimiert: Das Futter des Rockes etwas gekürzt, jetzt schaute unten nichts mehr heraus. Ein etwas anderer Blauton der Strumpfhose (marine statt indigo) passte besser zum Rock. Inzwischen sind meine schwarzen Stiefel endlich mit einer Ballenrolle versehen, die wegen meiner Fußoperation das Abrollen erleichtern soll. Ich konnte in den Stiefeln aber schon immer gut laufen, sodass für mich keine weitere Verbesserung festzustellen war.
Diesmal ging es ins Erzgebirge nach Annaberg-Buchholz. Bereits am späten Vormittag erreichte ich mein Ziel und brachte meinen Koffer zunächst ins Hotel. Ich war wohl vor etwa 40 Jahren das letzte Mal hier und konnte mich demzufolge an keine Einzelheiten mehr erinnern. Als erstes fiel mir auf, dass frau hier für Wege zu Fuß eine gewisse Kondition benötigt, da die Höhenunterschiede doch beträchtlich sind. Bereits der Weg in die Innenstadt hatte es diesbezüglich in sich.
Zuerst besichtigte ich die St.-Annenkirche, das wohl markanteste und hervorragend restaurierte Gebäude der Stadt. Beim Schlendern durch das alte Gemäuer und einem kurzen Innehalten konnte ich mich von den Mühen des Aufstiegs weitestgehend erholen.
Mein nächstes Ziel befand sich gleich auf der anderen Straßenseite: das Erzgebirgsmuseum. Dort traf ich mich auch mit Triona aus dem Forum. Gemeinsam erfuhren wir auf einem Rundgang durch die Ausstellungsräume viel interessante aus der Geschichte der Stadt, die vor allem durch den historischen Bergbau und später durch die Textilindustrie geprägt wurde.
Danach nahmen wir an einer Führung durch ein Besucherbergwerk teil. Die etwa 500 Jahre alten unterirdischen Gänge wurden erst in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts entdeckt und deren Lage machte es möglich, direkt vom Hof des Museums einen Zugang zu schaffen.
Üblicherweise werden zu der Führung Helme und Umhänge ausgegeben. Das sieht zwar nicht besonders damenhaft aus, war für mich aber eine ganz neue Erfahrung. Anfangs befürchtete ich, beim Absetzen oder schon beim Anprobieren des Helmes könnten eventuell meine (künstlichen) Haare daran hängenbleiben, aber diese Befürchtung erwies sich als unbegründet. Trotzdem hielt ich beim Absetzen meine Perücke vorsichtshalber fest. Mit meinen Stiefeln hatte ich dagegen das perfekte Schuhwerk für derartige Aktivitäten an.
Die Führung selbst bot nichts Spektakuläres. Mein Respekt vor den Leistungen vergangener Generationen wuchs aber umso mehr, wie ich mir vorstellte, mit welch primitiven Mitteln unsere Vorfahren das alles zustande gebracht haben.
Wieder oben am Tageslicht, war es bereits 15 Uhr und ein leichtes Hungergefühl machte sich breit. Triona und ich mussten uns vorerst mit einem kleinen Imbiss begnügen, weil es in den nahegelegenen Gaststätten keinen Mittagstisch mehr gab. Triona fuhr mich anschließend mit dem Auto zurück ins Hotel. Sie selbst brauchte keine Übernachtungsmöglichkeit, aber um sich für den Abend schick zu machen, stellte ich gern mein Hotelzimmer zur Verfügung.
Wir hatten noch etwas Zeit und gingen in eine benachbarte Gaststätte, um bei Kaffee und Kuchen einen Ausgleich für das bescheidene "Mittagessen" zu finden. In einem der Gasträume fand offenbar eine Familienfeier statt, zu der einigen Damen ihr "kleines Schwarzes" trugen. Das war ein echter modischer Lichtblick, nachdem ich bisher den Eindruck hatte, die Annabergerinnen hätten noch nie etwas von femininer Kleidung gehört. Vorher sah ich hier nur eine einzige Frau, die wie ich einen Rock trug.
Für den kulturellen Höhepunkt des Tages erneuerte ich noch einmal mein Makeup und wechselte zu meinem bewährten Theateroutfit: weinroter, knöchellanger Rock, dunkelblaue halbtransparente Bluse, hautfarbene Strumpfhose und schwarze Sandaletten. Triona trug ein langes schwarzes, mit Blumenmotiven besticktes Kleid.
So machten wir uns auf den Weg ins Eduard-v.-Winterstein-Theater, wo an diesem Abend die Oper "Figaros Hochzeit" von Wolfgang A. Mozart gespielt wurde. Die Aufführung bekam bisher gute Kritiken in der Presse und die Premiere vor einigen Wochen soll ausverkauft gewesen sein. Da hatte ich bei einem so bekannten Stück mit einem Besucheransturm gerechnet, doch ich sollte mich täuschen: Fast die Hälfte der Plätze blieb leer.
Mein Eindruck, dass die Leute hier, besonders natürlich die Damen, wenig Wert auf festlich elegante Kleidung legen, setzte sich im Theater fort. Ich war wieder einmal enttäuscht von der Kleiderordnung und das, obwohl ich den Maßstab in diesem kleinen Theater nicht allzu hoch angesetzt hatte. Nichtsdestotrotz war die Mehrzahl der Besucher (noch) angemessen gekleidet. Denen möchte ich mit meinem Pauschalurteil keinesfalls Unrecht tun.
Die gute Kritik der Presse über die Annaberger Aufführung der für meine Begriffe schönsten Mozart-Oper finde ich voll gerechtfertigt. Viele leichte eingängige Melodien, dazu eine klassische Inszenierung, die in der Entstehungszeit der Oper spielt, als auch die Herren noch farbenfrohe Kleidung trugen. Auf jeden Fall überhaupt kein Vergleich zu dem grauenvollen Stück, dass sich Triona und ich vor einem Jahr in Chemnitz ansahen: http://www.crossdresser-forum.de/phpBB3 ... =60#p68250
Interessanterweise gab es sogar eine Trans*-Szene: Ein Page verwandelt sich in eine Frau, um unerkannt zu bleiben (was aber nicht gelang). Da diese (männliche) Rolle aber wegen der hohen Stimme von einer Frau gespielt wird, fällt mir gar kein Begriff dafür ein. Re-Crossdressing vielleicht? Wie auch immer, jedenfalls hat sich auch Mozart schon mit unserer Sache beschäftigt. Für weitere Einzelheiten zur Handlung und Entstehungsgeschichte gibt es wie üblich einen Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Le_nozze_di_Figaro
Nach der alles in allem doch sehenswerten Vorstellung gingen wir ins Hotel zurück. Triona wechselte wieder zu ihrem Alltagsoutfit und fuhr, nachdem wir uns verabschiedet hatten, nach Hause.
Viele Grüße
Andrea aus Sachsen
triona
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 155 im Thema

Beitrag von triona »

Das war ein schöner Nachmittag und Abend.
Und Dank an Andrea für die Umkleidegelegenheit. In dem Opernaufzug hätte ich am Tag nicht durch die Stadt spazieren können. (Und in das Bergwerk erst recht nicht. ;))

Die Oper hat mir sehr gefallen, obwohl ich der durchaus (beabsichtigt) chaotischen Handlung nicht immer folgen konnte. Hätte mal vorher noch den von Andrea oben verwiesenen Wiki-Artikel lesen sollen.

Meine Nachbarin, eine Violinistin des Orchesters, die an diesem Abend frei hatte, hat mir bestätigt, daß sie die von mir gehörte kleine Dissonanz der Bläser bei der Ouvertüre durchaus für möglich hält. ;) Dem Hörgenuß am Ganzen hat dies aber keinen Abbruch getan. Auch daß die Aufführung "klassisch" war (schöne zeitgemäße Ausstattung und hübsche Kostüme), kam meinen Erwartungen an eine gelungene Opernaufführung sehr entgegen. :)

Zur Ehrenrettung der Annaberger Gebirgerinnen sei noch erwähnt, daß die Annaberger Topografie und das Pflaster dem Tragen von "damenfaftem" Schuhwerk nicht gerade entgegen kommt. Schon der eine Kilometer vom Hotel zum Theater und erst recht der Rückweg artete für mich in meinen Salonpumps, in denen ich eigentlich sehr gut gehen kann, zusammen mit dem bodenlangen Kleid doch zu einem ziemlichen Hindernislauf aus. Da kann ich die Gebirgsdamen schon verstehen, daß sie nicht einmal zu Oper gerne sowas anziehen.

Und ich habe auch am Mittag trotz des eisigen Winds in Anorak-Brennholz ein paar junge Mädels gesehen, die Miniröcke anhatten. Erst am Abend kam ein Wetterumschwung, so daß es da wärmer war als am Mittag.


Da mich Andrea mir mit dem beabsichtigten, von mir allerdings nicht erwarteten Besuch des Museumsbergwerks doch ein Bisserl überrascht hat, bin ich vorher noch schnell zu meinem Auto geflitzt und habe die Tüte mit meinen Arbeitsschuhen geholt, weil ich nur offenen Blümchenschlappen anhatte. Selbst da hat der Steiger die Stirn gerunzelt, weil die Sicherheitsschuhe hinten offen waren. Ich meinte nur, daß ich als Mechanikerin für gewöhnlich nicht in Bergwerken arbeite, sondern in Werkstätten. Schließlich war ich die einzige, die tatsächlich vorschriftsmäßige Sicherheitsschuhe anhatte. 8)

Und ich war auch die einzige, die beim Aufstieg aus dem Schacht zusammen mit dem Steiger - einem bekennenden Anhänger der BSG Wismut Aue, dem heutigen FC Erzgebirge - das Steigerlied gesungen hatte. Der alte Mann hatte bei den vielen Treppen allerdings bei der 4. Strophe schon deutliche Luftprobleme. Oben war ich dann aber auch ganz schön außer Atem. Singen und Treppensteigen verträgt sich anscheinend nicht so gut. )):m Und die auf dem nachfolgenden Video noch zu hörende 5. Strophe ist sowieso nicht offiziell. Die wird bei uns eigentlich fast nie gesungen. Der alte Steiger hat allerdings schon nach der 3. erkennbar zu mir geschielt, ob ich denn die 4. überhaupt noch drauf hatte.



Und dem netten alten Bergmann zuliebe hier noch eine Aufnahme ohne schwarz-gelbe Puschel auf den Kappen aus dem Erzgebirgsstadion, wo der FCE 2 Tage zuvor mit einem Sieg über die Schwarz-Gelben Erzrivalen aus Dresden endlich den Klassenerhalt so gut wie gesichert hatte, was den im Erzgebirge nicht allzu gut gelittenen Dynamos für dieses Mal allerdings wohl endgültig das Genick gebrochen haben dürfte. :mrgreen:




Alles in allem also ein schöner Tag. :)
liebe grüße
triona
Andrea aus Sachsen
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 156 im Thema

Beitrag von Andrea aus Sachsen »

.
20.4.2014
Noch vor dem Frühstück im Hotel galt es, wie üblich mich als Andrea zurechtzumachen. Mein Outfit vom Vortag behielt ich im Wesentlichen bei, passte es aber dem vorsommerlichen Wetter an. Den blauen Rock, die dazu passende Strumpfhose und die blau-grün-weiß gemusterte Bluse ließ ich unverändert, ersetzte aber die Stiefel gegen schwarze Pumps und den Anorak gegen meinen grau melierten Blazer.
Nach dem Frühstück bezahlte ich die Rechnung, natürlich wieder an Frau Andrea "¦ ausgestellt und deponierte meinen Koffer vorläufig an der Rezeption.
Für den Vormittag hatte ich mir die Besichtigung des "Frohnauer Hammers" vorgenommen. Dieses technische Denkmal stand schon seit Jahrzehnten auf meiner Wunschliste, aber erst heute fand ich die Zeit dazu. Für alle, die damit nichts anfangen können: Der Frohnauer Hammer ist ein altes wasserkraftbetriebenes Hammerwerk, welches bis 1904 regelmäßig und bis heute, da immer noch betriebsfähig, zu besonderen Anlässen für Schmiedearbeiten verwendet wurde.
An der Führung nahmen etwa 20 Leute teil. Die meisten davon gehörten zu einer gemischten Gruppe die sich alle offenbar schon gut kannten. Das, was ich bereits am Vortag zur den Kleidungsgewohnheiten hier schrieb, setzte sich auch heute fort: Triester Freizeit-Einheitslook, obwohl man meines Erachtens am Ostersonntag hätte etwas mehr erwarten können. Ich war wieder einmal die einzige Frau, die einen Rock trug. Von komischen Blicken oder gar Bemerkungen habe ich aber nichts mitbekommen.
Die Mitglieder der "Reisegruppe" schossen währen der Führung zahlreiche Erinnerungsfotos. Da ließ es sich nicht vermeiden, dass auch ich einigen Male mit darauf verewigt wurde. Ob später beim Betrachten der Fotos einmal ein paar Worte über die etwas auffällige, weil elegant gekleidete Dame fallen werden?
Die Führung war sehr interessant und umfasste nicht nur das Hammerwerk, sondern auch eine erzgebirgische Kunstausstellung und das sogenannte Herrenhaus, das ehemaligen Wohnhaus der einstigen Hammerbesitzer.
Damit hatte ich alles gesehen, was ich mir vorgenommen hatte und konnte an die Heimfahrt denken. Ich holte meinen Koffer aus dem Hotel, wechselte dabei mit der Besitzerin noch ein paar Worte über meinen Aufenthalt und ging, da noch genügend Zeit war, ganz gemütlich zum Bahnhof. Beim Umsteigen in Chemnitz reichte die Zeit gerade, um etwas zum Mittag zu essen. So war ich am Nachmittag rechtzeitig wieder zu Hause, um mit meiner Mutter noch einen Kaffee zu trinken. Den Rest des Tages verbrachte ich als Andrea zu Hause.
Viele Grüße
Andrea aus Sachsen
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 157 im Thema

Beitrag von Andrea aus Sachsen »

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24.4.2014
Der heutige Andrea-Tag bot für mich einiges an Neuland.
Als meine Tochter mir vor einigen Tagen sagte, dass sie wieder einmal neue Sachen bräuchte, entgegnete ich, dass auch Andrea diesbezüglich noch einiges gebrauchen könnte und bot einen Frauen-Einkaufstag an. Sie hatte nichts gegen diesen Vorschlag, aber eine gewisse Unsicherheit blieb auf beiden Seiten, was uns da wohl erwartet.
Meine Tochter hat gerade Ferien und ich habe mir auch einen Tag freigenommen. Mein Outfit haben wir am Vorabend gemeinsam zusammengestellt: schwarz-weiß gepunkteter knielanger Rock, weiße Bluse, schwarzer Blazer, hautfarbene Strumpfhose und die erst von wenigen Tagen gekauften weißen Pumps. Bei dieser Gelegenheit hatte meine Tochter erstmals einen Blick in meinen Kleiderschrank geworfen und festgestellt, dass ich schon einiges mehr an Sachen habe.
Nachdem ich mich vormittags in Andrea verwandelt hatte, stand aber zunächst ein Termin beim Optiker an. Dort hatte ich vor einigen Tagen mit der Verkäuferin wegen einer Zweitbrille aus der Damenabteilung gesprochen. Heute sollte ich mir nun ein Gestell aussuchen.
Beim Betreten des Ladens wartete die Verkäuferin schon auf mich, fragte aber, da sie mich noch nie als Andrea gesehen hatte, vorsichtshalber noch einmal nach, ob ich wegen der Zweitbrille komme. Ich glaube, sie vermied es aus Unsicherheit, die männliche oder weibliche Anrede zu verwenden. Im Laufe des Gesprächs wurde meine Besonderheit zunächst mit keinem Wort erwähnt.
Die Verkäuferin zeigte mir eine Auswahl an verschiedenen Brillenmodellen. Nachdem ich nach mehrmaligem Aufprobieren zwei davon in die engere Wahl nehmen konnte, wurden mir weitere Modelle gezeigt, die diesen ähnlich waren. Damit begann das Spiel von vorn. Nach etwa 20 Minuten hatte ich mich für ein Gestell in einem rötlichen Farbton (etwa wie meine Lippen) entschieden.
Auf Nachfrage erklärte die Verkäuferin noch, dass sie mich so nie erkannt und eine derart perfekte Verwandlung nicht erwartet hätte. Jetzt muss ich ein paar Tage warten, bis meine erste Damenbrille fertig ist.
Meine Tochter hatte sich inzwischen auch für den Frauen-Einkaufstag fertiggemacht. Entgegen ihrer Gewohnheit hatte sie sich auch einen Rock angezogen. Wegen der größeren Auswahl, aber auch um das Risiko, Bekannte zu treffen, gering zu halten, fuhren wir nach Chemnitz. Bis dorthin gingen wir sicherheitshalber getrennt, das heißt auf dem Weg zum Bahnhof und während der Fahrt selbst blieben wir zwar ständig in Sichtweite, taten aber so, als ob wir uns nicht kennen würden.
In Chemnitz besuchten wir ein Einkaufszentrum mit einigen großen Läden wie C&A, H&M u.a. Dort lief es in der Regel so ab: Wir trennten uns zunächst, sodass jede innerhalb des Ladens nach eigenen Vorstellungen etwas Passendes suchen konnte. Gelegentlich liefen wir uns dabei über den Weg, um uns kurz über das bisher gefundenen auszutauschen und uns gegenseitig Tipps zu geben. Später dann trafen wir uns an den Kabinen, wählten meist zwei benachbarte aus und konnten so mal schnell "um die Ecke" schauen, wie die neuen Sachen der anderen stehen.
Das Spiel wiederholte sich in jedem Laden mindestens zwei Mal. Nicht alles, was wir anprobierten passte oder sah am "lebenden Objekt" noch genauso gut aus wie auf dem Ständer. Unter dem Strich kam für mich bei diesem Einkaufstag heraus: ein weißes kurzärmliges Shirt mit schwarzen Blumenmotiven, ein langärmliges in braun und eine rote Damenhose. Natürlich hat auch meine Tochter ein paar schöne Teile für sich gefunden.
Nach diesem fast dreistündigen Einkaufsmarathon verspürten wir ein wenig Hunger und zogen uns erst einmal auf einen Imbissstand zurück. Danach gingen wir noch eine Runde, um nach diversen anderen Kleinigkeiten zu suchen. Ich fand bei dieser Gelegenheit noch eine Packung Rouge und eine Strumpfhose. Zum Abschuss unseres ersten gemeinsamen Frauen-Einkaufstages gönnten meine Tochter und ich uns in einem Café zwei Eisbecher. Meiner war so groß, dass ich ihn gar nicht ganz schaffte.
Auf der Rückfahrt in unsere Heimatstadt erwies sich die Taktik des "so tun als ob wir und nicht kennen" als goldrichtig. Zwei Schulfreundinnen meiner Tochter stiegen mit in den Zug ein, vor denen sie sich keinesfalls wegen meines Outfits rechtfertigen wollte. Ansonsten denke ich, dass dieser Einkaufstag auch meiner Tochter Spaß gemacht hat und dass es bestimmt mal eine Wiederholung geben wird.
Viele Grüße
Andrea aus Sachsen
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 158 im Thema

Beitrag von Andrea aus Sachsen »

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29.4.2014
Heute fand in Chemnitz eine Buchpräsentation statt: Dieter Birr, Sänger und Gitarrist der Puhdys, einer bekannten Rockgruppe aus der ehemaligen DDR, stellte anlässlich seines 70. Geburtstages seine Autobiografie vor. Dass es mich reizte, dort hinzugehen, ist eine lange Geschichte.
Die Musik der Puhdys hatte ich in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts auch mal gern gehört, bevor ich später ins Klassik-Lager wechselte. Durch meine (erwachsene) Stieftochter, bis heute selbst ein großer Puhdys-Fan, wurde ich aber über deren Entwicklung auf dem Laufenden gehalten. Auch wenn ich mit der späteren Musik der Gruppe nicht mehr viel anfangen konnte, so faszinierte mich doch die Kontinuität, mit der die Musiker immer wieder ihr Publikum fanden. Ich hatte also in den vergangenen Jahrzehnten viel über die Gruppe erfahren und jetzt reizte es mich mal, die Sache aus der Sicht eines Betroffenen zu hören.
Und dann hatte ich noch Glück, dass ich überhaupt hingehen konnte. Als ich vor etwa 4 Wochen eine Karte bestellen wollte, war die Veranstaltung bereits ausverkauft. Ich fragte daraufhin an, ob man mich benachrichtigen könne, falls jemand seine Reservierung zurückzieht. Und was ich nicht möglich gehalten hatte: Bereits wenige Tage später kam tatsächlich eine E-Mail.
Soviel zur Vorgeschichte, jetzt galt es, mich für den Abend zurechtzumachen. Ich nutzte diesmal nach der Arbeit die Räume des different people in Chemnitz zum Umziehen und Schminken. Meinen Dank dafür an die Mitarbeiter(innen) dort! Mein Outfit heute: kurzer roter enger Rock, weiße Bluse mit blauen Blumenmotiven, schwarze Strumpfhose und Pumps, darüber meinen schwarzen Blazer. Wem das bekannt vorkommt, der/die hat meine Berichte aufmerksam gelesen. Ich hatte nämlich am Vortag wieder einmal keine Zeit, etwas Neues zusammenzustellen.
Im different people traf sich heute die TS-Gruppe, die ich vor etwa 2 Jahren das letzte Mal besucht hatte. Einige kannte ich noch von damals. Für ausführliche Gespräche blieb aber keine Zeit. Nur schnell etwas trinken, dann musste ich schon wieder los: Zuerst die Tasche mit meinen Männersachen auf dem Bahnhof im Schließfach deponieren, dann am Automaten etwas Geld holen und schließlich einige Stationen mit der Straßenbahn zu Villa Esche fahren.
Dieses architektonisch äußerst interessante Bauwerk hatte ich mir im vergangenen Jahr schon einmal bei einer Führung angesehen. Heute traf ich mich mit etwa 200 Interessent(inn)en, um aus erster Hand etwas aus dem Leben eines Urgesteins ostdeutscher Rockmusik zu erfahren. Ich schätze mal, etwa 80% der Besucher(innen) waren von meiner Generation, die also den Aufstieg der Puhdys in den 70er Jahren noch miterlebt hatten.
Ich habe natürlich auch wieder beobachtet, was die anderen Damen so anhaben. Dass hier einfache Alltagskleidung deutlich überwog, war nicht anders zu erwarten. Erwähnenswert fand ich nur den etwas kuriosen Umstand, dass von den 5 oder 6 Besucherinnen, die klassische Damenkleidung bevorzugten, wie abgesprochen alle fast den gleichen Rock anhatten, zumindest, was die Länge und Form betraf. Nur bei der Farbe konnte wir uns nicht einigen: rot, grün, grau, schwarz, gemustert — wir Frauen haben ja da eine große Auswahl.
Um zur eigentlichen Veranstaltung zurückzukommen: Den breitesten Raum nahm ein Interview, eigentlich mehr eine lockere Unterhaltung ein, die der Manager von Dieter Birr als Moderator mit ihm führte. Er sprach ihn dabei immer mit seinem Spitznamen "Maschine" an — so übrigens auch der Titel des Buches. Zwei Abschnitte las der Moderator direkt aus dem Buch vor und Dieter "Maschine" Birr selbst gab musikalisch ein paar Stücke zum Besten.
Natürlich konnte man bzw. frau das Buch vor Ort käuflich erwerben und sich vom Autor signieren lassen. Ich habe eine Widmung für meine Stieftochter reinschreiben lassen, denn ihr werde ich das Buch schenken. Ich wechselte noch ein paar Worte mit "Maschine". Es ging um das Konzert, dass die Puhdys in den 70er Jahren in meiner Heimatstadt gegeben hatten und an das er sich offenbar noch gut erinnern konnte. Ob er gemerkt hat, dass ich nicht "echt" bin oder ob er in der Vergangenheit schon mal Begegnungen mit unsereins hatte, das konnte ich wieder einmal nicht in Erfahrung bringen.
Damit war dieser kurze Andrea-Tag schon wieder so gut wie zu Ende. Ich holte meine Tasche aus dem Bahnhofsschließfach und fuhr zufrieden nach Hause. Eine kleine Episode beim Aussteigen aus dem Zug möchte ich noch erwähnen: Mit mir wollte auch eine vierköpfige Gruppe junger Männer, wahrscheinlich Ausländer aussteigen. Das hätte durchaus eine brenzlige Situation werden können, doch es kam ganz anders. Der junge Mann, der die Tür öffnete, trat zur Seite und sagte in gebrochenem Deutsch: "Bitte die Dame zuerst!" Ich sagte kurz "Danke" und gab mir Mühe, damit das möglichst "weiblich" klang, um so nicht aufzufliegen.
Als ich zu Hause ankam, schlief meine Tochter noch nicht. Wir wechselten noch ein paar Worte, bevor wir uns eine "Gute Nacht" wünschten. Dabei musste ich daran denken, was ich vor nicht allzu langer Zeit für einen Zirkus veranstaltet hatte, um eine solche Begegnung zu verhindern.
Meine Fazit dieses Andrea-Tages: Kein besonders spektakuläres, aber doch ein nicht alltägliches Erlebnis.
Viele Grüße
Andrea aus Sachsen
triona
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 159 im Thema

Beitrag von triona »

Kleiner Nachtrag zu Andreas Bericht vom 19.04.14:

Da ich am letzten Samstag beim Besuch von Richard Wagners Tannhäuser in Plauen nochmal genau das selbe anhatte, wie in Annaberg gibts jetzt auch Bilder davon.
Ich hoffe, du hast nichts dagegen, daß ich sie mal hier anhänge als Ergänzung deiner Beschreibung. )))(:
Sind zwar bisserl finster geraten, aber vor der Vorstellung, als es noch hell war, war keine Zeit mehr zum Bilder machen.

Externes Bild, es gelten die Datenschutz- und Nutzungsbestimmungen der ausgewählten Seite.Quelle: http://up.picr.de/18188566kp.jpg


Externes Bild, es gelten die Datenschutz- und Nutzungsbestimmungen der ausgewählten Seite.Quelle: http://up.picr.de/18188568yt.jpg


Es war eine sehr schöne Aufführung, die mir sehr gut gefallen hat.
Hier die Beschreibung des Stücks:

http://de.wikipedia.org/wiki/Tannh%C3%A ... f_Wartburg

Schade, daß du nicht dabei warst. Aber ich habe erst am Freitagnachmittag davon erfahren und mich kurzfristig entschlossen, weil es die letzte Aufführung in Plauen war, und ich schon immer mal eine Oper von Wagner hören wollte. Es war meine erste, aber sicher nicht meine letzte. Vlt können wir ja mal zusammen nach Bayreuth auf den Grünen Hügel.


liebe grüße
triona
Andrea aus Sachsen
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 160 im Thema

Beitrag von Andrea aus Sachsen »

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Hallo Triona,
schön, dass dir die Tannhäuser-Aufführung so gut gefallen hat!
Ich freue mich über alle netten Kommentare zu meinen Berichten, fände es aber besser, wenn du diese nicht so mit Bildern überfrachten würdest. Im letzten Fall hätte eins meines Erachtens gereicht. Oder du stellst sie in deine Galerie und setzt in den Beitrag nur einen Link.
Ich bin zwar nicht unbedingt eine Wagner-Liebhaberin, aber wenn es sich mal ergibt, darf es auch mal der "Grüne Hügel" sein. Zu meinem Opernbesuch am vergangenen Wochenende haben mich übrigens die gleichen Beweggründe (letzte Vorstellung) geführt.

4.5.2014
Ich hoffe, es nimmt mir niemand übel, wenn es in meinem Bericht schon wieder um das Thema Oper geht. Langfristig geplant hatte ich die Sache nicht, aber da heute in Chemnitz die vorerst letzte Aufführung von Verdis "Don Carlos" über die Bühne gehen sollte, konnte ich einfach nicht widerstehen, obwohl ich dieses Werk vor einem Jahr schon einmal in Frankfurt/M. gesehen hatte. Das ist natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass der Besuch einer solchen Sonntagsnachmittagsvorstellung erst seit dem Outing vor meiner Tochter möglich wurde.
Ich hatte dann gleich einen kompletten Andrea-Tag daraus gemacht und mich gleich nach dem Aufstehen in Andrea verwandelt. Vormittags habe ich verschiedene Sachen zu Hause erledigt und dazu ein Outfit ausgewählt, was ich mir extra dafür in den vergangenen Wochen gekauft und zusammengestellt hatte: blaues Langarmshirt, blau-weiß gestreifter kurzer Rock, blaue Strumpfhose und weinrote Hausschuhe.
Nach dem Mittagessen erneuerte ich noch einmal das Makeup und wechselte ich zu meinem Theateroutfit, diesmal das "kleine Schwarze", komplettiert mit anthrazitfarbenen Strumpfhosen, schwarzen Pumps und einem weißen Gürtel (passend zur Halskette). Für den Weg nach Chemnitz zog ich meinen grau melierten Blazer darüber.
Vor zwei Jahren hatte ich zum letzten Mal eine Sonntagsnachmittagsvorstellung besucht und konnte zu der heutigen eine ganze Reihe Parallelen feststellen: wenig Besucher (nur etwa 60% ausgebucht), vorwiegend der Generation 60+, meist angemessene, aber nicht übermäßig festliche Kleidung, deutlich mehr Damen in Hosen.
Während ich in der Vergangenheit mehrere Veranstaltungen besuchte, bei denen kleidungsmäßig die Farbe Schwarz übermäßig deutlich dominierte, so war ich diesmal von der Farbvielfalt überrascht. Das hätte ich den vorwiegend reiferen Damen gar nicht zugetraut. Da war ich mit meinem "kleinen Schwarzen" schon fast eine Außenseiterin. Die Herren blieben natürlich bei dem bewährten Schwarz, Braun, Grau, Dunkelblau usw.
Wie gesagt, auf dem Spielplan stand "Don Carlos" von Giuseppe Verdi, was auf dem gleichnamigen Drama von Friedrich Schiller basiert. Die Handlung wurde hier in die Gegenwart versetzt. Das fand ich durchaus legitim, denn es geht in dem Werk um Macht und Liebe, und diese Themen werden wohl immer aktuell bleiben. Das Bühnenbild dazu sehr realistisch — ganz im Gegensatz zu der Frankfurter Inszenierung, wo alles sehr abstrakt und schematisch aufgebaut war. Zur Musik gibt es nicht viel zu sagen: Die war, wie könnte es bei Verdi anders sein, einfach Spitze. Einzelheiten zur Handlung und Entstehungsgeschichte können hier nachgelesen werden: http://de.wikipedia.org/wiki/Don_Carlos_(Verdi)
In Chemnitz wurde die vieraktige italienische Fassung gespielt. Diesmal war die Vorstellung gerade zur rechten Zeit zu Ende, sodass ich ohne Wartezeit mit dem nächsten Zug nach Hause fahren konnte.
Dort sah mich auch meine Tochter als Andrea. Auf meine Frage, wie sie mein Outfit findet, kam wieder die berühmte Handbewegung: (yes)
Etwa 8 Wochen nach meinem Outing kann ich somit wohl sagen, dass meine Tochter mit meiner weiblichen Seite ganz gut umgehen kann. Sie profitiert sogar davon, indem sie gelegentlich auf meine Schminkutensilien zurückgreift.
Viele Grüße
Andrea aus Sachsen
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 161 im Thema

Beitrag von Andrea aus Sachsen »

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9.5.2014
Heute war wieder Crossdressertreffen in Chemnitz. Zum ersten Mal in diesem Jahr war ich wieder dabei. Diesmal hatte ich es geschafft, im Vorfeld mal ein neues Outfit zusammenzustellen: kniebedeckender weinroter enger Stretchrock, weißes Shirt mit schwarzen Blumenmotiven (hatte meine Tochter beim gemeinsamen Einkauf für mich herausgesucht), hautfarbene Strumpfhose, weiße Pumps und darüber meinen grau melierten Blazer.
Zuerst ging es wie üblich, wenn ich direkt nach der Arbeit etwas unternehmen möchte, ins Zweithaarstudio Simone zum Umziehen und Schminken. Erstmals trug ich dabei auch meine neue Brille, meine erste echte Damenbrille. Ein Foto davon werde ich demnächst nachreichen.
Zeit für einen Einkaufsbummel hatte ich diesmal nicht eingeplant, da ich erstens erst kürzlich beim Einkaufstag mit meiner Tochter einige neue Stücke erworben hatte und zweitens mein Budget allein schon wegen der neuen Brille vorläufig erschöpft war.
Gut, eine halbe Stunde Zeit blieb trotzdem, und da konnte ich nicht widerstehen, noch einmal in die Galeria Kaufhof reinzuschauen. Bei dem reichhaltigen Angebot an schönen Sommerkleidern hätte ich auch gern bis Ladenschluss einige davon anprobiert, aber ich hatte ja etwas anderes vor.
Zwischendurch bin ich wahrscheinlich wieder einmal erkannt worden. Aus einer Gruppe von drei jungen Damen hörte ich so etwas wie "Das ist ein Mann". Ich kann mich zwar auch getäuscht haben, bin aber unbeeindruckt weitergegangen.
Das Treffen im different people war wieder gut besucht. Meine Hoffnung, nach meinem Aufruf (viewtopic.php?f=75&t=7217&start=15#p93401) die eine oder andere aus dem Forum dort zu treffen, erfüllte sich leider nicht. Nur meine (Opern-)Freundin Emma war wieder einmal gekommen und da wir uns ein halbe Jahr nicht gesehen hatten, gab es viel zu erzählen.
Die "Chefin" der Chemnitzer CD-Gruppe hat sich übrigens auch darüber beklagt, dass es zu den von ihr organisierten Ausflügen immer viele Absichtserklärungen gibt, aber nur wenige davon dann tatsächlich kommen.
Ansonsten war das Treffen als Grillabend geplant. Das kühle und feuchte Wetter erlaubte aber nicht, draußen zu sitzen. Gegrillt haben wir (draußen) trotzdem, die Sachen aber zum Verzehr reingeholt.
Gegen 22 Uhr löste sich die Veranstaltung allmählich auf. Einige gingen noch in eine Bar in der Chemnitzer Innenstadt, aber für mich lohnte sich das nicht mehr. So verabschiedete ich mich, holte die Tasche mit meinen Männersachen, die ich wie immer im Bahnhofsschließfach deponiert hatte, und fuhr nach Hause. Erstaunlicherweise war diesmal kaum jemand anderes unterwegs und ich hatte im Zug anfangs einen Wagon für mich allein. Schön auch, dass der Regen aufgehört hatte und ich trocken nach Hause kam.
Viele Grüße
Andrea aus Sachsen
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 162 im Thema

Beitrag von Andrea aus Sachsen »

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10.5.2014
Nach dem Crossdressertreffen vom Vorabend habe ich mir gleich noch einen Andrea-Tag gegönnt. So eine Konstellation hat den Vorteil, dass ich mir die Fingernägel nur einmal lackieren muss. Auch Portemonnaie und Handtasche brauche ich so nicht erneut umzupacken. Ich blieb auch bei dem Outfit vom Vorabend, was die Sache noch einmal vereinfachte.
An diesem Tag habe ich keinen Ausflug unternommen, nur ein paar kleine Einkäufe in meiner Heimatstadt. Neben einem Lebensmittelmarkt und einem Blumenladen (wegen Geschenk zum Muttertag) war ich auch beim Optiker um den Sitz meiner neuen (Damen-)Brille noch einmal korrigieren zu lassen. Jetzt sitzt sie perfekt und die Verkäuferin war ebenfalls zufrieden und wünschte mir noch viel Spaß mit der neuen Brille.
Nach dem Mittagessen wechselte ich zu meinem Haus-Outfit: blaues Langarmshirt, blau-weiß gestreifter kurzer Rock, blaue Strumpfhose und weinrote Hausschuhe. Zu Hause gab es einiges zu tun: Zeitung lesen, Papierkram erledigen, Bodenkammer aufräumen, hier ins Forum schauen u.a.
Das ist alles nichts Spektakuläres, eigentlich lohnte es sich gar nicht, darüber zu schreiben, aber auch die kleinen Dinge des Alltags gehören für mich immer mehr zum Frausein dazu und machen so teilweise noch mehr Spaß. Mal sehen, wie sich das in Zukunft noch entwickelt.
Viele Grüße
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 163 im Thema

Beitrag von Andrea aus Sachsen »

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23.5.2014
Im Chemnitzer Opernhaus wurde heute "Der Barbier von Sevilla" von Gioachino Rossini aufgeführt. Eigentlich nicht Besonderes, denn es handelt sich um eins der bekanntesten und meistgespielten Werke der Opernliteratur. Eins machte mich aber besonders neugierig auf gerade diese Inszenierung: Die Zuschauer sollten mit auf der Bühne sitzen.
Das Platzangebot war deshalb begrenzt (nur ca. 180 Plätze), aber ich hatte einige Wochen vorher noch die letzte Karte für die erste Reihe erstanden. Wenn schon, dann wollte ich ganz nah dabei sein.
Es war Freitag und ich musste arbeiten. Klar, dass ich in diesem Fall zum Umziehen und Schminken wieder die Hilfe vom Zweithaarstudio Simone in Anspruch nahm. Zu meinem Outfit gibt es nichts Neues zu sagen, das hatte ich in der Vergangenheit bei ähnlichen Anlässen schon oft getragen: schwarzer Godetrock, terracottafarbene Satinbluse, hautfarbene Strumpfhose, schwarze Sandaletten und darüber meinen grünen Blazer. Diesmal ließ ich ein Foto mit meiner neuen Brille machen: http://www.crossdresser-forum.de/phpBB3 ... ge_id=9110
Als ich die Tasche mit meinen Männersachen im Bahnhofsschließfach deponierte, nutzte ich gleich die Gelegenheit, mir eine Fahrkarte nach Berlin zum Forumstreffen am nächsten Wochenende zu besorgen.
Im Opernhaus wurden die Zuschauer durch einen für Besucher sonst nicht zugänglichen Gang auf die Bühne geführt. Die Aufführung fand im Wesentlichen auf einer nur etwa 8 x 8m große Fläche statt, die an drei Seiten von Zuschauertribünen umgeben war. Das alles befand sich auf dem drehbaren Teil der Bühne, während die Kulissen und das Orchester darum auf dem feststehenden Teil Platz fanden.
Das war quasi Theater verkehrt herum: Während sonst die Bühne gedreht wurde, um dem Zuschauer die richtige Kulisse zu zeigen, erfolgte diesmal die Drehung der Zuschauer (einschließlich Minibühne) zur richtigen Kulisse hin. Meist sah es allerdings so aus, als ob sich der Raum darum dreht.
Die Aufführung des "Barbier von Sevilla" erfolgte in Deutsch. Die sonst vom Cembalo begleiteten Rezitative wurden größtenteils durch gesprochenen Text ersetzt, wobei eine sehr freie Übersetzung diesen an heutige Sprachgepflogenheiten anpasste. Das ergab eine außergewöhnlich gute Verständlichkeit, die allerdings auf Kosten der musikalischen Authentizität gegenüber der italienischen Originalfassung ging.
Interessant fand ich die Kostüme: Herausragend die weibliche Hauptdarstellerin in einem sehr schönen knöchellangen Kleid mit Petticoat. Die männlichen Darsteller machten dagegen in ihren etwas skurrilen Kostümen einen für meine Begriffe eher lächerlichen Eindruck. Wäre das bei der heutigen Mode anders? Dass sich das ganze nur wenige Meter von den Zuschauern entfernt abspielte, war natürlich ein besonderes Erlebnis. Näheres zum Inhalt kann hier nachgelesen werden: http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Barbier_von_Sevilla
Unter den Besuchern fiel mir eine etwa 20-köpfige Gruppe von jungen Leuten auf, offenbar eine Schulklasse. Ich sah in einige etwas gelangweilte Gesichter und musste dabei an meine eigene Schulzeit denken, als ich mit meiner Klasse an gleicher Stelle auch eine Aufführung des "Barbier von Sevilla", aber normal im Zuschauerraum besuchte.
Damals fand ich die Musik noch sehr gewöhnungsbedürftig und hatte, genauso wie meine Mitschüler(innen), einige Mühe, die 2½ Stunden durchzuhalten. Völlig unvorstellbar damals, dass ich 40 Jahre später so etwas einmal richtig genießen könnte und noch dazu in einem viel schönerem Outfit.
Apropos Outfit: In der Pause hörte ich, dass die Jugendlichen wohl den Rat bekommen hatten, nicht übertrieben festlich gekleidet zu erscheinen. Das wurde von denen allerdings ganz unterschiedlich interpretiert und umgesetzt. Sowohl die schönsten (kurzen) Kleider, als auch die unpassendsten Outfits des Abends waren in dieser Gruppe vertreten.
Langanhaltender Beifall am Schluss lässt mich annehmen, dass diese Opernaufführung der etwas anderen Art bei den Zuschauern gut angekommen ist. Auch mir hat es sehr gut gefallen und ich fuhr zufrieden nach Hause.
Viele Grüße
Andrea aus Sachsen
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 164 im Thema

Beitrag von Andrea aus Sachsen »

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29.5.2014
Das diesjährige Forumstreffen in Berlin stand vor der Tür. Auf dieses verlängerte Wochenende hatte ich mich schon lange gefreut. Heute standen aber zunächst nur die Anreise und ein Konzert der Berliner Philharmoniker auf dem Programm.
Die Idee zu dem Konzert stammte eigentlich von einem anderen Forumsmitglied, die aber leider nicht mitkommen konnte. Dort allein hinzugehen, hatte ich mich erst vor wenigen Tagen entschieden, nachdem bis dahin keine anderen Vorschläge aus dem Forum kamen und als es nur noch ganz wenige Restkarten gab. Ich hatte mir daraufhin eine unter meinem weiblichen Namen bestellt. Für die Zusendung per Post war gerade noch genügend Zeit, und das hatte in der Vergangenheit auch schon mehrmals funktioniert. Diesmal aber bemerkte der Postbote offenbar den Buchstaben, der zu dem, was auf meinem Briefkasten steht, fehlte und schickte den Brief zurück. Gerade noch rechtzeitig erreichte mich eine E-Mail, dass ich die Karte nun an der Abendkasse abholen könne.
Ich bin erst gegen Mittag zu Hause losgefahren. Da hatte ich vormittags genügend Zeit zum Schminken und um die restlichen Sachen in den Koffer zu packen. Ich zog für die Fahrt einen blauen kniefreien Rock, eine Bluse mit Blumenmotiven, blaue Strumpfhosen mit Rautenmuster, schwarze Pumps und meinen grau melierten Blazer an.
Das Wetter verbesserte sich allmählich. Zumindest hatte der seit zwei Tagen andauernde Regen erst einmal aufgehört, als ich das Haus verließ. Die Fahrt mit der Bahn verlief völlig problemlos. Gegen 16 Uhr kam ich in Berlin an. Auch das Einchecken im Hotel (wieder wie im vorigen Jahr gleich "um die Ecke" vom Sonntagsclub) ging reibungslos vonstatten.
Jetzt hatte ich etwas Zeit zum Verschnaufen. Ich besserte mein Makeup noch einmal nach und wechselte für den kulturellen Höhepunkt des Tages mein Outfit: kniefreier schwarz-rot melierter Rock mit einigen Silberfäden als "Glanzpunkte", terrakottafarbene Bluse, schwarze Strumpfhose mit Rautenmuster, schwarze Pumps.
Mit der U-Bahn fuhr ich zum Potsdamer Platz. Von dort sind es nur noch wenige Minuten Fußweg bis zur Philharmonie. Zuerst holte ich meine Karte an der Abendkasse ab. Sie war noch in dem Originalumschlag mit der Aufschrift: "Der Empfänger ist unter der angegebenen Anschrift nicht zu ermitteln." Dazu das Signum des Postboten. Ich überlege mir, ob ich ihn bzw. sie mal ausfindig mache und diskret darauf anspreche.
Es war noch etwa eine Stunde Zeit bis zum Konzertbeginn. Ich besuchte in einem Nebenraum eine Einführungsveranstaltung und war erst einmal schockiert: Durchschnittsalter der Besucher hier schätzungsweise 70 und ein sehr strenger formeller Kleidungsstil. Da kam ich mir fast wie eine "Außerirdische" vor. Das war aber nur ein Bruchteil der Konzertbesucher. Später zum Konzert selbst fand sich ein recht gemischtes Publikum ein, sowohl von Altersstruktur und Kleidungsstil als auch von der Nationalität her.
Den ersten Teil der Veranstaltung bildete das Konzert für Violine und Orchester Nr. 4 d-Moll von Henri Vieuxtemps (1820 bis 1881). Den belgischen Komponisten kannte ich vorher noch gar nicht, seine Musik klang aber nicht schlecht. Gut er stammt ja auch aus der Epoche, in der die Opern entstanden, die ich am meisten mag. Als Solistin trat die amerikanische Violinistin Hilary Hahn auf. Während der Pause habe ich mir ein Autogramm ins Programmheft geben lassen:
HilaryHahn.jpg
Im zweiten Teil wurde die Manfred-Sinfonie von Peter Tschaikowski (1840 bis 1893) aufgeführt. Mein Eindruck davon ist etwas zwiespältig. Extrem unterschiedlich waren die Stimmungen und Klangfarben, die hier zum Tragen kamen.
Die Berliner Philharmonie bietet übrigens im großen Saal, wo das Konzert stattfand, Platz für fast 2500 Besucher und war ausverkauft. Das hat mich doch etwas überrascht, wenn ich dagegen die magere Auslastung manches Opernhauses mit nur einem Bruchteil der Sitzplätze betrachte.
Mit einer Reihe neuer Eindrücke verließ ich den Konzertsaal und fuhr mit der U-Bahn zum Hotel zurück.
In froher Erwartung, was die nächsten Tage noch bringen, machte ich mich zur Nachtruhe fertig.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Viele Grüße
Andrea aus Sachsen
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Re: Andrea – meine Erlebnisse

Post 165 im Thema

Beitrag von Andrea aus Sachsen »

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30.5.2014
Der Tag begann wie üblich mit dem Schminken im Hotel. Aus Outfit wählte ich noch einmal das Gleiche wie bei meiner Anreise am Vortag: blauer kniefreien Rock, Bluse mit Blumenmotiven, blaue Strumpfhose mit Rautenmuster, schwarze Pumps und grau melierter Blazer.
Beim Frühstück war ich (wieder einmal) die einzige Frau, die einen Rock trug.
Es waren noch reichlich 3 Stunden Zeit bis zum ersten offiziellen Treffen im Sonntagsclub. Diese nutzte ich zu einem kleinen Einkaufsbummel in den Schönhauser Allee Arcaden. Ich fand einige schöne Sachen, probierte das eine oder andere auch, habe aber bewusst nichts gekauft. Für den nächsten Tag hatte ich einen größeren speziellen Einkauf geplant und da wollte ich erst einmal abwarten, ob danach noch etwas Zeit und Budget übrig ist.
Noch während des Einkaufsbummels traf ich als erste von "uns" Petra und Frau. Wir begrüßten uns kurz, gingen aber dann vorerst die eigenen Wege weiter. Wenig später schaute ich auf die Uhr und merkte, dass es Zeit wurde, zum Treffen in den Sonntagsclub zu gehen. Wie schnell 3 Stunden im Einkaufszentrum doch vergehen, auch ohne etwas zu kaufen!
Schließlich kam es zu den ersten Begegnungen im Sonntagsclub. Einige kannte ich ja schon vom vorigen Jahr oder von individuellen Treffen, andere konnte ich erstmals in natura kennenlernen. Wir waren noch in den ersten netten Gesprächen vertieft, da kam der Beginn des Workshops zur Gewaltprävention beinahe etwas ungelegen, aber alle, die hier waren, hatten es ja so gewollt.
Wir setzten uns halbkreisförmig um den Referenten und durften uns zunächst einzeln vorstellen und unserer Erwartungen an diese Veranstaltung äußern. Fast einstimmig hofften alle auf Hinweise, wie wir uns verhalten sollen, um in der Öffentlichkeit drohenden gewaltsame Übergriffen aus dem Weg zu gehen oder eine Eskalation zu vermeiden. Darauf wurde dann auch umfassend eingegangen und jede(r) durfte auch eigene Erlebnisse und Erfahrungen einbringen.
Zum Ergebnis der Veranstaltung kann ich nur für mich sprechen: Einige der Hinweise hatte ich an anderer Stelle unabhängig von der Trans*-Problematik schon mal gehört bzw. gelesen, aber einige neue Aspekte waren doch dabei. Gelohnt hat sich die Teilnahme damit auf jeden Fall. Dass der Workshop nicht, wie ursprünglich vorgesehen, von der Berliner Polizei, sondern von einem Vertreter der Antidiskriminierungsberatung durchgeführt wurde, tat der Sache keinen Abbruch.
Inzwischen stellte sich ein gewisses Hungergefühl ein. Zum Mittagessen war es zu spät, also begnügte ich mich mit ein paar belegten Brötchen bei einem Bäcker in der Nähe vom Sonntagsclub. Darialena ging es wohl ähnlich und sie begleitete mich dabei. Natürlich hatten wir uns dabei noch viel zu erzählen.
Anschließend ging ich ins Hotel zurück um mich für die Abendveranstaltung zurechtzumachen. Ich besserte mein Makeup noch einmal nach und wechselte mein Outfit: blau-schwarzes figurbetontes Kleid, blaue Strumpfhose, schwarze Pumps und darüber einen schwarzen Blazer.
Wie fast alle Teilnehmer(innen) des Forumstreffens, hatte auch ich mir vorgenommen, den Freitagstreff der Transsisters in der Bar Voyage zu besuchen. Von meinem Hotel aus konnte ich mit der U-Bahn ohne Umsteigen bis Nollendorfplatz durchfahren. Von dort sind es zu Fuß nur noch etwa 400 Meter bis zur Bar Voyage.
Ich fand es ganz gemütlich dort. Die netten Gespräche vom Nachmittag konnte ich fortsetzen, nicht nur mit Mitgliedern unseres Forums. Die Zeit verging wie im Flug. Bei einem Gespräch stellte sich heraus, dass Maj-Britt (Aschenputtel) im gleichen Hotel wie ich untergekommen ist. So entschlossen wir uns kurz nach Mitternacht, gemeinsam dorthin zurückzufahren. Die Fahrt mit der U-Bahn verlief ohne Probleme. Das wenige Stunden vorher im Präventions-Workshop Gelernte brauchten wir nicht anzuwenden.
Im Hotel angekommen, ging jede auf ihr Zimmer. Ich schminkte mich ab und legte mich nach diesem überaus erlebnisreichen Tag zu Ruhe.
Viele Grüße
Andrea aus Sachsen
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