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von sbsr » Fr 10. Nov 2017, 10:07
Bislang war ich nur zum Stammtisch draußen unterwegs, da ist lediglich der Weg vom Auto ins Wirtshaus und wieder zurück, das heißt ich habe keine allzu große Erfahrung.
Was ich aber sagen kann, beim ersten Mal war ich vor dem Aussteigen total aufgeregt, weil ich befürchtet habe, dass mich jeder der mir entgegen kommt anglotzen wird. Breite Schultern und markant männliche Gesichtszüge lassen sich halt nicht verstecken.
Interessanter Weise war es mir egal, sobald ich die Autotür hinter mir geschlossen hatte, keine Ahnung wie und warum. Ich habe nur auf die Leute auf dem Bürgersteig und Radfahrer geachtet, um niemanden über den Haufen zu rennen und nicht selbst überrannt zu werden. Ob mich jemand ansieht oder nicht habe ich überhaupt nicht beachtet.
Später im (gut besuchten) Biergarten habe ich ein wenig auf die Leute rund herum geachtet, und habe niemanden bemerkt der besonders Notiz von uns genommen hätte. Natürlich wird geschaut, wenn ein Mädel im Kleidchen durch den Biergarten läuft, aber das wird es bei Bio-Frauen auch.
Irgendwann kam eine Familie, Papa, Mama, Tochter um die 15, Sohn vielleicht 12, die sich an den Tisch schräg gegenüber setzten. Deren pseudo-heimliches jeder darf mal kucken, aber nicht alle gleichzeitig, war einfach nur lustig anzusehen. Tuscheln, Mama kuckt, die anderen tun so als wenn nichts wäre, wieder tuscheln und Papa kuckt, und so weiter. Ich habe zurück gelächelt und meine Tischnachbarin Bettina darauf aufmerksam gemacht, die dann auch hin gelächelt hat. Fall erledigt.
Ich denke das ist auch die beste Art und Weise damit umzugehen. Ich bin Crossdresser, aber ich habe nichts verbrochen, also brauche ich mich für nichts schämen. Die meiste Akzeptanz können wir meiner Meinung nach erzeugen, wenn wir uns einfach nur natürlich verhalten. Dann erzählt vielleicht jemand am Abend seiner Freundin, hey ich habe heute einen Mann im Kleid gesehen, ja und weiter?! Nichts weiter.
Die folgenden Male auf dem Weg zum Stammtisch, mit etwas mehr Selbstsicherheit im Gepäck, habe ich bewusst darauf geachtet, ob ich angeschaut werde. Sozusagen zu Forschungszwecken um meine Außenwirkung etwas einschätzen zu können. Das Ergebnis, Leute die man selbst anschaut, schauen auch zurück, Blickkontakt weckt Interesse. Die, an denen ich einfach vorbei gegangen bin, haben auch nicht groß geschaut.
Was ich damit sagen will, ich teile absolut die Einschätzung, je mehr man sich Gedanken darüber macht, um so mehr hat man den Eindruck angeschaut zu werden. Sogar noch weiter, je mehr man unsicher um sich blickt, umso mehr wird man auch tatsächlich zur Kenntnis genommen und gemustert.
So blöd und abgedroschen es klingen mag, mach Dir einfach keine Gedanken, sondern genieße die Zeit.
LG, Svenja
Erinnerungen sind das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.