Ich habe heute Morgen im Crossdresser-Forum das Thema „Rolle“ im Sinne von Rolle „spielen", „annehmen" (wieder)entdeckt.
Nach allem, was ich in den letzten Zweieinhalbjahren durchgemacht habe und nach allem, was ich meinen Lieben zugemutet habe, erscheint mir dieser Begriff auf dem ersten Blick wie ein Schlag ins Gesicht.
Ich bin doch keine „Rolle“ oder doch? Kann man es auf diesen Begriff reduzieren? Und was unterscheidet denn, eine "Rolle haben" von einer "Rolle spielen“.
Gibt es aktive, passive Komponenten? Gibt es Dinge, die ich beeinflussen kann, soll und muss und gibt es Dinge, die mir einfach "zu Eigen“ sind, die ich mitbringen.
Spontan fällt mit die Trennung von Wissenschaft und Geisteswissenschaft ein. Meine Biologie, meine Gene, mein Aussehen, meine „inneren Voraussetzungen“ stehen auf der einen Seite … auf der anderen Seite der „Geist“ der alles zusammenfasst und mich wohl von „geistlosen Lebewesen“ unterscheidet. Aber was ist denn das nun schon wieder, „Herz", Seele, Liebe, Gewissen, Geist, Gefühle …… Ich bin 51 Jahre und völlig verwirrt (nicht irre, bitte).
Alles wird noch einmal durcheinander gewürfelt. Wie sehe ich mich, wie fühle ich mich? Wie nehmen mich andere Menschen wahr und wie sind Ihre Gefühle zu mir? (-> das ist die Egomanin wieder)
Und noch etwas fällt mir ein. Das Rollenmodell passt recht gut auf das Schubladenmodell, meine ich. Eine Rolle eine Schublade …. Aber ist eine Schublade auch gleich eine bestimmte Rolle? Ich bin Frau und möchte auch gerne so wahrgenommen werden. Also hüpfte ich mal so in die Schublade Frau und fühl mich für mich wohl. Doch ist meine Schublade „Frau“ die Gleiche, wie „Eure“?
Übrigens, wer Struktur in diesem Text erwartet ist gekniffen. Ich bin sieben Stunden Motorrad auf Gran Canaria gefahren, keine Chance. Aber vielleicht ist das auch gar nicht mal so schlecht.
Aber wir waren bei der „Rolle“. Dazu fällt mir immer gleich Schauspiel ein, Theater. Wir hatten ja gerade Beiträge im Forum, über Soldaten, die Frauenrollen im 1. Und 2. Weltkrieg gespielt haben. Wie passend ….
Ich selbst spiele seit etwas über einem Jahr Impro-Theater und natürlich vor meinem Outing als „Mann“ mit Männerrollen. Sicher habe ich die Rolle ausgeweitet und mal die Tunte raushängen lassen, aber es war immer die Definition: Mann, der Frau spielt. Mit dem Outing gab es dann eine ganz klare Ansage meiner Lehrerin: Du bist Frau, Du spielst auch nur noch Frauenrollen! Dazu muss man sagen, dass das Improvisieren-Theater vielleicht auch die klaren Einteilungen haben muss, da ja keine Kostüme zum Einsatz kommen. Daher: ich bin Vanessa und ich kann auch nur weibliche Rollen spielen. Oh, wie war ich dankbar! Grundsätzlich ginge natürlich auch eine Transperson zu spielen, aber das kommt thematisch quasi nicht vor und da ist das Theater vielelicht auch zu sehr schwarz/weiß. Ich weiß es nicht.
Mit der Frauen“rolle“ habe ich dann aber doch ein Problem. Kleide ich mich weiblich, gelingt es anderen mich auch so zu deuten. Fahre ich zum Beispiel Motorrad, wie heute, ist wenig weibliches im Aussehen zu erkennen und auch der (Silikon-)Busen als deutliches Zeichen reicht nicht mehr aus. Da wird aus der Señora gleich wieder ein Segñor (grummel).
Ich habe im Laufe der letzten Monate meine Frauenrolle deutlich überdacht und mein Wunsch ist es, eine „natürliche“ Frau zu sein. Das ist für mich auch mal Jeans und T-Shirt tragen und keine Schminke auflegen. Tataaaa … da ist das Schubladen- und Rollenproblem. Ich passe nicht mehr hinein. Was bin ich den nun?
Ich glaube ich brauchen ein Modell mit/für inneren und äußeren Rollen/Schubladen/Voraussetzungen, denn im Gegensatz zu Cybill kann ich für andere und auch für mich keinen (herren-)Anzug mehr tragen und mich dabei wohlfühlen.
Für mich ist es eine Qual …. und quälen tue ich mich nur noch für meine Liebsten … unter Protest!
Vielleicht (Sicher) fällt mir noch mehr ein zu diesem spannenden Thema … später

Liebe Grüße
Vanessa
Sonntag, 11. November 2018