Können schon. Aber.
Erstens, wie Anne-Mette sagt: zuverlässig und regelmässig. Es gibt verschiedene Bezugsquellen. Von Online-Doktor-Portalen bis zu definitiven Graumärkten. Bei ersteren muss man zwar nur die richtigen Antworten ankreuzen, aber eher -hm- geschönte persönliche Daten, wegen männlichem Namen, Alter, etc. Bei den Graumärkten kann man mglw schon mal ein paar Euro versemmeln, weil der Versender hochgenommen wird oder unseriös ist. Ob das gelieferte Produkt keine Fälschung ist, weiss man auch nicht. In NL und F ist Östrogen in Apotheken zu bekommen, das ist nicht um die Ecke.
Wie lange solche Quellen verfügbar sind ist völlig offen. Bedenke, dass du für ein stabiles Ergebnis dein ganzen Leben lang Ö nehmen musst. Pausen und absetzen führen zu "Rückverwandlungen", mglw negativen emotionalen Folgen und, wenn deine Testoproduktion nicht wieder anspringt, zu Hormonmangelrisiken wie Osteoporose. Spätestens dann _brauchst_ du externe Hormongabe.
Zweitens, was genau? Ich beschränke mich auf bioidentisches Estradiol. Das scheint nach meinen Recherchen [-ich habe keine med. Ausbildung ausser San-Helfer-] relativ risikoarm zu sein und reicht mir für meine Enbi-Transition. Ausserdem bekommt man es in passenden, niedrigen Dosierungen und verschiedenen Darreichungsformen, denn die Standardanwendung ist HET bzw. Hormonergänzung für Frauen nach der Menopause. D.h. ich fahre die kleinstmögliche Transitionsschiene.
Wenn du hormonell alles rausholen willst, was ohne OPs geht, willst du vielleicht auch Testoblocker und/oder zusätzlich Progesteron für die fehlende Portion Oberweite (und andere Dinge). Blocker gibt es auch aus den üblichen Quellen, aber nicht die "guten", eher problemarmen, soweit ich weiss. Und Progesteron nur in niedriger Dosierung.
Drittens, Risiken. Leberschäden, Nierenschäden, Thrombosen bis zu lebensgefährlichen Embolien, Muskelabbau, diverse Krebsarten, Diabetes, Prostataschäden und noch ein paar. Alles kann, nichts muss. Die meisten Risiken liegen im Bevölkerungsdurchschnitt wohl im Beriech von <10 pro 1000-10000 Anwendungsjahre. Da die Untersuchungsgruppe relativ klein ist und meist nur die Problemfälle auftauchen, weiss man es nicht genau, nur was alles schon beobachtet wurde.
Wie hoch deine individuellen Risiken sind, können die Bluttests ein wenig eingrenzen. Genau so läuft das bei Standard-Transitionen auch. Das meiste dient der Absicherung der Endos, um im Ernstfall nachweisen zu können, dass sie alle bekannten Dinge vorher abgeprüft haben. Gegebenenfalls variieren sie das Präparat (Estradiol-Variante) oder die Verabreichungsform (Pille, Gel, Pflaster).
Ich spreche wie immer nur für mich. Mir persönlich, mit meiner Gesundheitsgeschichte - keine inneren, endokrinologischen Themen bisher - und nach Durchsicht etlicher Artikel und Paper _scheint_ meine Selbstmedikation für mich ausreichend risikoarm. Aber getestet ist das nicht. Deshalb der ganze Aufwand (naja, auch weil es Spass macht und interessant ist).
Also ja: Rein praktisch kannst du völlig ohne weiteres das Zeugs kaufen, einwerfen und auf's beste hoffen, was Qualität, Wirkung, Risiken und Bezugsquellen angeht. Mir wäre das etwas zu risikoreich in meinem Alter (wir sind übrigens der geliche Jahrgang).
Am 1.6. hab ich übrigens nen Termin für Brustultraschall. Das wird sicher spassig
